Februar 2004

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Ölpest am Strand besser zu bewältigen

Ökologe rät nach Katastrophe zu alternativer Handlungsweise

Pressetext, den 27.02.2004 

Der holländische Meeresökologe Martin Schulton rät, nach Ölkatastrophen mit Tankern das ausgetretene Öl in Richtung Strand zu leiten. Der Vorschlag entspricht nicht den bisherigen Gewohnheiten, das Öl möglichst weit ins offene freie Meer zu leiten. Nach Angaben des Experten sind die Folgen einer Ölpest an einem Strand leichter zu beseitigen als auf hoher See, berichtet BBC-Online http://news.bbc.co.uk heute, Freitag.

Der Experte kritisiert auch die spanischen Behörden und deren Vorgangsweise beim Unglück des Tankers Prestige, der im November 2002 vor der galizischen Küste sank. Damals gelangten rund 50.000 Tonnen Öl ins Meer. Weitere 13.000 Tonnen befinden sich immer noch an Bord des gesunkenen Wracks. Schon im Vorjahr wurde das Vorgehen der spanischen Behörden in einem französischen Bericht kritisiert. "Die Spanier haben den Fall zu einer ökologischen Katastrophe gemacht", so der Vorwurf. Knapp nach der Havarie hätte der Tanker in den Hafen von La Coruna geschleppt werden sollen. Dann hätte eine große Katastrophe verhindert werden können. Die Spanier hingegen zogen das Wrack des Tankers weiter auf das offene Meer hinaus, wo er nach sechs Tagen auseinanderbrach und sank und 3.000 Kilometer Küste verwüstete. Nach ersten Schätzungen wurde der Schaden allein in Spanien mit einer Mrd. Euro beziffert. Knapp ein Jahr später legte der WWF http://www.wwf.org einen Bericht vor, wonach der Gesamtschaden mit rund fünf Mrd. Euro für die Tourismus- und Fischereiwirtschaft beziffert wurde.

Schulton argumentiert, dass für die Tourismusindustrie der falsche Schluss gezogen wurde, und das Tankschiff ins offene Meer hinaus geschleppt wurde. "Das Bild von ölverschmutzten Stränden im Fernsehen schreckt Touristen eben ab", so der Experte. Das Leben am Strand sei verglichen mit der Hochsee nicht so artenreich. Außerdem sei das Öl von einem Sandstrand leichter zu entfernen als etwa von einer zerklüfteten Felsküste. Der Wissenschaftler wirft den Verantwortlichen aber auch vor, dass ihre Handlungen eben so gesetzt wurden, dass es im Fernsehen ein gutes Bild mache. "Zu oft wird das Öl ohne Sperren treiben gelassen", so Schulton, der viele Entscheidungen bei einer solchen Katastrophe der Politik zuschreibt.

Der galizische Fischereiminister Enrique Cesar Lopez Vega verteidigt aber heute noch die Entscheidung das Schiff ins offene Meer gezogen zu haben. Er behauptet, dass dies zu einer Schadensbegrenzung geführt habe. Lopez Vega argumentiert damit, dass neben der verschleppten Gesetzgebung zur Sicherheit der Tanker seitens der EU auch viele der Umweltorganisationen unehrlich gewesen wären. "Galizien ist Opfer. Das müssen alle Parteien einsehen", so der Minister.

 

Deutsche Firmen in den Startlöchern

Konferenz um Wiederaufbau in Abu Dhabi

Neues Deutschland, den 26.02.2004 

An diesem Wochenende berät die irakische Übergangsregierung mit den Geberländern über Prioritäten beim Wiederaufbau. Triumphierend wedelt Christian Kieshaber mit dem Blatt Papier. Darauf steht die Ankündigung der US-geführten Irak-Übergangsverwaltung (CPA) von Mitte Februar, Wiederaufbauverträge im Wert von 6 Milliarden US-Dollar auch für Unternehmen aus den Antikriegsstaaten frei zu geben.

»Jetzt sind sie weich geworden«, freut sich der Jungingenieur, der für ein paar Monate zur Verstärkung des Nahost-Hauptquartiers der Doka Schalungstechnik in die libanesischen Hauptstadt Beirut gekommen ist. Nicht zuletzt, um den Wiedereinstieg der seit fast drei Jahrzehnten im Nahen Osten aktiven Firma in den Irak vorzubereiten. Noel Kamoo, der Büroleiter des Maisacher Gerüstbauers in Beirut, war bereits im Januar bei der kuwaitischen Wiederaufbaumesse »Rebuild Iraq 2004« – in der Hoffnung auf gute Geschäfte im 25 Millionen Kunden starken Markt des Nachkriegslandes. Noch diesen Monat will er in den Irak reisen, um sich ein Bild von der Sicherheitslage zu machen. Denn vor Angeboten aus dem Zweistromland kann sich der gebürtige Bagdader kaum retten.

Mit ihrer Entscheidung, »bei der Bewerbung als Generalauftrags- oder Subunternehmer um die Verträge im Volumen von 6 Milliarden Dollar außerhalb des Bausektors« auch Firmen aus den Staaten der Kriegsgegner zuzulassen, hat die US-Regierung die ohnehin guten Chancen deutscher Firmen, im Irak Fuß zu fassen, weiter gesteigert. Unmittelbar nach Kriegsende wollte Washington lukrative Wiederaufbau-Verträge zunächst nicht an Staaten zu vergeben, die wie Deutschland und Frankreich den Irak-Krieg abgelehnt hatten. Lediglich 61 als Koalitionspartner anerkannte Länder, die USA selbst sowie der Irak durften sich am Wettbewerb um mehr als 18 Milliarden US-Dollar amerikanischer Wiederaufbaugelder beteiligen. Die vor zwei Wochen, kurz nach Auslaufen der Angebotsfrist für die Vergabe von Generalaufträgen in Höhe von insgesamt 5 Milliarden US-Dollar, bekannt gegebene Entscheidung schließt aber immer noch aus, dass Unternehmen aus den Antikriegsstaaten sich um Erstverträge im irakischen Bausektor bewerben.

Doch vielen Investoren ist der seit Jahresbeginn mögliche Abschluss von Subkontrakten angesichts der angespannten Sicherheitslage gar nicht so unrecht. So erklärt Jochen Münker vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag: »Das eigentliche Stück des Kuchens sind die Unteraufträge, und ich glaube, die Unternehmen interessiert hauptsächlich das Auftragsvolumen.« Darüber hinaus umfassen die ersten Wiederaufbaupläne lediglich die Sanierung oder notdürftige Ausbesserung bestehender Anlagen. Nicht nur in Bagdad, wo die Abwässer von 4,5 Millionen Bewohnern durch drei marode Kläranlagen fließen, besteht aber dringender Bedarf an Neubauten.

Da in den ersten zehn Monaten nach Kriegsende kein einziger Erstkontrakt an irakische Firmen vergeben wurde, setzen einheimische Geschäftsleute immer stärker auf europäische Partner. »Je mehr Freunde uns helfen, den Irak wieder aufzubauen, umso besser wird es uns allen auf lange Sicht gehen«, sagt etwa Sam Kubba, Kopf der amerikanisch-irakischen Handelskammer.

Am kommenden Wochenende soll in Abu Dhabi die weitere Richtung des Wiederaufbaus abgesteckt werden. Am Persischen Golf kommt der irakische Planungs- und Entwicklungsminister Mehdi al-Hafidh mit Vertretern der wichtigsten Geberländer zusammen, um ihnen die Prioritäten der Übergangsregierung im Baubereich, aber auch in anderen Sektoren zu nennen. Neben den Milliarden der USA waren auf einer Geberkonferenz in Madrid im Oktober vergangenen Jahres weitere 12 Milliarden US-Dollar für den Wiederaufbau zusammengekommen. In Abu Dhabi soll auch darüber entschieden werden, wie viel davon in soziale Bereiche wie Gesundheit und Erziehung fließen. Die irakischen Behörden versprechen sich von dem Treffen einen weiteren Schub in Richtung Normalisierung. Zusammen mit der für Ende dieses Monats vorgesehenen Wiedereröffnung der Bagdader Börse sehen sie darin einen wichtigen Schritt, wirtschaftlich Anschluss an den Weltmarkt zu finden. Dies blieb dem Land während der Herrschaft Saddam Husseins verwehrt. Von Marcus Bickel.

 

Jeder dritte Liter Trinkwasser geht verloren

Thüringische Landeszeitung, den 25.02.2004 

Die Trinkwasserverluste im Versorgungsnetz des Zweckverbandes Wasser/Abwasser "Mittleres Elstertal" konnten zwischen 2000 und 2003 reduziert werden. Darüber informierte gestern Vincent Rullet, Geschäftsführer der Ostthüringer Wasser- und Abwasser GmbH (OTWA), den Ausschuss des Zweckverbandes.

Dennoch fließt im Verbandsgebiet nahezu jeder dritte Liter bereitgestelltes Trinkwasser aus keinem Wasserhahn, sondern plätschert anderswo davon. Oft sind defekte Leitungen der Grund. Allein in der Stadt Gera werden 23 Prozent der Verluste verursacht.
Als bundesweiter Richtwert für spezifische Wasserverluste könne pro Stunde und Kilometer Leitungsnetz 0,15 Kubikmeter angenommen werden.
Im Verbandsgebiet lag dieser Wert 2002 bei 0,28 Kubikmeter. "Wir müssten den Verlust auf insgesamt 18 Prozent reduzieren, um diesen Richtwert zu erreichen", erläuterte Rullet. ...

 

Wasser- und Schifffahrtsämter vor Zahlungsunfähigkeit

VWD, den 25.02.2004 

Auf den Wasserstraßenhaushalt des Bundes kommen 2004 Verpflichtungen aus laufenden Verträgen sowie laufenden bzw submittierten Ausschreibungen im Umfang von 390 Mio EUR zu. Diesen Verpflichtungen stünden nach der Sperrung von 126 Mio EUR Mauteinnahmen jedoch lediglich Haushaltsmittel im Umfang von 264 Mio EUR gegenüber, erklärte am Mittwoch der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie in Berlin. "Die Wasser- und Schifffahrtsämter stehen vor der Zahlungsunfähigkeit", sagte Hauptgeschäftsführer Michael Knipper.

Das Bundesverkehrsministerium könne dies nur abwenden, wenn die Haushaltssperre über 1 Mrd EUR Mauteinnahmen unverzüglich aufgehoben wird. Aber auch dem Straßenbauhaushalt und dem Schienenwegehaushalt drohe eine ähnliche "Schieflage". Derzeit stünden im Straßenbau Projekte im Umfang von 530 Mio EUR und im Schienenwegebau im Betrag von 390 Mio EUR auf der Streichliste. Zur Zwischenfinanzierung der Mautausfälle über Kreditaufnahme gebe es keine Alternative, betonte Knipper. Von Gerhard Zehfuß.

 

Wasserlinsen stehen vor einer neuen Karriere

Morgenwelt, den 24.02.2004 

... Auf der Fensterbank im Büro von Klaus Appenroth steht ein Aquarium mit ein paar Guppys und Schwertträgern. Das Wasser ist quellklar, denn auf der Oberfläche schwimmen Wasserlinsen. Wenn sie regelmäßig abgeschöpft werden, können sie kräftig wachsen und reinigen dabei das Wasser von Schmutzstoffen aller Art. Was im Kleinen gut klappt, wird auch im Großen praktiziert. Der kommunale Abwasserverband in der Provinz Brabant Wallon in Belgien nutzt sehr erfolgreich die Wasserlinsen in mehreren Klärteichen. In Deutschland gibt es solche Anlagen noch nicht. In Polen aber, betreibt die Firma Hydra-Lemna ein gutes halbes Dutzend Kläranlagen mit Wasserlinsen. Die Pflanzen nehmen große Schadstoffmengen auf. Ein weiterer Vorteil: Unter ihnen ist es stockfinster, da können sich keine im Klärwerk nicht erwünschten Algen vermehren. Wasserlinsen aus Kläranlagen sind natürlich nicht als Salat zu empfehlen: Sie könnten zu viele Schadstoffe enthalten. Wo die Pflanzen als Nahrung für Mensch oder Tier gezüchtet werden sollen, muss das Wasser sauber sein.

In warmen Ländern gibt es bereits große Wasserlinsen-Farmen für die Produktion von Viehfutter. In den Vereinigten Staaten liegen solche Farmen vor allem in den Südstaaten, denn Wasserlinsen wachsen in warmen Klimazonen besonders gut. Branchenführer in den USA ist die Firma Lemna International. Große Versuchsanlagen gibt es auch in Italien, Costa Rica und Bangladesch.

Eines scheint klar zu sein: Wasserlinsen stehen vor einer neuen Karriere. Als Futterpflanzen könnten sie dafür sorgen, dass mehr Felder frei werden, die für die Produktion von Nahrungsmitteln für den Menschen genutzt werden könnten.

Auch zur Beurteilung der Wasserqualität lassen sich die vielseitigen Wasserlinsen gut nutzen. Sie zeigen Schwermetalle oder Gifte im Wasser so eindeutig an, dass sie als Biotestpflanzen in Umweltlabors sehr beliebt sind. In den USA und Kanada ist das Kontrollverfahren bereits amtlich anerkannt, in Deutschland steht die Anerkennung als DIN-Norm bevor. Beim Test werden in ein Becherglas mit der Abwasserprobe zehn Testpflanzen eingesetzt. Nach einer Woche kontrollieren die Laboranten, wie sich die Wasserlinsen entwickelt haben, und, ob sie verfärbt sind. Die Auswertung des Biotests kostete bisher allerdings viel Zeit. Seit kurzem erleichtert ein Wasselinsenzählgerät die Arbeit.

Die Firma Lemnatec in Aachen hat ein Verfahren zur Bildauswertung entwickelt, das sich mit einem handelsüblichen PC kombinieren lässt. Die Wasserlinsenproben werden digital fotografiert. Der Computer bestimmt den Grünwert und die Größe jeder einzelnen Pflanze und zeigt schon innerhalb kurzer Zeit an, ob eine Probe mit Schadstoffen belastet ist.

Auf diese Weise testen Wasserlinsen, ob Wasserlinsen das Abwasser so gut klären können, dass darauf wiederum Wasserlinsen als Nahrungs- oder Futtermittel wachsen und gedeihen können. Von Frank Allmer.

 

Strom aus Abwasser

Mikroben, die die Abwässer in Kläranlagen reinigen, könnten nebenbei auch Strom erzeugen, meinen amerikanische Forscher.

Vista Verde, den 24.02.2004 

In Kläranlagen werden seit langem Mikroben zur Abwasserreinigung eingespannt. Ganz nebenbei lässt sich dieser Prozess auch zur Stromerzeugung nutzen, haben amerikanische Wissenschaftler ermittelt. Ihre mikrobielle Brennstoffzelle stellen sie im Fachblatt "Environmental Science & Technology" vor.

"Wenn die Leistung solcher Systeme noch weiter gesteigert werden kann, könnte mikrobielle Brennstoffzellen-Technik die Betriebskosten von Kläranlagen senken und fortgeschrittene Klärtechniken in Entwicklungs- und Industrieländern erschwinglicher machen", schreiben die Forscher um Bruce Logan von der Pennsylvania State University. Zuvor müssten allerdings die Materialkosten für die Brennstoffzelle selbst noch gesenkt werden.

