November 2003

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Steht Deutschlands marodes Kanalnetz vor dem Zusammenbruch?

Hauseigentümer müssen bei privaten Kanälen zahlen, doch die Kommunen unternehmen wenig - Blackout wie bei den Versorgern in den USA befürchtet

Immobilien Welt, den 29.11.2003 

Das mehr als 50 Jahre alte Kanalnetz in Deutschland ist sanierungsbedürftig und steht an einigen Stellen vor dem Zusammenbruch. Ständig versickert Abwasser aus Kanälen und stellt damit eine Gefahr für das Grundwasser dar. Auch die Versorgungsleitungen sind marode, und schätzungsweise acht Prozent des hergestellten Trinkwassers kommt nicht beim Empfänger an. Letztlich drohe ein "Blackout" wie in den USA oder in Großbritannien. Ist das das Ende der Versorgungssicherheit? Das zumindest wurde auf der Fachveranstaltung "Der vergessene Notstand" von Experten diskutiert.

Nach wie vor fehlen jedoch Ansätze zu einer breiten Sanierung. Weil die Kommunen, die allein in Nordrhein-Westfalen für rund 87 000 km öffentlicher Kanäle zuständig sind, pleite sind und sich die privaten Versorgungsunternehmen mehr dem renditeträchtigen Shareholder-Value-Denken verpflichtet fühlten, kämen aus Kostengründen notwendige Sanierungen zu kurz, klagte Klaus Küsel, Präsident des Rohrleitungsbauverbandes in NRW. Auch das Land, so Staatssekretärin Christiane Friedrich vom NRW-Umweltministerium, habe des Problem erkannt, könne jedoch wenig tun. Nicht nur aus Geldnot, sondern weil das Leitungsnetz in die kommunale Verantwortlichkeit falle. Um dennoch Impulse zu gehen, biete NRW den Kommunen zinsgünstige Darlehen zur Kanalsanierung. Im Übrigen würden Maßnahmen subventioniert, die zur Entsiegelung beitragen und damit das in die Kanäle abfließende Wasser reduzieren.

Bei diesen Schuldzuweisungen an die andere Seite, dem Herumwursteln an Randthemen wie Dachbegrünung und der offenkundig gewordenen Unwissenheit der politisch Verantwortlichen sieht es tatsächlich mehr als kritisch mit dem Kanalnetz aus.

Nach Einschätzung von Wolfgang Krah (Wirtschaftsvereinigung Bauindustrie NRW) seien bundesweit 45 Mrd. Euro notwendig, um dringendste Schäden zu beheben. Da jedoch kein Geld vorhanden ist, sickern so lange giftige Schadstoffe weiter in den Boden, bis der Kanal völlig unbrauchbar ist und neu gebaut werden muss. "Dieser Trend zur ereignisorientierten Instandhaltung muss gestoppt werden", forderte Küsel. Für das Land sprach sich Friedrich für eine Beibehaltung der Abwasserabgabe aus und kündigte Maßnahmen an, nach denen private Kanalverantwortliche zu einer Sanierung ihrer Kanäle gezwungen werden. Damit müssen private Hauseigentümer sicherstellen, dass zwischen ihrem Haus und dem öffentlichen Kanal kein Leck vorhanden ist. Nach Schätzung des Landes seien Privatpersonen und Unternehmen für 140 000 bis 200 000 km Kanalnetz verantwortlich. Aus öffentlichen Kanälen versickern Abwasser und Trinkwasser jedoch weiter ungebremst.

Der Vorschlag der Bauindustrie, dass die mit der Wasserrechnung gezahlte Kanalbenutzungsgebühr per Gesetz zweckgebunden nur für Kanalsanierungen verwendet werden dürfe, blieb ungehört. Stattdessen hoffen das Land NRW und die Bauindustrie, dass die Fachtagung das Kanäle-Problem bekannter macht. Dabei wird vergessen, dass es die NRW-Bauindustrie war, die bereits vor zehn Jahren Alarm geschlagen hatte. Dennoch spielt die drohende Gefahr keine Gefahr in der öffentlichen Diskussion. Von Hannsjörg Lawrenz.

 

Entwicklungshilfe für den Frieden

Tagesschau, den 28.11.2003 

Der israelische Minister für Infrastruktur, Joseph Paritzky, hat die Bundesregierung um Entwicklungshilfe für die Palästinenser gebeten. "Dies ist vor allem aus politischen Gründen von zentraler Bedeutung", sagte der zum linken Flügel der Regierungskoalition zählende Politiker der "Financial Times Deutschland". "Hilfe bei Infrastrukturprojekten wie Wasser und Abwasser fördert den Friedensprozess. Es wird Dinge verändern und sowohl die Situation der Bürger dort als auch in Israel verbessern", sagte er.

Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek- Zeul (SPD) wolle die Wiederaufnahme eingefrorener Projekte nun erwägen. Eine Arbeitsgruppe mit allen Beteiligten soll dies vorbereiten. Widersprüchliche Signale zur Siedlungspolitik

Israels Ministerpräsident Ariel Scharon zeigte sich zuvor offenbar bereit, territoriale Zugeständnisse zu machen, um einen Frieden in der Nahost-Region zu gewährleisten. "Es ist klar, dass wir in Zukunft nicht überall dort sein werden, wo wir heute sind", sagte Scharon. Damit signalisiert er, dass er einen Teilrückzug aus den besetzten Gebieten und eine Räumung der illegalen Siedlungen für unausweichlich hält. Gleichzeitig will er den Bau der umstrittenen Sperranlage im Westjordanland beschleunigen.

Zuvor hatte Israels Vize-Verteidigungsminister Seev Boim angekündigt, einige der in den vergangenen drei Jahren ohne Erlaubnis angelegten Siedlungen im Westjordanland legalisieren zu wollen. Dies wäre eine grobe Verletzung des internationalen Friedensplanes und widerspricht der Zusage Israels gegenüber Washington, die illegalen Siedlungen gemäß der "Road Map" aufzugeben. Der internationale Friedensplan verlangt von Israel dagegen die Auflösung Dutzender Vorposten, die seit März 2001 angelegt worden sind. Zudem wird die Regierung darin verpflichtet, den Ausbau existierender Siedlungen auszusetzen. Israelis und Palästinenser suchen Weg zur "Roadmap"

Unterdessen beraten in London nach einem Bericht der israelischen Zeitung "Haaretz" israelische und palästinensische Politiker über den internationalen Friedensplan. Zu der Konferenz in der britischen Hauptstadt seien unter anderem die prominenten israelischen Abgeordneten Omri Scharon (Likud), Ephraim Sneh und Isaak Herzog (beide Arbeitspartei) angereist. Von palästinensischer Seite seien Arafats Sicherheitsberater Dschibril Radschub und der Abgeordnete Siad Abu Sajad gekommen. Auch führende britische und europäische Politiker wollten an dem so genannten Rabin-Friedensseminar teilnehmen, berichtete "Haaretz". Bei dem bis Freitag andauernden Treffen solle es vor allem darum gehen, wie der als "Roadmap" bekannte internationale Friedensplan umgesetzt werden kann.

 

Färben mit Hochdruck

Das Verfahren, mit dem Kaffee entkoffeiniert wird, könnte in der Textilindustrie viel Wasser sparen

Berliner Zeitung, den 28.11.2003 

Industriell werden Textilien derzeit nach einem ähnlichen Prinzip gefärbt, wie man es auch zu Hause im Kochtopf macht: Farbe in Wasser lösen, Gewebe dazugeben, rühren, nachwaschen, trocknen, fertig. Doch dabei entsteht Abwasser, das aufwändig geklärt werden muss.

Deshalb haben Wissenschaftler vom Deutschen Textilforschungszentrum Nord-West in Krefeld ein neues Färbeverfahren für Polyester entwickelt, das ganz auf Wasser verzichtet. Sie nutzen stattdessen Kohlendioxid (CO2), um die Farbpartikel zu lösen und in die Textilfasern zu schwemmen. Zusammen mit Maschinenbauern der Firma Uhde High Pressure Technologies (UHPT) baute die Gruppe um die Chemikerin Elke Bach bereits eine Maschine, die ein halbes Kilogramm Stoff färbt. Sie funktioniert so gut, dass die Forscher jetzt eine größere Anlage montieren wollen, die in der Industrie eingesetzt werden kann.

Kohlendioxid ist unter Normalbedingungen gasförmig und damit nicht als Lösemittel geeignet. Die Wissenschaftler erhöhen die Temperatur jedoch auf bis zu 140 Grad Celsius und erzeugen einen Druck, wie er in 3 000 Meter Wassertiefe herrscht. Dann befindet sich das CO2 in einem so genannten überkritischen Zustand - einem Zustand zwischen flüssig und gasförmig. Dieses Fluid besitzt dann sowohl Eigenschaften einer Flüssigkeit, in der sich die Farbstoffe sehr gut lösen, als auch die eines Gases. Das hat den Vorteil, dass die CO2-Moleküle leichter aneinander vorbeiflutschen als im flüssigen Zustand. Die Farbstoffteilchen stoßen deshalb auf ihrem Weg zu den Fasern auf weniger Widerstand: Sie gelangen schneller ans Ziel, die Färbezeiten verkürzen sich.

Der Trick, überkritisches Kohlendioxid einzusetzen, ist nicht neu. Seit mehr als dreißig Jahren wird auf diese Weise Kaffee entkoffeiniert - allerdings mit dem umgekehrten Effekt: Anstatt Farbe zum Stoff zu transportieren, wird mit dem CO2 das Koffein aus den Bohnen gelöst. Gut für die Textilforscher, denn die Bauteile für ihre Färbemaschine, die dem hohen Druck standhalten müssen, gibt es bereits. Sie sind zwar teurer, aber die hohen Investitionskosten werden durch den vergleichsweise geringen Energieverbrauch ausgeglichen. Die Maschinenbauer von UHPT aus Hagen haben sich auf derartige Hochdrucksysteme spezialisiert und werden die Industrieanlage bauen.

Der größte Vorteil des innovativen Verfahrens ist seine Umweltfreundlichkeit. In der Hochdruckfärbemaschine befindet sich das CO2 in einem geschlossenen Kreislauf. Es wird also immer wieder eingesetzt. Nur etwa zehn Prozent entweichen, wenn die Maschine mit Textilien be- und entladen wird. Und selbst dieser Rest trägt nicht zusätzlich zum Treibhauseffekt bei. Das CO2 wird nämlich nicht extra hergestellt, sondern bleibt etwa bei der Ammoniakproduktion übrig.

Die gefärbten Textilien müssen auch nicht mehr mit schwefelhaltigen Substanzen behandelt werden, die überschüssige Farbe zerstören, aber gleichzeitig das Abwasser belasten. Es reicht aus, mit überkritischem Fluid zu spülen. Wenn dann der Druck verringert wird und das Kohlendioxid der Waschlösung verdampft, bleibt der überschüssige Farbstoff in Pulverform zurück. Dann wird das gasförmige CO2 wieder in den überkritischen Zustand gebracht und zum Textilbehälter zurückgeleitet. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis sämtliche überschüssige Farbe ausgewaschen ist. Außerdem müssen die Textilien nicht mehr getrocknet werden, was Zeit, Energie und somit Geld spart.

"Färben in Kohlendioxid bringt mindestens so gute Ergebnisse wie in Wasser", versichert Peter Nünnerich, Leiter der Entwicklungsabteilung von UHPT. Allerdings können mit dem Hochdruckverfahren bisher nur Kunstfasern wie Polyester behandelt werden. Für Baumwolle, Viskose und andere Naturfasern benötigt man Farbstoffe, die sich schlecht in CO2 lösen. Die Textilforscher suchen jedoch eifrig nach Lösungen für dieses Problem.

Aber es gibt genügend Produkte, die mit dem neuen Verfahren gefärbt werden können: Viele Polstermöbel, Teppichböden und Sitzbezüge in Autos, bestehen vollständig aus Polyester - ebenso wie Gardinen. Daher beteiligt sich auch die Firma Ado als Dritte im Bunde an der Entwicklung der industriereifen Färbemaschine. In ihrem Gardinenwerk in Aschendorf wird die Anlage, die bis zu hundert Kilogramm Textilien fassen soll, aufgebaut und getestet. Der Startschuss für das Projekt fällt, sobald die Finanzierung sichergestellt ist.
Von Dominik Sollmann

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Sparsamer Umgang mit Energie

Die ARA Region Lyss hat für ihren sorgsamen Umgang mit Engie die «Medaille d' eau» erhalten

Bieler Tagblatt, den 28.11.2003

Ausschlaggebend war das neue Blockheizkraftwerk. Erwin Bieri, Geschäftsleiter der ARA Region Lyss, konnte in Bern die Auszeichnung «Medail- le d'eau» entgegennehmen. Die ARA Lyss, deren neu erbautes Blockheizkraftwerk heute einen um 20 Prozent höheren Wirkungsgrad erreicht als die alte Anlage , gehört somit zu jenen Kläranlagen der Schweiz, die eine rationelle und umweltfreundliche Energienutzung betreiben. Mit einer Jahresleistung von rund 1,3 Millionen Kilowattstunden kann die ARA Region Lyss rund 60 Prozent ihres Bedarfs an elektrischer Wärme selber decken. Zudem wird das Bio-Gas, das bei der Schlammbehandlung entsteht, für den Elektrizitäts- und Wärmebedarf der Lysser Anlage verwendet, sodass das Unternehmen im Wärmeenergiebereich autonom ist. Die Auszeichung «Medaille d'eau» wird sowohl vom Verband Schweizerischer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute wie auch von der Aktion «Energie in Infrakstrukturanlagen» des Programms «Energie Schweiz» unterstützt.

