September 2003

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Wasserstand von Flüssen und Seen aus dem Weltall messen

Computerprogramm lüftet Geheimnisse von Radardaten

Wissenschaft, den 30.09.2003 

Wie hoch das Wasser des Yangtse vor dem Drei-Schluchten-Staudamm steht, können Geowissenschaftler bald vom Weltall aus beobachten. Britische Forscher haben ein Computerprogramm entwickelt, um aus den Radardaten der Erdbeobachtungssatelliten ERS-1, ERS-2 und Envisat den Wasserstand von Flüssen und Seen ermitteln zu können.

Flüsse und Seen waren bislang eine Art blinder Fleck für die Radar-Höhenmessung. Erdbeobachtungssatelliten wie Envisat und seine Vorgänger ERS-1 und ERS-2 senden Radarstrahlen zur Erdoberfläche und registrieren, wie lange das Echo für den Rückweg braucht. Auf diese Weise lässt sich die Höhe der Erdoberfläche berechnen.

Zusätzlich enthält das Echo auch noch Informationen über die Beschaffenheit der Erdoberfläche: Je rauer die Oberfläche, desto größer der Anteil der Radarstrahlen, die zum Satelliten zurückgeworfen werden. Radardaten sind allerdings schwierig zu interpretieren. Insbesondere Seen und Flüsse stellen die Erdbeobachter vor eine schwierige Aufgabe, da die von den Wasseroberflächen zurückgeworfenen Radarstrahlen von Echos der Landoberfläche überlagert werden. Inseln und Sandbänke machen die Angelegenheit noch komplizierter.

Jetzt ist es Forschern um Philippa Berry von der britischen De Montfort University gelungen, die Echos von Seen und Flüssen aus dem Daten-Wirrwarr herauszufiltern. Berry und Kollegen konnten die Echos der Landoberfläche von denen der Gewässer trennen.

In der nächsten Woche werden Berry und ihre Kollegen ihre Software der Öffentlichkeit vorführen. Aus den Daten der drei europäischen Umwelt-Satelliten ermittelten sie den Wasserstand der größeren Flüsse und Seen in Südamerika und Afrika während der vergangenen sieben Jahre. Die Software soll zum Beispiel Hydrologen nutzen, die herausfinden wollen, wie sich die Klimaveränderung auf Flüsse und Seen auswirkt. Von Ute Kehse.

 

Fische in der Nordsee werden immer kleiner

Arten mit einer Körpergröße unter 30 Zentimetern haben sich stark vermehrt

Wissenschaft, den 29.09.2003 

Die Fische in der Nordsee werden im Durchschnitt immer kleiner. Mögliche Gründe sind, dass kleine Tiere den Schleppnetzen der Fischereiflotten besser entkommen oder dass kleinere Arten den Umweltbedingungen in der sich erwärmenden Nordsee besser angepasst sind. Über entsprechende Studien des niederländischen Instituts für Fischerei-Forschung in Ijmuiden berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature in seiner Online-Ausgabe.

Der Ökologe Niels Daan hat zusammen mit Kollegen Fischerei-Daten von Fängen der vergangenen 30 Jahre ausgewertet. Dabei wurde deutlich, dass die Anzahl kleiner Fische in der Nordsee steigt. Ähnliche Studien hatten in der Vergangenheit von den etwa 200 in der Nordsee heimischen Fischarten nur die sieben ökonomisch interessantesten wie zum Beispiel Dorsch und Meerhecht ins Auge gefasst. Der Trend zur wachsenden Anzahl kleinerer Fische wurde dabei übersehen, da sich vor allem Fischarten, die unter 30 Zentimetern bleiben, stark vermehrt haben.

Die Forscher gehen davon aus, dass das intensive Befischen der Nordsee mit Schleppnetzen die Ursache der Entwicklung ist. Es ist jedoch nicht klar, wie weit die allmähliche Erwärmung der Nordsee die Zuwanderung kleinerer Fischarten aus südlicheren Regionen begünstigt. Auch sind die Auswirkungen der Veränderungen auf das Gesamt-Ökosystem der Nordsee nicht abzusehen. Dazu müssten weitere Daten erhoben werden, erklären die Forscher.
Von ddp/bdw - Andreas Wawrzinek

 

Kohlendioxid lässt die Meere versauern

Mehr von dem Treibhausgas hat verheerende Auswirkungen auf Korallen, Muscheln und Plankton Gefahr durch Übersäuerung der Meere

Die Welt, den 26.09.2003 

Wissenschaftler warnen vor einer Versauerung der Ozeane. Schuld an dieser gefährlichen Entwicklung sei das bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe frei gesetzte Kohlendioxid (CO2). Es gelangt in großen Mengen in die Atmosphäre und damit schließlich auch in die Weltmeere.

Eine Studie kalifornischer Umweltforscher kommt zu dem Ergebnis, dass die unverminderte Nutzung von Kohle, Erdöl und Erdgas eine Versauerung der Ozeane zur Folge haben wird. Mit steigendem Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre steigt nämlich auch die CO2-Konzentration im Meereswasser. Reagiert nun immer mehr Kohlendioxid mit dem Meerwasser, entstehen vermehrt Wasserstoff-Ionen, die den so genannten pH-Wert des Wassers senken.

Wie Ken Caldeira und Michael Wickett vom Lawrence Livermore National Laboratory in Livermore jetzt in "Nature" berichten, wäre eine prognostizierte Absenkung von 0,7 Einheiten bis zum Jahr 3000 größer als alle pH-Schwankungen in den letzten 300 Millionen Jahren.

Mit den Folgen des Kohlendioxidausstoßes auf unsere Weltmeere beschäftigt sich auch Professor Dieter Wolf-Gladrow in Bremerhaven. Am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung studiert er die Konsequenzen der marinen Kohlendioxidverschmutzung. "Eine Versauerung der Meere kann verheerende Auswirkungen auf Korallenriffe und alle Meeresorganismen haben, die Kalziumkarbonate in ihrem Skelett oder Gehäuse einlagern. Denn in einem sauren Milieu werden diese Karbonate durch Wasserstoff-Ionen aus ihrem Verband herausgelöst und lassen die stützenden Kalkkonstruktionen brüchig werden."

Die Hochrechnungen eines zukünftigen CO2-Szenarios basieren auf geochemischen und historischen Daten. Schwankungen des Kohlendioxidgehalts in der Atmosphäre gab es schon immer. Doch noch nie waren die Veränderungen in einer derart kurzen Zeit so groß wie seit Beginn der Industrialisierung. Während sich die Meere an frühere Schwankungen, die oft 10 000 Jahre und länger andauerten, problemlos anpassen und den pH-Wert stabilisieren konnten, reagieren die Ozeane empfindlich auf kurzfristige Veränderungen im Kohlendioxidgehalt. Der derzeitige pH-Wert der Ozeane liegt bei 8,2, also im basischen Bereich. "Ein Abfall auf 7,5 wäre dramatisch", meint Wolf-Gladrow. "Die Tiefseelebewesen könnten davon noch stärker betroffen sein, weil diese in einem ausbalancierten Gefüge leben, welches noch empfindlicher auf Störungen reagiert."

Unsere Weltmeere speichern rund zwei Drittel des auf der Erde verfügbaren Kohlendioxids. Allein vom anthropogenen CO2 aus der Atmosphäre werden zwei Gigatonnen pro Jahr im Meerwasser gelöst und liegen dann in verschiedenen Kohlenstoffverbindungen vor. Physikalische und biologische "Kohlenstoffpumpen" sorgen für eine ständige Bewegung: Meeresströmungen transportieren gelöstes Kohlendioxid in tiefere und damit kältere Wasserschichten, absterbende organische Partikel des Phyto- und Zooplanktons sinken bis auf den Meeresboden ab.

Diese Mechanismen führen dazu, dass Kohlendioxid im Meerwasser über mehrere Jahrhunderte gebunden wird. Wie "saurer" sich die anhaltende Störung des Kohlendioxidkreislaufes auf die marinen und letztlich auf alle Lebewesen auswirken wird, kann Wolf-Gladrow noch nicht abschätzen: "Wir können bislang nur spekulieren. Die ökologischen Konsequenzen sind ja nicht in kurzer Zeit ersichtlich, und nicht bei jeder kleinen Veränderung ist gleich ein kausaler Zusammenhang zur CO2-Emission herzustellen." Sicher jedoch ist, dass ein anhaltend steigender Ausstoß von Kohlendioxid nicht ohne Folgen für das Ökosystem Meer bleiben wird. von Eva Königsmann.

 

Wertvolles Trinkwasser nicht in Abwasser verwandeln

FAZ, den 26.09.2003 

Kleinkinder haben noch ein ungetrübtes Verhältnis zu dem, was ihre Eltern am liebsten unbesehen in die Tiefe ihrer Toilettenschüsseln versenken. Dieser natürliche Umgang mit den menschlichen Abfallprodukten wird Kindern aber schnell ausgetrieben. Doch vielleicht müssen auch die Großen bald wieder lernen, sich mit den Niederungen körperlicher Grundfunktionen auseinander zu setzen.

Dies zumindest, wenn es nach den Erfindern zukunftsweisender Abwassersysteme geht. In „Ecosan“ - kurz für ökologische Sanitärsysteme - liegt nach Einschätzung von Entwicklungsexperten einer der Schlüssel für die Wasserprobleme der Welt. Deshalb haben sie bei der Internationalen Süßwasserkonferenz in Bonn am Mittwoch auch darüber diskutiert.

Toilettensystem entziehen Boden Nährstoffe

Eine Expertin auf dem Gebiet ist Christine Werner. Die Bauingenieurin entwickelt für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) Toilettensysteme, die nicht mehr ständig wertvolles Trinkwasser in Abwasser verwandeln und dem Boden Nährstoffe entziehen. Werner bekommt leuchtende Augen, wenn sie die Details von Separationstoiletten und Komposttoiletten ausbreitet. Ihr ist das heikle Thema nicht peinlich, weil sie weiß, „das widerspricht doch der Biologie, dass wir die Bestandteile eines Stoffkreislaufs, und genau das sind unsere Fäkalien - einfach zu Abfallprodukten erklären“.

Nach Berechnungen der Welternährungsbehörde FAO könnte ein Drittel des weltweiten Düngemittelbedarfs aus menschlichen Ausscheidungen gedeckt werden. Im Schnitt „produziert“ ein Mensch im Jahr 50 Kilogramm „Stuhl“ - wie Ärzte es nennen würden - und 500 Liter Urin.

"Charmante" Idee Separationstoilette

Bei der Komposttoilette wird wie bisher alles gemischt, dann aber nicht von der Kanalisation in Kläranlagen geleitet und so entsorgt, sondern eben kompostiert und wieder in die Erde gebracht. Die Separationstoilette, für Werner die „charmanteste“ Idee, trennt Urin und Fäkalien. Aus dem Urin wird wegen seines Salzgehalts hochwertiger Dünger und aus den Fäkalien wiederum Kompost. Das restliche „Grauwasser“, das beim Waschen und im Haushalt eben anfällt, kann nach Reinigung etwa durch Schilf zur Bewässerung genutzt werden oder problemlos ins Grundwasser versickern. Daneben gibt es noch die Vakuumtoilette, die mit nur einem Liter Wasser auskommt, weil die Ausscheidungen abgesaugt werden. Diese fließen dann nach einer Pasteurisierung in eine Biogasanlage, die Energie erzeugt. Nach diesem Prinzip funktioniert schon eine ganze Ökosiedlung in Lübeck.

Leider sind alle diese Systeme nach Einschätzung Werners noch nicht völlig ausgereift. Vor allem in Städten bleibe das Problem des Transports der dann gesammelten Bestände. Da aber gerade der Urin einen Wert als Dünger habe, könnte sie sich vorstellen, dass entweder eine spezielle Dienstleistungsbranche entstehe oder die Düngemittelindustrie diese Stoffe nutze. Wichtig sei jedenfalls, dass der Toilettenbesuch nach der Umstellung auf Ecosan genauso komfortabel sein müsse wie zuvor. Hygiene- und Geruchsprobleme gibt es ihr zufolge bei all diesen Systemen nicht. Urin sei sowieso „quasi steril“ und die Keime in Fäkalien seien nach einem Jahr nicht mehr nachzuweisen.

China: Größte Wasserprobleme weltweit

Werner hat sich gerade erst an einer Ausschreibung des Bundesforschungsministeriums zur Förderung solcher Kreislaufsysteme beteiligt. Eingereicht hat sie beispielsweise ein Modellvorhaben zur Sanierung einer Plattenbausiedlung in Algerien und einer städtischen Ökosiedlung in China. Die Chinesen seien sehr interessiert an dieser Technologie. „China hat einerseits mit die größten Wasserprobleme weltweit und gleichzeitig eine tausendjährige Tradition in der Wiederverwertung von Fäkalien.“ Schon in Industrieländern wie Deutschland seien diese Systeme sinnvoll, weil sie Umweltprobleme lösen, umso mehr aber in Entwicklungsländern mit ihrem Hygiene- und Wasserproblem. Einfache Lösungen sehen dort laut Entwicklungshilfeministerium zum Beispiel so aus wie das „arborloo“ (Baumklo) in Zimbabwe. Dort wird ein Latrinenhäuschen über einem Bodenloch aufgestellt. Wenn das Loch voll ist, wird das Häuschen versetzt und in das Loch ein Baum gepflanzt. Gerade für Kinder eigentlich eine sehr lehrreiche Variante.  Von Kerstin Reisdorf, AFP

 

Abwasserzweckverband vergibt Auftrag für Plan zur Erweiterung

Das Eißeler Klärbecken ist völlig überlastet / Entscheidung fällt im Dezember

Bremer Nachrichten, den 26.09.2003 

Thedinghausen. Die zwei Nachklärbecken im Zentralklärwerk Eißel sind mit den Abwassermengen der Samtgemeinden Thedinghausen und Bruchhausen-Vilsen vollends überlastet. Deshalb will der Abwasserzweckverband (AZV) die Behälter im kommenden Jahr erweitern lassen. In den Becken wird das Abwasser zum letzten Mal gereinigt, bevor es in die Weser fließt. Laut Schätzung wird die gesamte Erneuerung ungefähr 600000 Euro kosten. Schuld an der Überlastung seien die drastisch gestiegenen Abwassermengen. Aber auch veraltete Technik, heißt es in einer Vorlage des Verbandes. Dass diese bald nicht mehr effektiv arbeiten würde in den 1979 gebauten und je 1100 Kubikmeter großen Becken, sei schon beim Bau der dritten Reinigungsstufe Mitte der 90er Jahre bekannt gewesen, betonte Verbandsvorsteher Gerd Schröder bei einem Rundgang der Mitglieder auf dem Eißeler Gelände. In der letzten Bauphase hätte man die Nachreinigungsbecken samt Filtertechnik erneuern sollen, so Schröder. Nicht abzusehen gewesen sei jedoch eine „dermaßen steigende Abwassermenge“. Der Abwasserzulauf ist laut Statistik seit 1994 von rund 1,3 Millionen Kubikmeter auf zirka 1,9 Millionen gestiegen. Die Abwassermenge in Thedinghausen hat sich ungefähr um ein Fünftel erhöht. Bruchhausen-Vilsen legte dagegen über ein Drittel zu. Als Ursachen benennt der Betriebsleiter Bevölkerungszuwachs, mehr Abwasser vom Gewerbe und mehr Hausanschlüsse. Dem AZV kommt das viele Abwasser teuer. „Normalerweise setzt sich der Restschlamm des geklärten Wassers auf dem Boden ab“, erklärt Maaß. Wenn aber zu viel in die Nachklärbecken spült, können sich die Flocken nicht mehr absetzen und gelangen mit in die Weser. Deshalb kann das Klärwerk die gesetzlich vorgegebenen Ablaufwerte nicht einhalten. Folge: Der AZV zahle doppelt hohe Abgaben, sagt Maaß. Um diese zusätzlichen Kosten künftig zu vermeiden, stehen drei Vorschläge im Raum: Der Bau eines zusätzlichen Nachklärbeckens, die Erweiterung der vorhandenen Becken oder eine Kombination aus beidem. Im Dezember wollen sich die Verbandsmitglieder für eine Variante entscheiden. Von Antje Klimmek.

