Oktober 2010

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Schrumpfende Antarktis
Umfassende Studie bestätigt: Eisschmelze am Südpol wird direkt vom Klimaphänomen El Niño beeinflusst

wissenschaft.de, 30.10.2010

Die Klimaphänomene El Niño und La Niña haben einen deutlichen Einfluss auf die Eismassen des Südpols. Zu diesem Schluss sind Wissenschaftler des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ in Potsdam gekommen, nachdem sie von Schwerefeldsatelliten erhobene Daten über die Südpolregion ausgewertet hatten. Die Studie (...) bestätigt und präzisiert die Theorie, wonach Niederschlagsschwankungen im Polargebiet in direktem Zusammenhang mit der El-Niño-Warmphase und der La-Niña-Kaltphase stehen. Bislang stützte sich diese Annahme lediglich auf die Daten, die einzelne Wetterstationen ermittelt hatten. Durch die Erfassung mit Hilfe der Satelliten steht nun eine breitere Datenbasis zur Verfügung und die Theorie somit auf stabileren Füßen.

Dank der 2002 gestarteten Satellitenmission GRACE kann das Schwerefeld der Erde sehr genau analysiert werden. Massereiche Gebiete wie Gebirge oder eben Eisfelder zeichnen sich auf den Satellitenbildern deutlich ab. Etwaige Veränderungen können entsprechend gut verfolgt werden, so auch die Zu- oder Abnahme der Eismassen. Auf diese Weise gelang es den Forschern, zwei Regionen auszumachen, die besonders von Schwankungen in der Eismächtigkeit betroffen sind: Die Antarktische Halbinsel, wo sich die Luft über den globalen Durchschnitt hinaus erwärmt hat und große Schelfeisgebiete im Verschwinden begriffen sind, sowie das Amundsen-Gebiet der West-Antarktis, wo sich die Dicke des Eisschildes ebenfalls rapide ändert. (...) [weiter]

 

Kein neues EU-Recht zu Konzessionen erforderlich
BDEW zur 9. Wasserwirtschaftlichen Jahrestagung 2010 in Berlin

bdew.de, 25.10.2010

Bestehende Regelungen zu Konzessionen ausreichend / EU-Kommission sollte ablehnendes Votum des Europäischen Parlaments beachten

Die Europäische Kommission hält trotz intensiver Diskussionen an ihren Plänen fest, die Vergabe von Dienstleistungskonzessionen ausschreibungspflichtig zu machen. Nach aktuellem Sachstand will die Kommission am 27. Oktober dieses Jahres im Rahmen der Veröffentlichung des "Single Market Act" entscheiden, ob sie für den Bereich der Dienstleistungskonzessionen Anfang 2011 einen entsprechenden Vorschlag vorlegt. Dies beträfe auch die Trinkwasserversorgung in Deutschland unmittelbar.

Zusammen mit dem Europäischen Parlament und dem Bundesrat ist der BDEW der Ansicht, dass eine solche Initiative nicht notwendig sei. Die bestehenden Regelungen sind ausreichend. Das Europäische Parlament hatte sich im Mai 2010 fraktionsübergreifend gegen eine Initiative im Bereich der Dienstleistungskonzessionen ausgesprochen. Dieser demokratische Wille sollte aus unserer Sicht von der Europäischen Kommission geachtet werden. (...) Eine Ausschreibungspflicht für Dienstleistungskonzessionen würde die Handlungsfreiheit der Kommunen und damit Artikel 28 des Grundgesetzes beschränken, so der BDEW.

(...) Gerade vor dem Hintergrund der internationalen Diskussion habe der BDEW den Vergleich Europäischer Wasserpreise und Abwassergebühren (VEWA-Studie) aktualisiert. Im Ergebnis zeige sich, dass (...) der deutsche Verbraucher (...) gemessen am verfügbaren Einkommen annähernd gleich viel für die Wasser-versorgung bzw. Abwasserentsorgung wie die Verbraucher in England, Frankreich, Österreich und den Niederlanden zahle. [weiter]

 

Transparenz-Offensive soll Regulierung der Wasserwirtschaft verhindern

FinanzNachrichten.de, 25.10.2010

Seitdem der Bundesgerichtshof (BGH) Anfang des Jahres die hessischen Kartellbehörden in ihrer Entscheidung über die Kürzung von Wasserpreisen bestätigt hat, stehen die Wasserversorger in vielen Bundesländern unter Druck. Die Monopolkommission empfiehlt eine Regulierung im Wassermarkt und wird von Verbraucherschützern darin bestärkt. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) stellt sich der Preisdiskussion mit einer Transparenz-Offensive entgegen und lehnt eine Regulierung der Wasserbranche ab.