Die neue Mikroben-Brennstoffzelle besteht aus einem Plexiglaszylinder, durch den Abwasser gepumpt wird. Auf Graphitstäben in dem Zylinder siedeln Bakterien, zersetzen im Abwasser enthaltene organische Moleküle, und übertragen dabei Elektronen auf das Graphit. Die Elektronen fließen über einen äußeren Stromkreis zu einer hohlen Elektrode in der Mitte des Zylinders, die von einer Membran umgeben ist und von Luft durchströmt wird. Dort reagieren sie mit Wasserstoff-Ionen, die ebenfalls aus dem Stoffwechsel der Bakterien stammen, und Sauerstoff zu Wasser.

Da die Elektronen auf dem Weg zum Sauerstoff ein Energie-Gefälle hinabrauschen, können sie Arbeit verrichten - ähnlich Wasser in den Turbinen eines Wasserkraftwerks. Wie die Forscher berichten, liefern ihre Abwasser-Brennstoffzellen pro Quadratmeter Elektrodenoberfläche bis zu 50 Milliwatt Leistung und entfernen gleichzeitig gut 80 Prozent der organischen Moleküle aus dem Abwasser. Ähnliche Versuche waren bereits mit Glucose- und Ethanollösungen und sogar mit Schlick durchgeführt worden. "Aber noch niemand hat dies mit Haushaltsabwasser versucht", so Logan. "Wir nutzen etwas, was man für vollkommen nutzlos gehalten hat."

 

Umweltsünder müssen für Schäden zahlen

Umweltmagazin, den 23.02.2004 

Verursacher von Umweltverschmutzung werden künftig für die von ihnen verschuldeten Schäden zur Verantwortung gezogen. Wie eine Richtlinie über Umwelt-Haftbarkeit vorschreibt, wird in der EU schon bald das „Verschmutzer-zahlt-Prinzip“ gelten. So soll garantiert werden, dass künftige Umweltschäden erst gar nicht zustande kommen, zumindest aber beseitigt werden. Die Richtlinie bezieht sich auf die Tier- und Pflanzenwelt, deren natürliche Lebensräume, Gewässer und kontaminiertes Land. Dabei bilden bereits existierende Richtlinien zum Schutz der Umwelt die rechtliche Grundlage.

Seit den späten 80er Jahren wurde an der Richtlinie gearbeitet. Nun ist die Europäische Kommission mit dem Europäischen Parlament und dem Ministerrat zu einer Einigung gekommen. Gemäß der neuen Richtlinie sind Betreiber riskanter Wirtschaftsaktivitäten potentiell haftbar für Umweltschäden. Besonders Emittenten von Schwermetallen, Chemieunternehmen und Betreiber von Mülldeponien und -verbrennungsanlagen gehören zu dieser Kategorie. Aber auch andere Unternehmen, denen Schuld oder Fahrlässigkeit nachgewiesen wird, können zur Verantwortung gezogen werden. Die Behörden der Mitgliedstaaten werden bei der Umsetzung der Richtlinie ebenfalls einbezogen. Es wird ihre Aufgabe sein, die Finanzierung und Beteiligung der Unternehmen an den Maßnahmen sicherzustellen.

„Die neue Richtlinie ist ein starker Anreiz dafür, dass Umweltverschmutzung erst gar nicht passiert,“ erklärte Margot Wallström, die für Umwelt zuständige EU-Kommissarin.
Innerhalb der kommenden sechs Monate müssen das Europäische Parlament und der Ministerrat die Richtlinie formell annehmen. Danach haben die Mitgliedstaaten drei Jahre Zeit, die Richtlinie in die nationale Gesetzgebung umzusetzen.
Original Mitteilung der EU

 

Schadstoff-Infos per Mausklick

Tagesschau, den 23.02.2004 

EU-Bürger können sich künftig unter www.eper.cec.eu.int Informationen über die Schadstoffverschmutzung ihrer direkten Nachbarschaft beschaffen. Die EU-Kommission und die Europäische Umweltagentur (EUA) gaben am Montag den Startschuss für das neue Europäische Schadstoffemissionsregister (EPER), mit deren Hilfe die Öffentlichkeit sich über den Schadstoffausstoß von Firmen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft informieren kann. Registriert werden Emissionen bestimmter Schadstoffe, die in die Luft oder ins Wasser von einzelnen Industriekomplexen ausgestoßen werden.

Für EU-Umweltkommissarin Margot Wallström ist das EPER-Register vor allem ein Mittel für die Öffentlichkeit, um mit diesem Wissen auf Politik und Industrie Druck auszuüben. Die Menschen hätten ein Recht zu wissen, wie verschmutzt ihre Umwelt wirklich ist, so Wallström weiter. EU-Kommission und Umweltagentur bekräftigten zudem, dass das Verzeichnis auch für Unternehmen, Wissenschaftler, Versicherungen und kommunale Behörden ein nützliches Instrument sei. Durch die Veröffentlichungen der Emissionen bestimmter Schadstoffe, die über den Schwellenwerten liegen, könnte auch ein Wettbewerb in Sachen Umweltschutz zwischen den Firmen entstehen, hofft die Kommission. 290.000 Kilo Schwefeloxid in Magedeburg

In dem Register, das alle drei Jahre veröffentlicht werden soll, sind rund 10.000 industrielle Großbetriebe aus ganz Europa verzeichnet, darunter auch 1839 deutsche Firmen. Außerdem werden rund 50 Schadstoffe von Ammoniak bis Zink aufgelistet, die die von der Europäischen Union festgelegten Schadstoffgrenzen überschreiten. So kann man beispielsweise lesen, dass der deutsche Zuckerverbund Magdeburg im Jahr rund 290.000 Kilo Schwefeloxid und die Abfalldeponie in Titisee-Neustadt jährlich 500.000 Kilogramm des Klimakillers Methan in die Luft bläst - alles wertvolle Informationen für die betroffenen Bürger in der Nachbarschaft. Ein Erbe von Rio

In den nächsten Jahren soll die virtuelle Infobasis aber deutlich ausgebaut und aktualisiert werden, denn die derzeit verfügbaren Daten stammen noch aus dem Jahr 2001. Zudem liegen die Daten auch nur in Englisch vor, was aber schon in den nächsten Monaten geändert werden soll: Die Internetseite wird dann in die Sprachen aller Mitgliedstaaten übersetzt.

Die Etablierung des EPER-Registers geht zurück auf die Weltumweltkonferenz 1992 in Rio de Janeiro, bei der sich die einzelnen Staaten verpflichtet hatten, ihre Emissionen in die Umwelt zu reduzieren und das Erreichen dieses Ziels zu überwachen. Als geeignete Maßnahme wurde dabei die Erstellung von sogenannten Emissionskatastern vorgeschlagen. Die EU-Kommission hatte sich im Juli 2000 zur europäischen Variante entschlossen.

 

Rostocks spannende Wasser-Geschichte

Aufgeschrieben von Karl Ernst Bastian

Norddeutsche Neueste Nachrichten, den 23.02.2004

Wasser hat Rostocks Geschichte immer bestimmt. Wasser ist die wichtigste Lebensader jedes Gemeinwesens. Wie gesund Menschen sind, wie das Bier oder der Schnaps schmecken - alles hängt vom Wasser ab.

Die Geschichte der Wasserversorgung in Rostock ist erforscht und geschrieben. Sie liegt als Buch mit dem Titel "Alles fließt ..."/"Vom Rostocker Bornwasser bis Eurawasser" vor. 132 Seiten mit alten Zeichnungen, historisch gewordenen Fotos, einer Zeittafel und Übersichtstabellen. Autor ist der Rostocker Ingenieur Karl Ernst Bastian (Jahrgang 1937), ein Mann, von dem ehemalige Mitarbeiter sagen, er sei eine "Institution der Wasserwirtschaft in Rostock und ein wandelndes Lexikon". Eurawasser hat das Buch, erschienen im Verlag Redieck & Schade, gefördert und zeichnet als Herausgeber.

Der Autor setzt seinen Bericht 1850 an: "Die Versorgung mit Trinkwasser, Brauwasser und Kühlwasser für die Destillationsapparate der Branntweinbrenner besorgten die bereits im 15. Jahrhundert gegründeten Borngesellschaften. 1850 umfassten sie noch etwa 120 Mitglieder ..." 1867: "Die erste öffentliche Wasseranstalt" wird von der "Rostocker Zeitung" gemeldet. Die Stadt wächst unaufhaltsam. Was heute reicht und gut ist, genügt morgen nicht mehr. Genau diese Geschichte zieht sich durch die Geschichten von Karl Ernst Bastian. Wie kam es zum Wasserturm? Warum sollte der Warnemünder Leuchtturm mit einem Wasserturm kombiniert sein? Kriegszerstörungen, Aufbau und Neubeginn. Harte Winter, Hochwasser - die Mitarbeiter bringen Leistungen unter Bedingungen, die heute nicht mehr vorstellbar sind. Gut, dass Karl Ernst Bastian das aufgeschrieben hat, mit der über 40-jährigen Erfahrung als Wasserwirtschaftler und der Leidenschaft des Chronisten. Von Harry Jülich.

 

40 Millionen Euro für Palästinenser-Projekte

Ostsee Zeitung, den 20.02.2004 

Die Bundesrepublik und die Palästinenser haben sich auf Hilfsprojekte im Umfang von 40 Millionen Euro in diesem Jahr geeinigt. Wie die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA berichtete, geht es dabei vorwiegend um Projekte im Bereich Wasserversorgung und Abwasser sowie Aufbau der Verwaltung und Unterstützung der Privatwirtschaft. Die Übereinkunft wurde nach zweitägigen Verhandlungen zwischen Vertretern des Entwicklungsministeriums und der palästinensischen Autonomiebehörde erzielt.

 

Kläranlage im Kleiderschrankformat

Kölnische Rundschau, den 20.02.2004 

Dass entscheidend ist, was hinten rauskommt, wusste schon Bundeskanzler Helmut Kohl. Er sprach damals zwar nicht von Kläranlagen, und erst recht nicht von einer solchen, wie sie der Derschlager Reinhard Thomas als erster in Oberberg auf seinem Grundstück hat - obwohl bei der sogar trinkbar ist, was hinten rauskommt. Der Bauherr selbst führte das bei der offiziellen Inbetriebnahme seiner „Kleinkläranlage mit Mikrofiltrationstechnologie“ ein ums andere Mal vor: „Schmeckt ein wenig erdig, aber ansonsten prima.“

Was bei Thomas in einem garagengroßen Bau auf seinem Grundstück installiert wurde, ist in Japan erdacht und in Leipzig gebaut worden. In Deutschland vertreibt die Aggerverbandstochter Aggerwasser diese Technologie - in großen Kläranlagen, in Firmen, auf Passagierschiffen und jetzt auch in Hauskläranlagen.

Reinhard Thomas wohnt im Gummersbacher Stadtteil Derschlag am Ende der Alpestraße im Landschaftsschutzgebiet. Der Kanal endet drei Häuser unterhalb von seinem, für die alte Dreikammerklärgrube hatte er einen Sanierungsbescheid vorliegen. Da der Elektromeister sein Wasser aus einem hauseigenen Brunnen im nahe gelegen Wald bezieht, war es ihm ein Anliegen, „der Natur das Wasser so sauber wie möglich wieder zurückzugeben.“

Das tut er nun seit einigen Monaten. Was in seinem Haushalt aus Klo, Badewanne oder Spüle läuft, sammelt sich in den vier schrankkoffergroßen Metallbehältern zunächst in der ersten Vorklärung. Nach dem Abscheiden der Grobstoffe, geht's in die 2. Vorklärung, die mit einem Fassungsvermögen von 1200 Litern zugleich auch als Puffer dient. „Da passen dann auch ein paar Badewannen rein“, sagt Thomas Wozniak, der Leiter der Aggerwasser-Verfahrenstechnik. Von dort geht's weiter in die Biologie. Mit Luft abgereichert, durchfließt das Schlamm-Wasser-Gemisch 16 etwa 50x50 Zentimeter große Membranen. Deren Öffnungen sind so klein, dass weder Bakterien noch Keime hindurchpassen. Das so gefilterte Wasser wird abgezogen und - wenn's der Hausherr nicht nicht Demonstrationszwecken in Saftgläser füllt - versickert auf dem Thomas'schen Grundstück. Es ist sauberer als Regenwasser und kann selbst in Wasserschutzgebieten verrieselt werden. Der biologische Clou der Anlage: Anders als bei Klärgruben fällt kaum Schlamm an, denn die Schmutzstoffe zersetzenden Bakterien können sich nicht unbegrenzt vermehren: Überschüssige Biologie zerstört sich selbst, sobald die Abwassermenge nicht mehr ansteigt.

Kaum hat Thomas vermutlich das sauberste Abwasser weit und breit, hat er ein neues „Problem“: die Abwassergebühren. „Es gibt noch kein Gesetz, das eine solch hohe Reinigungsleistung berücksichtigt“, berichtet Aggerwasser-Geschäftsführer Joachim Scholz. Die Gummersbacher Stadtwerke wollen Thomas zunächst mit der Kleineinleiterabgabe veranschlagen, hätten aber schon einen spürbaren Nachlass angekündigt.

12 000 Euro hat Thomas seine Kläranlage gekostet. 7000 hätten vermutlich auch gereicht, aber der Elektromeister hat vorgesorgt und statt für vier gleich für acht Hausbewohner gebaut.

Dass die Membrantechnik nicht nur im Kleinen funktioniert, will der Aggerverband demnächst auch in seiner Kläranlage in Neunkrichen-Seelscheid beweisen, wo eine Schulungsmöglichkeit für Membrantechnik gebaut wird. Das Land unterstützt das mit 1,15 Millionen Euro. Landeszuschüsse gibt es übrigens auch für die Hauskläranlagen. Joachim Scholz: „Das Land fördert diese Technik ausdrücklich.“  Von Harald Knoop

 

Konsequent anomal: Wasser vollzieht doch keinen "Glasübergang"

Wissenschaft, den 20.02.2004 

Wie viele andere Stoffe, die über einen relativ weiten Temperaturbereich als Flüssigkeit existieren, kann auch Wasser neben der kristallinen Festkörperform – dem gewöhnlichen Eis – eine amorphe, "glasartige" Festkörperform ausbilden. Doch anders als bei den meisten anderen Stoffen gibt es beim Wasser keinen "Glasübergang": Die amorphe Eisform schmilzt nicht direkt, sondern verwandelt sich vorher in die kristalline Form. Das berichtet ein dänisch-amerikanisches Forscherteam im Fachmagazin Nature (Bd. 427, S. 717).

Während die Atome in kristallinen Festkörpern in einem regelmäßigen Kristallgitter angeordnet sind, sind sie in der amorphen Form vollkommen ungeordnet. In der Regel entstehen diese amorphen Formen dadurch, dass eine Flüssigkeit sehr schnell abgekühlt wird. Den Atomen bleibt dann vor dem Erstarren einfach keine Zeit mehr, sich zu einem Gitter zu formieren.

Vor etwa zwanzig Jahren hatten Forscher unter bestimmen Bedingungen eine Änderung der Wärmekapazität des Wassers beobachtet, die auf die Existenz eines Glasübergangs hindeutete. Durch Vergleich mit den Glasübergängen anderer Stoffe haben Yuanzheng Yue von der dänischen Aalborg-Universität und Austen Angell von der Arizona State University jetzt herausgefunden, dass es sich bei dieser Beobachtung um eine Art "Fata Morgana" handeln muss.