 

Die Meere werden sauer

Sinkender pH-Wert könnte Meereslebewesen zu schaffen machen

Wissenschaft, den 25.09.2003 

Innerhalb der nächsten Jahrhunderte könnte der pH-Wert der Weltmeere stärker sinken als in den vergangenen 300 Millionen Jahren. Verursacht wird diese Absenkung durch die Aufnahme von Kohlendioxid aus der Luft, das schließlich zum Großteil von den Ozeanen absorbiert wird, berichten zwei amerikanische Wissenschaftler in der britischen Fachzeitschrift "Nature" (Bd. 425, S. 365). Für die Meeresbewohner wäre saureres Wasser eine ernsthafte Bedrohung, befürchten die Forscher.

Ken Caldeira und Michael Wickett vom Lawrence Livermore National Laboratory in Livermore ermittelten aktuelle Veränderungen des pH-Wertes der Weltmeere und pH-Wert-Schwankungen prähistorischer Meere, die sich aus geologischen und anderen Daten schätzen lassen. Demnach war in den vergangenen 300 Millionen Jahren der pH-Wert höchstens um 0,6 Einheiten niedriger als heute. Wird in den nächsten Jahrhunderten die Verbrennung fossiler Brennstoffe und damit der Ausstoß von Kohlendioxid nicht gesenkt, rechnen die Forscher jedoch mit einem Absinken des pH-Wertes um 0,7 Einheiten.

Welche Auswirkungen das saurere Wasser auf die Meereslebewesen haben wird, ist nicht klar. Die meisten von ihnen leben nahe der Oberfläche, die von den Veränderungen am stärksten betroffen wäre. Andererseits könnten diese damit besser fertig werden als Tiefseebewohner, die empfindlicher gegenüber Schwankungen des pH-Wertes sein könnten. Auch Korallen oder anderen Organismen, deren Skelette oder Schalen Kalk enthalten, könnte das saure Meer stärker beeinträchtigen, vermuten Experten. ddp/bdw – Katharina Vogelmann

 

Kläranlagenbau in der Schutzzone eines Wasserwerks

Kläranlage läuft bereits im Probebetrieb - Die Becken und Rohre sind besonders dicht

Nordbayrische Nachrichten, den 25.09.2003 

Gestern trafen sich Vertreter der Stadt und der beauftragten Unternehmen zu einer „Zwischen-Einweihung“. Ein weiterer Arbeitsschritt der 2,4 Millionen-Euro-Maßnahme sei hiermit erledigt, meinte Bürgermeister Helmut Ott. Die Anlage sei natürlich noch nicht fertig, was verschiedene Arbeiten auf dem Gelände beweisen. Die offizielle Einweihung ist im Frühjahr 2004 geplant. „Die Stadt leistet mit der neuen Anlage einen wesentlichen Beitrag zur Gewässerreinhaltung“, sagte der Rathauschef. Das bestätigte auch Ingenieurin Gudula Hartmann-Bereswill vom Wasserversorger N-Ergie. Die Kläranlage befinde sich in der weiteren Schutzzone des Wasserwerkes Ranna. In solchen Gebieten werden Kläranlage normalerweise überhaupt nicht genehmigt. In diesem Fall habe die N-Ergie bei Einhaltung verschiedener Auflagen vor allem bezüglich der Dichtheit von Becken und Rohren zugestimmt. „Wasserwirtschaftlich gesehen ist die neue Anlage eine Verbesserung“, sagte die Ingenieurin.

Regenüberlaufbecken fehlt noch

Bauleiter Udo Gräbner war vor allem froh, dass die bisher elfmonatige Bauphase ohne Unfall abgegangen sei. Architekt Erich Muhm erklärte, dass der Probebetrieb am 18. September angelaufen ist. Die bisher gemessenen Werte könnten nicht besser sein. „Wir erreichen schon jetzt die optimale Reinigung.“ Geklärt werden die Abwässer aus Michelfeld und Nasnitz. Bereits vorgesehen ist der Anschluss des Ortsteils Weidlwang.

Ausgelegt ist die Anlage auf 2400 Einwohner oder eine Jahresschmutzwassermenge von 100 000 Kubikmetern, erklärte Rainer Irrgang vom gleichnamigen Ingenieurbüro. Zum Bauablauf gab der Diplomingenieur bekannt, dass als nächstes der Abbau der alten Anlage anstehe. Danach müsse noch ein Regenüberlaufbecken gebaut werden. Auch einige Verteilerschächte und ein Schlammstapelraum fehlen noch.

Zuschuss vom Staat

Verhältnismäßig neu, jedoch kostengünstiger als andere Verfahren, ist die eingesetzte Technik. Gewählt wurde die Einbeckentechnologie. Das ist laut Rainer Irrgang ein Verfahren, bei dem verschiedene Belebungs- und aerobe Schlammstabilisierungsprozesse in einem einzigen Becken, also quasi parallel zueinander ablaufen. Gefördert wird das Bauvorhaben vom Freistaat Bayern. Über die Höhe des in Aussicht gestellten Zuschusses ist allerdings noch nichts bekannt, sagte Bürgermeister Ott.

 

Amphibien können doch das Meer überqueren

Neuentdeckte Froscharten überwanden 300 km auf dem Seeweg

Wissenschaft, den 25.09.2003 

Amphibien scheinen sich entgegen bisheriger Annahmen doch über das Meer hinweg verbreiten zu können. So haben deutsche und spanische Wissenschaftler auf der komplett vom Festland abgeschnittenen Vulkaninsel Mayotte im Indischen Ozean zwei bislang unbekannte Froscharten entdeckt. Da diese jedoch nahe Verwandte von auf Madagaskar einheimischen Fröschen sind, müssen ihre Vorfahren bereits vor langer Zeit von der großen Insel aus nach Mayotte gelangt sein. Das berichten die Forscher in der Fachzeitschrift der Londoner Royal Society "Proceedings B" (Online-Veröffentlichung).

Bisher waren Biologen der Ansicht, dass Amphibien den hohen Salzgehalt im Meer nicht ertragen und daher keine großen Strecken über Ozeane hinweg bewältigen können. Ihr Vorkommen auf Inseln führten Experten daher darauf zurück, dass diese früher in Kontakt mit dem Festland gestanden hatten. Das Verbreitungsmuster von Amphibien wurde somit auch genutzt, um frühe Bewegungen von Landmassen nachzuvollziehen.

Doch Miguel Vences von der Universität in Konstanz und seine Kollegen zeigten nun, dass Amphibien die salzige Meeresbarriere offenbar doch überwinden können. Die Forscher untersuchten Frösche auf der Insel Mayotte, die niemals in Kontakt mit anderen Landmassen gestanden hatte und 300 Kilometer von Madagaskar entfernt liegt – mit Meerestiefen von mehr als 3.600 Metern dazwischen.

Zwei der überprüften Froscharten der Gattungen Mantidactylus und Boophis gehören zwar zu derselben Familie wie einige Frösche auf Madagaskar, unterscheiden sich aber äußerlich und genetisch eindeutig von diesen Verwandten. Die Mayotte-Frösche können daher mit Sicherheit nicht von Madagaskar her etwa auf dem Schiffsweg eingeschleppt worden sein, sondern müssen bereits vor langer Zeit – möglicherweise auf Baumstämmen treibend – den Ozean überquert haben.

Diese Entdeckung sei keine Ausnahme, erklären die Forscher, da sie durch weitere Beispiele bestätigt werden könne. Trotz dieser neuen Erkenntnisse spiele jedoch auch der Landweg bei der geographischen Verbreitung von Amphibien nach wie vor eine entscheidende Rolle, schreiben die Autoren.

 

Überall Feuer entlang der Wasserstraßen

Polizei hatte den Sommer über alle Hände voll zu tun/Anstieg bei Alkoholfahrten am Ruder

Neues Deutschland, den 24.09.2003 

Mehr zu tun als sonst hatte in diesem Sommer die Wasserschutzpolizei: Bis zum 1. September wurden immerhin 51-mal Leute erwischt, die trotz auch auf Seen, Flüssen und Kanälen gültigen 0,5 Promille angetrunken ihr Boot steuerten. Im gesamten vorigen Jahr waren es 13.
Viermal führten Alkoholfahrten direkt in den Tod.
Bei Badeunfällen kamen fünf Personen ums Leben, 2002 wurde niemand getötet. Als besonders tragisch erwies sich jener Fall vom zweiten Junitag, als ein Jugendlicher beim nicht gestatteten Baden in der Spree zu ertrinken drohte, ein anderer versuchte, ihn zu retten, dem aber dabei die Kräfte schwanden. Ein weiterer sprang in die Fluten und holte den ersten aus dem Wasser. Der andere Retter kam ums Leben.
In einem anderen Fall kippten vier Leute – alle nahezu volltrunken – mit einem gemieteten Angelkahn um. Auch dabei kam einer ums Leben.

Gunnar Cardinal von Widdern, Chef der hauptstädtischen Wasserschutzpolizei, meint, dass das anhaltend gute Wetter mehr Berliner als sonst an die Ufer gelockt hat, vor allem zu gefährlichen Badestellen, an denen der Sprung in die Fluten nicht erlaubt ist. Das erhöhe logischerweise auch die Zahl der Badeunfälle. Zudem habe der Sportbootverkehr deutlich zugenommen, vor allem auch die Woche über. Wenn mehr Boote unterwegs sind, wachsen auch die Gefahren.
Voriges Jahr wurden 114 Schiffsunfälle registriert. In diesem sind es bereits 159. Auf der Unterhavel beispielsweise kam ein Güter-Motorschiff vom Kurs ab und schob sich ungebremst in die Anlegestelle eines Yachtclubs, beschädigte dabei die Steganlage und zehn Boote, die daraufhin sanken. Alle Personen auf und nahe dem Steg konnten noch schnell beiseite springen, so dass sie unversehrt blieben. Als Ursache des Crashs stellt sich heraus, dass der Schiffsführer alkoholisiert und übermüdet das Ruder bediente.
Mehr als sonst mussten diesen Sommer die Polizeiboote ausrücken, um wildes Campen sowie Lagerfeuer zu unterbinden. 250 bis 300 solcher Fälle registriert man jedes Jahr. 2003 gab es bereits 539 Verstöße allein wegen nicht gestatteter Feuerstellen. Es handele sich keineswegs um Kavaliersdelikte, so von Widdern. Was Brände in Waldnähe oder im Schilfgürtel anrichten könnten, habe man in den letzten Monaten in Spanien, Italien und Portugal gesehen, weshalb man verstärkt kontrolliert habe. Mit mangelnder Prävention, denkt von Widdern, können die Anstiege der Fallzahlen nicht erklärt werden. Man tue, was möglich sei. Zu jedem Saisonbeginn toure man mit Vorträgen und gutem Rat durch Boots-Clubs und -Vereine. Jedes Jahr würden an die zehn Broschüren aufgelegt, die nach Schwerpunkten wie Alkohol am Ruder angemessene Verhaltensregeln aufzeigen. Man beteilige sich mit Infoständen an Veranstaltungen wie dem Treptower oder dem Köpenicker Sommer oder an den Hafentagen.
Am Tag der offenen Tür im Treptower Stützpunkt der Wasserschutzpolizei konnten sich die Besucher im August an einem stets umlagerten Fahrsimulator testen. Manche schienen nach dem Eindruck von Widderns ziemlich überrascht, wie ihre Reaktionsfähigkeit schon nach zwei oder drei Bier deutlich nachließ.

 Entgegen anderen Trends habe übrigens die Umweltkriminalität entlang der Wasserstraßen eher nachgelassen, sagt Cardinal von Widdern. Dieses Jahr stellte man 256 Fälle fest, voriges die doppelte Zahl. Dabei handelt es sich bekanntermaßen um illegal entsorgte Autos, Kühlschränke, Batterien, Reifen und anderem Müll, um ausgelaufenes Benzin und Öl oder Verschmutzung durch Abwässer. Auf relativ hohem Niveau verharrte die Zahl der Straftaten an den Wasserstraßen. An die 100-mal wurden Gegenstände aus Booten gestohlen, fast 150-mal Rettungsringe oder Nothilfemittel geklaut oder beschädigt, 80-mal irgendwelche Ausrüstung oder Signalmittel wie Bojen beschädigt. Insgesamt kommt von Widdern beim Blättern in der Statistik auf 700 solcher Straftaten bis 1. September. Bis zum gleichen Tag wurden auch 50 Boote geklaut. Das geschieht das ganze Jahr über und meist in den Abendstunden. Der Chef der Wasserschutzpolizei weist aus Erfahrung darauf hin, dass die Hoch-Zeit des Diebstahls gewöhnlich erst noch kommt, wenn der Herbst sich neigt, die Boote irgendwo verankert oder auf Kiel gelegt werden bzw. in Bootshäusern überwintern. Dann werden vor allem Ersatzteile und Zubehör »auf Bestellung« gestohlen, nicht aus Jux und Übermut. Dabei brechen die Banden in verschiedenen Marinas ein und entwenden dabei bestimmte Motoren der gleichen Marke und PS-Zahl. Die verschwinden dann über Schweden und Dänemark in osteuropäische Länder. Boote baut man vorher um, weil sie zu viele charakteristische Eigenschaften besitzen, als dass man sie ohne Risiko per Anzeige verkaufen könnte. Gute Chancen bestehen dennoch, die Diebe bei Grenzkontrollen zu fassen, meint von Widdern. Von Rainer Funke.