Die 9. Handelsblatt Jahrestagung "Wasser- und Abwasserwirtschaft" (24. und 25. November 2010, Berlin) greift die Auswirkungen des BGH-Urteils auf die Wasserwirtschaft sowie weitere kartellrechtliche Anstrengungen gegen steigende Wasserpreise auf. Wie die Wasserwerke weiterhin wirtschaftlich, effizient und nachhaltig die Wasser- und Abwasserversorgung garantieren können, sind weitere Themen dieser etablierten Branchentagung. (...) [weiter]

 

Weltraumtechnik gegen Wassermangel

heise online, 19.10.2010

Wissenschaftler am Field and Space Robotics Laboratory des MIT haben ein kompaktes, transportables Wasserentsalzungsgerät entwickelt, das mit Solarenergie betrieben wird. Nach Angaben der Wissenschaftler erzeugt ein erster Prototyp des Moduls 80 Gallonen (rund 300 Liter) Trinkwasser pro Tag.

(...) Die Anlage arbeitet nach dem Prinzip der Umkehr-Osmose. (...) Das Verfahren an sich ist nicht neu – es wird vor allen Dingen in den Golfstaaten in großen, zentralen Anlagen angewandt. Der energetische Aufwand ist allerdings recht hoch: zwischen 4 und 9 Kilowattstunden pro Kubikmeter – und die werden gegenwärtig noch zumeist mit Hilfe von fossilen Energieträgern erzeugt. Im April hatte IBM bekannt gegeben, man wolle gemeinsam mit Partnern aus Saudi-Arabien die größte, solarbetriebene Meerwasser-Entsalzungsfabrik der Welt bauen. Die MIT-Forscher wollen das Verfahren nun jedoch auch für kleine, dezentrale Anlagen umsetzen. Um den Wirkungsgrad der Anlage zu erhöhen, haben sie das Solarmodul mit verschiedenen Sensoren ausgestattet, (...) um etwa die Leistung der Pumpe – dann automatisch an die jeweiligen Wetterbedingungen anpassen. [weiter]

 

VDMA: Wasser- und Abwassertechnik weiterhin auf Erfolgskurs

Chemietechnik, 18.10.2010

Die deutschen Anbieter von Komponenten und Systemen zur Wasseraufbereitung, Abwasser- und Schlammbehandlung zeigen sich optimistisch und berichten von einer guten Auftragslage im ersten Halbjahr 2010 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch die Halbjahresbilanz an Ausfuhren verdeutlicht mit 299 Millionen Euro, ein nach wie vor solides Exportgeschäft in Höhe des Vorjahreszeitraum mit 299 Millionen Euro.

(...) „Die Geschäftserwartungen für das zweite Halbjahr 2010 werden von der Mehrheit der VDMA-Unternehmen der Wasser- und Abwassertechnik aufgrund einer guten bis sehr guten Auftragslage und hoher Anfragetätigkeit seit Anfang diesen Jahres optimistisch eingeschätzt" (...). Die Kapazitäten der Unternehmen seien im 2. Halbjahr 2010 zu 89 Prozent ausgelastet.

Weltweit stärkste Exportmärkte, waren im ersten Halbjahr 2010, Russland mit 31 Millionen Euro vor China mit 24 Millionen Euro. In den EU-27 Staaten fielen die Exporte um 2,5 Prozent auf 123 Millionen Euro. Stärkste Märkte in dieser Region waren Frankreich mit 19 Millionen Euro gefolgt von Österreich mit 14 Millionen Euro. Auch für das zweite Halbjahr erwarten die Unternehmen ein weiteres Wachstum im Exportgeschäft.