Yue und Angell zufolge wird die einem Glasübergang ähnlich sehende Wärmekapazitätskurve durch den Prozess verursacht, der den angeblichen Glasübergang erst zutage förderte – nämlich ein Erhitzen und anschließendes Wiederabkühlen des Wassers. "Der tatsächliche Glasübergang kann in keinem Experiment sichtbar gemacht werden. Denn – wie viele von uns bereits vermutet hatten – Wasser kristallisiert, bevor der Glasübergang eintreten kann", sagt Angell.

Zu den – je nach Zählweise – etwa vierzig Anomalien des Wassers gesellt sich damit eine weitere. Wasser bleibt konsequent anomal – was es vielen Forschern zufolge zur Grundlage des Lebens macht. Von Axel Tillemans.

 

Bewässerungsprojekt für südostiranische Provinzstadt Kerman

Internationales Konsortium bringt für 340.000 Menschen Wasser

Tiroler Tageszeitung, den 19.02.2004 

In der iranischen Provinz Kerman wird ein ambitioniertes Bewässerungsprojekt gestartet: Um rund 135 Mio. Euro wird in jener Provinz, die im Dezember 2003 durch das Erdbeben von Bam in die Schlagzeilen kam, von einem internationalen Konsortium ein 63,5 Kilometer langer Wassertunnel gebaut. Er soll die Provinzhauptstadt Kerman mit Trinkwasser versorgen.

In fünf Jahren sollen jährlich 110 Mio. Kubikmeter Trinkwasser in die aus dem südlichen Kuh-e-Lalehzar-Gebirge in die rund 340.000 Einwohner zählende Provinzhauptstadt führen. Dazu wird in das Wasser eines saisonal fließenden Flusses zuvor in einem Stausee gesammelt und dann über 63,5 Kilometer durch den vier Meter breiten Tunnel in die Stadt geführt.

Auftraggeber für das Bewässerungsprojekt im Iran ist die Wasserbehörde der Islamischen Republik Iran. Den Zuschlag für die Herstellung des Tunnels hat ein internationales Konsortium unter der Leitung der Vorarlberger Firma Jäger Bau aus Schruns erhalten. Ihr zur Seite steht das steirische Unternehmen Östu-Stettin aus Leoben, teilte der steirische Landesrat Schöggl mit. Weiters beteiligt sind die iranische Firma Iran-Arvin-Engineering, die deutsche Wirth GmbH sowie die italienische Seli SpA. Der Auftrag umfasst Planung, Bau und Finanzierung des Projektes. Letztere erfolgt durch die Bank Austria Creditanstalt. Die Oesterreichische Kontrollbank stellt die staatlichen Exportgarantien aus. ...

 

Experten sind sich uneinig

Torgauer Zeitung, den 19.02.2004 

Ernste Gesichter, ein leises Murmeln im Rathaussaal, als der Abteilungsleiter vom Staatlichen Umweltfachamt Leipzig seinen Standpunkt darlegte: Die Phosphor-Belastung im Abwasser kriegen sie mit Kleinkläranlagen, mit Pflanzen- oder Biokläranlagen etc. nicht weg. Das schaffen nur große Klärwerke, so Jörg Hagelganz.

Mit Spannung Rund 70 Besucher und Gäste verfolgten am Dienstag mit Spannung die 1. Präsentation eines Gutachtens "Einfluss der Abwasserbelastung auf den Grenzbach Dommitzsch und die Nutzung des Waldbades". Im Blickpunkt stand vor allem die hohe Phosphor-Konzentration im Grenzbach, bedingt durch die Einleitung der Trossiner Abwässer. Die Firma Ecosystem Saxonia, Gesellschaft für Umweltsysteme mbH, hatte im vergangenen Jahr im Auftrag des Staatlichen Umweltfachamtes umfangreiche Untersuchungen durchgeführt und dabei Erschreckendes festgestellt. Einige Abschnitte des Grenzbaches seien wie kaum ein anderes Gewässer in Sachsen mit Phosphor belastet. Dies wiederum begünstigt die Algenbildung. Sauerstoff wird entzogen, Fische und Kleintiere verlieren ihren Lebensraum. Die Dommitzscher bekämen die Folgen beispielsweise sehr deutlich im Waldbad zu spüren.

Jörg Hagelganz vom Staatlichen Umweltfachamt machte in diesem Zusammenhang auf die EU-Wasserrahmen-Richtlinien aufmerksam, die saubere Gewässer vorschreiben. Ziel müsse sein, in Zukunft einen guten ökologischen Stand (Güteklasse 2) zu erreichen. Derzeit - so machte Diplom-Biologe Johannes Kranich von Ecosystem Saxonia deutlich - liege die Güteklasse höchstens bei Stufe 3 bis 4, teilweise auch darüber. Seiner Meinung nach bestünde die einmalige Chance, die Phosphor-Belastung im Waldbad um über 50 Prozent zu reduzieren. Nämlich indem man das Abwasser aus der Gemeinde Trossin über eine Leitung ins Klärwerk Dommitzsch führt. Die Untersuchungen hätten ergeben, dass im 56 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet des Grenzbaches - davon sind 42 Prozent der Flächen Wald und 40 Prozent Äcker - die größten Belastungen tatsächlich durch die Haushalte entstehen.

"Wir haben geprüft, ob man die gewünschten Effekte auch durch den Bau kleinerer Abwasseranlagen erreichen kann. Hier stehen geringere Reinigungsleistungen und höhere Betriebskosten zu Buche. Man braucht fachkundiges Personal und die Anlagen müssen allen klimatischen Bedingungen entsprechen. Außerdem bleibt die Frage der Nachhaltigkeit, denn solche Anlagen sollten über Generationen hinweg unterhalten werden", machte Jörg Hagelganz deutlich. Er riet den Trossiner Verantwortlichen, sich dem Ernst der Stunde bewusst zu werden und endlich öffentliche Mittel in Anspruch zu nehmen. Weiterhin schlug der Abteilungsleiter den anwesenden Vertretern der Unteren Wasserbehörde vor, eine Frist zur Sanierung der Abwasseranlagen zu setzen. Dieter Glimpel, Dezernent des Umweltamtes im Landratsamt, bestätigte daraufhin, dass man sogar gesetzlich verpflichtet sei, die Einleitungen zu unterbinden. "Jetzt, wo die Studie vorliegt, werden wir handeln", versicherte er. Seine Behörde will nun Sanierungsbescheide verschicken und auf eine Lösung des Problems bis 2006 bzw. 2007 drängen. "Die Abwässer sind - auch behandelt - dem Grenzbach fern zu halten", so Dieter Glimpel.

Wirtschaftlichkeit sehen Prof. Dr. Ankea Siegl von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden wies in einer anschließenden Diskussion darauf hin, dass unbedingt auch die Frage der Wirtschaftlichkeit und der Finanzierbarkeit zu sehen ist. "Es hat seit einiger Zeit ein Umdenkungsprozess begonnen, der zu differenzierten Lösungen und zu naturnahen Entsorgungen zwingt", zielte Günther Hirsch von der Arbeitsgruppe Abwasser Trossin in die selbe Richtung. Er wies auf das Negativbeispiel Ostelbien hin und auf die Tatsache, dass der Staat schon jetzt 20 Prozent Fördermittel an notleidende Zweckverbände überweist. Die Bevölkerungszahlen sind rückläufig, meinte Günther Hirsch und pries im selben Atemzug biologische Kläranlagen. "Die biologische Behandlung nützt nichts, wenn es um den Abbau von Stickstoff und Phosphor geht", widersprach Jörg Hagelganz. Er übergab der Arbeitsgruppe Trossin abschließend ein Exemplar der Studie und versprach, dass man in nächster Zeit weiter über das Thema diskutieren könne.

Studie sorgt für reichlich Zündstoff

Torgauer Zeitung, den 19.02.2004 

Die Veranstaltung zur Abwasser-Entsorgung in der Gemeinde Trossin und zur Belastung des Grenzbaches im Dommitzscher Rathaus stieß auf großes Interesse. TZ hörte sich anschließend nach Meinungen bei jenen um, die bei der Präsentation der Studie anwesend waren:

Prof. Dr. Ankea Siegl, Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden: Ich fand die Veranstaltung sehr einseitig, nicht ausgewogen und vieles war missverständlich. Man hat sich nur auf Phosphat bezogen. Das ist lediglich ein Punkt von vielen. Genau wie bei der Abwasser-Entsorgung. Hier wurde auch nur eine Lösung - von vielen - betrachtet. Die Studie mag in Ordnung sein, aber die Schlüsse sind total verkehrt. Richtig ist: Es gehört kein Abwasser in die Gewässer, es muss zuvor bewirtschaftet werden. Hier gibt es viele intelligente Möglichkeiten, die im Gutachten von vornherein ausgeschlossen wurden. Man will unbedingt Trossin mit ans Dommitzscher Klärwerk anschließen, wobei dies sogar noch für die Dommitzscher Bürger teurer werden könnte. Herr Hagelganz sprach geschickt davon, dass keine Phosphat-Eliminierung in kleinen Anlagen möglich sei. Man kann aber in guten Pflanzenkläranlagen 80 bis 90 Prozent reduzieren, es wird dann einfach umgelagert und man kann das nährstoffreiche Wasser hinterher beispielsweise zum Gießen nehmen. Irreführend war auch, dass man nur von Phosphat-Belastung durch die Haushalte sprach. Dies wiederum hieße, dass durch die Landwirtschaft gar keine Belastung in den Gewässern nachzuweisen wäre. Im Übrigen zählt auch das Dommitzscher Klärwerk nicht zu den großen Anlagen, die Phosphor vollständig eliminieren können. Das Problem würde also nur vom Grenzbach auf die Elbe verlagert.

Günther Hirsch, Arbeitsgruppe Abwasser Trossin: Ich möchte nur so viel noch sagen: Wir werden unser Programm weiter fortsetzen - in Bezug auf dezentrale Lösungen.

Dieter Glimpel, Dezernent Umweltamt: Die Abwasserentsorgung ist eine Sache der kommunalen Selbstverwaltung, da will ich mich als Behörde nicht einmischen. Den Bürgern hat die Veranstaltung sicher einige Anregungen gegeben. Die maximale Gewässerentlastung wird bei einer Überleitung ins Klärwerk Dommitzsch erreicht. Daraus müsste ich als Bürger meine Schlussfolgerungen ziehen. Auch dezentrale Lösungen bleiben natürlich möglich, allerdings ohne Gewässereinleitung. Das müsste zum Beispiel über Versickerung laufen. Der Gutachter hat ja nur einige Varianten vorgestellt. Als Bürger würde ich jetzt eine Kostenrechnung - auch mit Nebenkosten und mit Blick über die nächsten 20 oder 30 Jahre hinweg - zu Grunde legen. Mit Ostelbien ist die Situation keineswegs vergleichbar. Da ging es ja um die Privatisierung. Ich fand die Veranstaltung durchaus gelungen.

Jens Grießhammer, Dahlenberg, Gemeinderat Trossin: Grundsätzlich bin ich erstaunt, dass das Staatliche Umweltfachamt diese Studie mit dem Ziel der Entlastung des Waldbades in Auftrag gab. Das hätte eigentlich die Stadt Dommitzsch machen und bezahlen müssen. Ich frage mich, ob die Gemeinde Trossin auch so ein Gutachten bezahlt bekommen würde. Ein Widerspruch war, dass die Belastung des Grenzbaches in Trossin zwar sehr hoch ist, dass man aber dort in der Studie von der Schaffung von Kleinkläranlagen (Trossin/Roitzsch) ausgeht. Was generell zu Kleinkläranlagen gesagt wurde: Da habe ich erst kürzlich in einer Broschüre des Sächsischen Ministeriums für Umwelt und Landwirtschaft andere Dinge gelesen. Schade, dass uns die Studie vorab nicht zur Verfügung stand, wo sie in erster Linie uns betrifft. Allen anderen hatte sie offensichtlich vorgelegen. Die Veranstaltung hat mich insgesamt nicht befriedigt, es kam mir fast wie ein Angriff - ein Rundschlag - vor.

Ronald Rabe, Stadtrat Dommitzsch: Ich bin erst zwei Jahre Abgeordneter und habe das ganze Problem vorher nicht so mitverfolgt. Mein Eindruck von der Veranstaltung war, dass die Trossiner zum Teil mit dem Kopf durch die Wand wollen. Es wurden Argumente herangezogen, die ich nicht nachvollziehen kann: beispielsweise, dass es zur Phosphor-Belastung keine Vorschriften bzw. Grenzwerte gibt. Letztlich ist doch klar, dass die Verschmutzung aus Trossin/Roitzsch kommt und da sollte man im Sinne der Natur handeln. Mein Gefühle am Dienstag waren gemischt. Ich denke, dass der Streit nicht beigelegt, sondern eher angefacht ist. Sollte Trossin irgendwann nach Dommitzsch eingemeindet werden, müssten wir ohnehin die Verantwortung tragen und dann für eventuelle Fehler büßen.

 

Lauter Pfützen im Universum

Wasser gibt es im Weltall nahezu überall

Sächsische Zeitung, den 19.02.2004 

Das Weltall ist mancherorts erstaunlich nass. Nicht nur auf dem Mars haben Astronomen Wasser entdeckt. In den vergangenen Jahren wurden sie auch bei zahllosen anderen kosmischen Objekten fündig – von kleinen Meteoriten bis zu gigantischen, hunderte Millionen Lichtjahre entfernten Galaxien. „Wasser ist da draußen überall“, sagt der Planetologe Prof. Tilman Spohn von der Universität Münster mit Blick auf unser Sonnensystem. So wogen etwa unter den Eispanzern großer Monde von Jupiter und Saturn nach derzeitigem Wissen ganze unterirdische Ozeane. Und Einschläge von Kometen, auch als schmutzige Schneebälle bezeichnet, gelten als eine mögliche Quelle für das Wasser der Erde.

Aber auch jenseits der Grenzen unseres Sonnensystems ist es reichlich feucht. So entdeckte das mittlerweile ausgemusterte Infrarot- Satellitenobservatorium Iso der europäischen Raumfahrtagentur Esa nicht nur Wasserdampf in der Umgebung der äußeren Planeten Saturn, Uranus und Neptun. Es spürte auch große Mengen davon in Dunkelwolken nahe dem Zentrum unserer Milchstraße auf. Und im berühmten Orionnebel stießen die Iso-Astronomen auf eine gewaltige, Wasser erzeugende „Chemiefabrik“, wie einer der Entdecker, David Neufeld von der Johns Hopkins Universität in Baltimore, es ausdrückte. „Es scheint plausibel, dass ein Großteil des Wassers im Sonnensystem in einer ähnlichen Wasserdampf-Fabrik entstand wie dieser.“

In den Tiefen des Kosmos, weit jenseits unserer Milchstraße haben Radioastronomen aktive Galaxien entdeckt, die im Licht von angeregtem Wasserdampf leuchten. In der 750 Millionen Lichtjahre entfernten Radiogalaxie 3C403 beispielsweise strahlt eine einzige charakteristische Spektrallinie des Wasserdampfs tausend Mal heller als die Sonne.