 

Frau versinkt bei Unwetter in Südfrankreich im Gully

 40-Jährige rettete sich selbst aus unterirdischer Kanalisation

Rheinpfalz, den 23.09.2003 

Vor den Augen ihres Ehemannes ist in der südfranzösischen Ortschaft Lunel bei einem schweren Unwetter eine Frau in einem Abwasser-Gully versunken. Das Unglück ereignete sich nach Angaben der Rettungsdienste am Montagabend, nachdem bei Montpellier schwere Gewitter niedergegangen waren. Lunel war zeitweise völlig von der Umwelt abgeschnitten.

Mehrere Passanten und der Ehemann sahen mit an, wie die 40-Jährige von den Wassermassen mitgerissen wurde und in dem Abwasserkanal verschwand. Da die Frau nach mehrstündiger Suche nicht gefunden werden konnte, wurde sie bereits für tot gehalten. Wie durch ein Wunder gelang es ihr jedoch, mehrere hundert Meter in der unterirdischen Kanalisation zurückzulegen, ohne in den Abwässern zu ertrinken. Unterkühlt und stark geschwächt wurde sie von Anwohnern gerettet. Der Mann war mit einem Schock ins Krankenhaus eingeliefert worden.

Die Unwetter führten in der Gegend um Montpellier zur Schließung zahlreicher Schulen und anderer öffentlicher Einrichtungen. In kürzester Zeit fielen 120 Millimeter Niederschläge. In den niedrig gelegenen Stadtteilen Montpelliers stand in der Nacht zum Dienstag das Wasser in den Straßen. Der Zugverkehr zwischen Sète und Montpellier wurde für mehrere Stunden ausgesetzt.

 

Umweltmesse Entsorga in Köln

Container dämpft Lärm bei Altglas-Entsorgung

Westdeutsche Allgemeine, den 22.09.2003

Mülltonnen mit einem geräuscharmen Deckel und Müllfahrzeuge mit leisem Antrieb sind zwei Neuheiten auf der am Dienstag startenden Umweltmesse Entsorga in Köln.

Auf einer der weltweit größten Umweltmessen präsentieren bis zum 27. September 1000 Aussteller aus 25 Ländern ihre Neuentwicklungen für die Branchen. "In der Entsorgungsbranche liegt der Schwerpunkt bei der weiteren Automatisierung sowie der Einsparung von Personal", berichtet Dirk Mangold von der Kölner Messe. Neben Technologien für Großanlagen der Industrie bietet die Schau auch Neuheiten, die den Bürger direkt betreffen könnten. So stellt die Branche geräuschgedämpfte Container für die Entsorgung von Altglas vor. Üble Gerüche können mit einem neuen flüssigen Geruchsbinder vermieden werden.

Eine weitere Neuheit sind mobile Toiletten, beispielsweise für Außenveranstaltungen, die auch bei Minus-Graden funktionieren. Für Hundebesitzer bietet ein Hersteller das System "I love my Dog" mit einem Spezialtütenspender und einem Abfallbebehälter, der in der Nähe von Parkanlagen aufgestellt werden könnte. Mit Pappscheiben kann dabei die Hinterlassenschaft der Hunde entsorgt werden.

Auf der Schau, die am 27. September auch für den Publikumsverkehr geöffnet ist, wird es um die Themen Abfall, Recycling, Verbrennung, Energie, Wasser und Abwasser gehen. Die Branche erzielte im vergangenen Jahr mit 160 000 Beschäftigten einen Umsatz von rund 19 Mrd Euro. (dpa)

 

Schnelltest identifiziert Colibakterien in zehn Stunden

Biologen kombinieren verschiedene Analysemethoden

Wissenschaft, den 22.09.2003 

Amerikanische Forscher haben einen Test entwickelt, mit dem sie schädliche E. coli-Bakterien schneller und besser aufspüren können. Indem die Wissenschaftler verschiedene Methoden kombinieren, können sie die Keime in weniger als zehn Stunden sicher identifizieren. Das berichten die Biologen in der Fachzeitschrift The Journal of Microbiological Methods (Bd. 55, S. 141).

Bei herkömmlichen Tests werden die Bakterien erst in Kulturen vermehrt, was viel Zeit in Anspruch nimmt. Daher dauert es mit diesen Methoden etwa 24 bis 48 Stunden, bis die Keime endgültig erkannt sind. Daniel Lim von der Universität von Südflorida in Tampa und sein Kollege Bryan Tims verwenden spezielle Glasfaser-Biosensoren und Antikörper, um E. coli in Wasser oder Lebensmitteln zu entdecken. Anschließend picken sie sich lebende Bakterien heraus, deren Erbgut sie dann mithilfe einer Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) vermehren und eindeutig bestimmen. "Das alles funktioniert innerhalb eines Arbeitstages", erklärt Lim.

Allein mit den schnellen Glasfaser-Biosensoren hatten Lim und sein Team bereits erfolgreich mikrobiologische Schnelltests in 20 bis 30 Minuten durchgeführt. Doch indem sie nun zusätzlich lebende Bakterien aus der Probe nehmen, stellen sie sicher, dass die Mikroorganismen tatsächlich am Leben und damit schädlich sind. Zudem erlaubt dies, das Erbgut mithilfe einer PCR zu analysieren. Auch weitere Tests können so an den Keimen durchgeführt werden, etwa auf Antibiotikaresistenzen.

Die schnelle Entdeckung und Identifikation von Bakterien in Wasser und Lebensmitteln kann Krankheiten verhindern. Im Falle einer Lebensmittelvergiftung können Ärzte schneller mit einer gezielten Behandlung beginnen, wenn sie wissen, dass beispielsweise E. coli die Beschwerden auslösen.

 

Abwasser: Firmen sollen weniger zahlen

Hamburger Abendblatt, den 20.09.2003 

Die Stadt Uetersen will möglicherweise ihr ökologisch vorbildliches Gebührensystem für die Beseitigung von Abwässern aus Gründen der Wirtschaftsförderung wieder aufgeben. Vom Hauptausschuss der Ratsversammlung wurde die Verwaltung mit der Prüfung der Frage beauftragt, ob Firmen bei der Niederschlagswassergebühr günstigere Konditionen als bislang eingeräumt werden könnten, um sie von hohen Kosten zu entlasten.

Für einen derartigen Nachlass machten sich vor allem Sprecher der CDU-Fraktion stark. "Große Betriebe mit weitläufig versiegelten Flächen sollten nicht so sehr zur Kasse gebeten werden, weil sie sonst weggehen oder sich gar nicht erst ansiedeln könnten", gab Helmut Schwalm zu bedenken.

Widerstand kam von der SPD. Ratsherr Dieter Schipler wandte ein, dass die insgesamt kostendeckenden Gebühren für Regen- und Schmutzwasser an den Klärwerksbetreiber Abwasserzweckverband weitergeleitet werden müssten. Daher sei eine Minderung für Gewerbetreibende nur möglich, wenn die Kosten den kleinen Haushalten aufgebürdet würden.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Ingo Struve erinnerte daran, dass Uetersen erst zum Jahr 2000 eine Regelung der Abwassergebühren gefunden habe, die gerichtsfest sei. Damals hatten Bürger mit Hilfe des Gerichts dafür gesorgt, dass Schmutz- und Regenwasser der 6000 städtischen Grundstücke getrennt und Niederschlagswasser nach dem Grad der Versiegelung der Grundstücke berechnet wird. Davon profitierten Einfamilienhäuser mit Versickerungsmöglichkeiten im Garten. Höher belastet wurden zum Beispiel Supermärkte mit ihren weitläufigen, asphaltierten Parkplatzflächen. mg

 

Physikochemiker forschen an Grenzen des Wassers

Pressemitteilung Universitaet Dortmund, den 19.09.2003

Wissenschaftler aus aller Welt haben sich heute in Schloss Velen eingefunden, um bis zum 23. September ueber die aufregenden Eigenschaften des Wassers an Grenzflaechen zu diskutieren. "Inwieweit die Aktivitaet der Proteine und andere molekulare Prozesse in biologischen Zellen durch die Wasserumgebung bestimmt werden, ist noch unbeantwortet", berichtet Dr. Ralf Ludwig von der Universitaet Dortmund.

Gemeinsam mit Prof. Dr. Alfons Geiger und Prof. Dr. Roland Winter hat er die Internationale Bunsendiskussionstagung "Interfacial Water in Chemistry and Biology" vorbereitet. Etwa hundert Teilnehmer - unter anderem aus den USA, aus Russland, Japan und Australien folgten der Einladung der Experten fuer Physikalische Chemie, um einen wenig bekannten Bereich des Wassers zu erforschen. Bis heute bleibt das Lebenselixier Wasser mit seiner Rolle fuer die Struktur und Funktionsweise biomolekularer Systeme weitgehend unverstanden. Besonders ueber die Eigenschaften und die Funktion von Wasser an Grenzflaechen wie Tellmembranen und grossen Biomolekuelen, ist noch wenig bekannt.

Die Tagung wird sich deshalb mit dem Verhalten des Wassers in seiner zentralen Rolle fuer die Struktur, Dynamik und Funktion hydratisierter Biomolekuele und deren Aggregate beschaeftigen. Dazu gehoeren insbesondere Proteine und Modellbiomembranen. Diskutiert wird auch das veraenderte Verhalten des Wassers in eingeschraenkten Geometrien wie Poren und Kanaelen, auf festen Oberflaechen und inneren Grenzflaechen unterschiedlicher chemischer und topologischer Beschaffenheit. Die im Rahmen der Internationalen Bunsendiskussionstagung behandelten Themen sind besonders wichtig fuer das molekulare Verstaendnis biologischer Prozesse und fuer die biologisch-chemische Mikrostrukturtechnik von Relevanz, in der Grenzflaechenphaenomene eine entscheidende Rolle spielen. Diese Fragestellungen sind auch fuer die Materialwissenschaft von Bedeutung, etwa bei der Optimierung von Zeolithstrukturen fuer die Waermespeicherung, der Untersuchung des Altersprozesses von Polymeren oder der Herstellung wasserabweisender Oberflaechenstrukturen.

Das Ambiente von Schloss Velen soll helfen, neue Vorstellungen des thermodynamischen, strukturellen und dynamischen Verhaltens von Wasser an Grenzflaechen zu entwickeln. Die Ergebnisse werden in der namhaften europaeischen Zeitschrift PCCP (Physical Chemistry - Chemical Physics) veroeffentlicht.

Eine Internet Praesentation ermoeglicht Interessenten weltweit, sich ueber das Tagungsprogramm zu informieren, aber auch unter http://wasserforschergruppe436.de einen Einblick in das wissenschaftliche Engagement der Physikochemiker und ihre Arbeit im Rahmen der Forschergruppe 436 (Polymorphismus, Dynamik und Funktion von Wasser an molekularen Grenzflaechen) der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu gewinnen.

 

Klärschlamm gehört nicht mehr auf den Acker

Umwelt- und Landwirtschaftsministerium sind sich bei der Entsorgung einig - Finanzielle Hilfen für Betreiber von Kläranlagen

Stuttgarter Zeitung, den 19.09.2003 

Den bei der Reinigung von Abwässern anfallenden Klärschlamm will die Landesregierung verbrennen lassen. Die Entsorgung in der Landwirtschaft birgt dagegen Risiken, wie auf einer Tagung an der Universität Hohenheim bekannt wurde.

Eigentlich sollte Klärschlamm ein begehrtes Düngemittel sein: Die festen Bestandteile, die aus dem Abwasser gefiltert werden, enthalten bekanntlich wertvolle Nährstoffe. Vor allem Phosphor- und Stickstoffverbindungen tun landwirtschaftlich genutzten Böden gut. Doch was einst ein Segen war, ist in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend zu einem Problem geworden: Zunächst sorgten im Klärschlamm enthaltene Schwermetalle für negative Schlagzeilen, heute sind es vor allem organische Verbindungen, die das Ausbringen der Schlämme auf dem Acker zu einem unkalkulierbaren Risiko machen können. Hinzu kommen Schwachstellen, an die früher niemand dachte. So sorgte die BSE-Krise dafür, dass aus Vorsorgegründen auch das Abwasser von Schlachthöfen als mögliche Verseuchungsquelle in Betracht gezogen werden musste.

Wie konkret die Umweltgefahren durch Klärschlämme tatsächlich sind, wurde nun auf einer Tagung an der Universität Hohenheim deutlich. So kam eine dort vorgestellte Studie der Landesanstalt für Umweltschutz zum Schluss, dass sich in Böden, auf denen Klärschlamm ausgebracht worden war, Schadstoffe anreichern können. Besonders bemerkenswert waren dabei die erhöhten Konzentrationen an organischen Verbindungen, etwa Organozinnverbindungen oder Dioxinen. Auch Stoffe, die bei Menschen wie Tieren hormonähnliche Wirkungen entfalten können, wurden gefunden.

Zudem wurden deutliche Anreicherungen von Schwermetallen wie Cadmium, Blei und Quecksilber festgestellt. Besonders bedenklich war, dass viele Verbindungen über Jahre hinweg nicht abgebaut werden: "Die Selbstreinigungskraft der Böden wird hier oft überschätzt", sagte Peter Dreher von der Karlsruher Landesanstalt für Umweltschutz, einer der Autoren der Studie.

Umwelt- und Verkehrsminister Ulrich Müller (CDU) nahm die Tagung zum Anlass, um zu erläutern, warum sich die Landesregierung seit einiger Zeit für die Verbrennung von Klärschlamm einsetzt. Er nannte drei wichtige Gründe. So gebe es zum einen genügend Indizien dafür, dass neben den bereits bekannten Schadstoffen weitere für die Umwelt gefährliche Verbindungen im Klärschlamm enthalten seien. Außerdem müsse das Problem der Anreicherung von Schadstoffen in den mit Klärschlamm gedüngten Böden bedacht werden. Und schließlich gebe es keine Garantie dafür, dass die Landwirte den Klärschlamm immer abnehmen würden. Es sei denkbar, dass etwa nach einem Lebensmittelskandal die Kläranlagenbetreiber auf ihren Schlämmen sitzen bleiben würden. Müller gab zu bedenken, dass es die Kommunen geringfügig mehr kosten würde, den Schlamm zu trocknen und ihn anschließend zu verbrennen. Er wies außerdem darauf hin, dass es für den Bau entsprechender Anlagen Fördermittel des Landes gebe - im vergangenen Jahr seien 11,5 Millionen Euro ausbezahlt worden. Dass sich die Trocknung und Verbrennung des Klärschlamms in einer Zementfabrik ökonomisch und ökologisch rechnen kann, erläuterte Günther Nufer, der Bürgermeister von Bad Säckingen. Bei der Problematik der Verbrennung jedenfalls ziehen Umwelt- und Landwirtschaftsminister an einem Strang. Dieser Tage weihte Agrarminister Willi Stächele im Ortenaukreis eine neue Anlage zur Klärschlammverbrennung ein.

Dass sich auch Agrarexperten gegen eine Schlammverwertung in der Landwirtschaft aussprechen, liegt sicherlich mit an der möglichen BSE-Gefahr. Wie Forschungen in Großbritannien ergeben haben, sind Abwässer zwar keine bedeutende, aber immerhin eine mögliche Quelle für die Übertragung der Rinderseuche. Von Klaus Zintz.