 

Wie Fische mit dem Strom schwimmen

Die Tiere nutzen die Energie von Wirbeln für das Vorwärtskommen

Wissenschaft, den 28.11.2003 

Fische manövrieren mit einer energiesparenden Methode durch turbulente Gewässer. Die Tiere nutzen ihren Körper dabei ähnlich wie ein Segler gegen den Wind kreuzt. Das berichten amerikanische Biologen in der Fachzeitschrift Science (Bd. 302, S. 1566).

Wenn Wasser in einem Strom an Objekten vorbeifließt, entsteht eine Reihe kleinerer Wirbel und Strudel. Diese Umgebung simulierten James Liao von der Harvard-Universität in Cambridge und seine Kollegen in einem Wassertank. Die Forscher beobachteten darin das Schwimmverhalten von Forellen unter den turbulenten Umständen mit einer Hochgeschwindigkeitskamera. Zudem statteten sie die Fische mit einer Reihe von Elektroden aus.

Die Fische bewegen sich in einem Slalom zwischen den Wirbeln hindurch und nutzen die Energie jedes einzelnen Strudels, um sich vorwärts treiben zu lassen, ergaben die Beobachtungen. Um auf diese Art und Weise zu schwimmen, benötigen die Tiere verhältnismäßig wenige Muskeln, fanden die Biologen mittels der Elektroden heraus. Damit ist die Art und Weise der Fortbewegung äußerst energiesparend, schreiben die Forscher.

Die Erkenntnisse von Liao und seinen Kollegen könnten möglicherweise helfen, autonome Unterwasserfahrzeuge zu verbessern, die biologische Vorbilder imitieren. Außerdem sind die Ergebnisse für die Konstruktion von Fischtreppen hilfreich, über welche die Tiere beispielsweise Dämme überwinden können.
Von Cornelia Pfaff.

 

Millionen Menschen durch schmelzende Gletscher bedroht

WWF-Bericht warnt vor Lawinen, Bergstürzen und Hochwasser

Pressetext Deutschland, den 27.11.2003 

Millionen von Menschen sind durch die weltweite Gletscherschmelze bedroht, berichtet der WWF http://www.wwf.at heute, Donnerstag. Die Bilanz des Gletscherberichts ist trist, denn aus allen Teilen der Welt melden Klima- und Gletscherforscher atemberaubende Rekordverluste. Am härtesten betroffen sind Länder wie Bolivien, Ecuador oder Peru, wo das Schmelzwasser der Gletscher in Trockenzeiten die einzige Trinkwasserquelle darstellt. Aber auch im Himalaya drohen katastrophale Hochwasserereignisse durch die Gletscherschmelze Millionen von Menschen in die Flucht zu treiben. Die Umweltschützer hoffen auf Richtungsänderungen beim globalen Klimaschutz bei der UNO-Klimakonferenz in Mailand.

"Die Gletscher zeigen auf drastische Weise die Auswirkungen der Erderwärmung durch den Klimawandel", erklärt Stefan Moidl, Klimaexperte des WWF. Aber nicht nur in Übersee sind Menschen im Nahbereich von Gletschern mit neuen Gefahren konfrontiert. Auch Österreich und der Schweiz drohen durch die Gletscherschmelze Geröll- und Schlammlawinen, Bergstürze und Gletscherhochwässer. Seit 1850 haben alpine Gletscher bereits mehr als die Hälfte ihrer Eismasse verloren. Allein die vergangenen zwei Jahrzehnte mit heißen Sommern und relativ wenig Winterniederschlag haben einen Gletscherverlust in den Alpen von zehn bis 20 Prozent gebracht. "Die Pasterze, der Gletscher am Großglockner, ist im vergangenen Jahr um 30 Meter kürzer geworden", berichtet Gerhard Lieb von der Universität Graz, der ein langjähriger Beobachter der Pasterze ist. Auch die Eisdicke hat im Durchschnitt über die gesamte Gletscherzunge um 6,5 Meter abgenommen. Umweltschützer und Ökologen fürchten, dass mit dieser rapiden Schmelze die Alpengletscher auch als Lebensraum für eine einzigartige Pflanzen- und Tierwelt verloren gehen. "Wenn es es in diesem Tempo weitergeht, wird es bis zum Ende dieses Jahrhunderts praktisch keine Gletscher in den Alpen mehr geben," erklärt Moidl.

Bei der neunten Konferenz der Vertragsparteien der Klimakonvention (COP 9) Anfang Dezember in Mailand sollen neue verbindliche Regelungen getroffen werden, die den Schutz der Gletscher unterstreichen sollen. "Formal dominieren zwar Detailfragen die Agenda, aber hinter den Kulissen geht es darum, Russland mit ins Boot zu holen, damit das Kyoto-Protokoll auch formal in Kraft treten und seine Wirkung entfalten kann", erklärt Moidl. Von Wolfgang Weitlaner.

 

Aufklärung zum Thema Kleinkläranlagen

Chiemgau-Online, den 27.11.2003 

Wer in absehbarer Zeit nicht an einen öffentlichen Abwasserkanal angeschlossen werden kann, muss seine Kleinkläranlage nachrüsten. Bei einer Informationsversammlung im Saal des Poststalles in Teisendorf, zu der der Markt Teisendorf eingeladen hatte, wurde erläutert, welche Auflagen nach den neuen Richtlinien zu erfüllen sind.

1. Bürgermeister Franz Schießl begrüßte dazu die Vertreter des beteiligten Büros, Matthias Dippold und Anton Schmuck sowie Stefan Hollrieder vom Wasserwirtschaftsamt. Um im Markt Teisendorf alle diejenigen Grundeigentümer zu erfassen, die nicht an den öffentlichen Abwasserkanal angeschlossen werden können, wurde in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Dippold und Gerold und dem Wasserwirtschaftsamt nun ein Abwasserentsorgungskonzept erstellt und beschlossen. Hiervon sind rund 350 Anwesen betroffen.

Diplom-Ingenieur Anton Schmuck ging auf die technischen Möglichkeiten einer Nachrüstung ein. Sinn dieser Nachrüstung sei es, die Schmutzfracht deutlich zu verringern, um den wasserrechtlichen Anforderungen, die heute genauso streng seien wie bei zentralen Abwasseranlagen, zu genügen. Darum müssen die meisten bisherigen Kleinkläranlagen mit einer sogenannten "biologischen Abbaustufe" nachgerüstet werden. Bei dieser Nachklärung sollen erneut Schmutz- und Schwebeteilchen aus dem Abwasser gefiltert werden, damit das anschließend in den Vorfluter geleitete Abwasser diesen möglichst wenig belastet.

Anhand von Folien erläuterte Schmuck die verschiedenen Möglichkeiten von Kleinkläranlagen. Alle Anlagen funktionieren mit unterschiedlicher Technik. Vorgestellt wurden auch Pflanzenkläranlagen. Welche Anlage für den einzelnen die richtige ist, richte sich nach den gegebenen Möglichkeiten. Auch müssten die laufenden Betriebskosten wie Strom und die je nach Betriebssystem unterschiedlich hohen Aufwendungen für die Eigenkontrolle berücksichtigt w Bei Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen sei weiter die unterschiedliche Nutzungsdauer der verschiedenen Anlagenteile von erheblicher Bedeutung. Bei der Entscheidung sollten daher fachlich versierte Planungsbüros in Anspruch genommen und Rücksprache mit dem Wasserwirtschaftsamt gehalten werden, da der Laie kaum über alle notwendigen Vorschriften informiert sein könne, so Schmuck.

Ganz gleich, welche Anlage bevorzugt wird, die Technik müsse funktionieren und ständig gewartet und unterhalten werden. Nach dem Bau muss die Anlage von einem Sachverständigen des Wasserwirtschaftsamtes abgenommen und in regelmäßigen Abständen überprüft werden. Weiter seien ständige Eigenüberwachungen und Messungen notwendig, ebenfalls müssen Vorkommnisse wie Störungen, Entschlammung usw. in ein Betriebsbuch eingetragen werden. Das Betriebsbuch, die Wartungsprotokolle, die Nachweise über die Fäkalschlammentsorgung sowie die Bescheinigung der privaten Sachverständigen sind vom Betreiber aufzubewahren und der Kreisbehörde und dem Wasserwirtschaftsamt auf Verlangen vorzu Zur Frage, werden diese Anlage gefördert und wo kann man die Anträge stellen, sprach Stefan Hollrieder vom Wasserwirtschaftsamt. Die Grundlage zur Förderung sind die Richtlinien für Zuwendungen zu Kleinanlagen. Der Richtlinientext samt Formularen ist abrufbar unter www.rzkka.bayern.de, ist aber auch bei den Behörden erhältlich.

Gefördert werden können bei bestehenden Anlagen mit festen Pauschbeträgen der erstmalige Bau einer biologischen Reinigungsstufe in Verbindung mit dem Bau einer Mehrkammerngrube, sowie weitergehende Anforderungen an die Reinigung des Abwassers, zum Beispiel in Karst- oder Wasserschutzgebieten. Gefördert werden alle biologischen Reinigungsstufen, die die gesetzlichen Anforderungen erfüllen.

Nicht gefördert werden können der Bau von Kleinkläranlagen für Neubauvorhaben - das sind Gebäude, die vor dem 1. 1. 2002 noch keinen Abwasseranfall hatten - sowie Kleinkläranlagen, deren Bau oder Nachrüstung vor der Zustimmung zum vorzeitigen Baubeginn begonnen wurden und Kläranlagen mit einer Ausbaugröße von über 50 Einwohnerwerten. Die Förderung kann jeder Grundstücksbesitzer und Erbbauberechtigter in Anspruch nehmen. Die Förderung ist je nach Größe gestaffelt.

Zum Ablauf des Förderverfahrens sagte Hollrieder, zuerst müsse die Kommune ein Abwasserentsorgungskonzept aufstellen, aus dem hervorgeht, dass das Anwesen nicht an den Kanal angeschlossen werden kann. Das Wasserwirtschaftsamt stimmt gegenüber der Gemeinde dem vorzeitigen Baubegi die gemeldeten Ortsteile zu. Erst ab dieser Zustimmung können die Bauherren Aufträge an Firmen zur Nachrüstung der Kleinkläranlage vergeben. Das zuständige Landratsamt führt das für die Abwassereinleitung in ein Gewässer erforderliche wasserrechtliche Verfahren durch und berät auch über das notwendige Verfahren. Der Bauherr baut die Kleinkläranlage nach der wasserrechtlichen Erlaubnis und beauftragt einen privaten Sachverständigen der Wasserwirtschaft mit der Abnahme.

Der Antragsteller beantragt mit allen notwendigen Unterlagen den Zuschuss bei der Gemeinde, die die Anträge sammelt und mit dem entsprechenden Prüfvermerk versehen, an das Wasserwirtschaftsamt weiterleitet. Das Wasserwirtschaftsamt bewilligt die Zuschüsse für den Sammelantrag gegenüber der Gemeinde. Diese gibt die Zuschüsse mit Bescheid an die Bürger w In der Diskussion kamen sehr viele Fragen zu den verschiedenen Möglichkeiten und Fabrikaten der Kläranlagen. Auch wurde gefragt, bis wann die Nachrüstung abgeschlossen sein muss. Hierzu sagte Hollrieder, die Antragsfrist ende am 31.12. 2006, bis dahin müssen alle Anträge eingereicht sein. Es wurde auch gefragt, mit welcher Lebensdauer von solchen Anlagen zu rechnen sei. Dies sei sehr unterschiedlich, je nach Fabrikat, müsse aber bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung berücksichtigt werden.

Einige der Anwesenden wollten wissen, wann die 5. und 6. Stufe der Nachklärung komme und ob man wirklich gesetzlich zu einer Nachrüstung verpflichtet sei. Es kämen immer wieder neue EU-Gesetze, die "der kleine Mann" erfüllen müsse. Hierzu meinte Hollrieder, auch die großen Kläranlagen hätten sich auf die neuen Gesetze einstellen und nachrüsten müssen, es sei die Gewässergüte 2 anzustreben. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass in den nächsten Jahren nochmals extreme Verschärfungen kommen werden.

Viele Fragen wurden auch zu dem zu führenden Betriebstagebuch gestellt: ob dies täglich ausgefüllt werden muss, wer als Sachverständiger oder Berater herangezogen werden kann usw. Bei vielen der Fragenden merkte man den Unmut, aber auch die Unsicherheit über die neue Verordnung. Hier werden sicherlich noch viele Fragen zu klären sein. ... wh

 

Eisen holt den Duft aus der Luft

Damit es aus Gullys nicht mehr stinkt, schütten die Wasserbetriebe Eisenschlamm ins Abwasser

Berliner Zeitung, den 27.11.2003 

Aus den Berliner Gullys und Kanaldeckeln stinkt es nach faulen Eiern. Zwar ist der Geruch im Sommer besonders stark, aber auch jetzt duftet es an vielen Stellen unangenehm aus der Kanalisation. Schuld daran ist der sinkende Wasserverbrauch in der Stadt. In den vergangenen 15 Jahren ging er um rund 40 Prozent zurück. Deshalb fließt weniger Abwasser in den Kanälen, es kommt zu stärkeren Ablagerungen - das Abwasser fault und stinkt. Bislang streuten die Berliner Wasserbetriebe (BWB) dort Salze in die Kanäle, wo es besonders stank und dämmten somit den Geruch ein.