Getrieben von einem gigantischen Schwarzen Loch, erstreckt sich der Wasserdampf über mehr als 100 000 Lichtjahre. Ein Lichtjahr sind knapp zehn Billionen Kilometer. „So viel Wasser habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht auf einmal gesehen“, sagte Christian Henkel vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn nach der Entdeckung verblüfft.

Wasservorkommen im Kosmos sind für die Wissenschaftler unter anderem deshalb so interessant, weil Wasser eine Voraussetzung für die Entstehung von Leben ist. „Leben, wie wir es kennen, braucht zwei Dinge“, erläutert Spohn. „Wasser und Energie.“

Wasser ist nur eine Voraussetzung für Leben

Allerdings bedeutet das bloße Vorhandensein von Wasser noch lange nicht, dass auch tatsächlich Leben entstanden ist. „Wir können aber nach möglichem außerirdischen Leben nur in jener Form suchen, in der wir es kennen, also auf Kohlenstoffbasis mit flüssigem Wasser als Lösungsmittel“, erläutert die Exobiologin Elke Rabbow vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. „Wenn irgendwo Voraussetzungen für Leben möglich erscheinen, lohnt es sich also, genauer hinzuschauen.“

Nachdem sich die Bewässerungskanäle einer hoch entwickelten Zivilisation auf dem Mars als Spuk erwiesen hatten, kamen mit dem Raumfahrtzeitalter die ersten handfesten wissenschaftlichen Hinweise auf Wasservorkommen auf dem Roten Planeten. „Geologische Formationen, wie sie schon von den Mariner- und Viking-Sonden fotografiert wurden, deuten darauf hin“, sagt Spohn.

Inzwischen gibt es Fotos von scheinbar wassergeformten Tälern und Rinnen. „Wir wissen, dass dort mal etwas geflossen ist, es gibt allerdings letzten Endes keinen Beweis dafür, was es war – auch wenn Wasser am wahrscheinlichsten ist“, erläutert der Münsteraner Planetologe. Doch die neue Hochleistungskamera der europäischen Mars-Express-Sonde hat jetzt erstmals Wasser sogar direkt in der extrem dünnen Marsatmosphäre direkt nachweisen können.

Vieles lässt sich auch durch vulkanische Aktivitäten erklären, wie beispielsweise das gerade vom Mars-Rover „Opportunity“ aufgespürte Mineral Hämatit, das auf der Erde vor allem im Wasser vorkommt. Statt Karbonat, das bei – früherer – Anwesenheit von Wasser zu erwarten wäre, entdeckte „Opportunity“ das vulkanische Mineral Olivin. Zudem sind die aufgespürten Hämatit-Kügelchen nach Ansicht der Forscher vermutlich nicht rund genug, um im Wasser entstanden zu sein, und sie haben Poren, die auf Gaseinschlüsse hinweisen. Da die Hämatit-Kugeln auch im Marsgestein gefunden wurden, könnten sie also auch mit diesem Gestein erstarrt sein – ganz ohne das Zutun von Wasser.

Die erste direkte Beobachtung von Wasser in Form von Eis auf dem Roten Planeten lieferte die US-Sonde „Mars Odyssey 2001“ im Jahr 2002: Mit dem Gammastrahlen-Spektrometer entdeckte sie zunächst ausgedehnte Wassereisvorkommen am Südpol des Roten Planeten und später Hinweise auf große Mengen Wassereis im Marsboden. Mit bisher unerreichter Genauigkeit hat kürzlich die europäische Sonde Mars-Express die Wassereisvorkommen am Mars-Südpol kartiert. Die weißen Polkappen bestehen aus einer Mischung von Wassereis und gefrorenem Kohlendioxid, so genanntem Trockeneis.

Der Rote Planet hat nur rund ein Zehntel der Masse der Erde und ist damit zu leicht, um dauerhaft eine dichte Atmosphäre zu halten. Die Luft auf dem Mars ist daher mehr als hundert Mal dünner als auf der Erde. Nachschub für eine dichte Atmosphäre, deren Treibhauseffekt auch für behagliche Temperaturen auf unserem Roten Nachbarn gesorgt haben könnte, haben in der Frühzeit des Planeten Vulkane liefern können, meint Spohn. Auch die damals sehr viel häufigeren Kometeneinschläge könnten zur Wasserversorgung beigetragen haben. „In den ersten vielleicht 500 Millionen Jahren war das Klima möglicherweise stabiler.“ (fwt)

 

Selektive Entfernung von Schwermetallen aus Wasser

Informationsdienst Wissenschaft, den 18.02.2004 

An dem von der Universität des Saarlandes und der upt koordinierten und von der EU mit ca. 3 Millionen Euro des 5. Rahmenprogramms der EU geförderten Forschungs-vorhaben waren 15 wissenschaftliche Arbeitsgruppen aus sieben europäischen Ländern beteiligt. Zwei davon kommen aus dem Saarland: nämlich der Lehrstuhl für Prozesstechnik und die Gesellschaft für umweltkompatible Prozeßtechnik mbH (upt).

Ausgangspunkt für diese wissenschaftlichen Aktivitäten war die Tatsache, dass weltweit Grundwasser, Oberflächenwasser und industrielle Abwässer zunehmend durch Schwermetalle und sonstige biologisch nicht abbaubare Schadstoffe verunreinigt sind. Einige besonders häufig auftauchende Zielsubstanzen aus diesem Katalog sind Kupfer, Nickel, Zink, Selen und Arsen. Ebenso vielfältig wie die zu entfernenden chemischen Verbindungen und deren Quellen (z.B. Kupfer-, Halbleiter- und Metall bearbeitende Industrie) sind die spezifisch entwickelten Verfahren. Sie haben jedoch eins gemeinsam: Es handelt sich um Hybridverfahren, genauer um die Kombination so genannter Bindungssubstanzen (Bonding Agents) mit nachgeschalteten Separationsverfahren (hauptsächlich Membranverfahren). Die von den verschiedenen Arbeitsgruppen entwickelten Bindungssubstanzen (wie z. B. Makromoleküle, Adsorbentien, Ionenaustauscher, Molekularsiebe etc.) binden sehr selektiv den zu entfernenden Metallkomplex und werden anschließend von einem geeigneten Membranverfahren zurückgehalten. Das auf diese Weise samt Bindungssubstanz vielfach aufkonzentrierte Schwermetall wird in einem weiteren Schritt, durch Änderung der Bedingungen (z. B. pH), entkoppelt und gegebenenfalls als Wertstoff (z.B. Kupfer, Nickel oder Zink) wiedergewonnen. Die auf diese Weise regenerierte Bindungssubstanz kann wiederholt eingesetzt werden. Dies macht das Verfahren nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich.

Es bleibt nun Aufgabe der einzelnen Arbeitsgruppen, aber auch der im sogenannten "Advisory Board" beteiligten Industriepartner, durch geeignete Auswahl eines der entwickelten Verfahren branchen- oder ortspezifische Lösungen zu realisieren.

Kontakt: Professor Dr.-Ing. Horst Chmiel, Tel. (0681) 93 45-340, Fax (0681) 93 45-380, E-Mail: h.chmiel@mx.uni-saarland.de BMBF

 

Zwölf Jahre Kampf ums Wasser

Bremen streitet seit langem um den "Wasserpfennig": 1992 verhinderte die FDP die Gebühr für Oberflächenwasser, 1998 die SPD. Seit ein CDU-Umweltsenator regiert, ist das Thema beschlussfähig

TAZ, den 18.02.2004 

Der Bremer Senat hat gestern beschlossen, ab dem 1. Juli 2004 für die industrielle Nutzung von "Oberflächenwasser" eine Gebühr zu nehmen. Ab einer Menge von 10 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr aus Weser, Lesum oder Häfen, sowie ab einer Million Kubikmeter bei den übrigen Gewässern muss gezahlt werden, voraussichtlich zwischen 0,05 und 0,03 Euro pro Kubikmeter, je nachdem, wie viel entnommen wird. Betroffen sind vor allem die Kraftwerksbetreiber Eon und swb in Bremen, aber auch die Stahlwerke und die Bremer Lagerhausgesellschaft.

Damit geht eine lange Geschichte des Tauziehens zuende. Denn in Bremen war diese Gebühr, die in anderen Bundesländern schon seit längerem erhoben wird, immer wieder von den Lobbyisten der Industrie verhindert worden. Umweltsenator Jens Eckhoff (CDU) hat geschafft, woran seine Vorgänger in diesem Amt, Ralf Fücks (Grüne) und Christine Wischer (SPD) gescheitert waren. Seine Begründung ist dabei nicht nur ökologisch: "Es ist anderen Bundesländern nicht vermittelbar, dass das Sanierungsland Bremen auf Einnahmemöglichkeiten verzichtet, die andere Bundesländer längst erheben", so Eckhoff. Deswegen sei die Einführung einer Oberflächenwasserentnahmegebühr "zwingend geboten". Zudem könne so "zum sparsamen Umgang mit der Ressource Wasser beigetragen werden."

Anfang der 90er Jahre, als der Grüne Ralf Fücks Umweltsenator war und Claus Jäger von der FDP im Wirtschaftsressort saß, war das Oberflächenwasser erstmals zum Thema der Senatspolitik geworden. Baden-Württemberg hatte gerade mit dem Wasserpfennig begonnen, Niedersachsen hatte die Oberflächenwasser-Gebühr eingeführt.

Seitdem argumentiert die Industrielobby gegen die Gebühr: "Wir sind die Hauptbetroffenen des Gesetzes", hat Hinrich Volker, Geschäftsführer der Stadtwerke Bremen, 1992 erklärt. Rund 700 Millionen Kubikmeter Kühlwasser zapften die Kraftwerke im Jahr aus der Weser und leiteten sie wieder ein. "Wir haben keinen Ressourcenverbrauch, sondern einen Gebrauch", sagte Volker damals. Es gebe "nur eine geringfügige Wärmebelastung". Auch das Atomkraftwerk Esenshamm benutzt das Weserwasser zum Kühlen und muss seine Leistung regelmäßig reduzieren, wenn die Temperatur die für das Weserwasser gesetzten Grenzwerte überschreitet. Ein Problem, sagt der Wasser-Ökologe Michael Schirmer von der Uni Bremen: Die Wärmeeinleitungen führten zu einer "dramatischen Veränderung" der biologischen Lebensgemeinschaften. Sprich: Im Winter hätten Fische schon Frühlingsgefühle, tropische und subtropische Arten fühlten sich in der Weser bereits heimisch.

Die damalige umweltpolitische Sprecherin der Grünen, Elisabeth Hackstein meinte, es sei fatal, wenn bremische Betriebe durch eine kostenlose Nutzung von Oberflächenwasser finanziell besser gestellt würden als die niedersächsische Konkurrenz: "Gebühren sind dringen notwendig, damit auch Wirtschaftsvertreter den Wert von Wasser erkennen." Am Koalitionspartner FDP scheiterte damals der Vorstoß des Umweltsenators. 1998 unternahm das Umweltressort einen zweiten Vorstoß, damals war das Umweltressort in der Hand der SPD. Josef Hattig, der Koalitionspartner und CDU-Wirtschaftssenator, verhinderte einen Beschluss im Senat. Gegen die Abgabe hatten sich auch der Personalrat der Stadtwerke und die FDP ausgesprochen. Als CDU-Umweltsenator Jens Eckhoff im vergangenen Jahr das Thema wieder aufgriff, kamen prompt die alten Protestnoten wieder - neben der Handelskammer und den betroffenen Betrieben beschwerte sich auch die SWB-Betriebsgruppe der Gewerkschaft Verdi im Arbeitnehmerinteresse.
Von Klaus Wolschner.

 

Schwere Unwetter auf Neuseelands

Nordinsel Häuser vom Hochwasser weggeschwemmt

Neue Zürcher Zeitung, den 18.02.2004 

Einige Regionen im südlichen Teil der Nordinsel Neuseelands sind in den vergangenen Tagen von gewaltigen Unwettern heimgesucht worden. Besonders schlimm traf es die Regionen Manawatu und Wanganui an der Westküste des Landes, ein stark landwirtschaftlich geprägtes Gebiet. Harmlose Bäche schwollen zu Flüssen an, die über die Ufer traten, Landwirtschaftsland überschwemmten und sogar ganze Häuser mitrissen.

In Mitleidenschaft gezogen wurden auch viele Verkehrswege; zahlreiche Brücken hielten dem Hochwasser nicht stand, und die Eisenbahnlinie Auckland-Wellington ist vorläufig unterbrochen. Die Aufräumarbeiten wurden dadurch behindert, dass zahlreiche Siedlungen noch am Dienstag ohne Strom und Telefonverbindungen waren. Die Schäden belaufen sich nach Angaben von Versicherungen auf umgerechnet mindestens 80 Millionen Franken. Der Sturm gehört damit zu den verheerendsten, die in Neuseeland überhaupt je registriert wurden. Betroffen waren mit Auckland und Wellington auch die beiden größten städtischen Agglomerationen des Landes. Bauern versuchten, so viel wie möglich von ihrem Vieh zu retten, und bekamen dabei Unterstützung von freiwilligen Helfern und der Armee. Einige gerieten dabei selbst in Gefahr.

Die neuseeländische Presseagentur NZPA berichtete vom Fall einer Bäuerin, die am Montag im Morgengrauen, als sie 350 Kühe von der Weide zur Melkstation bringen wollte, von einem rasch ansteigenden Fluss überrascht wurde. In der starken Strömung habe sie sich mit ihrer schweren Kleidung kaum über Wasser halten können. Durch einen glücklichen Zufall habe sie eine der in ihrer Nähe schwimmenden Kühe am Nacken packen können, und die Kuh - die Nummer 569 der Herde - habe sie zu einer aus dem Wasser ragenden Anhöhe gebracht. Dort habe sie mit Erstaunen festgestellt, dass es fast alle Kühe, die gute Schwimmerinnen seien, ebenfalls bis zu dem Hügel geschafft hätten. Erstaunlicherweise seien nur etwa 15 Tiere verloren gegangen. Nicht alle Farmer hatten jedoch solches Glück im Unglück; in Fernsehberichten hiess es, dass ganze Herden ertrunken seien.

 

 

Jahrhundertflut in Neuseeland

Kleine Zeitung, den 17.02.2004 

Die Behörden von Neuseeland haben wegen heftiger Überschwemmungen in mehreren Regionen den Notstand ausgerufen. Mindestens 500 Menschen mussten am Dienstag in Picton auf der Südinsel in Sicherheit gebracht werden, da ein Staudamm zu brechen drohte. Die Stadt Waitotara auf der Nordinsel stand zu 90 Prozent unter Wasser. Es handelt sich um die schlimmste Flut in Neuseeland seit rund 100 Jahren.

In den Regionen von Rangitikei und Manawatu warteten hunderte Menschen seit drei Tagen in Schulen und Hallen auf eine Normalisierung der Lage. Helfer bemühten sich, zahlreiche unterbrochene Verkehrsverbindungen auch rund um die Hauptstadt Wellington wieder freizumachen. Auch die Strom- und Wasserversorgung und Telefonverbindungen seien vielfach unterbrochen. Am Wochenende waren für die Jahreszeit ungewöhnlich starke Regenstürme übers Land gefegt.