 

Feinster Eisenstaub soll Grundwasser und verseuchte Böden entgiften

Die Nanopartikel lassen sich einfach und flächendeckend einsetzen

Wissenschaft, Artikel vom 06.09.2003 

Amerikanische Forscher haben ein verblüffend einfaches Verfahren entwickelt, Giftstoffe aus Erde oder Grundwasser zu entfernen: Sie leiten mit Wasser aufgeschlämmte winzig kleine Eisenpartikel in den Boden. Die Nanopartikel sind so reaktionsfreudig, dass sie organische Giftstoffe spalten und sogar Schwermetalle in nahezu ungiftige Formen überführen können. Die Wissenschaftler beschreiben ihre Entwicklung in der Fachzeitschrift Journal of Nanoparticle Research (Ausg. vom 3. September).

Eigentlich ist das, was den hervorragenden Säuberungseigenschaften des Nano-Eisens zugrunde liegt, nichts besonderes: Das Eisen oxidiert. Kommt das Metall mit Luft in Berührung, bildet sich nichts weiter als Rost. Findet die Reaktion aber in Anwesenheit von Giftstoffen wie Tetrachlorkohlenstoff, Dioxinen oder PCBs statt, bilden sich daraus einfache Kohlenstoffverbindungen, die weit weniger giftig sind. Auch gefährliche Schwermetalle wie Blei, Nickel, Quecksilber oder sogar Uran werden von den Eisenpartikeln in extrem schwerlösliche Formen überführt, die sich nicht über die Nahrungskette verbreiten können.

Das Nano-Eisen ist so fein verteilt, dass es zehn- bis tausendfach reaktiver ist als bisher verwendeter Eisenstaub, beschreibt Studienleiter Wei-xiang Zhang von der Lehigh-Universität in Bethlehem (USA) seinen Ansatz. Die Teilchen werden mit Wasser vermischt und bilden wegen ihrer geringen Größe einen sehr feinen Schlamm, der direkt in den verseuchten Boden eingeleitet werden kann. Die Mini-Partikel verteilen sich dann im Grundwasser und erreichen so einen Großteil des kontaminierten Erdreichs. Dort bleiben sie für sechs bis acht Wochen aktiv.

Eisen sei in der Natur im Boden und im Grundwasser so häufig, dass das zusätzliche Nano-Eisen für die Umwelt praktisch keine Bedeutung habe, sagt Zhang. Auch beeinflussten weder Säuregehalt noch Temperatur oder Zusammensetzung des Bodens die Wirkung der Mini-Partikel. Diese Faktoren führen häufig zu Problemen, wenn für Bodenentgiftungen Bakterien oder andere Mikroorganismen eingesetzt werden. In Labor- und Feldversuchen konnten Zhang und seine Mitarbeiter den Eisenstaub bereits erfolgreich einsetzen.
Von Ilka Lehnen-Beyel

 

Eigner von Gelsenwasser suchen Investor

Die Stadtwerke Bochum und Dortmund suchen einen Miteigentümer für den Wasserversorger Gelsenwasser. Den restlichen Aktionären wollen die neuen Eigentümer in Kürze ein Abfindungsangebot unterbreiten.

Financial Times Deutschland, den 18.09.2003 

Gesucht werde ein strategischer Investor mit Kernkompetenzen im Gas-, Wasser- oder auch Finanzgeschäft, sagte der Chef der Dortmunder Stadtwerke, Harald Heinze, am Donnerstag in Düsseldorf. Sollte ein Finanzinvestor, etwa eine Private-Equity-Firma, einsteigen, wäre ein späterer Verkauf deren Beteiligung über die Börse und damit eine Erhöhung des Streubesitzes nicht auszuschließen. Die Suche nach einem Partner habe aber nichts mit etwaigen Finanzierungsproblemen der beiden Stadtwerke zu tun. Gelsenwasser solle einfach "noch schneller weiterentwickelt werden" als es ohne einen zusätzlichen Partner ohnehin geschehe, sagte Heinze.

Die Stadtwerke hatten für 835 Mio. Euro 80,5 Prozent von Gelsenwasser vom Energiekonzern Eon übernommen. "Wir rechnen dabei mit einer Rendite von mindestens 8,3 Prozent", sagte Heinze. Im Geschäftsfeld Wasser und Abwasser wollten die Stadtwerke Wachstum durch langfristige Verträge und verstärkte Partnerschaften mit öffentlich-rechtlichen Einrichtungen erreichen. Auch auf dem liberalisierten Gasmarkt soll Gelsenwasser stärker aktiv werden.

Stadtwerke wollen Mehrheit behalten

Bochum und Dortmund wollen die Mehrheit von 51 Prozent an Gelsenwasser auf jeden Fall behalten. Den knapp zwölf Prozent freien Aktionären soll nach Angaben von Bochums Stadwerke-Geschäftsführer Bernd Wilmert "in nächster Zeit" ein Abfindungsangebot gemacht werden. Der Preis werde sich dabei an der üblichen Berechnung des Durchschnittskurses der vergangenen drei Monate orientieren, sagte er. Damit dürfte der Preis "irgendwo zwischen 340 und 360 Euro je Aktie" liegen. Notfalls wollen die beiden Stadtwerke Gelsenwasser auch komplett übernehmen. "Wir können den Preis für 100 Prozent der Aktien in Höhe von gut 1 Mrd. Euro zu marktüblichen Bedingungen finanzieren", sagte Heinze.

Der Verkauf von Gelsenwasser steht im Zusammenhang mit dem Zusammenschluss von Eon und Ruhrgas. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte die Ruhrgas-Übernahme 2002 unter der Bedingung gebilligt, dass Eon unter anderem seinen 80,5-prozentigen Anteil an Gelsenwasser verkauft. Der Mannheimer Energieversorger MVV hatte zuletzt angekündigt, den Gelsenwasser-Verkauf anfechten zu wollen.

 

Größte Membrankläranlage Deutschlands in Vorst

Bakterien sorgen für Badewasser-Qualität Von Christoph Pütz

Neuß-Grevenbroicher Zeitung, den 18.09.2003 

Die neue Kläranlage in Vorst soll spätestens Anfang November in Betrieb gehen. Vor der Sitzung des Bauausschusses nutzten Mittwoch Mitglieder dieses Gremiums die Gelegenheit, sich bei einer Führung durch den Erftverband auf den aktuellen Stand der Dinge zu bringen. Das Besondere an der neuen Kläranlage ist die biologische Reinigung mittels Membrantechnologie.

Die Vorster Anlage wird mehr als 20 Millionen Euro kosten und die größte Membrankläranlage in ganz Deutschland sein. Was viele vielleicht am meisten interessiert: Stinkende Schwaden über Kaarst sind durch die neue Kläranlage nicht zu erwarten. Das meinte zumindest Christoph Brepols vom Erftverband. "In den Becken der nicht überdachten Teile der Anlage riecht das Wasser nicht. Und da, wo Gerüche produziert werden, nimmt eine Absaugeanlage dieses sofort auf."

Gerüche entstehen zum Beispiel im so genannten "Rechenzentrum" - dem ersten Anlagenteil auf dem Weg zum sauberen Wasser. Es ist aber keine Hirnarbeit, die stinkt - wie der Ausdruck "Rechenzentrum" vielleicht glauben lässt. Es geht um viel Handfesteres: Nämlich darum, dass ein rotierender Rechen feste und große Bestandteile des Abwassers "herausfischt". In diesem Rechen landen übrigens auch die Abwässer einiger Höfe in Kaarst.

Denn es sind immer noch nicht alle an die Kanalisation angeschlossen, so dass sie eine Fäkalien-Sammelanlage benutzen müssen. Das neue und eigentlich Beeindruckende an der neuen Vorster Kläranlage ist aber die Membranfilterung. Das schon in mehreren Stufen vorgefilterte Abwasser wird dabei durch 192 Membranfilter gepresst. "Vorher werden dem Wasser Bakterien zugesetzt, die Stickstoff und Phosphor als Nahrung haben", erklärt Brepols.

Dabei wird das Abwasser in den riesigen Becken von unten her mit Luft durchsetzt und kräftig durcheinander gewirbelt. Das regt den Appetit der Bakterien an. Diese bleiben übrigens 25 Tage im Wasser, vermehren sich und werden immer wieder "ausgedünnt", so dass stets der gleiche Stand erhalten bleibt. Der übrig bleibende Klärschlamm wird entweder verbrannt oder kommt auf die Sonderdeponie.

Das Abwasser hingegen hat in ungefähr einem Tag den gesamten Klärprozess durchlaufen. Die Membranfilterung ist die letzte Stufe. Insgesamt sind 192 Filter installiert - und jeder dieser Filter besteht aus bis zu 40.000 einzelnen hohlen "Fäden", durch die das Wasser gepresst und die letzten Verunreinigungen herausgefiltert wird. Nur Partikel, die kleiner als ein zehntausendstel Millimeter Durchmesser aufweisen, haben eine Chance.

Die so gereinigten insgesamt rund 16.000 Kubikmeter Wasser pro Tag werden dann in den Nordkanal gepumpt. "Im Vergleich zur alten Anlage in Vorst ist das Wasser um ein Vielfaches sauberer, liegt deutlich über den vorgegebenen Werten", erklärt Christoph Brepols und nennt einige Zahlen. Der Technische Beigeordnete Manfred Meuter hat die anschaulichere Erklärung parat: "Baden würde ich in dem Wasser, es trinken jedoch nicht."

Zunächst geht die Anlage ein Jahr lang auf Probebetrieb. Die Membrantechnik ist schließlich absolut neu, und falls es Probleme gibt, hat die Verwaltung deshalb vorsorglich die alte Kläranlage immer noch als Joker in der Rückhand. Diese wird nämlich erst im Herbst 2005 abgerissen. Was mit dem alten Gelände passiert, weiß die Verwaltung noch nicht: "Wir haben mehrere Vorschläge, die zurzeit diskutiert werden", erklärt Meuter.

Ende des Jahres werde dem Rat ein Konzept vorgelegt. Neue Arbeitsplätze entstehen durch die neue Vorster Kläranlage keine, das bestehende Personal - sieben Mitarbeiter - wird auf beide Kläranlagen verteilt. In diesem Teil der Kläranlage wird das Fett abgeschieden. Durch die Membrantechnik entfallen sonst übliche Klärschritte, so dass die Gesamtanlage nur auf der Hälfte der sonst üblichen Fläche Platz findet.

 

Der Städtevergleich

Berlinonline, den 17.09.2003 

 Im Vergleich deutscher Großstädte liegt Berlin nach einer Erhöhung der Wasserpreise im oberen Mittelfeld. Die Berechnungen nach Angaben der Berliner Wasserbetriebe beziehen sich auf einen Durchschnittshaushalt, in dem zwei Erwachsene und ein Kind leben.

München: Ein Kubikmeter Trinkwasser kostet 1,34 Euro. Die Entsorgung der gleichen Menge Abwasser kostet 1,56 Euro. Die Familie zahlt insgesamt knapp 330 Euro im Jahr bei einem Verbrauch von 124 Litern pro Person und Tag.

Dresden: Bei gleichem Verbrauch zahlt die Familie gut 430 Euro Wasserkosten im Jahr. Ein Kubikmeter Trinkwasser kostet 2,31 Euro. Für Abwasser sind 1,49 Euro fällig.

Köln: Trinkwasser kostet 1,57 Euro pro Kubikmeter, Abwasser 2,40 Euro. Im Jahr zahlt die Familie 450 Euro.

Hamburg: Die Familie zahlt 1,80 Euro für einen Kubikmeter Trinkwasser und 2,58 Euro für den Kubikmeter Abwasser. Die Kosten für das ganze Jahr belaufen sich auf fast 500 Euro.

Berlin: Ein Kubikmeter Trinkwasser kostet demnächst 2,16 Euro, das Abwasser 2,25 Euro. Die Kosten für ein ganzes Jahr betragen knapp 500 Euro.

Stuttgart: Über das ganze Jahr zahlt die Familie zwar nur ein paar Cent mehr als in Berlin, insgesamt aber mehr als 500 Euro. Trinkwasser kostet 2,85 Euro pro Kubikmeter, die Abwasserentsorgung kostet 1,59 Euro.

Potsdam: Ein Kubikmeter Trinkwasser kostet 2,15 Euro. Für die Entsorgung zahlt die Familie 3,02 Euro. Im ganzen Jahr sind knapp 585 Euro fällig.

 

Wasser wird für die Berliner um 15 Prozent teurer

Senat beschließt Preiserhöhung. Eine vierköpfige Familie muss künftig 120 Euro mehr im Jahr zahlen

Tagesspiegel, den 17.09.2003 

Ab 1. Januar müssen die Berliner etwa 15 Prozent mehr für ihr Wasser und Abwasser zahlen. Nach Angaben der Wasserbetriebe steigen die Kosten damit um monatlich etwa 2,40 € pro Kopf. Eine vierköpfige Familie muss damit rund 120 Euro mehr im Jahr zahlen. Seit der Teilprivatisierung der Wasserbetriebe 1997 waren die Wasserpreise nicht erhöht worden. Auch deshalb müssen die Preise jetzt steigen, sagte Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS). Er nannte die anvisierte Preissteigerung „angemessen“ und betonte, der Preissprung um 15 Prozent sei ein einmaliger Vorgang. Nach rein ökonomischen Kriterien, sagte Wolf, hätte der Preissprung jetzt schon 30 Prozent ausmachen müssen.

Mit den künftigen Wasserpreisen liege Berlin etwa auf Hamburger Niveau und damit bundesweit im oberen Mittelfeld, sagte Wolf. Zur weiteren Tarifentwicklung wollte sich der Senator nicht äußern. Er gehe aber davon aus, dass dieser der „allgemeinen Preisentwicklung“ folgen wird.

Die Preiserhöhung ist eine Konsequenz aus dem Auslaufen der gesetzlichen Deckelung der Wasser- und Abwassertarife nach der Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe (BWB). Die Industrie- und Handelskammer (IHK) kritisierte die geplanten Preiserhöhungen als „Standortverschlechterung für die Wirtschaft“. Zugleich forderte die IHK Staffelpreise für Großverbraucher.

Wie Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, gestern sagte, hängt die genaue Preissteigerung nicht nur vom Verbrauch, sondern auch von der Art der Wohnung oder des Hauses ab. Bislang zahlen die meisten Haushalte pro Kubikmeter Wasser insgesamt 4,37 Euro brutto, davon 1,89 Euro für Trinkwasser. babs

 

Naserümpfen trotz Biofilter

Abwasserentsorger sucht weitere Mittel gegen Gestank

Ostsee Zeitung, den 17.09.2003 

Die Abwasserleitung von Kühlungsborn nach Doberan sorgt stellenweise für unangenehmen Geruch. Einiges wurde schon gegen den Gestank getan – ganz verschwunden ist er nicht.