Nun haben sie ein neues Verfahren entwickelt: In die Kanalisation wird Eisenschlamm geleitet, der dann gemeinsam mit dem Abwasser durch die Kanäle schwimmt. Das Eisen bindet dort den beim Faulen des Abwassers entstehenden Schwefelwasserstoff. Mit dem Anti-Geruchs-Projekt beginnen die Wasserbetriebe jetzt im Wasserwerk Kladow.

Natürlicher Rohstoff

"Wir versprechen uns von dem Pilotvorhaben eine große Wirkung für die ganze Stadt", sagt BWB-Projektleiter Henrik Marczinski. Denn Eisenschlamm sei praktisch ein natürlicher Rohstoff, der in den Wasserwerken sowieso als Nebenprodukt bei der Gewinnung von Trinkwasser übrig bleibe. Weil das Berliner Grundwasser sehr eisenhaltig ist, fließt es in den Wasserwerken durch riesige Sandfilter, um die Eisenpartikel herauszufiltern - sonst würden zum Beispiel weiße Blusen und Hemden beim Waschen rostbraune Flecken bekommen. Beim Reinigen der Filter wird der Eisenschlamm herausgespült und in großen Becken gesammelt - bisher wurde er danach entsorgt.

Jetzt aber soll der Schlamm in die Kanalisation. "Unsere Wasserwerke sind über ihren normalen Hausanschluss auch an das Abwassersystem angeschlossen. Wir bauen von den Sammelbecken nur ein Verbindungsrohr zum Abwasserkanal", sagt Lothar Siegert von den BWB. Etwa 30 000 Euro kostet ein Anschluss.

Nachdem das Wasserwerk Kladow bereits umgerüstet wurde, soll bis Juni kommenden Jahres das Wasserwerk Stolpe umgebaut werden. Bis Sommer 2005 werden dann auch die Wasserwerke Wuhlheide und Friedrichshagen an das Abwassernetz angeschlossen sein. In diesen Bereichen gibt es bislang die stärksten Geruchsbelästigungen. In anderen Gebieten der Stadt arbeiten die Wasserbetriebe vorerst mit Salzen weiter, um den Geruch aus der Kanalisation zu beseitigen. Eine weitere Möglichkeit ist, die Abwasserkanäle mit Hochdruck durchzuspülen. Diese Methode wenden die Wasserbetriebe vor allem in der Innenstadt um Alexanderplatz, Gendarmenmarkt und Breitscheidplatz an.

Bereits vor knapp einem Jahr haben die Wasserbetriebe begonnen, mit dem Eisenschlamm zu experimentieren. Im Juni lief in Kladow vier Wochen lang ein Test. "Wir haben zahlreiche Messpunkte eingerichtet und den Schwefelwasserstoffgehalt in den Abwasserkanälen gemessen", sagt Projektchef Marczinski. Weil das Gas sehr aggressiv ist, wurden die Sonden schnell zerfressen und mussten alle drei Tage ausgetauscht werden. "Als wir den Eisenschlamm eingeleitet haben, nahm die Konzentration des Gases merklich ab", sagt Marczinski. Erprobt werden müsse aber noch die Dosierung zu den verschiedenen Tageszeiten.

Von Kladow aus fließt der Eisenschlamm durch die Kanalisation über Gatow bis zum Klärwerk nach Ruhleben. Dort werden dann die grauschwarzen Flocken, die sich bei der Reaktion von Eisen und Schwefelwasserstoff bilden, herausgeklärt.
Von Uwe Aulich.

 

idw Informationsdienst Wissenschaft Homepage Hilfesystem

 

Eintauchen ins Korallenriff

Informationsdienst Wissenschaft, den 27.11.2003 

Am Zentrum für Marine Tropenökologie in Bremen ist ein ungewöhnlicher Film entstanden, der Kindern die Welt der Korallenriffe näher bringt.

Korallenriffe gehören zu den artenreichsten und attraktivsten Lebensräumen der Erde. Sie schützen die Küsten vor Erosion durch Sturmfluten, sind ein Reservoir an Heilmitteln und Nahrungsquelle für viele Millionen Menschen. Das komplexe Zusammenspiel ihrer Tier- und Pflanzenarten steht jedoch in einem sehr empfindlichen Gleichgewicht. Gefahren drohen vor allem durch Überfischung und Fangmethoden mit Sprengstoff und Gift, Schadstoffen in Küstengewässern und die derzeitige Klimaerwärmung. Auch der Tourismus trägt seinen Teil zur Zerstörung bei. Dringend notwendig ist daher eine stärkere Wertschätzung dieses einzigartigen Ökosystems.

Am Zentrum für Marine Tropenökologie ist ein Film entstanden, der Kindern den Lebensraum Korallenriff näher bringen möchte. Zur Größe eines Korallenfisches geschrumpft, tauchen zwei Kinder durch ein tropisches Riff, einer Welt der Fangtentakel und feinmaschigen Kiemen, spitzen Scheren und schillernden Schuppen. Mit spielerischer Neugier begegnen die beiden den teils sehr skurrilen Lebensformen, begleiten Fischschwärme oder befühlen die Tentakel von Röhrenwürmern und Seeanemonen. Doch auch Gefahren lauern auf die Kinder, wie räuberische Muränen, giftige Skorpionsfische und Riesenmuscheln mit weit aufgeklappten Schalen.

Die Idee zu dem Film entstand in Jordanien, an einer Forschungsstation am Roten Meer. Mark Wunsch, Ökologe und Filmproduzent, untersuchte hier das verwinkelte Höhlensystem der Korallenriffe. Um die Höhlenbewohner aufzustöbern, entwickelte er eine winzige, schlauchartige Kamera. Damit konnte er in die hintersten Nischen des Riffs vordringen. Verschiedene Tauchgänge im Roten Meer lieferten die Riffaufnahmen. Die Kinder hingegen tauchten im Hallenbad von Worpswede, ihrem Heimatort. Dieses wurde an den Drehtagen mit einer blauen Plane ausgelegt. Mit der Blue Box Methode, bekannt aus der Tagesschau, konnten die Aufnahmen montiert werden.

Hauptförderer der Filmproduktion ist der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, der das Projekt im Rahmen des PUSH-Programmes (Public Understanding of Science and Humanities) auswählte. Gemeinsam mit Schülern und Eltern einer Münchener Montessori-Schule wurden Begleitblätter entwickelt, in denen die Tiere der Korallenriffe und neue Erkenntnisse aus der Riffforschung vorgestellt werden. Eine Vorpremiere hatte der Film im Mai, am Tag der offenen Tür im ZMT. Film und Arbeitsmaterialien sind nun fertiggestellt und können zum Selbstkostenpreis bezogen werden am:

Zentrum für Marine Tropenökologie
Dr. Susanne Eickhoff
Fahrenheitstr. 6
28359 Bremen

 

Arktische Gewässer als Drogencocktail

Rückstände von Koffein und Schmerztabletten im Meer gefunden

Pressetext Deutschland, den 26.11.2003 

Tromsö - Hohe Dosen an Koffein und Schmerzmitteln, aber auch Psychopharmaka haben norwegische Forscher in Gewässern nahe der arktischen Stadt Tromsö gefunden, berichtet das norwegische Forschungsinstitut zur Luftreinhaltung Nifo http://www.nilu.no. Welche Auswirkungen die Chemikalien auf Fische und andere Lebewesen haben, ist bisher nicht geklärt.

Die Gewässerproben haben die norwegischen Forscher aber in Erstaunen versetzt: Neben den hohen Koffeindosen waren auch Spuren verschiedener Antidepressiva und Antiepileptika in den umliegenden Buchten zu finden. Die Medikamente stammen wahrscheinlich von einer psychiatrischen Klinik. Deutlich wurde den Forschern damit gezeigt, dass in kalten Gewässern Spuren von Chemikalien wesentlich langsamer verschwinden als in wärmeren Umgebungen. Koffein wurde rund um Tromsö, einer Stadt auf einer Insel, die von einem ein bis zwei Kilometer breiten Wassergürtel umgeben ist, in einer Dosis von 20 bis 80 Nanogramm (ein Milliardstel Gramm) pro Liter gefunden. Das meiste davon stammt offensichtlich von Kaffee und koffeinhaltigen Softdrinks. "Die Konzentration ist erstaunlich hoch", so Ole-Andres Braathen, Direktor des Nifo.

Neben der hohen Koffein-Konzentration fanden sich im Wasser rund um Tromsö auch erstaunlich hohe Spuren des Arthritis-Medikaments Ibuprofen. Nach Angaben von Braathen waren die Werte drei Mal so hoch wie in anderen europäischen Städten. Die Forscher wollen nun herausfinden, inwieweit sich die chemischen Substanzen auf die Tiere, die in dem Gewässern leben, auswirken. Erst im September hat das Institut Daten über organische Verschmutzung in der Arktis veröffentlicht. Damals wurden verhältnismäßig hohe Konzentrationen von PBDE (Polybromierte Brombiphenylether), einem Flammenschutzmittel, festgestellt. Diese werden vor allem in Kunststoffen, Textilien, Schutzschichten und elektrischen Komponenten verwendet und können in vielen Produkten wie Fernseher, Computer und elektrischen Bauteilen nachgewiesen werden. Durch die großflächige Verteilung sind diese Substanzen weltweit zu persistenten organischen Schadstoffen geworden. Die PBDE Konzentrationen sind zwar in biologischer Materie immer noch geringer als die PCB Konzentrationen, haben jedoch während der letzten zehn Jahre enorm zugenommen.
Von Wolfgang Weitlaner.

 

Strom, der aus dem Abwasser kommt

Aachener Zeitung, den 26.11.2003 

Aachen - Abwasser erzeugt Strom - zumindest unterm Hohenzollernplatz. Ein im Durchmesser 5,5 Meter großes Wasserrad, über das im Schnitt 60 Liter in der Sekunde fließen, soll zukünftig den durchschnittlichen Jahresverbrauch an Strom von zehn vierköpfigen Familien zur Verfügung stellen - 45.000 bis 50.000 Kilowattstunden.

Am Mittwoch wurde die Demonstrationsanlage offiziell in Betrieb genommen.

Um Wasserkraft zu nutzen, kommen normalerweise Turbinen zum Einsatz, doch bei Abwasser ist das nicht möglich. «Im Abwasser schwimmen eine Menge Feststoffe, manchmal sogar Bauholz. Turbinen sind dafür zu empfindlich», erklärte Friedrich-Wilhelm Bolle, Geschäftsführer des Forschungsinstituts für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen.

Das Institut hatte im Rahmen einer vom nordrhein-westfälischen Umweltministerium finanzierten Studie das Wasserrad unterm Hohenzollernplatz entwickelt. «Eigentlich ist es ja eine alte Technologie, die wir jetzt wieder belebt haben», meinte Bolle.

Zunächst hatten die Wissenschaftler nach ungenutzten Energiepotenzialen gesucht und wurden in den Abwasserkanälen der Stadt fündig. Unterm Hohenzollernplatz gibt es ein so genanntes Absturzbauwerk.

Dort fällt das Abwasser 13,5 Meter tief. Mit dem Wasserrad werden jetzt 3,5 Meter davon zur Stromgewinnung genutzt. «Das ist energietechnisch noch nicht optimal, aber politisch der richtige Weg. Jeder Baustein, der die Klimaentwicklung positiv beeinflusst, spielt eine Rolle», sagte Gisela Nacken, Umweltdezernentin der Stadt.

Das Aachener Wasserrad ist weltweit das erste, das mit Hilfe von Abwasser Strom erzeugt. Es kann Abflussspitzen bis 150 Liter pro Sekunde ebenso nutzen wie das Nachtminimum von 30 Litern pro Sekunde. «Es ist aber trotzdem noch die Sicherheitslösung. Die Zusatzkammer mit dem Wasserrad kann mit einem Schieber geschlossen werden, wenn zu viel Wasser durch die Kanalisation fließt», berichtete Bolle.

Die Aachener Anlage soll Forschungsergebnisse für weitere Entwicklungen liefern, die dann auf diese Absicherung verzichten und auch größere Fallhöhen nutzen können sollen. (xen)

 

Preise fürs Abwasser bleiben stabil

Stadtentwässerungsbetrieb sparte und legte 50 Millionen Euro zurück. Neue Investitionen für 510 Millionen bis 2014.

Neue Ruhr Zeitung,  den 26.11.2003 

Nicht alles wird teurer - die Abwassergebühren bleiben die gleichen wie bisher: Im achten Jahr in Folge, lobte gestern Friedrich Hassbach (CDU), Vorsitzender des Werksausschusses, bleiben die Preise für Ableitung und Klärung des schmutzigen Wassers aus den Haushalten stabil und sollen auch im nächsten Jahr nicht steigen. Dabei hat der seit 1999 privatisierte Abwasserbetrieb der Stadt mächtige Investitionen vor sich: Bis 2014 wollen die Klärwerke 510 Millionen Euro ausgeben.

Mit 1,43 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser liegt Düsseldorf im deutschen Städtevergleich an vierter Position - nur Mainz, Stuttgart und Frankfurt sind billiger. Ein vierköpfiger Haushalt zahlt in Düsseldorf 370 Euro jährlich für Abwasser, der NRW-Durchschnitt liegt bei 535 Euro. Die niedrigen Preise werden unter anderem durch die Rücklagen der Klärwerke gehalten: Seit Jahren gehen erwirtschaftete Überschüsse in einen Topf, in dem jetzt 50 Millionen Euro stecken. Diese Rückstellungen fließen in die Kosten, um die Preise für den Verbraucher stabil zu halten, betonte der kaufmännische Leiter Günter Ostermeier.