 

Vom freundlichen Abwasser

 Märkische Allgemeine, den 13.02.2004 

Abflusslose Sammelgruben und Kleinkläranlagen würden im ländlichen Raum auch künftig eine Rolle spielen, sagt Axel Breywisch, Chef der Unteren Wasserbehörde im Landratsamt Belzig. Gerade kümmern sich seine Kollegen um sämtliche Kleinkläranlagen, die vor April 2003 genehmigt wurden. Seit dem gilt eine neue Verordnung, die neben der mechanischen auch eine biologische Abwasserbehandlung vorschreibt. Mit diesem Zwei-Stufen-Betrieb steige der ökologische Effekt.

Der Mann vom Umweltamt geht davon aus, "dass mindestens für die nächsten zehn Jahre keine neuen Klärwerke vorgesehen sind". Darüber müssen sich die meisten Einwohner des Landkreises keine Gedanken machen, denn nach Breywischs Schätzung sind bereits 70 Prozent der Haushalte in Potsdam-Mittelmark am öffentlichen Abwassersystem angeschlossen. "Hier und da werden die Netze noch erweitert", rechnet Axel Breywisch weitere zehn Prozent hinzu.

"Verbleiben etwa 15 000 Haushalte, für die Fäkalientransporte weiterhin wichtig bleiben." Ob das Problem nun die abflusslose Sammelgrube auffängt oder durch eine neue Kleinkläranlage bereinigt wird - entscheidend ist für die Wassebehörde eines: "Dicht müssen sie sein."

Den alten Kleinkläranlagen geht Breywisch nun auf den Grund. Am 31. Dezember 2005 ist Stichtag. Bis dahin will die Untere Wasserbehörde alle alten Kleinkläranlagen prüfen. "Wir gehen Ort für Ort durch, schreiben die Bürger an und stellen fest, was für den Erhalt notwendig ist", erklärt Breywisch. Mit seinen Kollegen arbeitet er derzeit an einem Merkblatt für alle Betroffenen. "Im Einzelfall entscheiden wir, unter welchen Bedingungen die Anlage weiterbetrieben werden kann." In der Praxis bedeute das fast immer, "dass eine biologische Reinigung noch installiert werden muss", meint Axel Breywisch und nennt zwei Möglichkeiten, die eine alte Kleinkläranlage auf den neuen gesetzlichen Stand bringen: "Entweder mit biologisch-ökologischen Zusatz oder ein nachgeschaltetes technisches System."

Während die ökologischen Anforderungen auf der einen Seite angehoben werden, bleiben Sammelgruben unangetastet. "Auch ohne die eingebauten Schweinereien können Risse entstehen." Was der Experte außer der Materialermüdung meint, ist eine absichtlich durchlässige Bauweise. Den Kampf gegen undichte Sammelgruben nennt Breywisch "eine unendliche Geschichte", mit der seine Behörde niemals fertig werde. "Oftmals wurde so gebaut", sagt Breywisch. Die Indizien seien immergrüne Kränze auf einem sonst vertrocknetem Rasen. Das Umweltamt handle aber nur auf Anzeige. Trotzdem habe er eine "umweltgefährdende Sauerei" in 25 Dienstjahren nie erlebt. Aus wasserschutztechnischer Sicht bezeichnet Breywisch das häusliche sogar als das freundlichste Abwasser. "Mit einer biologischen Bearbeitung ist es leicht klärbar im Gegensatz zu den Industrieabwässern."

Müsste sich Axel Breywisch zwischen Sammelgrube und Kleinkläranlage entscheiden, fällt ihm die Wahl schwer. Sicher seien Kompaktsysteme langfristig zwar kostengünstiger, da weniger Klärschlamm anfalle. Doch gehe von der Sammelgrube weniger Gefahr aus. "Ein Haushalt ruft sofort an, wenn der Behälter voll ist. Funktioniert aber eine Kleinkläranlage nicht richtig, merkt das keiner", gibt Breywisch zu bedenken. Zudem werden keine Kleinkläranlagen an Standorten genehmigt, die in neu ausgewiesene Trinkwasserschutzzonen fallen. In solchen Gebieten, die bereits zu DDR-Zeiten Trinkwasserschutzzonen waren, seien sie bedingt zulässig. "Auch das wird im Einzelfall geprüft." Zu einer Kleinkläranlage kann der Fachmann nur dann raten, "wenn die Investitionsmittel gleich vorhanden sind und mit dem Einbau ein Wartungsvertrag geschlossen wird".
Von Yvette von Gierke.

 

Warmes Wasser verursacht Millionenschäden

Umweltinstitut berechnet Schäden globaler Erwärmung in Ozeanien

Pressetext, den 12.02.2004 

Die pazifischen Inseln produzieren weniger als ein Prozent aller weltweiten Treibhausgase, aber sie zahlen die höchste Rechnung dafür. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht des South Pacific Regional Environmental Programme SPREP http://www.sprep.org.ws, der in der jüngsten Ausgabe des Pacific Islands Magazine http://www.pacificislands.cc vorgestellt wurde.

Nach Berechnungen des UN-International Panel on Climate Change IPCC wird die Temperatur von 1990 bis 2100 zwischen 1,4 Grad bis 5,8 Grad ansteigen. Die Auswirkungen auf die fragilen Inselgemeinschaften werden verheerend sein, meint SPREP-Direktor Asterio Takesy anlässlich des Pacific Islands Regional Oceans Forum, das vor kurzem in Suva zu Ende ging. Alle Fischarten werden von diesem Temperaturanstieg betroffen sein - und Fische stellen eine wesentliche Lebensgrundlage für die Völker Ozeaniens dar. Hinzu kommt die Zerstörung der schützenden Korallenriffe, da die empfindlichen Korallenpolypen auf die Erwärmung reagieren. Takesy beziffert die Schäden auf den mikronesischen Palau-Inseln während der El-Nino-Periode 1998 - 1999 auf mindestens 91 Mio. Dollar. Damals erwärmte sich das Wasser in Palau in den Monaten Juni bis November auf über 30 Grad Celsius und führte zu einer Korallenbleiche, die ein Drittel der Riffe des vom Tauch-Tourismus lebenden Staates vernichtete. Die Folge waren massive Verluste der lokalen Fischpopulation und ein neunprozentiger Rückgang im Tourismus.

Nicht nur für die Inseln selbst, sondern auch für die internationale Fischerei in der pazifischen Region hat die Erwärmung dramatische Auswirkungen: 70 Prozent aller weltweit gefangenen Tunfische kommen aus dem Pazifik. Derzeit werden mit den Großfischen jährlich etwa zwei Mrd. Dollar erwirtschaftet. Während der letzten El-Nino-Periode verschwanden die Fische mit der Veränderung der Warmwasser-Strömungen und sorgten in manchen Regionen für den Beinahe-Kollaps von lokalen Fischerei-Industrien. Angst herrscht auch vor einer Zerstörung von empfindlichen Mangroven, die viele Inseln vor der Erosion schützen. Temperaturerhöhungen sorgen auch für die Veränderung des Salzgehalts im Meerwasser, verbunden damit sind Zerstörungen der Mangroven selbst und vermehrte Sedimentablagerungen nach Stürmen und Überflutungen.

In einer Studie in Fiji wurde errechnet, dass der Verlust der Küsten-Mangroven Schäden zwischen 266 und 403 Dollar je Hektar ausmacht, in erster Linie verursacht durch den Verlust der in Küstennähe gefangenen Fische. In den meisten Staaten leben die Menschen immer noch von Subsistenz-Wirtschaft. Die Zerstörung der Mangroven würde für die Subsistenz-Fischerei alleine auf der Hauptinsel Viti Levu 2,3 Mio. Dollar Schaden jährlich verursachen. Für den kommerziellen Fischfang kommen noch 800.000 Dollar Schäden pro Jahr dazu.

Die extremen Wettersituationen, die auch in Kontentaleuropa und in Nordamerika auftreten, werden die Inselstaaten noch härter treffen. Und nach Vorhersagen des IPCC wird es in den kommenden Jahren zu einer dramatischen Zunahme von Wirbelstürmen sowie von unregelmäßigen Niederschlägen, deren Folgen entweder extreme Trockenheit oder sintflutartige Regenfälle sind, kommen. Erst Anfang Januar hat ein Wirbelsturm die Insel Niue vollständig verwüstet. Die lokale Regierung fürchtet, dass wegen der zerstörten Infrastruktur auch die Touristen ausbleiben werden. Die Vertreter der pazifischen Inselstaaten fordern mehr Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit für ihre Probleme, denn die Verursacher der Katastrophe sitzen in anderen Weltregionen. "Ozeanien ist eine der empfindlichsten Regionen was die Auswirkungen der globalen Erwärmung betrifft", meint SPREP-Klimaexperte Taito Nakalevu.

 

Wasser als öffentliches Gut verteidigen

Themenabend: Weltweite Privatisierung bedroht Versorgung in Ländern des Südens

Mindener Tageblatt, den 12.02.2004 

Ist Wasser eine globale Handelsware oder ein öffentliches Gut und Menschenrecht? Dieser Frage ging ein Themenabend des Informationszentrums Dritte Welt zur weltweiten Privatisierung in der Wasserversorgung im Martinihaus nach.

Über Hintergründe, Akteure und Folgen aber auch alternative Lösungsansätze referierten Alexis Passadakis von der Organisation WEED (World Economy, Ecology and Development) aus Berlin und Prof. Johannes Weinig von der Fachhochschulabteilung Minden. "Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel, und Wasser ist unersetzlich", so Prof. Weinig. Doch Wasser sei eine begrenzte und weltweit ungleich verteilte Ressource.

Während Wasser in den Ländern des Nordens ein relativ günstiges und meist auch reichlich vorhandenes Gut von guter Qualität ist, stellt sich die Situation in den Ländern des Südens anders dar. Weltweit haben mehr als eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Jeder fünfte Mensch kann heute seinen täglichen Wasserverbrauch nicht decken. 6000 Menschen sterben täglich an den Folgen verunreinigten Trinkwassers.

Eine bedrohliche Situation, die sich laut Vereinbarung der Staatengemeinschaft auf dem Erdgipfel 2002 in Johannesburg ändern soll. Ziel ist, bis 2015 die Anzahl der Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen zu halbieren.

Weil das die Entwicklungshilfe allein nicht aufbringen kann, so wird argumentiert, muss der Privatsektor einbezogen werden. Und die Industrienationen sind sich mit der Weltbank und der Welthandelsorganisation (WTO) einig, dass dieser Weltmarkt den Konzernen geöffnet werden muss. Seit Beginn der 90er-Jahre privatisieren immer mehr Entwicklungs- und Industrieländer ihre Wasserversorgung. Das Geschäft mit dem "Blauen Gold" machen dabei vor allem die großen europäischen Versorgungskonzerne wie Vivendi, Suez oder RWE.

Doch der Großangriff auf die lukrative Ressource steht noch bevor. Gegenwärtig verhandeln die Welthandelsorganisation (WTO) über eine weitgehende Öffnung des Weltmarktes für die Wasserversorgung, die mit einem Abkommen über die Liberalisierung von Dienstleistungen (GATS) unumkehrbar besiegelt werden soll.

Passadakis sah die Wasserprivatisierung - insbesondere im Süden - sehr kritisch. "Wasser ist ein Menschenrecht und ein öffentliches Gut, keine Ware, die der Profitlogik unterworfen ist." In den Entwicklungsländern nehmen die Proteste zu. Vor allem die Ärmsten fürchten um den Zugang zu erschwinglichem Wasser.

Das es auch anders geht, konnte Prof. Weinig, am Beispiel des Projekt Water Management Mtae in Tansania darstellen. Dieses Projekt zur nachhaltigen Sicherstellung der Wasserversorgung in der Stadt Mtae wird von Weinigs Projektteam der Fachhochschule und Pastor Frieder Küppers von der St. Mariengemeinde koordiniert. Es basiert auf den Grundlagen der Hilfe zur Selbsthilfe.

Ein Schutz des Südens vor dem Druck der transnationalen Wasserkonzerne und eine ökologisch und sozial gerechte Trinkwasserversorgung sei letztendlich nur bei einer Verteidigung von Wasser als öffentlichem Gut im Norden möglich, so Passadakis. Dazu sei die Zusammenarbeit der Völkergemeinschaft erforderlich.

 

600 Enten verölt

Nordsee: Illegale Einleitung - Vögel hatten keine Chance.

Hamburger Abendblatt, den 12.02.2004 

St. Peter-Ording - Sie sind ein Bild des Jammers: Das Gefieder mit Öl verklebt, hocken Trauerenten an den nordfriesischen Stränden, blicken angstvoll aus großen Augen. "Wir haben seit Montag 600 verölte Vögel gezählt", sagt Klaus Koßmagk-Stephan vom Nationalparkamt in Tönning. 90 Tiere seien tot gefunden oder getötet worden. Obwohl die Ergebnisse der Ölproben erst am Freitag erwartet werden, ist der Naturschützer sicher, "dass eine illegale Ölentsorgung im Seegebiet westlich von Nordfriesland schuld an der Verseuchung ist".

Wieder einmal. Gerade zwei Jahre ist es her, dass 1500 Seevögel Opfer einer Ölpest wurden. 1300 starben. Experten schätzen die Zahl der illegalen Einleitungen in die Nordsee auf 200 im Jahr. Gefahr droht den Vögeln vor allem im Winter, wenn sie auf hoher See Nahrung suchen. In kaltem Wasser wird Öl langsamer abgebaut. "In der Deutschen Bucht sterben jährlich 20 000 Seevögel an der schleichenden Ölkatastrophe", sagt Claudia Viße vom schleswig-holsteinischen Umweltministerium.

Seit langem fordern Naturschützer eine bessere Überwachung der Umweltbestimmungen auf See. "Wir brauchen europaweit schärfere Kontrollen der Schifffahrt und strengere Strafen", sagt Hans von Wecheln von der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste in Husum. Derzeit werde nur ein Bruchteil der Fälle aufgeklärt.

Unterdessen sind an der nordfriesischen Küste zahlreiche Helfer auf der Suche nach betroffenen Tieren. Schwerpunkt sind die Inseln Amrum, Föhr und Sylt. Bislang sind 180 verölte Vögel in die Seevogel-Rettungsstation im Westküstenpark St. Peter-Ording gebracht worden. 15 Tierschützer versuchen, die sonst meist zu einem qualvollen Tod verurteilten Vögel zu waschen und aufzupäppeln. "Wir hoffen, dass wir morgen die ersten acht Enten wieder freilassen können", sagt Geschäftsführer Peter Marke.

Die vor zwei Jahren eingeweihte Station wird von mehreren Tierschutzorganisationen betrieben, von vielen Naturschützern allerdings wegen der geringen Erfolgschancen kritisch gesehen. "Im Schnitt können wir 70 Prozent der verölten Vögel retten", hält Marke dem entgegen. Allerdings übersteige die aktuelle Situation die Möglichkeiten. Deshalb soll nun ein Teil der Tiere in andere Stationen, darunter auch in Holland, gebracht werden. Von Hanna-Lotte Mikuteit.