Bad Doberan „Es stinkt. Dieser Geruch ist eines Heilbades unwürdig“, schimpfte ein Doberaner bei der jüngsten Sitzung seiner Stadtvertreter. Er ist offenbar nicht der einzige, der sich darüber beklagt. Dem Zweckverband„Kühlung“ für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung sind häufiger Klagen zu Ohren gekommen – er arbeitet an einer Lösung.

„Das Abwasser aus Kühlungsborn wird bis zur Höhe Rennbahn hochgepumpt. Von dort läuft es in einem Freispiegelkanal bis zum Bad Doberaner Klärwerk“, erklärt Christel Reinsch, technische Leiterin beim Zweckverband. Dieser Kanal muss be- und entlüftet werden. Dafür gibt es im Abstand von etwa 100 Metern Schächte, die in der Regel von außen durch Gullideckel erkennbar sind. „Wenn das Abwasser länger als zwei, drei Stunden unterwegs ist, fängt es an zu faulen. Schwefelwasserstoff entsteht – der riecht wie faule Eier“, erläutert Christel Reinsch. Wenn er durch die Gullideckel entweicht, stinkt es. Ihr Unternehmen hat bereits einiges dagegen unternommen.

Von der Rennbahn bis etwa zur Zufahrt ins Wohngebiet Kammerhof wurde jeder zweite Schacht geschlossen. „Fünf insgesamt“, sagt Peter Klimas, fürs Kanalnetz zuständiger Meister beim Zweckverband. Dafür wurde eine „Zwangsentlüftung“ angebracht. Dies sind drei Meter hohe Metallröhren von etwa zehn Zentimeter Durchmesser, durch die die Luft aus den Schächten weit nach oben geleitet wird. Sieben solcher Röhren säumen den Radweg von der Rennbahn bis zur Einmündung Dammchaussee und dann die Randstraße bis zur Zufahrt Kammerhof. In anderen Schächten wurden Biofilter eingebaut – fünf insgesamt.

„Die Geruchsbelästigung hat dadurch enorm abgenommen. Aber sie ist nicht ganz weg“, sagt Klimas. Ohne enorme Kosten sei nicht mehr machbar. „Wegen der Beschwerden laufen Überlegungen, was noch getan werden kann. Aber das geht nicht von heute auf morgen.“ Zumal die Kosten dieser Maßnahmen auf die Beiträge umgelegt werden müssen. Die Zugabe von Chemikalien wie reinem Sauerstoff wäre eine Möglichkeit. Eine andere das Installieren eines Kompressors, über den zusätzlich Luft in den Kanal geblasen wird. „Da würden die Stromkosten anfallen“, so Klimas.

„Parallel zu unseren Überlegungen beschäftigen sich Studenten der Technischen Hochschule in Wismar mit diesem Problem“, sagt Christel Reinsch. Eine zweite Diplomarbeit werde zu der Abwasserleitung verfasst.

Von der Zufahrt Kammerhof bis zum Klärwerke liegen laut Klimas keine Beschwerden vor: Auf diesem Abschnitt verläuft die Abwasserleitung mitten durch ein Feld, das kaum jemand betritt. Von Renate Schumann.

 

Fischen im Trüben: Verkaufsroulette ums Abwasser

WAZ, den 16.09.2003 

Sturm im Wasserglas oder Fischen im trüben Abwasser? Bei der geplanten Privatisierung des Abwasser-Entsorgungsbetriebs deutet sich eine - neuerliche - Wende und damit Verschiebung an. Auch der Bieterkreis spielt offenbar ein wenig Stuhlkreis.

Seit knapp drei Jahren beschäftigt die Stadt nun schon der Verkauf des Entsorgungsbetriebes Abwasser. Große Hoffnungen auf 25 Mio Euro Einnahmen oder gar mehr für die Stadt zerschlugen sich allerdings, weil das Land wegen der "hoheitlichen" Abwasserentsorgungsaufgabe einschritt und den Netzverkauf stoppte. Das Finanzamt kippte dann einen zweiten Versuch, und eine abgespeckte Lösung, die praktisch nur die Betriebsführung "versilbern" sollte, wurde durch ein Veto der Verdi-Gewerkschaft zunächst ausgebremst, was den Preis erneut drückte. Als Bieter verblieben sind der Mülheimer Energiedienstleister Medl und die Frisch-Wasser-Fraktion aus RWW & RWE Aqua in Kooperation mit dem Ruhrverband.

Nun heißt es wieder vielleicht Rolle rückwärts: Die "große Lösung" scheint nun doch wieder möglich. Über den Essener Ruhrverband nämlich, der im Revier für die Kommunen Kläranlagen betreibt. Als öffentlich-rechtliche Einrichtung würden die "Hoheitsrechte" bei einem Kanalnetzverkauf an ihn gewahrt. Offiziell bestätigt wird´s zwar nicht, aber der Ruhrverband soll ohne die Partner RWW und RWE Aqua nun im Alleingang das Netz kaufen wollen. Partner für die Betriebsführung, so heißt es, könnten dann aber nicht unbedingt die "Wasserfreunde" sein, sondern die Konkurrenz der Medl. Interessant dazu eine Stellungnahme des SPD-Fraktionschefs Dieter Wiechering: "Das hätte Charme und wäre eine denkbare, optimale Lösung." Von Oliver Schmeer.

 

In der trüben Brühe auf Tastsinn angewiesen

Bei der Sanierung des Klärwerks in Buchschlag kommen Spezialtaucher zum Einsatz

Offenbach Post, den 16.09.2003  

Nur einige Luftblasen sind auf dem Becken mit der bräunlichen Brühe zu sehen. Wenige Momente später kommt ein Taucher in einem überdimensionalen Spezialanzug an die Oberfläche. In der Kläranlage im Hengsbachtal bei Buchschlag wartet ein besonderer Auftrag auf ihn: Bei laufendem Betrieb sollen in den vier Becken der biologischen Reinigungsstufe die so genannten Tauchmotorrührwerke ausgetauscht werden.

"Wir können ja das Wasser nicht aus den Becken ablassen", sagt Klaus Kasberger, Projektleiter der Firma LS-Abwassertechnik, die für den maschinentechnischen Bereich bei der Sanierung und Erweiterung der an ihre Kapazitätsgrenze gelangten Kläranlage zuständig ist. Nach der mechanischen Vorstufe wird das schlammige Abwasser in die 5,6 Meter tiefen Belebungsbecken geführt, wo ihm durch den Einsatz von Bakterien Schmutzstoffe entzogen werden.

Dazu ist es notwendig, dass Motoren in der Tiefe das Wasser aufwirbeln und Sauerstoff hinzugeführt wird. Diese Propeller, die in die Jahre gekommen sind, müssen im Zuge der Sanierung nun ausgetauscht werden.

Während die neuen mit einem Durchmesser von zweieinhalb Metern bereits am Beckenrand liegen, ist Taucher Wolfgang Dauth mit den Vorarbeiten beschäftigt. Bevor der neue Motor installiert werden kann, muss er auf dem Beckenboden bohren und dübeln, um die Halterung zu befestigen. Dazu werden ihm im Eimer oder an einem Tau die Werkzeuge hinabgelassen. Weil Strom nicht zum Einsatz kommen kann, muss mit Druckluft gearbeitet werden.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Taucher im schlammigen Untergrund fast nichts sieht. "Da unten ist es schwarz", berichtet Dauth, der sich mit seinem seit 14 Jahren bestehenden Unternehmen unter anderem auf Taucharbeiten in Klärwerken spezialisiert hat.

Im trüben Wasser ist er auf seinen Tastsinn angewiesen, um präzise arbeiten zu können. Dauth hat sich vorher die Pläne genau eingeprägt. Und nach ein paar Tauchgängen ist der 44-Jährige auch mit der Beschaffenheit vor Ort vertraut.

Wegen der geringen Tiefe der Becken sind mehrstündige Taucheinsätze möglich. Ein blauer Schlauch sorgt für die kontinuierliche Luftzufuhr. Über ein rotes Kabel besteht Funkkontakt zu dem Taucher, nicht zuletzt um seine Sicherheit zu gewährleisten. Die Mitarbeiter der Firma hören die Atemgeräusche und können bei Unregelmäßigkeiten sofort handeln. Dafür befindet sich ständig ein Reservetaucher am Einsatzort. In Dreieich wechselt sich Wolfgang Dauth mit seinen Mitarbeitern Ralf Strempel und Patrick Heusinger ab.

Insgesamt aber ist die Arbeit in den 15 Grad kalten Becken der Kläranlage für ihn vergleichsweise einfach. Viel unangenehmer seien beispielsweise Einsätze in bis zu 30 Meter hohen Faultürmen in Kläranlagen. "Dann wird es im Sicherheitsanzug über 50 Grad warm", erzählt Dauth, der einmal als Hobbytaucher angefangen hat.

Mittlerweile ist sein Unternehmen im ganzen Bundesgebiet aktiv, vor einigen Jahren auch bei der Bebauung des Potsdamer Platzes in Berlin: "Das war damals die größe Unterwasserbaustelle Europas."

In seiner Freizeit steigt Dauth übrigens kaum noch in tiefe Gewässer. Zum Ausgleich fährt er lieber Motorrad oder springt mit dem Fallschirm.

Innerhalb von drei Tagen sollen die Taucharbeiten im Klärwerk Hengstbachtal beendet sein. Insgesamt dauern die umfangreichen Erweiterungs- und Umbauarbeiten für ungefähr 3,6 Millionen Euro bis Ende kommenden Jahres. (hok)

 

Das vertrocknete Paradies 

Taz, den 15.09.2003 

Südlich von Amara beginnt die Hölle. Heiß wie ein Dampfstrahler bläst der Wind. Binnen weniger Minuten verwandeln sich der Schweiß und Staub im Gesicht zu einer beißenden Schicht. Es muss ein hartes Los sein, das jemanden zwingt, hier sein Auskommen zu suchen. Unter einer Brücke an der vierspurigen Schnellstraße, die von Amara nach Basra führt, haben ein Alter und sein Enkel ihren kleinen Verkaufsstand aufgeschlagen. Die Augen mit einer Taucherbrille geschützt, hockt der Alte da und bietet den Vorbeifahrenden Softdrinks, Kekse und Kaugummis an. Viel bringe der Kleinhandel nicht, sagt er. Aber es sei eine ordentliche Arbeit und immer noch besser als nichts. Früher lebte er wie die meisten in der Region vom Fischfang, doch davon ist ihm nichts geblieben.

Grau erstreckt sich die Ebene hinter den beiden verlassenen Gestalten. Grau wie Asche. Hin und wieder ist im Nichts eine Ziegelbrennerei zu sehen, die dunkle Rauchschwaden in die Luft stößt. Sonst gibt es in der Einöde nur die Erdwälle verlassener Artilleriestellungen, mit denen das ehemalige Saddam-Regime weite Teile des Zweistromlandes in eine Kriegslandschaft verwandelt hat. In die Moderne wollte der Diktator die Bewohnern hier führen. Gebracht hat er ihnen Tristesse, Not und Verzweiflung.

Bis in die 80er-Jahre durchzog ein unüberschaubares Gewirr von Seen, Sümpfen und Wasserarmen das Gebiet um Tigris und Euphrat, das sich von Iran über Amara und Basra bis in den Westen nach Nasseriye hinzieht. In biblischer Zeit soll sich hier das Paradies befunden haben, so sagen es zumindest die Theologen. Unbestritten ist das Gebiet eine der ältesten Kulturlandschaften der Menschheit. Sumerische Tafeln zeigen die gewölbten Häuser aus Schilf, wie sie für die Bewohner Region, die Madan oder Sumpfaraber, lange Zeit typisch waren. Sie waren es auch, die den Büffel in Südwestasien heimisch machten. Darüber hinaus bot das weltweit einmalige Ökosystem, das sich bis Anfang der 70er-Jahre über 9.000 Quadratkilometer erstreckte, seltenen Vogel- und Otterarten Schutz. Daran erinnert heute nur noch eine Wandgemälde an der früheren Niederlassung der Baath-Partei in Amara, das jetzt eine Vertretung von Abdulkerim al-Mohammedawis beherbergt, des "Herrn der Sümpfe".

Jahrelang hatte Mohammedawi mit seiner schlecht ausgerüsteten Truppe in den Sümpfen den Häschern des irakischen Regimes die Stirn geboten. Abu Hatem, der Vater von Hatem, nannte er sich damals und hatte manchmal kaum mehr als seine Überzeugung, die er gegen seine Verfolger zum Einsatz bringen konnte. Dass er das einfache Fußvolk des Regimes verschonte und seine Angriffe gegen besonders verhasste Funktionäre richtete, hat ihm den Ruf des gerechten Rächers eingebracht - ein Robin Hood der Sümpfe. Seine Partei nennt sich Hisbollah (Partei Gottes), doch darin sehen selbst die wenigen noch verbliebenen Linken am Ort weniger ein Zeichen von islamischem Fundamentalismus als vielmehr einen Tribut an die Frömmigkeit der Schiiten. Heute vertritt der "Herr der Sümpfe", wie ihn die Briten nennen, seine Region im irakischen Regierungsrat.

Der Niedergang der Region begann in den 50er-Jahren mit dem Bau der ersten Staudämme an den Oberläufen von Euphrat und Tigris sowie an deren Zuflüssen in Iran. Während des Kriegs mit dem Nachbarland Iran in den 80er-Jahren legte das Regime einen Großteil des zentralen Sumpfgebiets südlich von Amara trocken, um Land für den Transport seiner Armee zu gewinnen und der islamischen Widerstandsorganisationen, die unter den Sumpfbewohnern viele Anhänger hatte, sowie den Armeedeserteuren die Rückzugswege abzuschneiden. Um die Bewohner zum Wegzug zu zwingen, wurden ihnen die staatlichen Lebensmittelkarten entzogen. Nur das östliche Sumpfland blieb davon wegen seiner Grenznähe verschont. Das endgültige Aus kam nach dem Golfkrieg 1991, als die Schiiten im Süden dem Ruf von Bush senior folgten und sich gegen die Diktatur erhoben.