EU-Gesetz erfordert neue Kanäle Der Bauboom der beiden Klärwerke an der Südbrücke und Am Staad im Norden erfüllt ein EU-Gesetz: Bis 2005 müssen alle Einrichtungen und Grundstücke der Stadt an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen sein. In der Landeshauptstadt fehlen aber nur noch 730 Grundstücke oder rund 1,5 Prozent, bilanziert der Technische Leiter Claus Henning Rolfs. Dafür werden 160 Millionen investiert, für Reparaturen und neue Abwasserrohre sind 92 Millionen Euro vorgesehen.

Bei den 1550 Kilometern der vorhandenen Kanäle spart der Betrieb mit neuer Technik: Kaputte Röhren wurden nicht durch neue ersetzt, sondern durch Roboter repariert, sie halten dann 30 Jahre. Sparfüchse sind zudem die 429 Mitarbeiter mit ihren Verbesserungs-Vorschlägen zum Arbeitsablauf. Eine Idee allein verringerte die Kosten um rund 100 000 Euro jährlich. Von Achim Geschke

 

Goldener Kanaldeckel 2003 verliehen

Umweltmagazin, den 25.11.2003 

Zum zweiten Mal hat das IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur, Gelsenkirchen, den "Goldenen Kanaldeckel" verliehen. Die Auszeichnung erhalten Mitarbeiter von Stadtentwässerungen für herausragende Leistungen beim Bau, Betrieb und Erhalt einer modernen Kanalisationsinfrastruktur. Überreicht hat den goldenen Kanaldeckel NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn auf dem IKT-Forum Rohr 2003 am 9. Oktober in Gelsenkirchen. Die diesjährigen Preisträger sind:

  • 1. Platz: Dipl.-Ing. Manfred Fiedler, Stadtentwässerung Göttingen, für die Einführung einer systematischen Bewertung von Ingenieurbüros als Grundlage für kommunale Auftragserteilungen.
  • 2. Platz: Rüdiger Bremke, Stadtentwässerung Schwerte, für das Pilotprojekt Methodische Ansätze zur Dichtheitsprüfung und Sanierung privater Abwasseranlagen.
  • 3. Platz: Wolfgang Schmid, Stadt Biberach, für die Planung, Leitung und bürgerfreundliche Durchführung einer Kanalsanierungsmaßnahme in der historischen Altstadt von Biberach an der Riß.

 

Plastikhülle für den Kilimandscharo

Eine Kunststoffplane soll das Schmelzen der Eiskappe bremsen

Wissenschaft, den 25.11.2003 

Eine weiße Plastikplane soll die Eiskappe des Kilimandscharo vor dem Schmelzen retten. Das schlägt der Klimaforscher Euan Nisbet von der Royal-Holloway-Universität in London vor. Das Verschwinden der Eiskappe wäre ein schwerer Verlust für das Nationalsymbol Tansanias. Das berichtet das Fachmagazin Nature in seiner Online-Ausgabe.

Nur noch etwa zwei Quadratkilometer Eis bedecken den Gipfel des höchsten Berges Afrikas, fanden amerikanische Geologen um Lonnie Thompson auf einer Expedition im Jahr 2000 heraus. Das sind achtzig Prozent weniger, als 1912 gemessen wurde. Wenn das Eis in dieser Geschwindigkeit weiterschmilzt, wird der Gipfel bis 2020 nur noch aus nacktem Fels bestehen, warnt Thompson.

Verantwortlich für das Schmelzen ist die Abholzung der Bäume auf den Ausläufern des Berges. Dadurch nimmt die Feuchtigkeit der Luft, die den Berg umstreicht, ab. So schmilzt das Eis unter der warmen Sonnenbestrahlung schneller. Auf die Dauer würde eine Aufforstung des zerstörten Waldes das Problem effektiv lösen, so der Klimaforscher Nisbet. Um das Schmelzen des Eises so lange aufzuhalten, schlägt der Wissenschaftler vor, die Eiskappe mit zwanzig bis hundert Tonnen weißen Stoffes abzudecken. Andere Wissenschaftler sind dagegen skeptisch, da diese Plastikplane das Schmelzen sogar beschleunigen könnte. Es sei jedoch einen Versuch wert, betont Nisbet. Von Sandra Saladin.

 

Ausschreibung des Entwicklungsländerpreises 2004

Ausgeschrieben von der Justus-Liebig-Universität Gießen und der KfW Entwicklungsbank, Frankfurt/Main

Informationsdienst Wissenschaft, den 24.11.2003 

Der Entwicklungsländerpreis 2004, den die Justus-Liebig-Universität Gießen und die KfW Entwicklungsbank, Frankfurt am Main, vergeben, wird in diesem Jahr zum Thema "Wasser und nachhaltige Entwicklung" ausgeschrieben. Der von der KfW gestiftete Preis wird seit 1986 in zweijährigem Rhythmus für Verdienste um die Erarbeitung und Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse über Entwicklungsländer vergeben und ist mit 5.000 EUR dotiert. Die Justus-Liebig-Universität Gießen vergibt den Entwicklungsländerpreis bereits seit 1982. Einzelpersonen, aber auch Arbeitsgruppen oder Institutionen, die sich in herausragender Weise mit diesem komplexen interdisziplinären und internationalen Thema befasst haben und ihre Arbeit bis zum 30. April 2004 einreichen, können ausgezeichnet werden. Im Rahmen des Entwicklungsländerpreises der Justus-Liebig-Universität werden auch eine Dissertation mit 1.500 EUR sowie zwei Diplomarbeiten oder vergleichbare Arbeiten mit je 500 EUR prämiert. Im Anschluss an die Verleihung des Entwicklungsländerpreises im Herbst 2004 haben die Preisträger die Gelegenheit, ihre Arbeiten bei einem international besetzen Symposium zum Thema "Wasser und nachhaltige Entwicklung" an der Justus-Liebig-Universität Gießen vorzustellen.

Das diesjährige Thema "Wasser und nachhaltige Entwicklung" nimmt Bezug auf das von den UN ausgerufene "Internationale Jahr des Süßwassers 2003". Zwischen Armut und Wassermangel besteht ein enger Zusammenhang; ein wichtiger Grund für den Ansatz der Entwicklungszusammenarbeit im Wassersektor. Obwohl der blaue Planet über Wasser im Überfluss verfügt (1,5 Mrd. m³), sind davon nur 0, 53 % für den menschlichen Konsum nutzbar, und die Entwicklungsländer sind dabei meist klimatisch-geografisch benachteiligt. Im Gegensatz zu anderen Rohstoffen wird Wasser nicht aufgebraucht sondern nur gebraucht. Dabei wird der Kreislauf vielfach durch menschlichen Einfluss verzögert oder gestört. Die zunehmende regionale Verknappung des (Süß-)Wassers stellt aus heutiger Sicht eine der gravierendsten umwelt- und sozialpolitischen Bedrohungen der Zukunft dar. Schon heute hat mehr als eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser mehr.

Seit 100 Jahren wächst weltweit der Wasserverbrauch doppelt so schnell wie die Bevölkerung. Aufgrund dieses kontinuierlich steigenden Verbrauchs ist zu befürchten, dass die Menschheit in den nächsten 25 Jahren über 90 % aller verfügbaren nicht erneuerbaren Grundwasserressourcen verbraucht hat. Laut dem "Welt-Wasser-Entwicklungsbericht" der UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) wird dies zur Folge haben, dass spätestens Mitte dieses Jahrhunderts zwischen zwei und sieben Milliarden Menschen weltweit unter Wasserknappheit leiden. Neben dem direkten menschlichen Konsum erfolgt indirekt über die Land- wirtschaft ein Wasserverbrauch, dessen Anteil am Gesamtverbrauch weltweit auf rund 70 % geschätzt wird. In den Entwicklungsländern wird derzeit mehr als die Hälfte des Bewässerungswassers wegen unzureichender Infrastruktur und Bewirtschaftungsmethoden verschwendet. Wasserverschwendung aber auch -verschmutzung gefährden das nachhaltige Gleichgewicht des Wasserkreislaufs. So fließen 95 % der weltweiten Abwässer ungeklärt in Grundwasser, Flüsse und Seen. Dazu kommen noch Sickerwässer wilder Müllhalden und unsachgemäß eingesetzte Chemikalien aus der Landwirtschaft. Die Folgen der Verschmutzung sind heute schon erheblich: 80 % aller Erkrankungen in Entwicklungsländern sind auf verschmutztes Trinkwasser zurückzuführen; täglich sterben daran 6.000 Kinder.

Ein besserer Zugang zu sauberem Wasser würde erheblich zur Beseitigung von Armut, zur Verringerung von Konfliktpotenzialen und damit zur nachhaltigen Entwicklung armer Länder und Regionen beitragen. Dies schlägt sich auch in der Millenniumserklärung der UN-Generalversammlung vom September 2000 und des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg von 2002 nieder, in denen man sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2015 den Weltbevölkerungsanteil der Armen und den Anteil der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, zu halbieren. Nach Berechnungen der Weltbank fehlen pro Jahr rund 100 Milliarden Dollar, um dieses Ziel zu erreichen.

Interessenten schicken ihre Unterlagen an folgende Adresse:
Kuratorium "Entwicklungsländerpreis"
c/o Der Präsident Justus-Liebig-Universität Gießen
Ludwigstraße
23 35390 Gießen

 

In Hannover wird Abwasser deutlich teurer

Hannoversche Allgemeine, den 24.11.2003 

Die von der Stadt angekündigte Erhöhung der Abwassergebühren ist beschlossene Sache: SPD und Grüne setzten die Anhebung am Montag im Ausschuss für Stadtentwässerung durch. Vom 1. Januar an steigen die Tarife um 31,3 Prozent (Regenwasser) und 11,3 Prozent (Schmutzwasser).

Jeder Kubikmeter verbrauchten Trinkwassers kostet die Gebührenzahler künftig 1,77 statt 1,59 Euro, Regenwasser wird nach Quadratmeter versiegelter Grundstücksfläche berechnet: mit Beginn des nächsten Jahres 63 statt bisher 48 Cent. Der Rat muss diese Entscheidung bestätigen, wird dies aber aller Voraussicht nach mit rot-grüner Mehrheit tun.

Umweltdezernent Hans Mönninghoff hatte die steigenden Gebühren zuvor gerechtfertigt und erklärt, Hannovers Tarife lägen bundesweit im Mittelfeld. Die Gebühren waren zuvor drei Jahre lang stabil und sollen nun bis 2006 nicht weiter ansteigen. Mit den neuen Preisen für Abwasser legt die Stadt Kosten, die bisger aus dem städtischen Etat bezahlt wurden, auf die Gebührenzahler um. Die Regenwassergebühr steigt auch deshalb, weil das Verwaltungsgebäude der Stadtentwässerung saniert werden muss.

Kanalnetz saniert: Seit 1990 hat die Stadt 92,4 ihres 2400 Kilometer langen Abwassernetzes saniert und dafür 156 Millionen Euro ausgegeben. In den nächsten Jahren sollen die restlichen Schäden repariert werden, sagte Dezernent Hans Mönninghoff. Dafür will die Stadt jährlich 15 statt 12 Millionen Euro ausgeben – Geld, das nach Angaben des Dezernenten in der neuen Gebührenkalkulation berücksichtigt ist. (gum)

 

Abwasser: Musterhaushalt soll 25 E mehr Gebühren zahlen

Westdeutsche Allgemeine, den 24.11.2003 

Die Abwassergebühren sollen 2004 - berechnet auf einen Vier-Personen-Musterhaushalt - um 5,7 % steigen. Statt 450 stehen dann für ihn 475 E auf dem Gebührenbescheid. Begründet wird die Gebührenerhöhung mit einer Kalkulationslücke von 770 000 E, zusammengesetzt aus Mehraufwändungen von knapp 400 000 E und Mindereinnahmen von rund 370 000 E. Sieben der 12 Cent/cbm Mehrkosten fürs Schmutzwasser sind danach Folge des geringeren Wasserverbrauchs. Der Rat entscheidet am 4. Dezember.

Gleichzeitig wurde aber - wie berichtet - ein in den vergangenen Jahren angelaufener Überschuss von 2,7 Mio Euro des Kanalbetriebes an die Stadtkasse überwiesen. "Alles rechtlich abgedeckt und der geltenden Rechtsprechung folgend", heißt es bei der Stadt. Scharfe Kritik kommt derweil von der MBI. Sie spricht von "seltsamer und unseriöser Abzocke". Der Überschuss im Eigenbetrieb Abwasser hätte zur Abdeckung der neuen kalkulatorischen Mehrkosten verwendet werden können.

"Das ist schon erstaunlich, Gewinne hier, Gebührenerhöhung dort. Das ist in der Tat eine verkehrte Welt", meint auch Werner Weskamp, Geschäftsführer von "Haus & Grund". Das könne "rechtlich durchaus zulässig" sein, aber sei für den Bürger nicht nachvollziehbar. Eine Widerspruchsaktion, wie sie die MBI schon fordert, hält Weskamp aber für zu verfrüht, auch weil die neuen Gebührenbescheide noch gar nicht raus seien.

 

 

Wertschöpfung mit Wasser

Nestlé-Chef Brabeck setzt verstärkt auf Wellness und Wellbeing 

Der Standard, den 24.11.2003 

Wien - "Wasser ist derzeit der dynamischste Markt weltweit", sagt Peter Brabeck-Lethmate, aus Kärnten stammender Chef von Nestlé, dem größten Nahrungsmittelhersteller der Welt. In den USA ersetze Mineralwasser zunehmend die Softdrinks, in den Entwicklungsländern werde sauberes Wasser verlangt: "Es kommt in dem einen Fall darauf an, was im Wasser alles ist, im anderen, was nicht im Wasser ist", sagte Brabeck.