 

Gericht verhandelt Beitragssatzung für Abwasser

Ostsee Zeitung, den 12022004 

Wismar In dem Normenkontrollstreit über die Wirksamkeit der Abwasserbeitragssatzung der Hansestadt Wismar hat nunmehr das Oberverwaltungsgericht Greifswald (OVG) für den 14. April 2004 einen Termin zur mündlichen Verhandlung anberaumt. Nach Angaben der Hansestadt Wismar liegen zurzeit etwa 4000 Widersprüche von Betroffenen gegen die Heranziehung vor. „Der vor dem Oberverwaltungsgericht Greifswald klagende Grundstückseigentümer hat eine Vielzahl von Rechtsverstößen der Satzung gegen geltendes Recht gerügt. Da zu zahlreichen der aufgeworfenen Fragen eine gefestigte Rechtsprechung des OVG aus der Vergangenheit nicht vorliegt, kann der Ausgang des Verfahrens derzeit als offen angesehen werden“, so Rechtsanwalt Dr. Karsten Simoneit. Mit einem Urteil könne noch in diesem Jahr gerechnet werden, meint Simoneit.

 

Neue Praxismagazin "Wasser"

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"Wasser" heißt das neue Praxismagazin des GIT Verlages. Diese Fachzeitschrift richtet sich an die gesamte Branche der Wasser- und Abwassertechnik, der Wasseraufbereitung und –Wasserversorgung sowie deren Zulieferindustrien.

"Wasser" informiert die Betreiber von Klärwerken und industriellen Wasseraufbereitungsanlagen ebenso wie Wasseranalytiker und alle, die beruflich mit dem Thema Wasser befasst sind.

"Wasser" lässt Autoren aus Industrie, Forschung und Behörden zu Wort kommen, die über klassische Verfahren und Produkte ebenso berichten wie über neue Lösungsansätze.

"Wasser" berichtet über aktuelle Entwicklungen aus Forschung und Entwicklung und stellt sie in Bezug zu bestehenden Problemen und möglichen Anwendungen.

www.gitverlag.com/ 

 

Umweltgruppen fordern besseren Schutz der Meere

Fische in den Weltmeeren sind rund 80 Mrd. Dollar jährlich wert

Pressetext, den 10.02.2004 

Nach Expertenmeinung sind die Fische in den Ozeanen der Welt 80 Mrd. Dollar im Jahr wert. Von der gesamten Ozeanfläche sind weltweit aber nur 0,5 Prozent Schutzzonen. Nach Ansicht von Umweltschutzorganisationen ist das zu wenig und vor allem werden dafür zuwenig Mittel flüssig gemacht, berichtet BBC-Online http://news.bbc.co.uk vom Treffen der Convention on Biological Diversity, das derzeit in Kuala Lumpur stattfindet.

Nach Angaben der Umweltgruppen wie etwa des WWF http://www.wwf.org und des amerikanischen Natural Resources Defence Council http://www.nrdc.org sind 75 Prozent der Meere überfischt. Dafür erhalten Fischereiflotten jährlich etwa 20 Mrd. Dollar an Subventionen. Ein Teil dieses Geldes sollte nach Meinung der Umweltschützer für den Erhalt der maritimen Artenvielfalt aufgewendet werden. Die Forscher argumentieren auch damit, dass es nicht nur um den Reichtum an Fischen per se gehe. Derzeit ist die Hälfte aller untersuchten Anti-Krebs-Medikamente marinen Ursprungs. Erst im Januar berichtete das irische Pharmaunternehmen Elan vom durchschlagenden Erfolg bei Untersuchungen der Gifte von Conus-Schnecken für die Schmerzmedizin. Die weltweiten Bestände an wildlebenden Conus-Schnecken sind aber durch Sammelwut in den Industrieländern ernstlich bedroht. Mit dem Verlust der Lebensvielfalt in den Meeren gehen auch Heilmittel der Zukunft verloren, argumentieren die Umweltschützer.

Die schlimmsten Zerstörungen des Meeresgrundes richten Grundschleppnetze an: diese fahren mit schweren Ketten, Netzen und Stahlplatten am Grund der Ozeane entlang und zerstören wertvolle Lebensräume. Umweltschützer kritisieren an der Methode auch, dass die Ausbeute bei dieser Art der Fischerei nicht besonders groß sei. Die grünen Gruppen fordern daher in Kuala Lumpur die Ausweitung mariner Schutzzonen. Einige der westlichen Regierungsvertreter werden die Ausweitung der Naturschutzgebiete und eventuelle Fangverbote oder neue Umweltschutzgesetze nicht gut heißen, befürchten die Umweltgruppen, insbesondere wenn die geschützten Regionen in internationalen Gewässern liegen.

 

Neues Verfahren zur Abwasser- und Abfallverwertung in Palmölmühlen entwickelt

Umweltmagazin, den 09.02.2004 

Palmöl ist neben Sojaöl weltweit das wichtigste Pflanzenöl. Bei der Ölgewinnung fallen große Mengen an stark verschmutztem Abwasser sowie pflanzliche Abfälle an. Aus dem in Teichen gesammelten Abwasser entsteht durch Fäulnisprozesse energiereiches Methan, das ungenutzt in die Atmosphäre entweicht und dort als stark wirkendes Treibhausgas zur Klimaänderung beiträgt.
Die im Abwasser und Abfall enthaltenen Ressourcen zu nutzen und die von diesen ausgehenden Umweltbelastungen zu vermeiden, war das Ziel eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsvorhabens. Wissenschaftlern des Instituts für Technologie und Biosystemtechnik der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig ist es gelungen, gemeinsam mit dem Indonesian Oil Palm Research Institute (Iopri) in Medan (Sumatra) dem Ingenieurbüro Utec in Bremen und dem TÜV Rheinland (Köln), ein neues Verfahren zur Energie- und Düngerproduktion zu entwickeln. In diesem Verfahren wird zunächst in einer Hochleistungs-Biogasanlage aus dem Abwasser Methan gewonnen. Dieses Gas kann zur Energieerzeugung für die Ölmühlen selbst verwendet werden und Dieseltreibstoff ersetzen. Daneben kann das Gas aber auch zur Stromerzeugung oder, in Flaschen abgefüllt, der Bevölkerung in der Nähe der Ölmühlen zum Kochen zur Verfügung gestellt werden.
Das gesamte so vorbehandelte Abwasser wird anschließend gemeinsam mit den festen Abfallstoffen kompostiert. Durch die biologisch erzeugte Wärme bei der Kompostierung und eine spezielle Prozessführung verdunstet das gesamte Abwasser aus den offenen Mieten. So werden alle Pflanzennährstoffe aus dem Abwasser und auch die aus dem Abfall in einem hochwertigen Kompost konzentriert. Die technische Ausrüstung für dieses Verfahren ist relativ einfach und preisgünstig: Eine Schneidmühle zum Zerkleinern der Abfallstoffe und ein Umsetzgerät zum Durchmischen der Kompostmieten. Der so erzeugte Kompost wird erfolgreich in der Obst- und Gemüseproduktion eingesetzt. Im Vergleich zum herkömmlichen Abwasser- und Abfallmanagement ist das neue Verfahren nicht nur kostengünstiger, sondern nach Angaben der FAL sogar profitabel. 

 

Warmes Wasser vibriert länger als Kaltes

Gängigen Theorien zufolge sollte es umgekehrt sein

Der Standard, den 09.02.2004 

Wasser ist anders. Das Molekül aus zwei Wasserstoff- und einem Sauerstoffatom ist zwar eins der häufigsten auf unserem Planeten, dennoch birgt die Verbindung immer noch jede Menge Geheimnisse. Auf ein weiteres Rätsel ist jetzt Arjan Lock vom FOM-Institut für Atom und Molekularphysik in Amsterdam gestoßen: Warmes Wasser vibriert länger als Kaltes. Nach den gängigen Theorien sollte es eigentlich umgekehrt sein.

Ohne die Eigenwilligkeiten des Wassers würden Tier und Pflanzenwelt auf der Erde sicher anders aussehen. So würden andere Flüssigkeiten im Winter nicht von der Oberfläche, sondern vom Grund her zufrieren, was mehr und stärkere Eisbildung nach sich zöge. Fische könnten dabei kaum überleben. Aber Wasser friert durch seine Dichteanomalie - es ist bei rund vier Grad am schwersten - an der Oberfläche zu, was gegen weitere Auskühlung eine gewisse Abschirmung garantiert.

Untersuchung mit Laser-Impulsen

Lock untersuchte durch die Aussendung von ultrakurzen Laser-Impulsen die Vibrationen des Wasserstoff-Atoms gegenüber dem Sauerstoff-Atom. 0,26 Picosekunden (eine Picosekunde ist billionste Teil einer Sekunde) dauert die so genannte Stretch-Vibration des Wasserstoffs gegenüber dem Sauerstoff, dann geht sie in eine Biege-Vibration ins Wasser über.

Normalerweise sollten höhere Temperaturen die Vibrationen verkürzen. Doch im Wasser schwächen höhere Temperaturen die so genannten Wasserstoff-Brückenbindungen und daher erhöht sich die Dauer der Vibrationen, erklärte Lock. Wasserstoffbrücken, relativ schwache Bindungen, halten die einzelnen Wassermoleküle locker zusammen. (APA)

 

Wassertrinken verbraucht Kalorien

Deutsche Forscher: 2,4 kg Fettverlust jährlich durch 1,5 Liter Wasser täglich

Pressetext, den 09.02.2004 

Wasser führt nach Angaben von Medizinern tatsächlich zu einer Steigerung des Energieumsatzes: wer täglich 1,5 Liter Wasser trinkt, spart 2,4 kg Fettgewebe im Jahr, berichtet das Ärztemagazin Medical Tribune Deutschland http://www.medical-tribune.de in seiner jüngsten Ausgabe. Nach Berichten des Experten Michael Boschmann vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke bewirkt bereits ein halber Liter Wasser einiges.

Das Wassertrinken nimmt nicht nur den Durst und füllt den Magen, sondern es löst offenbar auch eine ganze Reihe anderer Prozesse aus: Bei Männern wie bei Frauen führt es zu einem Anstieg des Energieumsatzes um 30 Prozent. "Die Wirkung setzt nach zehn Minuten ein und erreichte nach 30 bis 40 Minuten ihren Höhepunkt. Durch den Konsum von 1,5 Liter Wasser am Tag werden so zusätzlich etwa 200 kJ verbrannt", so Boschmann. In einem Jahr entspricht das 73.000 kJ (17 400 kcal). Das ist der Energiegehalt von 2,4 kg Fettgewebe.

Boschmann und seine Kollegen haben entdeckt, dass 22 Grad kaltes Wasser den Energieverbrauch deutlich stärker anhebt als etwa 37 Grad warmes Wasser. "Etwa 40 Prozent des Anstiegs des Energieumsatzes sind auf die Erwärmung des kalten Wassers auf Körpertemperatur zurückzuführen", erklärt Boschmann. "Der Effekt auf den Energieumsatz scheint überwiegend durch eine Aktivierung des sympathischen Nervensystems zu Stande zu kommen", meint der Ernährungsforscher. Durch eine systemische Beta-Rezeptorenblockade ließe der Energieumsatz sich hemmen. Der Experte rät Abspeckwilligen den reichlichen Genuss von kaltem Wasser.

 

 

Zu wenig Mittel gegen Dürre

Neues Deutschland, den 08.02.2004 

Wieder gibt es eine Dürre im südlichen Afrika. Die zehn Regenjahre nach der letzten katastrophalen Trockenheit in den Jahren 1991/92 scheinen vorüber zu sein. Südafrika hat gerade sechs seiner neun Provinzen zu Notstandsgebieten erklärt. Auch Lesotho, Malawi, Moçambique, Swasiland, und Simbabwe warten auf internationale Hilfe, die allerdings nur spärlich beginnt. Erst jetzt kommt der Regen dieser Saison, der schon im letzten Oktober hätte beginnen sollen. Die Subsistenzbauern, die nur mit der Hacke ihren Boden bearbeiten, konnten nicht nur keine Maiskörner in den harten Boden legen, sondern müssen nun auch noch ihre Kühe und Ziegen schlachten, weil diese die letzten Grashalme abfraßen und neue nicht wachsen. In Lesotho, dem bis zu 3000 Meter hohen Gebirgskönigreich, das gänzlich vom südafrikanischen Territorium umschlossen ist, sind die kleinen Dämme leer und die Flüsse nur noch schlammige Rinnsale. Ein Drittel der Bevölkerung – zwischen 600000 und 700000 Menschen – sind auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, die aber wegen der Kürzungen im Afrika-Budget der meisten überseeischen Hilfsorganisationen bis jetzt nur an Kranke, Alte, Kinder unter fünf Jahren und schwangere Frauen ausgegeben wird. Im Königreich Swasiland wird ebenfalls bereits ein Drittel der etwa eine Million Einwohner mit Nahrungspaketen am Leben gehalten. Auch hier sind die Flüsse ausgetrocknet, die Tiere finden kein Wasser zum Trinken. In einigen Gebieten Moçambiques, vor allem in der Provinz Gaza, hat es in den letzten 50 Jahren nicht so wenig geregnet wie in dieser Saison. Elf Prozent der Kinder unter fünf Jahren leiden an Unterernährung. Die Regierung Malawis hat an die Welt appelliert, insbesondere im Süden des Landes 3,5 Millionen Menschen vor dem Hungertod zu retten. Am schlimmsten aber scheint es in Simbabwe zu werden, wo die Dürre auf völlig unvorbereitete schwarze Neusiedler trifft, die Bewässerungssysteme der weißen Farmen zerstört vorfanden. Südafrika dagegen hat 250 Millionen Rand Haushaltsmittel für seine Dürreprovinzen bereitgestellt, von denen Limpopo, Nordwest und Free State die am schlimmsten betroffenen sind. Hier wird das Futter für die Herden bereits zu 75 Prozent vom Staat subventioniert und in viele Gemeinden Wasser mit Tankwagen gebracht. Obwohl die meisten Dämme stets über Wasservorräte für mindestens zwei Jahre verfügen, sinken die Pegel, da kein Regen nachfällt. Viele Großfarmer, die auch hier noch mehrheitlich weiß sind, haben deshalb noch keine Wintersaat in die Erde gebracht und sagen für das nächste Jahr zu geringe Ernten von Mais und Weizen voraus. Das gilt in noch größerem Maße für kleine afrikanischen Bauern, die ohne technische Hilfe den harten Boden bearbeiten müssen. An die Ärmsten der Armen werden bereits wöchentlich Nahrungsmittelpakete verteilt. Die Dürre ist im südlichen Afrika nichts Unerwartetes. Sie hängt mit der Erwärmung des pazifischen Ozeans vor den Küsten Lateinamerikas zusammen (El Niño), die schon seit dem 18.Jahrhundert registriert wird. Das südliche Afrika wird bei jedem El Niño in Mitleidenschaft gezogen – dennoch werden keine Vorräte angelegt. Es fehlt einfach das Geld für eine solche Infrastruktur. Und auch jetzt verkauft Sambia, das dieses Jahr ganz beträchtliche Maisüberschüsse hat, diese wieder ins Nachbarland Kongo, weil sie sonst verderben und von Mäusen und anderm Ungeziefer aufgefressen würden. Die letzte durch das Klimaphänomen erzeugte Dürre 1991/92 machte rund 20 Millionen Menschen im südlichen Afrika zu Empfängern von Hungerhilfen.
Von Hanna Ndlovu.