Wie schon mit den Kurden drei Jahre zuvor kannte das Regime auch mit den aufständischen Schiiten keine Gnade. Wie viele Menschen damals ermordet wurden, weiß man bis heute nicht. Doch die bislang aufgefundenen Massengräber legen nahe, dass die Zahl in die Zehntausende geht. Unterschiedslos richteten die Schergen von Saddam Aufständische, Frauen und Kinder hin. In der verzweifelten Suche nach ihren seit Jahren vermissten Angehörigen, fuhren Familien in den ersten Wochen nach Kriegsende oft hunderte von Kilometern, um selbst nach den sterblichen Überresten zu graben. Schiitische Geistliche haben daraufhin die Bevölkerung aufgerufen, die Gräber nicht anzutasten, um die forensischen Beweise für die geplanten Prozesse gegen die mutmaßlichen Verantwortlichen nicht zu zerstören. Einer der Ruchlosesten war Ali Hassan al-Madschid, der vor einer Woche gefasste Cousin von Saddam Hussein. Wo immer der Despot einen Mann fürs Grobe brauchte, war sein Vetter zur Stelle. Vom einfachen Fahrer für die Baath-Partei stieg er in den 70er-Jahren in den engeren Führungszirkel der Partei auf. Seine Verantwortung für den Giftgaseinsatz gegen die kurdisch Stadt Halabdscha, bei dem 5.000 Menschen starben, trug ihm bei den Kurden den Beinamen Giftgas-Ali ein. Später ernannte ihn Saddam zum Gouverneur von Kuwait, und nach dem Golfkrieg befehligte er zusammen mit dem im Juli getöteten Saddam-Sohn Kusai die Niederschlagung der schiitischen Aufstände. Doch al-Madschid war nicht nur der Befehlsgeber für einige der im Zweistromland begangenen Verbrechen. Er schreckte auch persönlich vor keinem Gewaltakt zurück, das zeigen Filmaufnahmen, die heute im ganzen Land im Umlauf sind. Auf einer sieht man ihn, wie er ein am Boden liegendes Opfer mit Stiefeln tritt. Auf einer anderen schlägt er einem vor ihm knienden Soldaten brutal ins Gesicht und erschießt ihn im nächsten Augenblick.

Kaum hatte das Grauen ein Ende, feierte Saddam den Sieg auf seine Art. An der Kreuzung, die von Nasseriya in das Sumpfgebiet nordwestlich von Basra führt, steht eine überdimensionale Soldatenstatue in Georgsgestalt, die dem Drachen das Schwert in den Rachen stößt. In einem groß angelegten Projekt wurden die Zuflüsse des Tigris in den 90er-Jahren in Kanäle umgeleitet, von den Sümpfen, die sich in den wasserreichen Monaten auf bis zu 20.000 Quadratkilometer erstreckten, existierten am Ende nach einem UNO-Bericht nur mehr knapp 1.300 Quadratkilometer. Aus der Rückständigkeit wollte der Despot die Madan befreien. Übrig blieb ein verödetes, von einer Salzkruste bedecktes Land. Mehrere zehntausend Bewohner leben heute in Flüchtlingslagern in Iran.

"Saddam hatte in seinen Palästen vergoldete Wasserhähne, und wir hatten nicht einmal Trinkwasser", sagt Shakir Radhi. Ein schmaler Weg aus Sandsäcken führt zu seinem Hof südlich von Suq ush-Shuyukh. Erst seit einigen Monaten haben er und seine Familie wieder Zugang zu sauberem Wasser. Dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes ist es gelungen, die Trinkwasserversorgung teilweise wiederherzustellen. Nirgendwo ist die Zahl der chronischen Diarrhöerkrankungen und Mangelerscheinungen so hoch wie hier im Süden. Shakirs größter Traum, der wegen seiner Sympathien für die islamische Dawa-Partei mehrere Monate in Haft saß und dessen älterer Bruder hingerichtet wurde, ging im April in Erfüllung. Mit Baggern rissen Bewohner der Region die Dämme ein und fluteten das Gebiet. Dass die Türkei die Wasserblockade gegenüber seinem südlichen Nachbarn lockerte, hat den Wasserfluss zudem begünstigt. Wie auf Inseln schwimmen die Häuser entlang der Straße, die zu seinem Anwesen führt. Ein Flakgeschütz versinkt allmählich im Wasser. Hin und wieder kann man in der Ferne Schiffer in ihren typischen schmalen Holzbooten sehen. Neben dem Trampelpfad, der zu dem Anwesen führt, suhlen sich fünf Büffel im seichten Wasser. Ein Segen für die Familie, die bis vor kurzem noch in bitterer Armut lebte. Sie liefern ihr die Milch zur Herstellung des Frischkäses, für den sich auf dem Markt gute Preise erzielen lassen. Im Schilf, das schon wieder knapp zwei Meter hoch steht, tummeln sich Vögel. Freundlich grüßt er, der Tiefgläubige, eine vorbeifahrende amerikanische Militärpatrouille.

Ein friedliches Idyll in einer weiten Ebene von Trostlosigkeit. Geht es nach dem Willen der Iraq Foundation, sollen die gesamten Sümpfe in ihren Ursprungszustand versetzt worden. Die italienische Regierung hat dafür 1,2 Millionen Euro bereitgestellt. Doch paradiesisch war das Leben in den Sümpfen wohl nie. In schwarze Röcke gehüllt, das Gesicht bis auf die Augen verdeckt, wäscht Shakirs Frau Meryam in einem Zuber von Hand die Wäsche. Erst nach einigem Zureden schließt sie sich der Gesprächsrunde an. "Kommen Sie ins Haus, dann sehen Sie, wie beschwerlich unser Leben ist", fordert sie die Reporterin auf. Ein Schrank für die Matratzen und Wäsche sind ihr wertvollster Besitz, kochen muss sie auf einer kleinen Feuerstelle in einem düsteren Raum. "Ich habe in meinen Leben nichts anderes als Unterdrückung erlebt", sagt Meryam Khale. Und sie meint damit nicht nur Saddam. Nie hat sie eine Schule besucht, und verheiratet wurde sie, da war sie fast noch ein Kind. So geht es vielen Frauen in dieser Region, in der die konservativen Stammestraditionen stark sind. Aus der Enge dieser Welt sind viele Frauen und Mädchen in den vergangenen Jahren in die Städte geflohen, wo sie sich dann als Tagelöhnerinnen oder Prostituierte durchschlagen. So sehr Meryam die Wiederbelebung der Sümpfe begrüßt, so sehr hofft sie aber auch auf ein Leben ohne die Mühsal früherer Jahre.

Bis dahin ist es ein weiter Weg. Unter den Sümpfen lagert Öl, der wichtigste Wirtschaftsfaktor für das Zweistromland. Große Gebiete sind durch Munition aus den Kriegen und die Abwässer aus den petrochemischen Fabriken weiter nördlich verseucht. Shakir und Meryam haben einen Neuanfang gewagt. Für viele andere wird es hingegen wohl noch Jahre dauern. Von Inga Rogg.

 

Tourismus bedroht die letzten intakten Öko-Reservate der Erde

UNEP-Bericht spricht von rasanter Besucherzunahme gerade an Orten mit großer Artenvielfalt

Wissenschaft, den 15.09.2003 

Der wachsende Tourismus zerstört die noch verbliebenen Naturreservate der Erde. Dieses Resümee zieht die bisher umfassendste Studie zu Tourismus und Umwelt, die jetzt vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) zusammen mit der Artenschutzorganisation Conservation International vorgelegt wurde. "Wir schlachten so die Gans, die goldene Eier legt", formuliert es Russ Mittermeier, der Präsident der Organisation.

Tourismus, von dem vor allem Entwicklungsländer abhängig sind, gehört zu den weltweit größten Wirtschaftsbranchen. Der oft unkontrolliert wachsende Strom an Besuchern bedroht aber nicht nur die letzten großen Biotop dieser Welt und fügt der Umwelt Schaden zu, sondern zerstört letztendlich auch die Grundlage des Tourismus selbst.

In den zurückliegenden Jahrzehnten hat sich der Besucherstrom zu den noch intakten großen Biotopen dieser Erde mehr als verdoppelt, berichtet Conservation International. In Laos und Kambodscha stieg er sogar um 2000 Prozent, in Südafrika um 500 Prozent und in Brasilien sowie Ländern Mittelamerikas um 300 Prozent.

"Es gibt viele Beispiel dafür, wie sich die Bedürfnisse der Tourismusbranche und der Natur die Balance halten können", sagt UNEP-Direktor Klaus Töpfer. "Tourismus benötigt funktionierende Kommunen und eine intakte Natur." Damit der Tourismus auch im 21. Jahrhundert eine lukrative Einnahmequelle bleibe, sei eine ökologische Steuerung des Besucherstroms nötig.

Die Tourismusbranche erwirtschaftet etwa elf Prozent des Welt-Bruttosozialprodukts. In ihr sind schätzungsweise 200 Millionen Menschen beschäftigt, die jährlich 700 Millionen Reisende versorgen. Bis zum Jahr 2020 könnte sich laut Conservation International die Zahl der Touristen verdoppeln.

 

Zuckerbergstollen macht Neckar sauberer

Neuer Kanal fertig gestellt: Ende September fließt das erste Abwasser - Vier Millionen teurer

Stuttgarter Zeitung, den 15.09.03 

Er ist die neue Hauptschlagader des Kanalnetzes: der über 2700 Meter lange Zuckerbergstollen II leitet künftig Abwässer aus Esslingen und Stuttgart zum Hauptklärwerk Mühlhausen. Mit 17,8 Millionen Euro ist er jedoch rund vier Millionen teurer als geplant.

Der Bürger soll nach Angaben von Hartwig Beiche, Technischer Referent der Stadt Stuttgart, jedoch finanziell nicht zusätzlich belastet werden: Den vier Millionen Euro Mehrkosten, die das Großprojekt verschlang, stünden Einsparungen bei anderen Bauprojekten gegenüber. Deshalb solle sich Stuttgart auch künftig durch niedrige Abwassergebühren auszeichnen. Als Ergänzung zum 1912 errichteten Zuckerbergstollen I sei der neue Stollen nun die Hauptschlagader, die das Kanalsystem wieder auf einen modernen Stand gebracht habe. Die 17,8 Millionen Euro Kosten, an denen sich die Stadt Esslingen zu einem Viertel beteiligt, seien aber gut angelegt: Das Bauwerk solle schließlich hundert und mehr Jahre überdauern.

2746 Meter wurde in bergmännischer Bauweise der Tunnel vorangetrieben, vom Sandfang in Hofen bis zum Cannstatter Sicherheitshafen. Dabei liegt der neue Tunnel mit einem Durchmesser von 2,60 Meter meist 60 bis 80 Meter unter der Erde, am Ende jedoch nur noch 25 Meter. Um Kosten zu sparen, wurden keine Kunststoffrohre eingebaut, sondern wurde der Tunnel mit einer vier Millimeter starken, hellgrauen Polyäthylen-Folie eingekleidet, die verhindern soll, dass der Beton mit der Zeit durch die aggressiven Gase bröselt. Ein ähnliches Verfahren, wenn auch nicht mit ganz so hohem Standard, habe die ausführende Firma Züblin jüngst in Singapur angewandt.

Der vor der Inbetriebnahme geräumige Stollen ist mit dem Boot befahrbar und begehbar. "Wenn am Zuckerbergstollen I jetzt Reparaturen nötig sind, können die Abwässer alle in den zweiten Stollen umgeleitet werden", erklärte Beiche. Das Abwassernetz ist eine kostspielige Angelegenheit: Allein fünf Millionen Euro jährlich wende der Eigenbetrieb Stadtentwässerung nur für dringende Reparaturen auf. Laut gesetzlicher Vorschrift muss das Kanalnetz - in Stuttgart rund 1800 Kilometer - im Zehnjahresrhythmus überprüft werden.

Ende September - rund ein dreiviertel Jahr später als geplant - sollen nun die ersten Abwässer aus Esslingen, der Innenstadt und den Neckarvororten durch den Zuckerbergstollen fließen. Schwierige geologische Gegebenheiten hatten zu einer erheblichen Verzögerung der am Ende zweieinhalbjährigen Bauzeit geführt. Der neue Zuckerbergstollen soll die Abwässer von rund 400 000 bis 500 000 Menschen aufnehmen. Durch den neuen Tunnel werde auch die Wasserqualität des Neckars erheblich verbessert, so der Technische Referent Beiche: Zu Beginn eines starken Regens sei das im Stollen ankommende Wasser stark verschmutzt. Dieses verdreckte Regenwasser fließe nun zusammen mit dem Abwasser zum Sandfang und dann ins Hauptklärwerk. Erst wenn eine größere Menge durchgeflossen sei, werde das nachfolgende saubere Regenwasser über einen Überlauf in den Neckar geleitet. So werde wesentlich weniger Schmutz in den Fluss gelangen als bisher. Nach Angaben Beiches werde es sich spürbar auswirken. Von Susanne Janssen.

 

Mexikos größter See trocknet aus

Rheinische Post, den 12.09.2003 

Der Chapala-See in Mexiko - der größte des Landes und zugleich eines der bedeutendsten Frischwasser-Reservoire - hat in den letzten Jahren bereits 25 Prozent seiner Größe eingebüßt. Jetzt droht der See auf Grund übermäßiger und unkontrollierter Wasserentnahme völlig auszutrocknen.

Das sagte Salvador Peniche von der Universität Guadalajara (Mexiko) am Mittwochabend auf der 8. "Living Lakes"-Konferenz in Norwich (Grossbritannien).

Wegen der rücksichtslosen Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen sei ein einzigartiges Ökosystem mit zahlreichen Tier- und Pflanzenarten extrem bedroht. Aus dem Chapala-See werden rund zehn Millionen Menschen in Mexiko mit Wasser versorgt, insbesondere in den Großstädten Guadalajara und Mexiko-City. Mittlerweile halten laut Peniche mehr als 200 Dämme oberhalb des Sees das Wasser zurück. Earthviews: Die Erde aus dem All

Industrie und Landwirtschaft verbrauchten zunehmend mehr Wasser, so dass der ursprünglich über 1000 Quadratkilometer große See rapide schrumpfe. Da der See eine natürliche Grenze zwischen den trockenen Wüstengebieten im Norden des Landes und den tropischen Regionen im Süden bilde, werde somit auch die Wüstenbildung vorangetrieben. "Was wir hier haben ist kein Wasserproblem, sondern ein Wassermanagement- Problem."

Der sorglose Umgang mit dem Wasser werde etwa dadurch verschärft, dass Landwirte Wasser kostenlos entnehmen dürften. Abwässer aus der Industrie und Landwirtschaft würden dann häufig verunreinigt zurückgeleitet und verschmutzten den See. Die Einleitung von giftigen Abwässern sei zwar verboten, werde aber von den Behörden nicht verfolgt, sagte Peniche.

Interessenvertreter des Chapala-Sees bewerben sich derzeit um die Aufnahme in das "Living Lakes"-Netzwerks. Die vom Global Nature Fund (Radolfzell/Deutschland) ins Leben gerufene, internationale Organisation widmet sich dem Schutz von Seen- und Flusslandschaften weltweit. Auf der noch bis Samstag andauernden Konferenz in Norwich befassen sich die Experten insbesondere mit dem Einfluss des Klimawandels auf die Seen.

 

Gereinigtes Abwasser versickert nun im Boden

370 000-Euro-Ivestition in Harmshagen fertig gestellt

Ostsee Zeitung, den 12.09.2003 

Das vierte Dorf im Gemeindegebiet von Testorf-Steinfort verfügt jetzt über eine zentrale Ortsentwässerung. Der Zweckverband hörte auf den Wunsch der Einwohner.