Entsprechend einer aktuellen Umfrage des VDMA-Fachverbandes Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate, im August 2010, verteilten sich die Aufträge für die Hersteller und Lieferanten von Wasseraufbereitungs-, Abwasser- und Schlammbehandlungsanlagen, seit 1.Januar 2010, auf die folgenden fünf wichtigsten Abnehmerbranchen: Öffentliche und private Ver- und Entsorger, mit 29 Prozent, chemische, petrochemische und pharmazeutische Industrie, mit 17 Prozent, die Energieerzeugung- und Verteilung mit 10 Prozent, die Nahrungs- und Genussmittel- einschließlich Getränkeindustrie mit 7 Prozent, sowie die metallbe- und verarbeitenden Industrie mit 6 Prozent.

(...) Im 1. Halbjahr 2010 konnten 41 Prozent der befragten Unternehmen ihren Umsatz steigern und weitere 32 Prozent das Niveau vom Vorjahreszeitraum halten. 55 Prozent der an der Umfrage beteiligten Unternehmen berichteten von einem unverändert guten Geschäftsergebnis im 1. Halbjahr 2010 und weitere 23 Prozent konnten sogar eine Steigerung verzeichnen. Im 2. Halbjahr 2010 rechnen 45 Prozent der an der Umfrage beteiligten Unternehmen mit Umsatzsteigerungen und weitere 45 Prozent mit gleichbleibend stabilen Umsätzen. [weiter]

 

WWF-Living Planet Report 2010: Planet im Würgegriff
Menschheit lebt von den „ökologischen Rücklagen“ der Natur

wwf.de, 13.10.2010

Die Menschheit lebt über ihre Verhältnisse, dies ist die zentrale Botschaft des „Living Planet Reports 2010“, den der WWF heute vorgestellt hat. Der Bestand von 2.500 ausgewählten Tierarten, die charakteristisch für die unterschiedlichen Land-, Meeres- und Süßwasserökosysteme der Erde sind, ist seit den 70er Jahren im Schnitt um rund 30 Prozent zurückgegangen. In den Tropen ist der natürliche Reichtum sogar noch stärker eingebrochen. Hier gingen die Populationsgrößen um fast 60 Prozent zurück. Der Living Planet Report dokumentiert, dass die Ursache für den Artentod im wachsenden Hunger nach Rohstoffen und natürlichen Ressourcen ist. „Um die Nachfrage nach Nahrung, Energieträgern und anderen natürlichen Rohstoffen zu decken, bräuchte man schon jetzt einen zweiten Planeten“ (...). Der scheinbare Wohlstand in den Ländern mit hohem Einkommen werde mit dem biologischen Reichtum u.a. der Tropen erkauft. Auch Deutschland gehöre zu den ökologischen Schuldnerländern.

Der „Living Planet Report“ des WWF ist eine umfassende Langzeituntersuchung zur Entwicklung der biologischen Vielfalt in den vergangenen 40 Jahren. Er erscheint alle zwei Jahre. Neben der „Volkszählung“ ausgewählter Arten analysiert die Studie den so genannten „ökologischen Fußabdruck“ der Menschen in den verschiedenen Regionen der Welt.  Dabei  wird der Verbrauch an nachwachsenden Rohstoffen in die zur Produktion notwendige Fläche umgerechnet. Der Landverbrauch für die Nahrungsmittel- und Holzproduktion wird ebenso berücksichtigt wie die für Städte, Straßen und andere Infrastruktur benötigten Gebiete. Zudem bezieht die Modellrechnung die Waldfläche ein, die nötig ist, um das Treibhausgas CO2 aufzunehmen.

Verteilt man die natürlichen Schätze gerecht, stünden bei der aktuellen Weltbevölkerung jedem Erdenbürger maximal 1,8 Hektar zu. Doch die Realität sieht anders aus:  In den reichen Staaten ist der ökologische Fußabdruck der Menschen rund fünf Mal so groß wie in den ärmeren Ländern. (...)