Zu Nestlé gehören Quellen wie San Pellegrino oder Vittel, das mit hohen Transportkosten belastet um Premiumpreise weltweit verkauft wird. Quellwasser füllt der Schweizer Konzern unter "Aquarell" in Polen, Frankreich, Deutschland und Spanien ab.

Kein Interesse an Österreich

Mit Mineralwasser ist das laut EU-Verordnung nicht möglich. Dieses darf nur direkt am Ursprung abgefüllt werden, wenn der Name der Quelle gleichzeitig die Marke ist. Unter anderem deswegen sei Nestlé nicht an einer österreichischen Quelle interessiert, so Brabeck, der anlässlich der Unterzeichnung eines Sponsorvertrages mit den Salzburger Festspielen dieser Tage in Österreich war. "Gasteiner ist kein Thema, Römerquelle war nie eines." Gasteiner gehört derzeit der BBAG, die vom Biermulti Heineken übernommen wurde; Römerquelle wurde im Sommer an Coca-Cola verkauft.

Für die kommenden Jahrzehnte erwartet Brabeck, dass die Themen "Wellness" und "Wellbeing" die Wertschöpfung in der Nahrungsmittelindustrie hochhalten werden, so wie in der Vergangenheit "Haltbarkeit" und "Convenience" (Beispiele: Singleportionen, schnelle Küche). Produkte für "Wellbeing" seien nur in Zusammenarbeit mit der Kosmetikindustrie zu entwickeln, sagte Brabeck.

Nestlé brachte "als ersten Keimling" mit L'Oréal bereits Laboratoires Innéov Fermeté auf den Markt. Das ist ein Nahrungsergänzungsmittel für die Frau ab 40, das von innen die Haut verjüngen soll. Als Nächstes komme ein Produkt, das Männern helfen werde, noch vorhandene Haare zu retten. (szem)

 

KSB erwirbt spanischen Pumpenhersteller

Umweltmagazin, den 21.11.2003 

Am 12. November hat der Pumpen- und Armaturenhersteller KSB, Frankenthal, 80 Prozent der Anteile an der spanischen Bombas Itur, S.A. Zarautz erworben. Das Unternehmen Itur mit 250 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 30 Millionen Euro gehört zu den führenden Pumpenherstellern im spanischen Markt und ist vor allem in der Industrie- und Gebäudetechnik tätig.

Itur soll mit seinem Vertriebsnetz die Absatzchancen für KSB-Produkte in Spanien weiter verbessern und darüber hinaus den globalen Fertigungsverbund stärken. Wachstumspotenziale sieht KSB vor allem in der Industrie, in der Wasser- und Abwassertechnik sowie im Service.

 

Wer Tanks flutet, der blutet

Deutscher Frachterkapitän in Frankreich zu Geldstrafe verurteilt Wegen vorsätzlicher Meeresverschmutzung mit Dieselöl ist der Kapitän des deutschen Containerschiffes "Voltaire" am Dienstag im bretonischen Brest zu 100 000 Euro Strafe verurteilt worden. Zudem muss die deutsche Reederei drei Umweltschutzorganisationen je 10 000 Euro zahlen. 

Frankfurter Rundschau, den 20.11.2003 

Paris - Das Gericht fand den Kapitän schuldig, am 22. Mai auf hoher See nördlich der bretonischen Île d'Ouessant die Tanks seines Schiffes gespült und die Abwasser in das Meer geleitet zu haben. Die "Voltaire" gehört der Reederei Gehab NSB, die ihren Sitz einmal in Meerbusch bei Hamburg, zum anderen als "Niederelbe Schifffahrtsgesellschaft" in Buxtehude hat. Sie ist von der französischen Gesellschaft CGM-CMA gechartert, die nach dem Urteil des Brester Gerichts wegen des vor allem in Frankreich entstandenen Imageschadens eine Zivilklage gegen den Kapitän und die deutschen Schiffseigner einreichen will.

Die Meeresverschmutzung durch die Spülung der Tanks sorgt für eine ständige Belastung der Umwelt in den empfindlichen Seeregionen an der französischen Westküste, die zudem durch die Schiffsuntergänge der "Erika" und der "Prestige" hart in Mitleidenschaft gezogen wurden. Deshalb überwacht die französische Marine mit Hubschraubern die vorbeifahrenden Schiffe; so kam sie auch dem deutschen Kapitän auf die Spur.

Die "Voltaire" war daraufhin, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, im Hafen von Le Havre an die Kette gelegt worden. Die französische Chartergesellschaft CGM-CMA hatte unmittelbar nach dem Urteil in einer Erklärung klar gestellt, dass sie nur für die Vermarktung des Schiffes verantwortlich ist; Kapitän, Mannschaft und die Unterhaltung der "Voltaire" seien den deutschen Besitzern zuzurechnen. CGM-CMA ist eine der größten Reedereien mit einer Flotte von mehr als 150 Schiffen, von denen ihr lediglich 31 gehören; die anderen sind gechartert.

In einem zweiten Umweltverfahren ebenfalls vor dem Gericht in Brest forderte der Staatsanwalt eine noch höhere Strafe für den Kapitän des bulgarischen Frachters "Dobrudja", der 250 000 Euro bezahlen soll. Es gehe darum, so Staatsanwalt Yves Ledu, "immer härter zuzuschlagen, damit sie, die Kapitäne, endlich damit aufhören, den Golf von Gascogne als Müllkippe zu behandeln".

Die "Dobrudja" war im Juli erwischt worden, als sie einen Ölteppich von fünf Kilometern Länge und 500 Metern Breite hinter sich herzog. Der Kapitän machte geltend, es müsse einen technischen Defekt gegeben haben; er sei sich keiner Umweltverschmutzung bewusst. Von Hans-Helmut Kohl

 

Neue 55-km-Röhre für die Abwässer des Ruhrgebiets

Milliardeninvestition Emscher: Bis 2015 soll die 55 Kilometer lange Abwasser-Pipeline fertig sein.

Westdeutsche Allgemeine, den 20.11.2003 

Die jahrelangen Bemühungen um die Sanierung der Emscher treten in die entscheidende Phase. Ein riesiges Abwasserrohr soll den Fluss entlasten, der den Bürgern des Ruhrgebiets und der Industrie seit Jahrzehnten als Kloake dient.

Seit1992 hat die Emschergenossenschaft, in der 19 Städte, vier Kreise, 120 Unternehmen und der Bergbau zusammengeschlossen sind, rund 1,5 Mrd Euro verbaut, um den Fluss zu sanieren. 144 Abwasserkanäle wurden bisher verlegt, 34 Kilometer Flusslauf umgestaltet, drei große Kläranlagen gebaut.

Nun gab die Genossenschaft grünes Licht für den spektakulärsten Teil der Sanierung, den Bau der 55 Kilometer langen Abwasser-Pipeline, die 20 bis 30 Meter tief entlang der Emscher verlegt werden soll.

Das Rohr, das einen Durchmesser von 3,50 Meter haben wird, soll in zehn Jahren die Abwässer aufnehmen, die derzeit noch in den Fluss geleitet werden. "Die Röhre wird dann die Hauptschlagader der Abwässer im Ruhrgebiet sein", schwärmt der Vorstandschef der Genossenschaft, Erwin Stemplewski.

Mit dem Bau des 700 Mio Euro teuren Projekts soll 2005 begonnen werden. Eine erste Tranche von 30 Mio Euro bewilligte die Genossenschaft in dieser Woche. Das Geld wird in die Planung des Projekts fließen, aber auch für die Entwicklung eines Roboters gebraucht, der später die riesige Röhre inspizieren und dafür sorgen soll, dass die Abwässer zwischen den drei Kläranlagen in Dortmund, Bottrop und Dinslaken störungsfrei fließen.

Parallel zur Planung und zum Bau der Röhre befasst sich die Emschergenossenschaft inzwischen auch mit der Frage, was mit dem Gelände an den Emscher-Ufern geschehen soll, wenn der Fluss erst einmal sauber ist. Zwei Planungsgesellschaften sind derzeit dabei, einen Masterplan für die "Emscher-Zukunft" zu entwickeln. "Wenn die Röhre liegt und der Fluss nicht mehr stinkt, werden die Grundstücke an seinen Ufern stark an Wert gewinnen", sagt Stemplewski voraus. Von Ulrich Horn

 

In Zukunft Trinkwasser von privaten Firmen?

Sachsens Umweltminister diskutiert mit Kommunen

Sächsische Zeitung, den 20.11.2003 

Sachsens Umweltminister Steffen Flath (CDU) traf sich diese Woche in Freital mit Kommunalpolitikern zu dem Workshop „Trink- und Abwasser in Sachsen“. Er informierte über die Möglichkeit, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung vollständig in die Hände privater Unternehmen zu legen. Dazu soll es im Jahr 2006 eine Verordnung geben. Die Kommunen sollen die Möglichkeit erhalten, ihre hoheitliche Aufgabe an Dritte zu übertragen. Aber die Wasser-Problematik ist alles andere als einfach. Allein der Zeitraum für das Erstellen der Verordnung – insgesamt sechs Jahre – zeigt schon, welche Schwierigkeiten die Privatisierung des Wassermarktes aufwirft. Sachsen möchte mit der Verordnung vor allem eins: sich vorbereiten auf die Liberalisierung, die von der EU angestrebt wird. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass es nach EU-Richtlinien keinen Abwasser-Anschlusszwang geben dürfte. Jeder Bürger muss selbst entscheiden können, von wem er sein Abwasser aufbereiten lässt. Das klingt zunächst nicht schlecht, wirft aber viele Probleme auf. Noch komplizierter ist die Situation beim Trinkwasser. Denn Trinkwasser ist ein natürliches Gut, auf das die Allgemeinheit einen Anspruch hat. Es muss für alle in ausreichender Menge und vorgeschriebener Qualität zu sozial verträglichen Preisen zur Verfügung stehen. Und so besteht die Sorge, dass private, gewinnorientierte Unternehmen eine qualitativ hochwertige Wasserversorgung nicht leisten können oder wollen. Aber das ist Zukunftsmusik. Freital hat, so Oberbürgermeister Klaus Mättig (CDU), kein Interesse, seinen Abwasserbetrieb, die Technischen Werke Freital (TWF), in private Hand zu überführen. Denn dem unter städtischer Kontrolle stehenden Betrieb geht es derzeit gut. Er erwirtschaftet einen Gewinn, den er an die Stadt abführen muss.  Von Christian Eißner.

 

Extremophile Lebensform in USA entdeckt

Kontaminierter Boden enthält alkaliliebende Bakterien

Pressetext, den 19.11.2003 

Wissenschaftler haben in einem See nahe Chicago Bakterien entdeckt, die unter extremen basischen Bedingungen überleben können: Die Umgebung weist einen pH-Wert von 12,8 auf. Im Vergleich wäre dies ein Vollbad in Ätznatron oder einem Abbeizmittel, meinen die Forscher in BBC-Online http://news.bbc.co.uk .

"Die Entdeckung der extremophilen Lebewesen im Grundwasser nahe einer Großstadt war eine Überraschung", so George Roadcap, Hydrologe bei der Illinois State Water Survey http://www.sws.uiuc.edu . Genetische Analysen haben gezeigt, dass einige der Bakterien mit den Spezies Clostridium und Bacillus verwandt sind. Ähnliche Verwandte finden sich im Mono Lake in Kalifornien, in den Tufa-Columns in Grönland und in kontaminiertem Grundwasser von Goldminen in Südafrika. "In einigen dieser Fundstätten zählen die dominanten Mikroben zur Comamonadacea-Familie von den beta-Proteobakterien. In Versuchen konnten Forscher feststellen, dass diese Lebensformen nahe mit Wasserstoff-Oxidationsmitteln in Beziehung stehen", so der Forscher. Das bedeutet, dass diese Bakterien den Wasserstoff der aus der Korrosion von Eisenschlacke in Wasser entsteht, verwerten. Unklar ist den Experten aber wie die Bakterien den Weg in die Schlacke gefunden haben. Eine Erklärung könnte sein, dass sich diese Lebewesen an die veränderten Lebensbedingungen über die vergangenen 100 Jahre angepasst haben. Eine andere Möglichkeit ist jedoch, dass sie in irgendeiner Weise importiert wurden.

Die Lake Calumet Region südöstlich von Chicago diente jahrelang als Industrieabfallhalde insbesondere für Schlacken. Mit dem Abfall wurden Feuchtgebiete und kleine Seen trockengelegt. Zusätzlich dazu fließt der Calumet River direkt durch die großen Industriegebiete. Geschätzte 600 Bio. Liter kontaminierter Industrieabfall wurde in der Gegend und im nordöstlichen Teil des Bundesstaates Indiana auf Halde gelegt und als Aufschüttung verwendet. Wasser und Luft reagieren mit der Schlacke und produzieren Kalk (Kalziumhydroxid), der für den hohen Basengehalt verantwortlich ist.