 

Darmamöben und ihre Infektionsstrategien

Informationsdienst Wissenschaft, den 05.02.2004 

Darmamöben sind häufige "Mitbringsel" nach Reisen in tropische und subtropische Länder. Während die meisten Infektionen unbemerkt bleiben, da sie völlig asymptomatisch verlaufen, kommt es in Einzelfällen zu blutigen Durchfällen (Amöbenruhr) oder Leberabszessbildung. Molekulargenetische Untersuchungen haben gezeigt, dass nur ganz bestimmte Amöbenarten in der Lage sind, Krankheiten beim Menschen auszulösen. In den letzten Jahren konnten einige der molekularen Mechanismen, die an der Krankheitsentstehung beteiligt sind, aufgeklärt werden.

Die Öffentliche Ringvorlesung "Parasiten" findet jeweils mittwochs von 17 bis 18 Uhr im Hörsaal 542, Universitätsklinikum Göttingen, Robert-Koch-Str. 40 statt.
Gehalten von Prof. Dr. med. Egbert Tannich Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin - Hamburg.
Weitere Informationen zur Ringvorlesung und zur Ausstellung "Parasiten - Leben und leben lassen" finden Sie unter www.humanmedizin-goettingen.de/parasiten/ 

 

Rechenkraft enträtselt das Wasser

Informationsdienst Wissenschaft, den 04.02.2004 

Mit Rechenkraft die Rätsel des Wassers entschlüsseln Professor Marx kommentiert in Science Weltspitze dank Hochleistungscomputer

So alltäglich es erscheint, so rätselhaft ist es immer noch: Gewöhnliches Wasser und seine Eigenschaften unter verschiedenen Bedingungen beschäftigen Forscher weltweit. Einer, der seit langem mit theoretischen Berechnungen dem Wasser auf der Spur ist, ist Prof. Dr. Dominik Marx (Lehrstuhl für Theoretische Chemie der Ruhr-Universität). Ihm wird eine besondere Ehre zuteil: In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science kommentiert er als Experte die Arbeit von Kollegen. In den USA gelang mit einem Großrechner, der etwa zehnmal so viel Rechenkraft besitzt wie die bisher dafür eingesetzten, ein Quantensprung in der Berechnung der Oberflächenstruktur von Wasser.

Mechanismen der Umweltverschmutzung verstehen

Die Hauptfrage der Forscher war, wie genau eine Wasseroberfläche, etwa die eines Wassertropfens, auf der atomaren Skala betrachtet strukturiert ist. Oder mit anderen Worten: Wie ordnen sich die Wassermoleküle im Grenzgebiet zwischen Oberfläche und Gasphase bevorzugt an? Kenntnisse darüber geben z. B. Aufschluss darüber, warum Schadstoffe in der Luft in winzigen Wassertröpfchen plötzlich katalytisch aktiv werden, diese also zu "Nano-Laboratorien" werden. Ausschlaggebend dafür ist die atomare Beschaffenheit der Wasseroberfläche, über die es bislang in der Wissenschaft verschiedene Ansichten gab. "Die Kollegen haben in punkto Rechenleistung ein wahres 'Riesenproblem' gelöst", so Prof. Marx, der dieselbe Simulationsmethode (ab initio Car-Parrinello-Simulation) auch in Bochum anwendet und v.a. technisch weiterentwickelt. Etwa 1500 Prozessoren standen den US-Forschern zur Verfügung. Zum Vergleich. Der Großrechner der Bochumer Chemiker, der zu den größten und schnellsten seiner Art in Deutschland gehört, hat "nur" ca. 150 Prozessoren. "Die Studie zeigt uns auch, dass große Investitionen z. B. in die Rechenkraft nötig sind, um zur Weltspitze zu gehören", so der international renommierte Experte mit Seitenblick auf die Elite-Uni-Diskussion.

Studie beweist, was heute alles machbar ist

Die neuen Berechnungen klärten die strittige Oberflächenstruktur des Wassers nun auf. "Diese Erkenntnisse werden mit Sicherheit neue Experimente stimulieren", erläutert Prof. Marx, "Simulation und Experiment befruchten sich immer gegenseitig." Er betrachtet die US-Studie auch als Machbarkeitsstudie, die zeigt, was mit Hilfe der theoretischen Simulationen tatsächlich möglich ist, falls die Voraussetzungen stimmen.

Von Eis zu Biomolekülen

Die Simulationen am Lehrstuhl für Theoretische Chemie der RUB haben die Forscher schon auf so manche heiße Spur gebracht. Zusammen mit Experimentalkollegen klären die Forscher im "virtuellen Labor" auf, wie verschiedene "Sorten" von Eis molekular aufgebaut sind, wie kleine Proteine sich in flüssigem Wasser verhalten, oder wie biomolekulare Wasserkanäle funktionieren. Am Computer können sie Wassermoleküle unter verschiedenen Bedingungen zerfallen oder miteinander reagieren lassen und sich die Abläufe auf dem Bildschirm wie einen Film ansehen. Informationen und Animationen zu den vielfältigen Arbeiten der Bochumer Theoretiker finden sich in der Mediathek: http://www.theochem.rub.de.

Titelaufnahme
Dominik Marx: Throwing Tetrahedral Dice. In: Science, Vol. 303, S. 634 - 636 (2004)

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dominik Marx, Lehrstuhl für Theoretische Chemie, Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-28083, Fax: 0234/32-14045, Internet: http://www.theochem.rub.de, E-Mail: dominik.marx@theochem.rub.de

 

Regen bringt der Elbe endlich Wasser

Am Elb-Abschnitt Mecklenburg-Vorpommerns sorgen der Regen und die Schneeschmelze endlich für ein Plus beim Wasserstand.

Ostsee Zeitung, den 04.02.2004 

Nach einem kurzen Zwischenhoch im Januar war der Pegel zuletzt wieder so dramatisch gesunken, dass erneut keine beladenen Schiffe mehr den Fluss befahren konnten. Wie ein Sprecher des zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamtes in Lauenburg (Schleswig-Holstein) gestern berichtete, stand das Wasser im niedersächsischen Neu Darchau 2,32 Meter hoch. Sonntag waren es noch kritische zwei Meter gewesen.

 

Wasser ist Kunden kostbar

Jahrhundertsommer trieb Verbrauch kaum nach oben

Merkur Online, den 03.02.2004 

Der vergangene Jahrhundertsommer und die monatelange Dürre haben im Juli und August in Oberbayern zu einem hohen Wasserverbrauch geführt. Den Kunden ist das kostbare Nass jedoch offenbar so wertvoll, dass sie dies in den übrigen Monaten durch Einsparungen ausgeglichen haben. Zum Jahresende stellten oberbayerische Stadtwerke nur marginale Steigerungen fest.

Im Bereich der Stadtwerke Bad Tölz zum Beispiel ist der Verbrauch im August um rund acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, am Jahresende hat man jedoch ein leichtes Minus verzeichnet. Wenn Verbraucher eine höhere Jahresrechnung bekommen - im Moment werden diese zugestellt - so kann dies am Abwasser liegen. Dessen Einleitung ist weit teurer als die Bereitstellung von Trinkwasser. Die Gebühren dafür werden von den Stadtwerken mit eingezogen.

Eigener Zähler für das Gießwasser

In Erding kostet der Kubikmeter Trinkwasser 1,38 Cent, in Freising 1,21 Cent, in Bad Tölz 0,90 Cent und in Fürstenfeldbruck 0,53 Cent. Für Abwasser muss der Verbraucher dagegen 1,90 (Erding), zwischen 1,59 und 1,99 (Freising), 1,25 (Bad Tölz) beziehungsweise 2,02 Cent (Fürstenfeldbruck) bezahlen. Berechnet wird es nach der Menge des Brauchwassers, auch wenn etwa Gießwasser gar nicht in die Kanalisation gelangt.

Dem kann man abhelfen, indem man einen Zähler vor Gartenanschlüsse setzt, der misst, was für Beete und Rasen verwendet wird. Das kann sich lohnen: Ilse Myslisch, Leiterin der Stadtwerke Erding, nennt den Fall eines Zweipersonen-Haushaltes mit Garten. 17 Euro mussten die Eigentümer 2003 mehr bezahlen als im Vorjahr. Ein geeichter Zwischenzähler ist schon für zehn Euro zu haben und muss nur alle sieben Jahre ausgewechselt werden. Im ersten Jahr wären also sieben Euro übrig geblieben, in den kommenden sechs Jahren der volle Betrag für das Gießwasser.

In Fürstenfeldbruck ist die Fördermenge des Wassers nur marginal angestiegen. Zwar hat man auch dort allein im August 48 000 Kubikmeter mehr verzeichnet, doch zum Jahresende lag der Wert nur um 23 000 Kubikmeter über der Vorjahresmenge, so Gerhard Frankenfeld, Mitarbeiter der Stadtwerke.

Die Verbraucher würden bewusster mit dem kostbaren Nass umgehen und sparen, erklärt Walter Huber, Betriebsingenieur bei den Stadtwerken Bad Tölz. "Wir haben immer so rund 1,5 Millionen Kubikmeter, 2003 waren es 1,49 Millionen", sagt er.

In Erding lag der Verbrauch im Juli um 15,1, im August um 18,4 Prozent höher. Doch der Jahresumsatz ist laut Myslisch auch hier weit niedriger ausgefallen, als sie wegen des Jahrhundertsommers erwartet hatte.

Ähnlich in Freising. Dort schnellte der Verbrauch im Juli um 9,2 und im August um 19,2 Prozent nach oben. Am Jahresende jedoch errechnete sich nur ein Plus von rund 1500 Kubikmetern. Verdient haben die Stadtwerke am Dürre-Sommer also nicht. Von Anna Brückner.

 

Die EU stellt Fördermittel bereit und Weinböhla greift als erste Gemeinde sofort zu

Sächsische Zeitung, den 03.02.2004 

Die Zeiten des Klein-Klein beim Abwasserleitungsbau sind in Weinböhla bald vorbei. Am 15. Januar unterzeichnete die Gemeinde einen Vertrag mit dem Regierungspräsidium Dresden über immerhin zwölf Millionen Euro, die ausschließlich für die Sanierung des Kanalnetzes verwendet werden sollen. Die Hälfte der Summe muss die Gemeinde selbst aufbringen und hat sie auch bereitgestellt. ...

Da kommen die Fördermittel aus dem Fond für Regionalentwicklung wie gerufen. Die sind jedoch an ein Kriterium geknüpft: Es muss sich um eine Verdichtungsgebiet handeln. Das heißt, ab einer bestimmten Einwohnerzahl je Quadratmeter schreibt EU-Recht bindend vor, dass ein Abwassersystem gebaut werden muss.

„Diese Kriterien erfüllt Weinböhla“, sagt Holm Felber, der Sprecher des Regierungspräsidiums Dresden. Zusammen mit 80 anderen Gemeinden sei Weinböhla deshalb im Sommer vergangenen Jahres angeschrieben worden. Doch die Weinböhlaer waren die schnellsten. Sie haben schleunigst sämtliche weiteren Prüfbescheide des Landratsamtes vorgelegt und die Eigenmittel aufgetrieben.

„Dafür nehmen wir dann immer entsprechend der Teilabschnitte einen Kredit“, sagt Marlies Schmidt . Das sei viel eher machbar, als wenn man die EU-Gelder nicht nutzte. Denn die gibt es nur noch bis 2006, und bis 2008 müssen sie verbaut sein. Mit dem Geld erreicht Weinböhla dann gestreckt über drei Jahre einen Anschlussgrad von 95 Prozent, was fast einer Vollversorgung gleichkommt. Ausgenommen sind etwa der Neue Anbau oder weitab liegende Einzelanwesen. Das Kanalnetz wächst dabei von jetzt 20 auf dann 40 Kilometer Länge.
Von Torsten Oelsner.

 

Kaarster Klärtechnik mit Superlativen

Das weltweit größte kommunale Klärwerk mit Membrantechnik wird eingefahren, im Sommer soll die Anlage des Erftverbandes offiziell in Betrieb gehen. Am Montag besichtigte der Verbandsrat die Kläranlage.

Neuss-Grevenbroicher Zeitung, den 02.02.2004 

Die Innovation steckt im Wasser, kaum sichtbar für die Besucher. "Die Membranfasern in den 196 Filtrationskassetten sehen aus wie Spaghetti, sind in Wirklichkeit aber wie Makkaroni, denn sie sind hohl." Kein neues Küchenrezept erläutert Norbert Engelhardt, Leiter der Abteilung Abwasser und Technik beim Erftverband, sondern eine Technik, die das Gruppenklärwerk (GKW) Nordkanal laut Erftverband zur modernsten Kläranlage Europas macht.

"Wir sind stolz auf dieses Klärwerk. Es ist das größte weltweit, das mit der Membrantechnik arbeitet", wartet Dr. Wulf Lindner, neuer Vorstand des Erftverbandes, mit einer weiteren Superlative auf. Für 80.000 Einwohner und drei Millionen Kubikmeter Abwasser jährlich ist die Anlage ausgelegt, neben Kaarst gehören Teile von Korschenbroich und ein kleiner Teil von Neuss zum Einzugsbereich. Von außen ist am neuen Klärwerk an der K.34 kaum Sensationelles zu bemerken.

Die Bauarbeiten sind fast abgeschlossen. Die Anlage wird zurzeit eingefahren, um letzte eventuelle "Kinderkrankheiten" zu beheben. Schon jetzt wird bis zu ein Drittel des Abwassers mit der neuen Technik gereinigt. Im Sommer soll die 35 Jahre alte Kläranlage 2,5 Kilometer weiter abgeschaltet werden. Ein Grobrechen, ein Störfall-Klärbecken und eine Pumpstation bleiben dort im Betrieb.

Über zwei Druckleitungen wird das Abwasser zum GKW Nordkanal weiter gepumpt, lediglich das Abwasser aus Korschenbroich gelangt auf direktem Weg dorthin. Zwar arbeitet auch die neue Anlage in den ersten Reinigungsstufen mit Rechen und Sandfang, doch anstelle der konventionellen biologischen Klärung und des Nachklärbeckens tritt das neue Verfahren.

Nachdem Bakterien das Abwasser biologisch gereinigt haben, wird es durch so genannte Mikrofiltrationsmembrane gefiltert: Poren in den "Makkaroni"-Fasern mit weniger als einem tausendstel Millimeter Durchmesser "halten nicht nur alle Feststoffe, sondern auch Viren und Krankheitserreger zurück", erläutert Norbert Engelhardt beim Rundgang des Verbandsrates. "Alle Membranen zusammen haben eine Oberfläche von rund 85.000 Quadratmetern. Das entspricht der Größe der Fußballplätze aller Fußball-Erstligisten in Deutschland", ergänzt Vorstand Dr. Lindner.

Durch Zuführung von Sauerstoff und regelmäßigen Chemikalienbädern werden die Membranen gereinigt. Um die empfindlichen Fasern zu schützen, wurde noch ein Feinsieb vorgeschaltet, das alle Partikel über einen halben Millimeter Größe aussondert. Das gegenüber konventionellen Anlagen wesentlich bessere Reinigungsergebnis ist aber nicht der einzige Vorteil: Das neue Klärwerk beansprucht wesentlich weniger Raum.