Negativ schlägt vor allem der hohe Energieverbrauch mit dem damit verbundenen CO2-Ausstoß zu Buche. Mittlerweile geht fast die Hälfte des ökologischen Fußabdrucks auf die Bereitstellung von Energie zurück. Das gilt auch für Deutschland. Dieser Anteil hat sich in den vergangenen 50 Jahren mehr als verzehnfacht. Der Raubbau an den natürlichen Ressourcen wird auch auf anderen Gebieten deutlich: Die industrielle Fischerei hat 70 Prozent der Fischgründe weltweit stark geschädigt. Weil die großen Fische immer seltener werden, konzentrieren sich die Fangflotten auf kleinere Fische und Krill. Weltweit sind dadurch 520 Millionen Menschen gefährdet, die von der Fischerei abhängig sind. Ähnlich die Situation der Wälder: Jährlich gehen 130.000 Quadratkilometer Waldflächen durch die Umwandlung in Weide- und Anbauflächen verloren. Das entspricht etwa der 1,5-fachen Fläche Österreichs.

Der WWF Report macht deutlich, dass die OECD-Staaten derzeit mit 40 Prozent noch den größten Anteil am ökologischen Fußabdruck haben. Durch die hohe Bevölkerungszahl in China, Indien, Brasilien und Russland und den wachsenden Konsum wird der Fußabdruck dieser Länder ebenfalls immer tiefer. (...)

Der WWF stellt sechs Forderungen auf, um den Planeten aus dem „Würgegriff“ zu befreien. (...) [weiter]

 

Warmes Wasser lähmt Eisküche der Arktis: Kieler Meeresforscher von Expedition zurück

idw-online.de, 12.10.2010

Die Arktis nimmt großen Einfluss auf das globale Klima der Erde. Deswegen beobachten Wissenschaftler mit zunehmender Besorgnis, dass das Ausmaß und die Geschwindigkeit des Klimawandels in der Arktis besonders stark zunehmen. So hat die Meereisbedeckung in den Sommermonaten in den vergangenen 30 Jahren um fast 40 Prozent abgenommen. In dem Projekt ‚Laptev-See-Polynja’ schon seit mehreren Jahren Messungen in der nordsibirischen Laptev-See durchgeführt, um die langzeitigen klimatischen Veränderungen in der Meereisbedeckung zu erforschen (...). Auch, wenn die komplizierten Mechanismen noch nicht vollkommen durchschaut sind, lässt sich sagen, dass verschiedene Faktoren die Oberflächentemperatur kontinuierlich ansteigen lassen und die Eisproduktion zurückgeht – das Eis wird dünner und die Ausdehnung im Sommer erreichte 2010 wieder Minimalwerte vergleichbar dem absoluten Minimalrekord im Jahr 2007.

(...) Ziel der fünfwöchigen Expedition war eine der Schlüsselregionen der arktischen Meereisproduktion, die Laptev-See, sowie Teile der angrenzenden Kara-See. Neben hunderten von Wasserproben aus verschiedenen Tiefen, mit deren Hilfe meereschemische und meeresbiologische Parameter bestimmt und im Vergleich mit älteren Daten auf Veränderungen untersucht wurden, lag ein Schwerpunkt auf der Untersuchung der meeresphysikalischen Parameter. Dazu gehörten etwa hochauflösende lokale Messungen vom Schiff aus. Außerdem bargen die Forscher Langzeit-Meeresobservatorien, die für ein Jahr vor Ort unter Wasser Daten sammeln konnten und brachten diese nach dem Auslesen der Daten für ein weiteres Jahr wieder in Position. Die Beobachtungen dieser Langzeit-Meeresobservatorien geben zum einen Rückschlüsse auf langfristige reale Veränderungen der Arktis und liefern zum anderen die Grundlagen für Modellrechnungen und Prognosen.