Harmshagen Mit einem Gläschen Sekt wurde angestoßen und damit symbolisch gestern um 11 Uhr die neue Ortsentwässerung in Betrieb genommen. „Der weiteren Entwicklung von Harmshagen steht nichts mehr im Wege“, meinte gut gelaunt Bürgermeister Hans-Jürgen Vitense. Für gute Laune bei Einwohnern wird auch sorgen, dass „die Grundstückseigentümer damit aus der Verpflichtung, bis 2006 eigene Kleinkläranlagen zu bauen, entlassen sind.“

Seit dem Baubeginn am 12. November 2002 wurden rund 1000 Meter Kanalisation verlegt und vier Abwasserpumpwerke zur Kompaktkläranlage gebaut. Sie hat eine Kapazität von 100 so genannten Einwohnergleichwerten. Die Trinkwasserleitung wurde auf 900 Metern saniert. 370 000 Euro sind vom Zweckverband investiert worden, davon flossen 154 000 Euro aus Fördermitteln des Landes.

„Neu für den Verband ist, dass das gereinigte Schmutzwasser nicht in ein Gewässer abgeleitet, sondern nach der Reinigung sauber über eine Versickerungsanlage dem Boden zurückgegeben wird“, erklärte Verbandsvorsteher Eckart Bomball. Seit den 90er-Jahren hat der Zweckverband Grevesmühlen sein zentrales Abwasserbeseitigungskonzept. In dem kam das kleine Harmshagen mit rund 90 Einwohner aber gar nicht vor. „Das geschah zusätzlich auf Wunsch von Bürgern, die keine teuren Einzelanlagen wollten“, sagte Bomball. Entsprechende Anträge von 20 Gemeinden sind darum bereits in die Planungen einbezogen. Dadurch erhöhe sich der Anschlussgrad der Haushalte im Verbandsgebiet um zehn Prozent. Irgendwo seien jedoch Grenzen der Wirtschaftlichkeit von zentralen Netzen zu ziehen, beispielsweise zu einzelnen Gehöften und sehr kleinen Ortsteilen, sagte Bomball. Dort seien private Kleinkläranlagen als Dauerlösung notwendig.

Manfred Graack vom Staatlichen Amt für Umwelt und Natur hob hervor, dass insgesamt 944 000 Euro Fördermittel für Ortsentwässerungen im Gemeindegebiet, so in Testorf-Steinfort, Testorf, Wüstenmark und nun Harmshagen, bereit gestellt wurden. Von Wilfried Erdmann.

 

Überschwemmungen an Elbe und Oder werden nicht häufiger

Einfluss von Landschaftsveränderungen durch den Menschen offenbar doch nicht so groß

Wissenschaft, den 11.09.2003 

Die Häufigkeit schlimmer Überschwemmungen an Elbe und Oder nimmt nicht zu – auch wenn die "Jahrhundertfluten" an Elbe und Oder in den vergangenen Jahren das Gegenteil zu zeigen scheinen. Im Winter geht die Zahl der großen Fluten sogar zurück. Zu diesem Schluss kommen deutsche Meteorologen nach einer statistischen Auswertung von Berichten, die bis in das 11. Jahrhundert zurückreichen. Die Ergebnisse ihrer Studie beschreiben die Forscher in der Fachzeitschrift Nature (Bd. 425, S. 166).

Manfred Mudelsee und seine Kollegen von den Universitäten in Leipzig und Cottbus unterscheiden bei der Auswertung der Berichte Fluten im Sommer, die durch starken Regen verursacht werden, und Überschwemmungen im Winter, zu denen hauptsächlich die Schneeschmelze beiträgt. Diese winterlichen Fluten können zusätzlich noch durch Eisbarrieren in den Flüssen verstärkt werden.

Nach den Ergebnissen der Wissenschaftler traten weder Elbe noch Oder während der vergangenen einhundertfünfzig Jahre häufiger über die Ufer als in den Jahrhunderten zuvor. Im Winter sind solche Überschwemmungen heute sogar seltener als noch vor etwa einhundert Jahren. Diese Abnahme erklären die Meteorologen mit den milden Wintern, in denen sich die gefährlichen Eisbarrieren in den Flüssen nur sehr selten oder gar nicht ausbilden.

Laut ihrer Studie gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass die Häufigkeit der Fluten durch andere Faktoren als die klimatischen beeinflusst werde, schreiben die Meteorologen. So sprechen ihre Zahlen auch gegen die gängige Theorie, das Begradigen von Flüssen, das Anlegen von Trinkwasserreservoirs oder das Abholzen von Waldflächen erhöhe die Gefahr von Überschwemmungen.

 

Musterklage gegen Verband scheitert

Leipziger Volkszeitung, den 09.09.2003 

Der Seelingstädter Ortschaftsratsvorsitzende Reinhard Fischer ist mit einer als Musterprozess gedachten Klage gegen die Abwasserpreise des Versorgungsverbandes Grimma-Geithain (VVGG) jetzt auch vor dem Landgericht gescheitert. Das Urteil ist nicht mehr anfechtbar (01S635/03 LG Leipzig).

In dem Verfahren ging es um die Abwasserpreise, die seit September 2000 galten. Fischer wollte durch eine so genannte negative Feststellungsklage vom Gericht nachweisen lassen, dass die Kalkulation der Preise nicht rechtmäßig sei und unzulässig Gewinn erzielt werde.

Verband darf entscheiden

Das Amtsgericht in Grimma hatte die Klage bereits im Januar zurückgewiesen, Fischer ging in Berufung. Die erste Zivilkammer des Leipziger Landgerichtes stellte jetzt zunächst fest, dass der Versorgungsverband sich für seine hoheitliche Aufgabe Abwasserbeseitigung eines privaten Dritten, in dem Falle der OEWA, bedienen darf.

Ausführlich befasste sich der Richter mit der Gebührenstruktur. Es obliege dem VVGG, ob er ein Tarifsystem mit höheren Grundgebühren, die Großverbraucher begünstigen würden, oder mit niedrigeren Grundgebühren festlegt. Eine ungerechtfertigte, im Wortlaut des Gesetzes "unbillige" Höhe der von Fischer angefochtenen Rechnung vermochte das Gericht nicht zu erkennen. Auch den Vorwurf, der VVGG wolle unrechtmäßig Gewinne erzielen, wies das Gericht zurück. Wörtlich heißt es im Urteil: "Die OEWA Wasser und Abwasser GmbH erhält für ihre Tätigkeit als Betriebsführerin zweifellos ein Entgelt. Dieses Entgelt muss auch durch die Tätigkeit des Beklagten erwirtschaftet werden. Allein dies führt jedoch nicht dazu, dass der Beklagte in unzulässiger Weise Gewinn erwirtschaften wolle."

Kläger zweifelt am Urteil

Der Versorgungsverband hat das Urteil mit Genugtuung aufgenommen. Geschäftsführer Lutz Kunath sieht den Verband in seiner Auffassung bestätigt, dass die Höhe der erhobenen Entgelte angemessen sei. Der Kläger Reinhard Fischer zweifelt den Richterspruch dennoch an und bemängelt, es habe "keine tiefgründige Beweissicherung" stattgefunden. "Es war ein Versuch", sagt Fischer rückblickend gegenüber unserer Zeitung, "aber man kommt eben gegen diese Mächte nicht an." Verbandsgeschäftsführer Kunath hält dagegen: "Das Urteil des zweithöchsten Zivilgerichtes in Sachsen kann man nicht so einfach ignorieren."

Die Preise, um die es in diesem Verfahren ging, sind seit Juni dieses Jahres nicht mehr gültig. (an)

 

Abwasser heiß begehrt

Neun Bewerber wollen Stadtentwässerung kaufen

Sächsische Zeitung, den 09.09.2003 

Das Interesse an Dresdens Stadtentwässerung ist groß. Mit fünf bis sechs Bewerbern hatte das Rathaus gerechnet. „Neun haben sich gemeldet“, sagt Jürgen Lipp, Referent für Kommunalwirtschaft.

Die Bewerber können sich jetzt intensiv mit den betriebsinternen Daten der Stadtentwässerung befassen. In der nächsten Woche werden sie ihre Konzepte und Vorstellungen erläutern. Am 9. Oktober soll die Lenkungsgruppe erneut tagen und festlegen, mit welchen Bewerbern detailliert verhandelt wird. Bis zum Jahresende, so haben es die ausgewählten Berater – die Privatbank Sal. Oppenheim und die Kanzlei Luther Menold – versprochen, soll der Verkauf perfekt sein.

Für alle Verhandlungsschritte wurde bis zur Stadtratsentscheidung strengstes Stillschweigen vereinbart. Die Stadt will, um ihre Haushaltslöcher zu stopfen, 49 Prozent der Anteile an ihrem bisherigen Eigenbetrieb veräußern und rechnet mit rund 150 Millionen Euro Verkaufserlös.

„Die Stadtentwässerung ist ein gut laufendes Unternehmen, wir sehen keinen zwingenden Grund zur Privatisierung“, sagt Johannes Stiehler von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Da aber der Stadtrat für den Teilverkauf gestimmt hat, versucht Verdi nun, beste Bedingungen für die Mitarbeiter zu erreichen. Dazu zählen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen, Tarifbindung, Zusatzversorgung und betriebliche Mitbestimmung. Immerhin habe sich in den letzten Monaten die Verdi-Mitgliederzahl bei der Stadtentwässerung verdoppelt. (SZ/kle)

 

Mit allen Wassern gewaschen: Aktivkohle soll Abwasser reinigen

Pressemitteilung Fachhochschule Biberach, 08.09.2003

Die organische Restverschmutzung von Abwasser weiter zu reduzieren und gleichzeitig die Gewässergüte zu verbessern, das hat sich der Zweckverband Klärwerk Steinhäule, Ulm, für die Zukunft vorgenommen. Schwer und biologisch nicht abbaubare Abwasserinhaltsstoffe - dazu gehören auch Rückstände von Arzneimitteln und Stoffen, die das Hormonsystem des Menschen beeinflussen - sollen durch zusätzliche Verfahrensstufen weitgehend entnommen werden. Die dafür notwendigen Untersuchungen hat das Labor für Siedlungswasserwirtschaft an der Fachhochschule Biberach übernommen.

Entstanden ist ein Forschungsvorhaben von FH und Zweckverband Steinhäule ("Weitergehende Entnahme der organischen Restverschmutzung im Ablauf von kommunalen Abwasserreinigungsanlagen"), gefördert und begleitet vom Ministerium für Umwelt und Verkehr, Baden-Württemberg. Kläranlagen reinigen Abwasser zu 90 bis 95 Prozent. Mit dem neu zu entwickelnden Verfahren soll in dem verbliebenen Restbereich eine weitere Verbesserung der Gewässergüte erreicht werden. Dabei setzt Prof. Dr.-Ing. Helmut Kapp, Leiter des Labors für Siedlungswasserwirtschaft auf Pulveraktivkohle. Ob Aktivkohle sich positiv auf die genannte Restverschmutzung auswirkt, wird in einer eigens dafür entwickelten Versuchsanlage im Klärwerk Steinhäule getestet. Ende des Jahres kann der Versuchsbetrieb aufgenommen werden; Mitte nächsten Jahres werden erste konkrete Ergebnisse erwartet. Dabei zeigt sich die FH optimistisch: Sowohl eigene durchgeführte Voruntersuchungen als auch Erfahrungen im Bereich der Aktivkohleadsorption bei Deponiesickerwasser lassen erwarten, dass mit Hilfe des physikalischen Verfahrens erfolgreich der Anteil der gelösten organischen, biologischen und nicht oder nur schwer abbaubaren Stoffe aus dem Wasser verringert werden kann. Ob dieses Vorhaben gelingt, werden die Tests im kommenden Jahr zeigen.

 

Das Seeland hört in Rotterdam auf

Die Neubauten an der Ara Region Lyss wurden mit einem Festakt abgeschlossen. Kernstück sind die komplett neue biologische Reinigung und die modernisierte Klärschlammbehandlung.

Bieler-Tagblatt, den 08.09.2003 

Der alte und der neue Präsident der Abwasser-Reinigungs-Anlage Ara Region Lyss, Walter Liniger und Hermann Moser, leiteten den Festakt zum Abschluss der fünf Jahre dauernden Bauarbeiten. Liniger, seit 14 Jahren an der Spitze, hatte vor fünf Jahren zusammen mit den Delegierten der elf Verbandsgemeinden das Bauvorhaben aufgegleist; Hermann Moser hatte im vergangenen März die Verbandsspitze übernommen. Hinter beiden liegt ein Bauvorhaben mit Kosten von 26,67 Millionen Franken (Anteil von Bund und Kanton acht Millionen). Kernstück und mit über 15 Millionen auch teuerstes Teilprojekt ist der komplette Neubau der Anlage zur biologischen Reinigung. Aufgrund der besonderen Verhältnisse (Grundwasser- und Auenschutz) kam keine konventionelle Erweiterung in Frage. Die Anlage musste also innerhalb des bestehenden Areals und unter Aufrechterhaltung des normalen Betriebes modernisiert werden. Dabei wurde erstmals im Kanton Bern ein «Festbett-Reaktor» zur biologischen Reinigung realisiert. Fresszellen und Sauerstoff Beat Bühlmann, zuständig für die Ingenieurarbeiten, zum groben Reinigungs-Ablauf: «Wir liefern das Fressen und den Sauerstoff, den Rest besorgen die Bakterien.» Etwas genauer: In den acht unabhängig voneinander einsetzbaren Filterzellen schwimmen unzählige Biostyr-Kuntstoffkügelchen. An diesen lagert sich die Biomasse (die Bakterien) ab. Nach der mechanischen Reinigung werden die gelösten Schmutzkomponenten (das Fressen) in die Filterbecken geleitet. Luftsauerstoff begünstigt den Prozess der so genannten Nitrifikation. Bühlmann zu den Hauptverbesserungen der neuen Anlage: «Die organischen Belastungen werden um über 50 Prozent reduziert, beim Ammonium-Stickstoff fliesst im Vergleich zur alten Anlage nur noch ein Achtel der Menge ins Wasser der Alten Aare zurück.» Erwin Bieri, Geschäftsleiter der Ara Region Lyss, präzisiert: «Schadstoffe etwa aus Medikamenten oder auch Hormone fliessen heute grossteils ungefiltert ins Wasser zurück. Alles, was der Mensch zu sich nimmt, kommt irgendwann bei uns vorbei.» Aber nicht alles könne mit vertretbarem Aufwand bei der Reinigung auch wieder aufgefangen werden. Die Herausforderungen bei künftigen Modernisierungen seien daher für die mittlerweile 35-jährige Anlage unvermindert gross. «Das Seeland hört nämlich erst in Rotterdam auf, unser Wasser fliesst bekanntermassen in die Nordsee», mahnte Bühlmann die Verantwortung aller ein. Die Klärschlamm-Behandlung wurde ebenfalls stark verbessert. Die Kapazität der beiden Faulräume wurde auf je 1920 Kubikmeter erhöht. In den Türmen werden während 18 Tagen bei 35 Grad Wärme die biologisch abbaubaren Stoffe mineralisiert und der Schlamm entwässert. Mit dem dabei gewonnen Methangas kann 50 Prozent des Strombedarfs gedeckt werden. ste. 