"Die Mikroben wurden an einer Stelle gefunden, an der die Schlacke als Geländeauffüllung verwendet wurde und an der keine Vegetation wuchs", erklärt Roadcap beim jährlichen Treffen der Geological Society of America. Die Forscher sind sich einig, dass die Untersuchung der extremophilen Lebewesen besseren Aufschluss über die tatsächliche Widerstandsfähigkeit von Mikroben ist. Das könnte auch ein Indiz dafür sein, dass es auf anderen Planeten des Sonnensystems Leben gibt. Von Wolfgang Weitlaner,

 

Feldkirch "bremst" Regen-Abwasser

Vorarlberg gehört zu den am Besten kanalisierten Regionen Europas.

Tiroler Tageszeitung, den 19.11.2003 

Bei starken Regenfällen müssen sie aber so viel Wasser transportieren, dass die Abwasser-Reinigungsanlagen (ARA) überfordert werden. Die Schmutzwasserfracht muss dann teilweise ungeklärt in Bäche und Flüsse weitergeleitet werden. Um dem abzuhelfen, wird nun in das Kanalnetz der Vorarlberger Stadt Feldkirch ein Abfluss-Bremssystem eingebaut.

Die EU fördert dieses innovative Pilotprojekt Sachen Gewässerschutz aus Mitteln des Programms "Life III-Umwelt" mit dem Ziel, dass die in ganz Europa vorherrschenden Mischwasser-Systeme relativ kostengünstig und daher auch rasch im Sinne von mehr Gewässerschutz umgerüstet werden könnten. Die Verträge zum Abfluss-Bremssystem werden am morgigen Donnerstag im Rathaus der Montfortstadt unterzeichnet.

Feldkirch hat laut Bürgermeister Wilfried Berchtold (V) schon bisher im Sinne des Umweltschutzes den neuesten technischen Standard installiert. In den vergangenen zehn Jahren seien im Rahmen eines langfristigen Kanalbauprogramms jährlich rund drei Millionen Euro für die Erschließung ausgegeben worden. Seit Jahren werde dabei vorrangig im "Trennsystem" entwässert: "Abwasser und Regenwasser wird getrennt gesammelt, wodurch die permanente Klärung aller Abwässer bestmöglich gewährleistet ist".

Im Feldkircher Kanalbaukonzept sei für die älteren Mischwassersysteme vorgesehen, Rückhaltebecken zu bauen. Der finanzielle Aufwand dafür sei aber mit geschätzten Kosten von rund vier Millionen Euro enorm. Die Fachleute im städtischen Bauamt stießen auf eine technische Lösung, die so genannte "Abfluss-Bremse", die vor mehr als drei Jahren von dem deutschen Ingenieurteam Güthler entwickelt, und von der Universität Konstanz erfolgreich getestet worden ist: Durch eine einfache mechanische Einrichtung kann das Volumen des Kanalsystems als Speicher genutzt, und damit die Überlastung der ARA verhindert werden. (APA)

 

Flussdelta in Marskrater entdeckt

Forscher sehen Anzeichen für einst langlebige Flüsse auf dem Roten Planeten

Wissenschaft, den 19.11.2003 

Vor Jahrmilliarden hat es auf dem Planeten Mars vielleicht doch über längere Zeiträume Seen und Flüsse gegeben. Das schließen amerikanische Wissenschaftler aus fächerförmigen Ablagerungen in einem Krater, die sie für ein Delta halten.

In dieses Delta sind zudem schlangenförmige Rinnen eingegraben. Nach Meinung von Michael Malin und Kenneth Edgett von der Firma Malin Space Science Systems aus San Diego handelt es sich um einen Fluss, der sich ein mäanderförmiges Bett gegraben hat. Das schreiben die beiden Forscher in der Online-Ausgabe des Fachmagazins Science (13. November 2003).

Bislang vertreten die meisten Planetenforscher die Ansicht, dass die zahlreichen Canyons und netzartigen Rinnen von riesigen Flutwellen ausgespült wurden, die aber schnell wieder versiegten. Demnach hätte es nie über längere Zeit flüssiges Wasser auf dem Mars gegeben. Heute ist es auf dem roten Planeten so kalt und der Luftdruck ist so gering, dass Wasser sofort gefriert oder verdampft. Die neuen, hochauflösenden Bilder vom Orbiter Mars Global Surveyor sind bislang die besten Zeugnisse dafür, dass zumindest in der frühen Geschichte des Mars Flüsse und Seen gegeben haben könnte, schreiben Malin und Edgett.

An den Rändern eines namenlosen Kraters von 65 Kilometern Durchmesser auf der Südhalbkugel des Mars entdeckten die Forscher Canyons, die in einem fächerförmigen Delta am Kraterboden enden. Ähnliche Ablagerungen entstehen auf der Erde, wenn ein Fluss in einen See oder ein Meer mündet. Die schlangenförmigen Mäander, die in dieses Delta eingegraben sind, sind zum Teil abgeschnitten – ein Anzeichen dafür, dass fließendes Wasser sich über längere Zeit einen Weg gegraben hat und dass das Flussbett seine Lage immer wieder veränderte, schreiben die Forscher.

Allerdings dürfte diese fruchtbare Periode in der Geschichte des Mars schon einige Milliarden Jahre zurückliegen. In Ablagerungen wie diesen könnte sich die Suche nach Leben besonders lohnen – zumindest Fossilien könnten in den Sedimenten zu finden sein. Von Ute Kehse.

 

Warmes Wasser durch Sonnenenergie 

Höherer Zuschuss für Solaranlagen noch bis Silvester 

18.11.2003 - Deutschlandradio

Christoph Overkott Energiehäuser mit Sonnenkollektorendächer in Gelsenkirchen (Foto: AP) Energiehäuser mit Sonnenkollektorendächer in Gelsenkirchen (Foto: AP) Wer sich auf seinem Dach eine Solaranlage installieren will, der sollte sich beeilen. Noch bis Silvester fördert der Staat warmes Wasser durch Solarenergie mit einem höheren Zuschuss. Ist der Zuschuss einmal bewilligt, kann die Installation auch noch im nächsten Jahr erfolgen. Wer jedoch erst im nächsten Jahr den Zuschuss beantragt, bekommt deutlich weniger Geld als jetzt.

Eine Solaranlage für den Warmwasserbedarf eines Vier-Personen-Haushalts wird in diesem Jahr noch mit etwa 750 Euro gefördert. Im kommenden Jahr gibt es für dieselbe Anlage 90 Euro weniger. Die Förderung erfolgt über das so genannte Marktanreizprogramm. Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher verrät, wie man an dieses Geld herankommt:

Wenn man aus der Sonne Wärme erzeugen will, bekommt man einen Zuschuss von 125 Euro pro Quadratmeter Kollektorfläche. Das kann man beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle in Eschborn beantragen. Dieser Zuschuss wird noch bis Jahresende gewährt. Wenn man die Förderung beantragt hat und sie auch bewilligt wird, braucht man nicht dieses Jahr noch zu bauen, sondern kann sich damit bis ins nächste Jahr hinein Zeit lassen.

Auf jeden Fall sollte man warten, bis die Fördermittel genehmigt sind. Dann hat man für den Kauf und die Inbetriebnahme noch neun Monate Zeit. Die Finanzierung kann zusätzlich durch zinsgünstige Darlehen vom Staat gesichert werden. Für Privatpersonen kommt insbesondere das CO2-Minderungsprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Frage:

Voraussetzung für dieses Darlehen ist, dass man eine bestimmte CO2-Minderung durch die Solaranlage und andere Maßnahmen erreichen kann. In der Regel kann man durch eine Solaranlage alleine diese CO2-Minderung nicht erreichen, man muss sie also mit anderen Maßnahmen zum Beispiel Wärmedämmung, Fenstersanierung oder Heizungserneuerung kombinieren.

Die Listenpreise einer guten Solaranlage für einen Vier-Personen-Haushalt liegen zwischen 5.000 bis 7.000 Euro. Die Installation ist in diesen Preisen enthalten. Durch Eigenleistung kann man die Kosten weiter vermindern. Doch insgesamt bleibt eine Solaranlage vor allem eine Investition in die Umwelt.

Man sollte keine Solaranlage installieren um Geld zu verdienen. Mit der Solaranlage kann man die Sonnenenergie nutzen, einen Umweltnutzen erzeugen und vor allem, das was man an Warmwasser nutzt, solar erwärmen. Allerdings muss man schon wissen, dass diese Sonnenwärme in der Regel heute noch zu höheren Warmwasserkosten führt als eine fossile Warmwassererwärmung durch Öl oder Gas.

Ob eine Solaranlage rentabel ist, ergibt sich aus vielen Faktoren, zum Beispiel der Sonneneinstrahlung. Mit wie vielen Sonnentagen kann der Besitzer rechnen? Und wie stark ist die Einstrahlung? Dabei spielt die Wohnlage eine Rolle, aber auch die Dachneigung. Darüber hinaus kommt es darauf an, ob mit der Solaranlage vorübergehend die Heizung unterstützt werden soll oder ob es nur darum geht, das Wasser zum Baden und Duschen zu erwärmen. An diesen Voraussetzungen orientieren sich Finanzierung und Rentabilität.

Sie hängt sehr stark davon ab, mit welchem Eigenkapital man darein geht, mit welcher Eigenleistung man diese Solaranlage errichtet und wie teuer die Solaranlage ist. Nicht zuletzt hängt das entscheidend davon ab, wie sich die Energiepreise für Öl und Gas in Zukunft entwickeln.

Inzwischen gelten Solaranlagen als technisch ausgereift. Nach Meinung von Stiftung Warentest ist die Lebensdauer einer Solaranlage mit 20 Jahren eher zu niedrig angesetzt. Einige Hersteller gewähren für ihre Anlagen bereits zehn Jahre Garantie. Vergessen – so Warentest – sind die Probleme, als manche Solaranlagen weder kräftigen Regen noch brennende Sonne vertrugen.

 

Mit 10 Mio. Franken zur Badewasser-Qualität

Investitionen von 10 Mio. Franken wären notwendig, damit Thur und Murg künftig wieder bedenkenlos zum Bade laden könnten. Das rechnet der Regierungsrat in einer Interpellationsantwort vor.

 St. Galler Tagblatt, 17.11.2003 

Jeden Frühsommer erlasse die Regierung «quasi ein Badeverbot wegen Verseuchung des Wassers mit Fäkalbakterien», hatte GP-Kantonsrat Peter Wildberger (Frauenfeld) in einer Interpellation geschrieben. Dabei könnten aus den Flüssen «mit vergleichsweise moderatem Aufwand» wieder Badetummelplätze werden. Aus touristischer und ökologischer Sicht wäre es zu begrüßen, «wenn in den Thurgauer Flüssen Badewasserqualität garantiert werden könnte», ist der Regierungsrat mit dem Interpellanten einig. Allerdings stünden diesem Idealzustand «finanzielle und technische Hindernisse» entgegen. Das Abwasser aus den einleitenden Kläranlagen müsste zusätzlich entkeimt werden, was den Einbau einer UV-Anlage notwendig mache. Vergleichszahlen zeigten, dass damit Investitionskosten von 24 Franken pro Einwohner verbunden wären, schreibt die Regierung. Für die direkt in Murg und Thur einleitenden sieben Kläranlagen ergäbe sich ein Investitionsbedarf von rund 10 Mio. Franken. Die zusätzlichen jährlichen Kosten würden zu einer Erhöhung des Abwasserpreises um 20 bis 25 Rappen pro Kubikmeter (rund 10 Prozent) führen. Gleichzeitig lässt die Regierung aber offen, ob die Nachrüstung mit UV-Anlagen bereits für die Sicherung der Badewasserqualität genügt. Denn: «Es gelangen auch Keime aus andern Quellen in die Flüsse.» Kläranlagen würden von Zweckverbänden und Gemeinden geführt, betont der Regierungsrat weiter, weshalb seine Möglichkeiten beschränkt seien. Am ehesten komme ein schrittweises Vorgehen in Betracht, bei dem das Augenmerk auf der Sanierung bestimmter Flussbereiche liege. «Auch dies setzt aber ein gemeinsames Vorgehen der verschiedenen Zweckverbände oder Gemeinden voraus.» Von Christian Kamm.

 

Polling läuft das Wasser davon

Über 300 000 Liter Verlust pro Tag 

Weilheimer Tagblatt 17.11.2003

VON INGE BEUTLER Polling - In Pollings Untergrund läuft das Wasser davon, wohin, ist bislang ungeklärt. Pro Tag verzeichnet die Gemeinde derzeit einen Wasserverlust von "300 bis 400 Kubikmeter" (300 000 bis 400 000 Liter), wie Bürgermeister Dominikus Weiß am Freitagabend in der Bürgerversammlung im "Neuwirt" berichtete. Nun soll das Leitungsnetz von einer Spezialfirma auf Lecks hin untersucht werden.

"Der Wasserverlust steigt ständig, kann mit eigenen Geräten aber nicht festgestellt werden", erklärte Weiß den rund 40 anwesenden Bürgern. Die Lecksuche müsse diesmal eine Firma übernehmen, für künftige Fälle habe die Gemeinde laut Weiß ein 6812 Euro teures Suchgerät angeschafft. Genutzt werden soll das zusammen mit der Gemeinde Wessobrunn, Gespräche für eine entsprechende Vereinbarung laufen.

Ebenfalls noch nicht unter Dach und Fach ist die Frage der künftigen Abwasserbeseitigung Etting-Oderding-Polling. Drei jeweils etwa 10 000 Euro teure Studien lägen vor, "die aber noch zerlegt werden müssen". Wenn das so weit sei, werde das Ergebnis im Gemeinderat vorgestellt".