(...) nach erster Sichtung der Daten an Bord wird deutlich, dass das sensible System der Arktis alles andere als stabil genannt werden kann. Das deutlich wärmere Wasser in verschiedenen Tiefen könne direkt für eine zeitlich verzögerte und vor allem verminderte Meereisbildung verantwortlich gemacht werden. (...) Diese Erwärmung wird mit dem Einfließen von atlantischem Wasser erklärt, das normalerweise nur in den tieferen arktischen Becken zirkuliert, aber in den vergangenen Jahren überraschenderweise mehr und mehr auch in den flachen Schelfregionen auftritt. Dieser Trend ließ sich seit 2000 zuerst auf den sibirischen Schelfen beobachten und tritt hier auch heute noch am deutlichsten zutage – hat jedoch Auswirkungen auf die gesamte arktische Eissituation: Das hier produzierte Meereis wandert mit Hilfe der Transpolardrift bis nach Grönland, so dass Änderungen in der Menge direkte Folgen für das europäische Klima haben. Gerade die Laptev-See, die einen Anteil von knapp einem Drittel an der arktischen Meereisproduktion hat, ist eine Schlüsselregion für diese sich schnell verändernden Prozesse.

(...) Der Einfluss des neuerdings stark sauerstoffarmen Bodenwassers auf die Produktion von Biomasse durch Plankton oder Bakterien sowie auf andere Meeresbewohner ist noch unklar – welche weitreichenden Auswirkungen dies dann wiederum auf das globale Meeresökosystem haben wird, ist nach aktuellem Kenntnisstand noch nicht einmal grob abzuschätzen. [weiter]

 

Flussturbine - Propellerräder unter Wasser liefern Strom

FAZ, 10.10.2010 

Im direkten Vergleich mit einem Windrad kann das erste deutsche Strömungskraftwerk, das vor wenigen Tagen bei St. Goar in den Fluten des Rheins versenkt wurde, gleich mit zwei Vorzügen aufwarten: Bis auf die aus dem Wasser ragenden vier „Haltepfähle“ ist von der Anlage nichts zu sehen - und sie arbeitet weitgehend lautlos. Dem steht jedoch ein wesentlicher Nachteil gegenüber: Mit gerade mal sechs Kilowatt ist ihre Stromausbeute recht bescheiden. Lediglich zehn Haushalte ließen sich damit versorgen, selbst kleine Windräder sind in diesem Punkt um Klassen besser. Dafür müssen sie mit den Unwägbarkeiten des Wetters klarkommen. Bei Flaute stehen sie still, anders als das Flusskraftwerk, dessen Ausbeute über das ganze Jahr weitgehend gleich ist. Schon Minianlagen erzeugen wertvollen Grundlaststrom.

(...) Man ist daher grundsätzlich so gut oder so schlecht wie die im Mittelalter auf dem Fluss installierten Strom- und Schiffsmühlen, die verschwanden, als man durch den Bau von Stauwerken die Energieausbeute deutlich steigern konnte.

Dass sich dennoch rund ein Dutzend Hersteller seit geraumer Zeit wieder mit Anlagen beschäftigt, die „nur“ die kinetische Energie des strömenden Wassers nutzen, hat mehrere Gründe. So kann man auf teure Dämme oder Wehranlagen verzichten, was den Eingriff in die Natur in Grenzen hält. Und dank moderner Auslegungsverfahren und neuer Werkstoffe lassen sich die Wirkungsgrade der Anlagen steigern.

(...) Das Propellerrad wurde zwar speziell für die Testanlage gefertigt, doch bei seiner Auslegung konnte man auf die Erfahrungen bei der Konstruktion von Pumpenrädern zurückgreifen. Der Wirkungsgrad (nach allen Verlusten durch Getriebe und Generator) wird mit rund 70 Prozent beziffert, wobei dieser recht gute Wert nur erreicht werden konnte, da man eigens für diese Anlage einen Steuerungsalgorithmus (Maximum Power Point Tracking, MPPT) entwickelt hat, mit dem sich für alle Betriebszustände jeweils die optimale Drehzahl - und damit maximale Leistung - ermitteln lässt.

(...) Derartige kompakte „gehäuse-integrierte“ Anlagen werden künftig vor allem in Flüssen aufgestellt, während man mit Freistromanlagen die küstennahen Meeresströmungen in Folge von Ebbe und Flut ausnutzen wird. Diese Maschinen sind deutlich größer und erinnern an konventionelle Windräder. So wurde im Frühjahr 2008 vor der Küste Nordirlands ein mit zwei Propellerpaaren bestücktes Unterwasser-Windrad (Seagen) in die Strömung des „Strangford Narrows“ abgesetzt.