 

Kinderkrippe in der Tiefsee entdeckt

Wissenschaft, den 05.09.2003 

Kraken und Fische brüten in friedlicher Eintracht

Amerikanische Biologen haben eine bislang einzigartige Unterwasser-Kinderkrippe gefunden: An einem Tiefseerücken vor der Küste Nordkaliforniens in etwa 1.500 Metern Tiefe brüten Gruppen von Kraken und Fischen gemeinsam. Die Meerestiere hocken dabei wie Hühner auf ihren Eiern, berichten die Forscher im Fachmagazin Biological Bulletin (B. 205, S. 1).

Die Biologen um Jeff Drazen vom Forschungsinstitut des Monterey-Bay-Aquariums in Moss Landing hatten das Gebiet mithilfe eines ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugs beobachtet. Auf den Aufnahmen fiel ihnen auf, dass sich in jedem Sommer Tiefseekraken und Fische der Art Psychrolutes phrictus in Gipfelnähe einer Tiefseeerhebung zum Brüten versammeln. Damit konnten die Biologen erstmals beobachten, dass Tiefseefische ihre Eier bebrüten und dass zwei so unterschiedliche mobile Meeresbewohner der Tiefsee im selben Gebiet brüten.

"Die Fischnester sehen aus wie große purpurne Kleckse, die über das Geröll des Meeresgrunds verstreut sind", schildert Drazen die Szenerie. Die Elterntiere ruhen auf dem Boden direkt neben oder auf ihren Eiern. "Wir waren sehr überrascht, da ein solches Verhalten bei Tiefseefischen noch nie dokumentiert wurde." Die Forscher schätzen, dass manche der Fischnester bis zu 100.000 Eier enthalten könnten.

Als so genannte Hot Spots, an denen sich viel Leben aufhält, kannten Wissenschaftler bislang beispielsweise heiße Quellen. Dort gibt es ausreichend Nahrung für alle. Die neu entdeckten Kinderkrippen scheinen jedoch völlig anderer Natur zu sein. Hier könnten die Bedingungen hervorragend für die Entwicklung der Eier geeignet sein, vermuten die Forscher. Drazen und seine Kollegen sind sich bislang allerdings noch nicht sicher, was den Platz so attraktiv für das Brüten macht.

 

Reinigungsanlage eingeweiht

Hamburger Abendblatt, den 04.09.2003 

Das Hamburger Pilotprojetk zur Reinigung des Straßenwassers in Volksdorf wurde gestern begutachtet. Der Einladung der Behörde für Umwelt und Gesundheit zu einem Rundgang waren rund 30 Hamburger gefolgt. Die Reinigungsanlage sorgt dafür, dass Straßenabwasser nicht ungefiltert in die umliegenden Gewässer wie die Gussau fließt, sondern vorab in einem 50 Meter langen Becken gesammelt und dann durch einen Tennisplatz-großen Filterboden von Schadstoffen gereinigt wird. Klaus-Thorsten Tegge (42) von der Umweltbehörde sagte: "Diese Anlage sorgt dafür, dass das fast schwarze Abwasser nur glasklar in die Gussau fließt." (diz)

 

Schuldnern wird das Wasser abgestellt

PeeWa hat 55 492 Euro Außenstände

Ostsee Zeitung, den 04.09.2003

Wer Schulden hat und sie nicht begleicht, muss über kurz oder lang damit rechnen, die Folgen der Säumigkeit zu spüren. Das müssen demnächst auch „Wassersünder“ erleben.

Die Peenestrom Wasser (PeeWa) GmbH bildet, was die schlechte Zahlungsmoral einiger ihrer Kunden betrifft, keine Ausnahme unter den Firmen, die Außenständen hinterher laufen. So stehen im Bereich des Zweckverbandes Wasser/Abwasser Wolgast-Festland zurzeit 129 hartnäckige Schuldner auf den Mahnlisten der PeeWa. Für das von ihnen verbrauchte Trinkwasser haben sie dem Unternehmen exakt 55 452 Euro zu zahlen, tun es aber nicht.

Dabei hat es die PeeWa nicht an Langmut fehlen lassen. Gemahnt wurde mehrfach, auch das Angebot, die Schulden in Raten zu bezahlen, wurde unterbreitet. Dabei legt Hans-Joachim Baudis, Geschäftsführer der Peenestrom Wasser GmbH, Wert auf die Feststellung, dass die Trinkwassergebühren im Bereich des Zweckverbandes bei Weitem nicht die höchsten in Mecklenburg-Vorpommern sind, sondern im landesweiten Vergleich etwa im Mittelfeld liegen. Und Baudis kennt auch die hauptsächlichen Ursachen für die Außenstände: Arbeitslosigkeit, nicht mit dem zur Verfügung stehenden Geld umgehen können usw.

Und so hat man sich seitens der PeeWa bemüht, jede Möglichkeit auszuschöpfen, den Schuldnern entgegen zu kommen. „Wir sprechen mit ihnen, bieten ihnen Ratenzahlungen an, suchen gemeinsam mit ihnen nach Auswegen aus der Misere.“ Doch bei den besagten 129 Gebührenschuldnern handele es sich um jene, die alle Angebote ignorieren.

So kommt es nun, wie es kommen muss: Die PeeWa wird, in Abstimmung mit den Wohnungsunternehmen, in den kommenden Wochen die Versorgung der hartnäckig Säumigen mit Trinkwasser unterbrechen und sie ihnen erst dann wieder gewähren, wenn eine Mindesttilgung erfolgt ist. Notfalls, so Hans-Joachim Baudis, könne die Trennung vom Netz auch ohne Vorwarnung erfolgen, nämlich dann, wenn die Türen nicht geöffnet, Ankündigungsschreiben nicht beantwortet und bewusste Zahlungsunwilligkeit festgestellt wird.

 

Röntgenbilder umweltfreundlich entwickeln

 Deutsche Forscher konzipieren innovative Fotochemie

Pressetext, den 02.09.2003 

Wissenschaftler der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" (AiF) http://www.aif.de haben eine innovative und umweltfreundliche Lösung für die Entwickler-Chemie von Röntgenfilmen konzipiert. Die bisher verwendete Fotochemie zeichnet sich durch besonders umweltschädliche Lösungsmittel aus.

In der medizinischen Röntgendiagnostik werden die belichteten Filme in der Regel in Maschinen entwickelt, die eine Verarbeitungszeit zwischen 45 und 90 Sekunden ermöglichen. Voraussetzung für solch kurze Entwicklungs-, Fixier- und Trockenzeiten sind Verarbeitungschemikalien, die nicht nur kurze Reaktionszeiten gewährleisten, sondern auch die Langzeitstabilität der fertigen Aufnahmen. Diese Lösungen enthalten in der Regel Bestandteile, die giftig oder gesundheitlich bedenklich sind und außerdem die Maschine stark verunreinigen. Gemeinsam mit dem AiF hat das Unternehmen Calbe Fotochemie http://www.calbe-fotochemie.com ein Konzentrat entwickelt, das weitgehend ohne schädliche Bestandteile auskommt.

Das neue Produkt ersetzt das krebsfördernde Hydrochinon (besonders umweltschädlich, vor allem für Wasserlebewesen) durch Natriumisoascorbat und verzichtet auf die schädliche Härtesubstanz Glutardialdehyd (Fixiermittel). Die schädlichen Substanzen unterschreiten dabei die kritischen Mengen, die sonst bei Lagerung und Transport als "Gefahrengut" gekennzeichnet werden müssten. Gleichzeitig vereinfacht die neue Zusammensetzung nicht nur das Ansetzen der gebrauchsfertigen Entwicklerlösung, sondern verbessert auch deren Sauerstoffresistenz und damit deren Haltbarkeit. Die Fotochemie verschmutzt außerdem die Entwicklermaschine weniger stark. (pte) (Ende)
Redakteur: Wolfgang.

 

Trockene Kanäle stinken zum Himmel

Westfälische-Rundschau, den 02.09.2003 

Fast sieht´s so aus, als hätte eine kräftige Spülung des städtischen Kanalnetzes schon genutzt: Die Geruchsbelästigungen der letzten Wochen und Monate, die angeblich durch die Abwässer der sogenannten Knochenmühle verursacht worden sein sollen, können auch durch zu trockene Kanäle und Sammler entstanden sein.

Die Apparaturen der Firma Schmidt & Geitz haben einwandfrei gearbeitet. Ein schuldhaftes Vorgehen sei nicht zu erkennen. Zu diesem Ergebnis kamen Untersuchungen der Unteren Wasserbehörde beim Ennepe-Ruhr-Kreis nach Ortsbesichtigungen in der Firma an der Stadtgrenze von Schwelm und Gevelsberg.

Tankwagen fuhren Abwasser ab

Die "Knochenmühle" hatte sogar 14 Tage lang keinerlei Abwasser ans Gevelsberger Kanalnetz abgegeben, um zu beweisen, dass sie nicht Verursacher der Gerüche ist. Diese hatten in der Weststraße, in der Haßlinghauser Straße und in der Fußgängerzone zu erheblicher Belästigung der Anlieger geführt.

Die aufgestauten Abwässer waren von Tankwagen abgefahren worden. Trotz dieser Maßnahme gab es vereinzelte Beschwerden über Geruchsbelästigungen beim Staatlichen Umweltamt in Hagen - obwohl Schmidt & Geitz nicht eingeleitet hatten! Mehr noch: Gestern früh nach den Regenfällen der vergangenen Tage war erstmals probeweise Abwasser eingeleitet worden - es gab keine Beschwerde!

Eine gesicherte Erkenntnis über die Ursache des Gestanks gibt es also immer noch nicht. Für die Untere Wasserbehörde ist ein Mitverursacher der Gerüche die Sommerhitze und die lange währende Trockenheit. In allen Kanälen lagern sich, so die Auskunft aus dem Schwelmer Kreishaus, Rückstände ab, die aus Privathaushalten, von Firmen und sicher im Sammler von Linderhausen quer durch die Stadt Richtung Rocholz zum Teil auch von der "Knochenmühle" stammen Diese duften auch trocken noch und beginnen vor allem dann zu stinken, wenn sie nicht durch große Wassermengen ständig weggespült, sondern durch wenig Wasser benetzt oder gar aufgewirbelt werden. Im Sommer werde sinnvollerweise Wasser gespart, da seien die Abwassermengen in allen Kanälen reduziert.

Fehlbedienung spart nichts ein

Ist dieses wenige "Spülwasser" ausgerechnet Abwasser aus der Knochenmühle, komme es zu "duftenden" Konzentrationen.

Für´s Gevelsberger Abwasserkanalnetz und dessen Spülung ist die Stadt zuständig.

Das von Schmidt & Geitz vorgereinigte Abwasser habe in etwa die Qualität der Abwasser aus einer normalen Kläranlage und sei keineswegs ekelerregend. Trotzdem habe die Untere Wasserbehörde mit dem Planer der Abwasseranlagen bei Schmidt & Geitz einige Optimierungsvorgaben erarbeitet. So soll vor allem der Klärprozess noch besser als bisher dokumentiert werden.

Natürlich könne jemand, der mutwillig etwas falsch machen will, dies in der "Knochenmühle" tun - grundsätzlich aber verlasse jeder Tropfen Abwasser die Firma nur durch die Kläranlage. Durch eine Fehlbedienung oder ein Umleiten entstünde kein nennenswerter Einspareffekt.

Nach der 14-tägigen Zwangspause werde diese Anlage hochgefahren und ein paar Tage überwacht.

Dass während der Hitzeperiode durch geöffnete Hallentüren Gerüche entwichen seien, soll durch die Firma unterbunden werden. (kr) 

 

Spitzentechnik für Eggelbusch-Abwasser

Neues Verfahren bei der Flotation entwickelt

Gütersloher Zeitung, den 01.09.2003 

Vor wenigen Wochen nahm die Westfälische Fleischwarenfabrik Eggelbusch in Harsewinkel-Greffen eine neue Flotationsanlage zur Vorbehandlung des Produktionsabwassers in Betrieb. Die Produktpalette des stark expandierenden Unternehmens umfasst in einem vielfältigen Sortiment Dauerwurst-Spezialitäten, Geflügelfeinkost und anderen Erzeugnissen.

Zum Einsatz kam das von Dr. Friedrich Kramer entwickelte System der "intelligenten Flotation". Das System arbeitet vollautomatisch und zeichnet sich neben hoher Betriebssicherheit vor allem durch die bedarfsgerechte Dosierung der einzusetzenden Chemikalien aus.

Bereits vor zwölf Jahren war Eggelbusch das erste Unternehmen im Großraum Harsewinkel, das eine effektive Vorbehandlung für sein Produktionsabwasser installieren ließ. Aufgrund der sehr positiven Entwicklung des Unternehmens stellte sich jedoch heraus, dass selbst die seinerzeit mit eingeplante Entwicklungsreserve für die Kapazität der Anlage nicht mehr ausreichte. Daraufhin beauftragte die Geschäftsleitung erneut das Ing.-Büro Dr. Kramer mit der Konzeption und Umsetzung der neuen Anlage. Das neue System ist vor etwa drei Jahren für Schlachthof-Abwasser entwickelt worden und hat dort inzwischen Eingang in vielen führenden Unternehmen der Branche gefunden. Nun ist das System in modifizierter Form erstmalig auch in einem verarbeitenden Betrieb realisiert worden.

Alle herkömmlichen Anlagen arbeiten stets mit einem vorgeschalteten Misch- und Ausgleichsbecken, aus dem dann eine bestimmte Menge an Abwasser in die chemische Flotation geleitet wird. Dabei erfolgt die Zugabe der notwendigen Chemikalien stets mengenabhängig (pro Kubikmeter Abwasser), diese Art der Dosierung birgt immer die Gefahr, dass dem Abwasser entweder zu viel oder zu wenig an Wirksubstanzen zugesetzt wird.

Im System von Dr. Kramer wird auf ein solches Becken komplett verzichtet - das zugeführte Abwasser wird direkt aus der Produktion in die Flotation eingeleitet. Der Verschmutzungsgrad des Abwassers wird permanent online gemessen und direkt in Steuerbefehle für die Dosierpumpen umgesetzt. Somit werden immer nur soviel Chemikalien zugegeben, wie tatsächlich aktuell nötig.

Die bedarfsgerechte Dosierung ist sowohl ökonomisch (durch geringeren Verbrauch) als auch ökologisch (geringere Aufsalzung des Abwassers) sehr sinnvoll und allen herkömmlichen Systemen somit weit überlegen.

Mit der konsequenten Umsetzung dieser Maßnahme erfüllt die Fleischwarenfabrik Eggelbusch nicht nur alle behördlichen Forderungen, sondern sie ist außerdem im Hinblick auf den Umweltschutz in der Region wiederum führend.

 
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