Auch sonst wurde auf moderne Technik Wert gelegt: Per Computer wird in Sekundenschnelle überwacht, ob das in den Nordkanal eingeleitete Abwasser einwandfrei ist. Nach Auskunft des Erftverbandes entspricht das Abwasser den Anforderungen, die die Europäische Union an Badegewässer stellt. Geruchsbelästigung im Umland soll es nicht geben. "Die geruchsbelastete Luft wird abgesaugt und in einem Kompostfilter gereinigt", erklärt Projektleiter Christoph Brepols.

Rund 26 Millionen Euro kostet die weltweit größte kommunale Kläranlage mit Membrantechnik, letztere schlägt allein mit sechs Millionen zu Buche. Das Land beteiligt sich mit etwa einem Viertel an den Kosten. Die Bürger müssten daher nicht mit höheren Abwassergebühren auf Grund der neuen Technik rechnen, versicherte Dr. Lindner. Laut Engelhardt rechnen sich die Investitionen für die Membrantechnik schon jetzt bei neuen Anlagen.

Bereits seit fünf Jahren erprobt der Erftverband in einer kleinen Kläranlage in Rödingen die Membrantechnik, eine weitere Anlage ist in Glessen geplant. "Wir haben in Kaarst bereits viele Besuchergruppen, die sich über das neue Verfahren informieren wollen", so Engelhardt, auch außerhalb der Verbandsgrenzen sind die Erfahrungen gefragt. 47 Kläranlagen betreibt der Erftverband, das neue Klärwerk ist darunter das viertgrößte.

Dem Verbandsbeirat des Erftverbandes unter Leitung von Clemens Pick, MdL, gehört seit einiger Zeit auch Landrat Dieter Patt an. Der Erftverband "wird immer wichtiger für uns", sagte Patt, "die europäischen Wasserrahmenrichtlinien werden auch uns treffen". Die zahlreichen Aufgaben des Verbandes von der Abwasserwirtschaft über den Hochwasserschutz bis zum Grundwasser würden immer mehr Bedeutung erlangen, erfordertensteigende Aufmerksamkeit.
 Von Carsten Sommerfeld.

 

Wasser ist für alle da

Neues steirisches Kompetenznetzwerk soll Ressourcen effizienter nützen

Der Standard, den 02.02.2004 

Der Rekordsommer des vorigen Jahres hat mit anhaltender Dürre und sinkendem Grundwasserspiegel einmal mehr vor Augen geführt, dass man die bestehenden Wasserressourcen effizient nutzen muss. Im Januar 2004 wurde nicht nur deshalb in der Steiermark ein Kompetenznetzwerk gegründet, das sich die nachhaltige Bewirtschaftung der Wasservorräte zum Ziel setzt. Wie in allen so genannten K-net-Programmen des Wirtschaftsministeriums arbeiten auch hier Wissenschaft (22 universitäre und außeruniversitäre Forschungsinstitute) und Wirtschaft (35 Unternehmen, hauptsächlich aus den Bereichen Wasserversorgung, Tourismus und Verkehrswegebau) zusammen. "Die Forschung hat dabei die Aufgabe, Wasser-Kompetenz in der Wirtschaft aufzubauen, um die Betriebe am internationalen Markt konkurrenzfähiger zu machen", so Hans Zojer von Joanneum Research, wissenschaftlicher Geschäftsführer des K-net Wasser.

Neben Bund und Land Steiermark haben sich auch Kärnten, Tirol und - als Novum - Slowenien, Kroatien sowie die italienische Provinz Pordenone am Wasser-Netzwerk beteiligt und sorgen so für eine grenzüberschreitende Kooperation. In insgesamt sechs Themenbereichen widmet man sich allen Aspekten der Wasserbewirtschaftung, von der Trinkwasserversorgung über die Landwirtschaft bis hin zu Tourismusfragen. So werden etwa Zukunftskonzepte für Thermenstandorte entwickelt, um eine Konkurrenzierung oder gegenseitige Beeinflussung der Thermalquellen zu verhindern - vor allem im Hinblick auf die Osterweiterung eine wichtige Frage für die Standorte im österreichischen Südosten, liegen doch deren Einzugsgebiete außerhalb unserer Grenzen, in Südungarn und Slowenien.

In der nachhaltigen Trinkwasserversorgung liegt ein Schwerpunkt auf der künstlichen Grundwasseranreicherung, also dem gezielten Versickern und Speichern von Oberflächenwasser im Untergrund, um so einen Ausgleich zwischen niederschlagsreichen Zeiten und Trockenperioden zu schaffen. Im K-net Wasser geht man offenbar davon aus, dass sich das österreichische Know-how auf diesem Gebiet für mediterrane Regionen oder den arabischen Raum langfristig zu einem wichtigen Exportartikel entwickeln wird. Von Angelika Prohammer.

 

Wasser-Management soll in neue Bahnen gelenkt werden

Pilotprojekt im Wechselgebiet zeigt vor, wie das Niederschlagswasser lokal gebunden werden kann.

Kleine Zeitung, den 02.02.2004 

Die Trockenheit der vergangenen Jahre in den südlichen und östlichen Landesteilen der Steiermark haben Pläne reifen lassen, verstärkt ins Wasser-Management einzugreifen. Umweltlandesrat Johann Seitinger (ÖVP) stellte am Montag ein Pilotprojekt im Wechselgebiet vor, das gemeinsam mit Niederösterreich in Angriff genommen wird und bei dem es darum geht, das Niederschlagswasser möglichst lokal zu binden.

Weniger Niederschlag, aber auch menschliche Eingriffe wie Kanalisierung und Versiegelung durch Straßenbau haben dazu geführt, dass Regenwasser immer schneller abfließt. Von der Philosophie des Wasserbaus der 70er Jahre, Bäche und Flüsse zu begradigen und damit die Abflussmengen zu erhöhen, ist man ohnedies schon lange abgekommen, Stichwort: naturnaher Rückbau. Am Wechsel will man aber einen Schritt weiter gehen: Durch Rückhalte- und Versickerungsmaßnahmen soll erreicht werden, dass das Wasser möglichst auch dort bleibt, wo es als Regen auf den Boden fällt.

Machbarkeitsstudie. Erste Ansätze wurden bereits von einem niederösterreichischen Forstbetrieb probiert: Mittels Versickerungsgräben und -mulden ging man daran, dem Boden das durch Forststraßen abgeleitete Wasser wieder zurückzugeben. Die akute Trockenheit auf steirischer und Hochwasserereignisse auf niederösterreichischer Seite haben nur dazu geführt, dass man sich entschlossen hat, diese Ansätze auszubauen und weiterzuentwickeln: In einer Machbarkeitsstudie sollen von Joanneum Research/ Graz zunächst die möglichen Maßnahmen und ihre voraussichtliche Wirksamkeit evaluiert werden.

Programm. Dann soll das mehrjährige, von den Ländern und dem Landwirtschaftsministerium unterstützte und von den Bundesforsten sowie der Wildbach- und Lawinenverbauung mitgetragene Programm in die Praxis umgesetzt werden, wobei die beiden Gemeinden Pinggau (Stmk.) und Aspangberg-St. Peter (NÖ) als Projektträger fungieren.

Vorreiter. Sind die Ergebnisse des Pilotprojekts entsprechend, könnten sie auch auf andere Trockengebiete in ganz Österreich umgelegt werden. "Wir wollen mit dem Projekt drei Fliegen mit einer Klappe schlagen", formuliert Landesrat Seitinger. Da das Klima immer extremer werde, müsste in Wassernotstandsgebiete neue Wege versucht werden.

 

Ohne Wasser haben wir keine Zukunft

Kilometerweit schleppen sie sich durch die drückende Hitze. Wer einen Karren sein Eigen nennt, hat ihn dabei. Ziel ist der Posten des UN-Ernährungsprogramms in Mafeteng im Süden Lesothos. Dort werden Maismehl, Bohnen und Öl verteilt - für viele die letzte Rettung nach langen Monaten der Trockenheit.

Associated Press, den 01.02.2004 

Die schlimmste Dürre seit mehr als zehn Jahren hält nach Angaben von Hilfsorganisationen derzeit weite Teile des südlichen Afrikas im Griff. Ihr fallen Ernten zum Opfer, Lebensmittelpreise steigen, die Vorräte sind längst ausgegangen. Während Millionen Menschen hungern, reicht die notwendige Hilfe aus dem Ausland laut UN- und Regierungsangaben bei weitem nicht aus.

Zwar floss kürzlich wieder dringend benötigtes Geld aus der EU und den USA. Doch dem Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen fehlen noch immer 127 Millionen Dollar, um rund 6,5 Millionen Menschen in Lesotho, Malawi, Mosambik, Swasiland, Sambia und Simbabwe in den kommenden Monaten einigermaßen über die Runden zu bringen.

In Simbabwe musste das WFP aus Geldmangel bereits die Lebensmittelrationen kürzen. In Lesotho reicht es nur noch für Kranke, Alte, Kinder und Schwangere. Für die übrige Bevölkerung wurde die Unterstützung Anfang des Jahres ausgesetzt.

"Die Dürre könnte sich zur Katastrophe für das südliche Afrika auswachsen", sagt WFP-Sprecher Richard Lee. "Nach zwei Krisenjahren wird es in Teilen der Region ein drittes extremes Mangeljahr geben, wenn es so weiter geht." Vor knapp zwei Wochen fiel im Süden Lesothos der erste nennenswerte Regen seit April. Zur Rettung der Ernte kam er aber zu spät. Und für die nächsten Monate gibt es keine Entwarnung.

"Was sollen wir nur tun?" fragt Mateko Mafereka verzweifelt. "Ohne Wasser haben wir keine Zukunft." Von den umgerechnet drei Euro, die sie pro Woche mit dem Verkauf von Süßigkeiten und Obst verdient, kann sie ihre sechsköpfige Familie nicht ernähren. Keiner in ihrem Dorf nahe Mafeteng konnte dem ausgedörrten Böden die dringend benötigte Ernte entlocken, doch ein anderer Broterwerb lässt sich in der einst fruchtbaren Region nicht finden. Auch die Zuflucht in südafrikanische Minen und auf Farmen ist mittlerweile keine Alternative mehr: Arbeiter aus Lesotho, die in den letzten Jahren dort eine Stelle fanden, wurden zuhauf entlassen. "Ohne Wasser haben wir keine Zukunft"

Im dritten Dürrejahr können Subsistenzlandwirte wie Mafereka auf keinerlei Rücklagen mehr zurückgreifen. Sie haben keine Nahrung, kein Saatgut, keine Tiere, keinen Besitz, den sie verkaufen könnten. Sollte die Dürre anhalten, fürchten die Hilfsorganisationen, dass zunehmend vielen Familien kein anderer Ausweg bleibt, als die Kinder von der Schule zu nehmen, ihr Land zu verlassen oder in der Prostitution eine Überlebenschance zu suchen.

Damit würde der Teufelskreis um die Immunschwächekrankheit Aids noch weiter angetrieben. Bei HIV-Raten von teilweise über 30 Prozent im südlichen Afrika ist schon jetzt die Generation im erwerbsfähigen Alter stark geschwächt. Die Ernährer der Familien fallen aus, Kinder und Alte bleiben sich selbst überlassen. Mit wachsender Prostitution würde der HIV-Verbreitung noch weiter Vorschub geleistet.

Die anhaltende Dürre könnte sich zur "schlimmsten in der jüngsten Geschichte" ausweiten, fürchten Regierungsvertreter in Swasiland. Etwa ein Viertel von einer Million Einwohner des kleinen Königreichs ist auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Mosambik meldet derzeit für einige Regionen den geringsten Niederschlag seit einem halben Jahrhundert. Am schlimmsten trifft es die Region Gaza im Süden das Landes. Malawi hat um Hilfe für 3,5 Millionen Menschen gebeten, Südafrika sechs Regionen zum Katastrophengebiet erklärt.

 

Umweltverschmutzung wegen fehlender Touristen auf Bali

Nach Bombenattentat bleiben Fremde fern

Pressetext, den 01.02.2004 

Nach dem verheerenden Bombenattentat im Oktober 2002 ist der Fremdenverkehr auf der indonesischen Insel drastisch eingebrochen. Tausende im Tourismus Arbeitende sind ohne Job. Aber auch die Umwelt leidet unter den fehlenden Touristen, berichtet das Environmental News Network http://www.enn.com. Luft- und Wasserqualität sind auf der Insel extrem schlecht geworden, kritisieren Umweltschützer.

"Es ist, als wäre eine zweite Bombe in Bali hochgegangen", meint Norman van't Hoff, der die Umweltorganisation Gelombang Udara Segar (Wave of Fresh Air) http://www.waveofchange.org/gusbali auf der indonesischen Insel leitet. Die Bevölkerung von Bali lebt zu 90 Prozent vom Tourismus, der nach dem Bombenattentat mit 202 Todesopfern quasi zum Erliegen gekommen ist. Die meisten der Opfer waren damals Touristen gewesen. Nach dem Terroranschlag folgte der Irak-Krieg und SARS, beides Faktoren, die die Touristen fernhielten, meinen Fremdenverkehrsexperten. Doch Bali braucht die Fremden offensichtlich, denn sie sorgen dafür, dass die Umwelt einigermaßen in Takt bleibt, argumentieren die lokalen Umweltschützer. Auf dem kilometerlangen Strand von Kuta türmt sich Abfall, der von niemandem wegtransportiert wird. Das Wasser ist schmutzig und riecht nach ungeklärten Abwässern. Erst im November waren 25 Touristen aus Taiwan nach dem Besuch eines Restaurants an Ruhr erkrankt. "Das ist eine Warnung", meint Viebeke Lengkong, der für den Tourismus und die Entwicklung in Kuta verantwortlich ist.

Fehlende Sanitäreinrichtungen wie Kläranlagen sorgen immer wieder dafür, dass ungeklärte Abwässer in Flüsse und ins Meer laufen. Besonders kritisch ist die Situation in den dicht besiedelten urbanen Gebieten der Insel während der Regenzeit von Oktober bis Mai. Von einer steigenden Zahl von Durchfallerkrankungen unter Touristen berichtet auch Andre Dita vom lokalen Krankenhaus Sanglah. Kontaminiertes Wasser ist der Hauptgrund für den "Bali Belly", wie die Krankheit unter Reisenden genannt wird. Betroffen sind aber auch Schwimmer und Surfer. Auch die offiziellen Fremdenverkehrsstellen klagen über die mangelnde Hygiene in manchen Gegenden der Insel. "Die Insel ist immer noch wunderschön, doch in manchen Gegenden ist die Umweltzerstörung entsetzlich", so I Gede Pitana von der Bali Tourism Authority http://www.balitourismauthority.net. Die meisten Probleme entstünden durch mangelnde Planung und lasche Gesetzgebung.

Van't Hoffs Gelombang Udara Segar hat öffentliche Toiletten errichtet und sorgt mit speziellen Projekten für die Reinhaltung der Strände. Umweltfragen werden auch als Unterrichtsgegenstand in die Schulen gebracht. Die Umweltorganisation will vor allem wieder die Surfer ins Land holen, denn sie waren neben den Künstlern, die von den besonderen landschaftlichen Reizen und dem erholsamen Lebensstil beeindruckt waren, die ersten Touristen, die Bali erobert haben. "Nach dem furchtbaren Terroranschlag waren es die Surfer, die wieder zurückgekommen sind", so van't Hoff.

 

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