Die beiden Flügelpaare der Anlage sitzen an den Enden einer vertikalen Traverse, die ihrerseits an einem aus dem Wasser ragenden stählernen Turm (verschiebbar) befestigt ist. Immer dann, wenn an den Rotoren, den Getrieben und Generatoren Wartungs- und Reparaturarbeiten ausgeführt werden müssen, wird das Herzstück der Anlage mit Hilfe eines Elektromotors aus dem Wasser gehoben. Ähnlich ist das Design von sechs Fluss-Windrädern des New Yorker Unternehmens Verdantpower ausgefallen, die dort im East River aufgestellt sind. Weitere Anlagen sollen im Ontario River in Kanada installiert werden. [weiter]

 

Abwasser hält das Fürther Rathaus warm
Projekt bekam 1. Platz im bundesweiten Wettbewerb

Nürnberger Zeitung, 09.10.2010

Fürths Rathaus wird seit wenigen Tagen aus dem Abwasserkanal geheizt. Kurz nach der Inbetriebnahme errang das Projekt den 1. Platz im bundesweiten Wettbewerb „Kommunen für Klimaschutz.“ (...)

Vor eineinhalb Jahren hatte der Stadtrat das Projekt für das „Konjunkturprogramm II“ von Bundes- und Landesregierung angemeldet – mit Erfolg. (...) Nun ist der OB stolz auf „das erste Rathaus Europas mit Abwasserheizung.“

Für Minister Herrmann ist es „eine neue, innovative Art der Bürgerbeteiligung“. Wie der Minister bestätigte, wurde die Stadt Fürth im Konjunkturprogramm besonders begünstigt und hat davon überdurchschnittlich profitiert. (...)

150 Liter Abwasser fließen pro Minute durch den Kanal in der Königstraße vor dem Rathaus. Dort hinein wurden 70 Quadratmeter Wärmetauscher gelegt, die der Kloake die Energie entziehen. Eine Wärmepumpe im Verwaltungsgebäude macht daraus 300 Kilowatt Heizwärme, die zu 70 Prozent des Winters für die Beheizung ausreichen. Ist es sehr kalt, springt eine recht kleine Gasheizung zur Unterstützung an. (...). [weiter]

 

Abwasserverbot für Ostsee beschlossen
WWF : „Ein wichtiger Schritt ist getan - jetzt sind Häfen in der Pflicht“

wwf.de, 04.10.2010

Aufatmen an der Ostsee: Kreuzfahrtschiffe und Fähren dürfen ab 2013 keine unzureichend gereinigten Abwässer mehr in die Ostsee einleiten. Dies beschloss die IMO (International Maritime Organisation) während der Sitzung des Umweltkommitees letzten Freitag in London und gab damit dem Antrag der Ostseeanrainerstaaten statt. Der WWF wertet die Entscheidung als einen Meilenstein für den Ostseeschutz und pocht auf Schaffung der nötigen Voraussetzungen in den Häfen. Seit 2007 hatte die Umweltschutzorganisation sich bei den Regierungen der Anrainerstaaten und  der Kreuzfahrtindustrie für einen Bann ungeklärter Abwässer stark gemacht.

Für Schiffsneubauten tritt das Verbot ab 2013 in Kraft; ab 2018 gilt es ostseeweit für alle Passagierschiffe, wenn geeignete Entsorgungsanlagen in den Häfen verfügbar sind. Gleichzeitig werden erstmals Grenzwerte für Nitrat- und Phosphoreinleitungen aus Schiffskläranlagen festgelegt. (...)

80 Millionen Passagiere bereisen jedes Jahr die Ostsee auf  Kreuzfahrtschiffen und Passagierfähren.  350 Kreuzfahrten mit 2.100 Hafenbesuchen finden hier  jeden Sommer statt. Ein Viertel aller an Bord produzierten Abwässer entsteht auf internationalen Kreuzfahrtschiffen und wird zum Großteil in die Ostsee entsorgt, ohne dass darin enthaltene Nährstoffe entfernt werden. So gelangen durch bis zu 100 Millionen Klospülungen und Schmutzwasser aus Passagierschiffen jährlich schätzungsweise 340  Tonnen Stickstoff und 112 Tonnen Phosphor ins Meerwasser und beschleunigen die Überdüngung der Ostsee. (...) [weiter]