 

Wasserreserven Europas unter Druck - Zwei Drittel der EU-Staaten schützen Feuchtbiotope zu wenig

Brüssel (pte, 14. Nov 2003 16:46) - Die Bestrebungen von 23 europäischen Ländern Feuchtbiotope und damit Süßwasser-Ökosysteme sauber zu halten, sind nach Angaben des WWF Belgien http://www.wwf.be in zwei Drittel der europäischen Staaten nicht ausreichend. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die von der Umweltorganisation nun vorgestellt wurde. Schuld an der Misere sind Politiker, intensive Landwirtschaft und die Ausbreitung von urbanen Gebieten.

"Exzessiver Wasserverbrauch ist auch ein europäisches Problem", so Studienautor Lucia de Stefano. "In den meisten europäischen Staaten wird Wasser immer noch so behandelt als wäre es eine unendlich vorhandene Ressource, die sauber, zu jeder Zeit, in jeglicher Menge vorhanden ist", meint der Autor. 70 Prozent der europäischen Regierungen haben trotz EU-Auflagen bis jetzt keine oder zumindest nicht ausreichende Anstrengungen unternommen, die Süßwasserreserven und Wasserwege zu reinigen oder gegen deren Verschmutzung Schritte zu unternehmen. Die Studie hat alle 15 EU-Staaten und acht Nachbarländer und ihre "Wasserpolitik" untersucht. Nur drei Staaten haben mit der Implementierung des EU-Gesetzes zur Reinhaltung von Flüssen und Seen begonnen.

Am schlimmsten wird die Lage in Italien, Spanien und Griechenland beschrieben. Diese Staaten tragen zur Verschmutzung des Mittelmeers auch am meisten bei. Dämme, Deiche und Umleitungsprojekte sind für die mangelhafte Wasserqualität und für die rasche Verwüstung von halb Spanien verantwortlich. Auch die Staaten Kroatien, Irland, Lettland und Portugal werden in der Studie negativ zitiert. Die beste Bewertung gab es für Finnland, Frankreich, Schweden, die Schweiz und Belgien. Dort gibt es umfangreiche Gesetze zur Erhaltung der Feuchtbiotope, dem Schutz vor Hochwasser und andere Umweltgesetze, die die Trinkwasserreserven schützen. (Ende)

 

Wie man Drei-Kammer-Gruben "aufrüstet"

Chiemgau-Online, den 14.11.2003 

Belebungsanlage, Pflanzenbeet und Pflanzen-Kläranlage: Was es mit diesen Begriffen auf sich hat, darüber weiß jetzt eine Gruppe interessierter Bürger aus Waging und Umgebung, die sich einer Besichtigungsfahrt der Agenda 21 angeschlossen hat, gut Bescheid. Unter der Führung von Georg Huber, dem Waginger Agenda-Referenten, und dem Abwasser-Sachverständigen Johann Hartl wurden verschiedene Kleinkläranlagen mit nachgeschalteten Einrichtungen, wie sie jetzt von der Wasserwirtschaft gefordert werden, besichtigt.

Zuerst ging es zu einer Belebungsanlage; das ist die technische Möglichkeit, eine private Kleinkläranlage nachzurüsten. In dem besichtigten Fall hat der Betreiber ein Sickerbeet mit Blühstauden in den Überlauf des gereinigten Wassers dazwischen geschaltet. Aus seiner Sicht ist dieses Blumenbeet eine Bereicherung für seinen Garten. Anschließend wurde noch ein im Bau befindliches Pflanzenbeet besichtigt, ehe dann eine bereits seit drei Jahren betriebene Anlage dieser Art besucht wurde, die völlig störungsfrei laufe, wie versichert wurde. Johann Hartl präsentierte die Messdaten des vergangenen Jahres, die diese Behauptung auch belegten: Die Reinigungsleistung war das ganze Jahr über hervorragend gewesen. Als letzter Punkt der Besichtigungsfahrt wurde eine seit einem Jahr laufende Pflanzenkläranlage besucht, bei der es sich um ein horizontales Pflanzenbeet handelte; bei den anderen Anlagen waren es vertikale Anlagen.

Aus den besuchten Anlagen ergab sich schnell die Frage, wie aufwändig und teuer die Wartung und Pflege solcher Kleinkläranlagen ist. Hartl betonte zunächst, dass sich die Vorschriften wohl demnächst dahingehend ändern würden, dass der Betreiber dann mehr als bisher durch Eigenüberwachung erledigen könne. Diese sei bei Pflanzenbeeten relativ unproblematisch, während sie bei der Belebungsanlage von den meisten wohl nicht selber durchzuführen sei. In jedem Fall aber konnten die Besucher bei allen Anlagen registrieren, dass es keinerlei Geruchsbelästigung gab.

Hartl empfahl, einer Kleinkläranlage ein Sickerbeet mit verschiedenen Blumen nachzuschalten, so dass nur ein Notüberlauf das gereinigte Restwasser ableitet. "In so einem trockenen Jahr wie heuer ist der Überlauf so gut wie nie gelaufen, da alles Wasser von den Pflanzen verbraucht wurde," so Hartl. Georg Huber bestätigte, dass seiner Meinung nach der größte Vorteil der Kläranlagen darin liege, dass hier das gereinigte Wasser dezentral in kleinen Mengen anfalle und so auch auf nicht so sickerfähigen Böden durch den Pflanzenbewuchs aufgenommen werden könne.

Nach Hartls Worten sind sowohl die Systeme ohne wie auch mit technischer Abwasserbelüftung für eine saubere Reinigung des Abwassers geeignet. Aufgrund seiner Erfahrungen würde er allerdings Filtergräben und Filterschachtanlagen für eine langfristige Abwasserreinigung nicht empfehlen, da hierbei häufig nach einiger Zeit der Filtersand ausgetauscht werden müsste. Sehr gute Erfahrungen hat Hartl allerdings mit der Anlage von Pflanzenbeetanlagen, da diese relativ leicht zu bauen seien, gut funktionieren und auch gut kontrolliert werden können. Falls aus Platzgründen ein solches Pflanzenbeet nicht verwirklicht werden könne, sei oft auch der Einbau einer Belebungsanlage sinnvoll. Allerdings müsse eine solche technische Anlage öfter kontrolliert werden und man brauche dafür natürlich auch Strom. Unter gewissen Voraussetzungen lasse sich eine solche Belebungsanlage auch als Nachrüstsatz in eine bestehende Drei-Kammer-Grube einbauen, was natürlich die Anschaffungskosten deutlich verringere.

Das Fazit von Georg Huber war, dass die vorgestellten Möglichkeiten einer dezentralen Abwasserreinigung in den meisten Fällen sinnvoller seien als eine weitere Ausdehnung des gemeindlichen Abwasserkanals. Es habe sich auch in dem von der Gemeinde in Auftrag gegebenen Abwasserkonzept gezeigt, dass für die im Außenbereich liegenden Anwesen ein Kanal in den meisten Fällen sehr viel teurer komme als kleine private Lösungen. Im Übrigen hätten diese auch ökologische Vorteile, da das Wasser dann kleinflächig über das Einzugsgebiet versickern oder verdunsten könne und damit nicht zu einer weiteren Verschärfung künftiger Hochwasser- oder Trockenheitsprobleme beitrage. he

 

Mondkrater enthalten kein Wasser

Radarmessungen dämpfen Hoffnungen auf größere Depots

Wissenschaft, den 13.11.2003 

Falls es auf dem Mond Wasser gibt, dann wesentlich weniger als bislang gehofft. Das belegen Messungen amerikanischer Forscher. Bruce Campbell von der Smithsonian Institution in Washington D.C., stellen ihre Untersuchungen im Journal Nature vor (Bd. 426, S. 137).

Die amerikanischen Raumsonden Clementine und Lunar Prospector hatten in den 90er Jahren mit verschiedenen Methoden Hinweise darauf gefunden, dass sich im Boden einiger Mondkrater Wassereis befinden könnte. Da nie ein Sonnenstrahl den Grund von Kratern wie Shoemaker, Faustini oder Shackleton in der Nähe des Mond-Südpols erreicht, liegen die Temperaturen dort permanent unter dem Gefrierpunkt. Die neuen Messungen von Campbell und seinen Kollegen zeigen jetzt allerdings, dass das vermutete Eis fein verteilt im Mondboden vorliegen muss und nicht in Form dicker, massiver Schichten.

Die Forscher hatten die Polregionen des Mondes mit langwelligen Radarstrahlen durchleuchtet, die mehrere Meter tief in den Mondboden eindringen können. Falls sich dort dicke Eisschichten befinden würden, hätten die Forscher ein starkes Echo erhalten müssen. Doch das blieb aus. Da vorher auch Messungen mit kurzwelligeren Radarstrahlen ohne Ergebnis geblieben waren, schließen die Forscher aus, dass Eislagen von mehr als einem Zentimeter Dicke im Mondgestein eingebettet sind.

Anders sieht es auf dem Planeten Merkur aus: Bei ähnlichen Messungen waren dort starke Reflexionen am Boden einiger polnaher, permanent im Schatten liegender Krater aufgetreten, die als dicke Eisdepots interpretiert wurden. Womöglich wird der sonnennächste Planet häufiger als der Mond von Kometen getroffen, deren Eis dann in Kältefallen überdauert, spekulieren die Forscher.
Von Ute Kehse

 

Fischzucht auf dem Bauernhof

Wissenschaftler erproben neue Methoden der Fischproduktion. Landwirte könnten ihren Verdienst mit Forellen aufbessern

Ostsee Zeitung, den 13.11.2003 

Forellen sind begehrte Speisefische. Das Land arbeitet an Methoden, die Produktion in Mecklenburg-Vorpommern anzukurbeln. Kaltwasserkreislauf heißt das Zauberwort: „Wir entwickeln eine Anlage, in der Forellen mit erheblich weniger Frischwasser produziert werden können als in bisher üblichen Anlagen“, sagt Hans-Joachim Jennerich, Leiter des Fischereiinstitutes der Landesforschungsanstalt M-V.

Jährlich 1500 Tonnen könnten allein in der Region verkauft werden, schätzt der Forscher. Produziert werden jedoch lediglich 200 Tonnen pro Jahr. Zu DDR-Zeiten waren es etwa 1000 Tonnen. Verschärfte Umweltbestimmungen ließen jedoch veraltete Produktionsmethoden nach der Wende nicht mehr zu.

Gutes Wasser brauchen Forellen zum Leben: Sauerstoffreich, kalt, sauber – wie im Gebirgsbach. Doch Gebirgsbäche sind in Mecklenburg-Vorpommern selten. Also gilt es, das Wasser aufzubereiten und im Kreislauf zu verwenden. Für Fische wie Aal, Stör und Wels, die wärmeres Wasser lieben, gibt es bereits solche Anlagen, sagt Jennerich. Möglich ist das aus zwei Gründen: Die dort verwendete biologische Reinigung funktioniert erst bei Temperaturen von 22 bis 26 Grad. Und der höhere Verkaufswert dieser Fische rechtfertigt betriebswirtschaftlich einen höheren Aufwand.

„In Hohen Wangelin (Landkreis Güstrow) wird 2004 eine Versuchsanlage in Betrieb gehen, die die Wasseraufbereitung auch unter kälteren Bedingungen sichern soll“, sagt Jennerich. Gefördert wird der Bau aus EU- und Landesmitteln. „Wenn alles so klappt, wie wir uns es vorstellen, kann die Forellenproduktion für Landwirte eine Möglichkeit werden, ihre Einkünfte aufzubessern.“ Den Optimismus dafür, die richtigen Methoden gefunden zu haben, zieht Jennerich aus dem Verlauf eines vom Land finanzierten Vorversuches bei der Agrargesellschaft Hohen Wangelin.

In vier Behältern mit insgesamt acht Kubikmetern Wasser wurde dort dieses Jahr im Versuch eine Tonne Forellen produziert. Das Wasser wird über Filter mechanisch und außerdem biologisch gereinigt. Sauerstoff wird zugeführt und ein anderes System sorgt für die Entlüftung. Der Frischwasserbedarf wurde dabei gegenüber herkömmlichen Anlagen um 90 Prozent gesenkt. So würden Dimensionen erreicht, die ein wirtschaftliches Arbeiten ermöglichen: „Mit der gleichen Wassermenge kann so die zehnfache Menge Forellen produziert werden. Und es fällt wesentlich weniger Abwasser an.“

Weiterer Vorteil sei, dass das nicht mehr benötigte Wasser von hoher Qualität sei und die Kriterien erfülle, in Vorfluter von Fließgewässern eingeleitet zu werden. Im großen Versuch sollen nun die erzielten Ergebnisse unter Praxis nahen Bedingungen erprobt werden. „Wir haben schon Anfragen von Agrarbetrieben, die sich sehr für die Anlage interessieren“, sagt Jennerich. Der Institutschef begründet das Interesse so: Viele landwirtschaftliche Betriebe verfügen über leerstehende Ställe und Hallen, die so genutzt werden könnten.

Erster Kandidat für die Nutzung sei die Agrargesellschaft Hohen Wangelin, bei der der Versuch derzeit angesiedelt ist. „Ich kommentiere das allerdings lieber mit angezogener Handbremse“, sagt deren Geschäftsführer und betont, dass Forellen auch in Zukunft keine Konkurrenz zu Kuh und Schwein werden: „Selbst wenn alle Vorhersagen eintreffen – die Fischproduktion im Stall wird keinesfalls das Kerngeschäft ersetzen können.“ Von Nick Vogler

 

Badegewässerqualität Obere Isar

Kochel zieht bei Abwasser-Desinfektion nach
Gemeinde hofft, noch die höheren Zuschüsse zu bekommen / Verzögerung nicht selbst verschuldet 

Süddeutsche Zeitung, den 12.11.2003 

Die Gemeinde Kochel will eine Abwasser-Desinfektionsanlage bauen und versuchen, dafür den höchst möglichen Zuschuss zu erhalten. Die Gemeinderäte fürchten, dass die Desinfektion in Kürze gesetzlich vorgeschrieben wird und es dann für den Bau einer Anlage keinerlei Zuschüsse mehr gibt. Inzwischen gibt es nicht mehr, wie zu Beginn des Projektes, 80 Prozent Zuschuss, sondern nur noch 70.