 

Wasser für die Welt
Hamburger Forscher entwickeln patente Pumpen, Solarkocher und ein Kondensationszelt zur besseren Nutzung der lebenswichtigen Ressource

welt.de, 04.10.2010

Wassermangel ist ein Problem, das viele Länder der Dritten Welt belastet. Deshalb ist die Wasserversorgung ein zentrales Thema, mit dem sich die Mitglieder der Hamburger Regionalgruppe des Vereins "Ingenieure ohne Grenzen" (INGOG) befassen. Sie helfen unter anderem in Afrika und Südamerika beim Aufbau von Versorgungsnetzen in ländlichen Regionen, und sie entwickeln die entsprechende Ausrüstung, die den Menschen beim Wassertransport hilft.

Der Verein "Ingenieure ohne Grenzen" ist eine gemeinnützige Hilfsorganisation, die sich vorrangig mit der Lösung ingenieurtechnischer Aufgaben befasst. Er besteht sowohl aus aktiven Ingenieuren aus den verschiedensten Bereichen sowie aus Architekten, Studierenden des Ingenieurwesens, Unterstützern und Sponsoren unterschiedlichster Berufsgruppen. Die Regionalgruppe Hamburg wurde 2005 an der TU Hamburg-Harburg gegründet. Sie betreut aktiv Projekte in der Dritten Welt und leistet Planungs- und Entwicklungsarbeit, auch im Rahmen von Diplomarbeiten.

(...) "Das Kondensationszelt ist eine Technik, die bislang kaum eingesetzt wird. Aber sie bietet den Menschen eine einfache Möglichkeit, sich selbst zu helfen", (...). Das Konzept haben die Ingenieure übernommen. (...) Der Vorteil des Konzepts liegt darin, dass ein solches Kondensationszelt vielfältig einsetzbar ist, die Materialien sind weltweit verfügbar, und anspruchsvolle Werkzeuge und Kenntnisse sind für den Aufbau nicht nötig. So könnte in Zukunft mit dem Hamburger Konzept viel bislang ungenutztes Restwasser zu wertvollem Nutzwasser werden. Optimiert haben die Hamburger Ingenieure unterdessen auch einen sogenannten Solarkocher, der mithilfe eines Parabolspiegels funktioniert, sodass nur mit Sonnenlicht die Speisen erhitzt werden können.

Neben Forschung und Tüftelei betreut das Hamburger Team zwei aktive Projekte. "In Atocha in den Anden Boliviens bauen wir mit den Dorfbewohnern eine Wasserversorgung auf. Danach kann mit Gewächshäusern selbst bei schwierigen geografischen und klimatischen Bedingungen in geringem Umfang Gemüse angebaut und damit eine billige und vitaminreiche Ernährung gesichert werden. Der Bau von Toiletten verbessert zudem auch die hygienische Situation und kann das Auftreten von Durchfallerkrankungen verringern", (...).

Doch während in Bolivien wegen geringer Niederschlagsmengen das Wasser aus weit entfernten Quellen gefasst wird, unterstützen die Hamburger in Panama beim Bau von Zisternen. (...)

In Diplomarbeiten arbeiten Mitglieder der Regionalgruppe und der anderen lokalen Gruppen darüber hinaus an Lösungen für technisch einfache Windkraftanlagen oder Hydraulikpumpen zur Wasserförderung und Stromgewinnung. Rund zehn Diplomarbeiten befassen sich aktuell mit Themen technischer Lösungen für die Dritte Welt. Das Motto der Konzepte lautet: Einfache Technik, hohe Effektivität. Forschungsthemen sind aber auch Lösungen für Hygienefragen etwa mit sogenannten Trockentoiletten. Eine Berliner Gruppe hat eine neuartige Biogasanlage entwickelt, die im Betrieb einfach und widerstandsfähig gegen technische Defekte ist und sich mit Abfall im weiteren Sinne betreiben lässt.

Bei der Suche nach bezahlbaren technischen Lösungen blättern die Ingenieure durchaus auch in den Chroniken früherer Kulturkreise und bedienen sich bewährter Überlieferungen. (...) [weiter]

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