Wie berichtet hat Kochel noch keinen Zuschussantrag im Rahmen des Projektes „Badegewässerqualität Obere Isar“ gestellt. Denn zunächst war unklar, ob das Abwasser der Gemeinde überhaupt nachbehandelt werden muss. Die Kochler Kläranlage ist ganz neu und arbeitet nach dem SBR-Verfahren. Als sich herausstellte, dass doch desinfiziert werden muss, hatten Experten behauptet, eine UV-Anlage könne man an eine solche Anlage nicht anbauen.

So wurde versucht, die nach der Klärung noch vorhandenen Bakterien mit Peressigsäure abzutöten. Der Versuch sei jedoch nach zwei Wochen abgebrochen worden, weil er nicht den gewünschten Erfolg gezeigt habe, sagte Diplom-Ingenieur Ulrich Grötzinger vom Planungsbüro Obermeyer bei der Sitzung. Nun, da klar ist, dass auch das Kochler Abwasser nachbehandelt werden muss, gibt es nur noch Zuschüsse in Höhe von 70 Prozent. Da die Gemeinde aber keinerlei Verschulden an der Verzögerung treffe, wie Bürgermeister Werner Englert und Franz Mayer (SPD) sagten, will Englert versuchen, noch 80 Prozent Zuschuss zu bekommen. Allerdings läuft auch die 70-Prozent-Förderung zum Jahresende aus. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass eine Desinfektion mit UV-Licht durchaus möglich ist, ebenso eine mit Peressigsäure.

Grötzinger stellte die Kosten für drei Varianten der Desinfektion gegenüber, die das Planungsbüro ermittelt hatte: Eine offene beziehungsweise geschlossene UV-Anlage sowie die Peressigsäure-Methode. Die Herstellungskosten sind nach diesen Berechnungen für alle drei Varianten ungefähr gleich und bewegen sich um 300 000 Euro. Bei den Betriebskosten offenbarten sich jedoch große Unterschiede. Die Peressigsäure-Methode würde pro Jahr fast 16 000 Euro kosten, eine geschlossene UV-Anlage 13 300 und eine offene 7716 Euro. Wie Grötzinger sagte, müsse die Anlage nur von Mai bis September betrieben werdenn. Jede der drei Anlagen würde das Wasser so gut desinfizieren, dass es auch die Grenzwerte einer neuen EU-Richtlinie unterschreiten wird, die derzeit vorbereitet wird, sagte Grötzinger.

Die Räte beschlossen mehrheitlich, die Pläne für eine offene UV-Anlage schnellstmöglich einzureichen und die Zuschüsse zu beantragen. Eines müssen die Kochler noch nachholen: Die Nachbarn in Schlehdorf müssen der Desinfektionsanlage zustimmen. Diese Zustimmung einzuholen habe man schlicht vergessen, sagte Englert. Von Ingrid Reinhardt.

 

Wer "versiegelt" soll ab 2004 mehr bezahlen

Stadt will neue Abwasser-Gebührenordnung

Allgemeine Zeitung, den 12.11.2003 

Für manchen Wiesbadener wird es billiger, für manchen teurer - "Gebührengerechtigkeit und Bürgerfreundlichkeit" sind laut Magistratsvorlage die Ziele und der Inhalt der neuen Abwasser-Gebührenordnung, die - wenn die Stadtverordneten erwartungsgemäß zustimmen - am 1. Januar in Kraft treten soll.

Zu diesen Zeitpunkt wird die Gebührenordnung zweigeteilt: jeder Haus- und Grundeigentümer (und über und mit ihm gegebenenfalls auch die Mieter) zahlt von Januar an nicht nur für das bezogene Frischwasser, sondern auch für das Niederschlagswasser, das - weil unterschiedlich große Flächen des Grundstücks "versiegelt" sind - dem Kanalsystem und damit der Kläranlage zufließt, eine Abwasserabgabe: 2,15 Euro für das als "Schmutzwasser" abfließende Frischwasser und 70 Cent für jeden Quadratmeter versiegelter Fläche wie Garagen, betonierte oder asphaltierte, Weg-, Treppen- und Hofflächen.

Gerechter ist diese Neuordnung nach Ansicht der Stadtväter, weil bisher alle Wiesbadener für das insgesamt über das städtische Kanalsystem abfließende Wasser zahlen mussten; Bürgerfreundlicher, weil es im allgemeinen Umweltinteresse liegt, wenn das Regenwasser in die Erde versickern und nicht über versiegelte Flächen in das Kanalsystem und über dieses in die aufwendig zu betreibende Kläranlage und letztlich in den Rhein abfließt.

Konkret sieht das in etwa so aus: ein Anwesen mit jährliche, Frischwasserverbrauch von 150 Kubikmeter und einer "versiegelten" Fläche von 100 Quadratmetern zahlt bisher jährlich 397 Euro an Abwasser-Gebühren, künftig insgesamt 392 Euro. Wer keine versiegelte Fläche hat (was praktisch kaum der Fall ist) müsste 55 Euro weniger zahlen.

Ganz anders sieht es schon bei einem Anwesen mit 1000 Quadratmeter versiegelter Fläche aus (Supermärkte, Gewerbebetriebe, Garagenanlagen und ähnliches). Hier steigt die Wassergebühr bei einem Verbrauch von 150 Kubikmetern von bisher 397 auf 1022 Euro. G.L.

 

Gebühren für Abwasser sinken stark

Hamburger Abendblatt, den 12.11.2003 

Die Abwassergebühren in Schleswig-Holstein sollen im nächsten Jahr kräftig sinken. "Wir gehen davon aus, dass eine große Zahl der Gemeinden ihre Gebühren mindert oder wenigstens auf geplante Erhöhungen verzichtet", sagte der Geschäftsführer des Gemeindetags, Hartmut Borchert, dem Hamburger Abendblatt. Die Bürger könnten bis zu 50 Prozent sparen. Der Bund der Steuerzahler (BdSt) rechnet ebenfalls mit einem Preissturz. Grund: Der Landtag will heute das Kommunalabgabengesetz (KAG) ändern.

Das KAG verpflichtet Städte und Gemeinden bisher, fürs Abwasser doppelt zu kassieren. Anwohner müssen den Anschluss an die Kläranlage zahlen und solche Investitionen über eine höhere Gebühr nochmals finanzieren. Die KAG-Novelle - vom Innenausschuss bereits abgesegnet - eröffnet den Kommunen nun einen größeren Spielraum. Sie sollen bürgerfreundlicher kalkulieren können.

Wie das geht, zeigt das Amt Achterwehr, zu dem sechs Gemeinden im Kieler Umland gehören. Das Amt verlangt für einen Kubikmeter Abwasser 2,85 Euro. Laut KAG müssten die Bürger weit mehr als drei Euro berappen. "Wir sind jetzt Vorreiter", sagt Bürgermeister Wilhelm Jürgens. ubi

 

Der Stadt droht ein neuer Prozess

Rückzahlungen an Grundstücksbesitzer begannen mit Verzögerung

Darmstädter Echo, den 11.11.2003 

In Darmstadt bahnt sich ein neuer Streit um die Abwassergebühren an. Es geht um den Erlös der Stadt aus dem Verkauf von Aktien der ehemaligen Südhessischen Gas und Wasser AG, die in diesem Jahr mit der Heag Versorgungs AG zur Heag Südhessische Energie AG (HSE) verschmolzen wurde.

Die Südhessische hatte die neue Kläranlage an der Mainzer Straße gebaut und betrieben. Finanziert wurde das Klärwerk mit der Abwassergebühr. Nun fordert die Interessengemeinschaft Abwasser, den Vermögensanteil der Kläranlage aus dem Erlös von Aktienverkäufen herauszurechnen und durch eine Senkung der Abwassergebühr an die Gebührenzahler zurück zu geben.

IG-Vorsitzender Jes Peter Nissen: „Es kann nicht sein, dass die Stadt beim Verkauf diese Gelder für sich in Anspruch nimmt.“ Stadtkämmerer Wolfgang Glenz sieht das anders: „Da sehen wir keinen Zusammenhang. Mehr kann ich dazu auch nicht ausführen.“

Nun droht Nissen mit einem neuen Prozess. Erst vor zweieinhalb Jahren hatte die IG Abwasser die Stadt mit einem Gerichtsverfahren zur Gebührensenkung und zur Rückzahlung zu hoher Gebühren gezwungen. Über die Affäre war die damalige Stadtkämmerin Cornelia Diekmann gestürzt, die ins Sozialdezernat versetzt wurde.

Nun will Glenz das Gespräch mit der IG Abwasser suchen, das, so klagt Nissen, „abrupt beendet“ worden sei. „Aber nicht von mir“, sagt der seit Herbst amtierende neue Kämmerer. In diesem Gespräch kann er klären, warum die Stadt eine niedrigere Summe alter Gebühren zurückerstatten will, als die IG Abwasser ausgerechnet hat.

In diesen Tagen verschickt das Kassen- und Steueramt Schecks an Grundstücksbesitzer, mit denen zu viel gezahlte Gebühren aus den Jahren 1989 bis 1994 zurückgezahlt werden sollen.

Eine Preisprüfung beim Darmstädter Regierungspräsidium hatte ergeben, dass die Südhessische in dieser Zeit fast zwanzig Millionen Mark zu viel in Rechnung gestellt hatte.

Dieses Geld (zehn Millionen Euro zuzüglich drei Millionen Euro an Zinsen) war der Stadt Darmstadt bereits im Frühjahr 2002 von der Südhessischen erstattet worden. Die Rückzahlung an die Grundstücksbesitzer sollte in diesem Jahr noch vor der Sommerpause erfolgen.

Dass es dazu nicht gekommen ist, erklärt Glenz mit der Notwendigkeit, die Daten der Empfänger aus den alten Unterlagen der Südhessischen heraus zu filtern Damit habe die HSE eine Privatfirma beauftragt, die erst jetzt geliefert habe. Die Stadt habe diese Verzögerung nicht zu vertreten.

Die Schecks der Stadt gehen von einer Rückerstattung von 23 Cent aus. Nissen dagegen sagt, es müssten 25 Cent erstattet werden. Diese Differenz kann sich Glenz nicht erklären.

Der Kämmerer fordert nun die Grundstücksbesitzer auf, das ihnen zurückgezahlte Geld möglichst schnell an die Mieter weiterzugeben. Den Mietern rät er, sich mit ihren Vermietern in Verbindung zu setzen.

 

Patentierte Plastik-Tonne als kleines Klärwerk

Kleinkläranlagen aus Kunststoff werden seit letztem Jahr in Boizenburg hergestellt. Die innovativen Behälter sind super leicht und lange haltbar.

Schweriner Volkszeitung, den 10.11.2003 

Clever klären - so das Credo der Abwasserexperten aus Boizenburg. Seit Mitte letzten Jahres produziert das neu gegründete Unternehmen inno-tec Kleinkläranlagen aus Kunststoff. Diese arbeiten voll biologisch, sind für abgelegene Gehöfte und Häuser oder ganze Gemeinden geeignet. Vor allem aber sind sie stabil und super leicht: Bringen herkömmliche Anlagen aus Beton rund sieben Tonnen auf die Waage, so wiegen die innovativen Plastik-Tonnen aus Boizenburg nur rund 380 Kilogramm.

Das Geheimnis der Leichtgewichte findet sich im Material und Aufbau: Die doppelte Wand aus Polyethylen-Schichten wird mit Isolierschaum gefüllt, damit haltbar und zugleich gedämmt. Im Inneren der rund zwei Meter dicken Rundbehälter finden sich drei Kammern: Die Vorklärung hält Feststoffe zurück und muss etwa alle drei Jahre ausgepumpt werden. In der biologischen Klärkammer bauen Mikroorganismen die Schadstoffe im Wasser ab. In der dritten Kammer schließlich setzt sich der überschüssige Schlamm ab und wird automatisch zur Lagerung in Kammer eins geleitet. Das Ergebnis ist klares Wasser, das im Boden versickert oder in einen Wasserlauf gegeben werden kann.

Hintergrund der Neuentwicklung ist eine EU-Richtlinie, nach der spätestens 2010 alle Abwässer nicht zentral angeschlossener Haushalte in der Europäischen Union biologisch gereinigt werden müssen. 95 Prozent der deutschen Haushalte sind bereits ans zentrale Kanalnetz angeschlossen oder haben eine eigene, mitunter aber auch veraltete Kläranlage. Marketingleiter Jörg Gamradt geht davon aus, dass der Bedarf an modernen Kleinkläranlagen bei etwa zwei bis drei Millionen Stück allein in der Bundesrepublik liegt.

Die Boizenburger Kunststoffanlagen sind seit 2001 vom Deutschen Institut für Bautechnik zugelassen. Bisher wurden sie vor allem in Norddeutschland installiert, doch die Akquise von Kunden im Süden läuft auf vollen Touren, so Gamradt.

Die Kosten pro Anlage für einen Vier-Personen-Haushalt belaufen sich auf etwa 4000 Euro plus Wartung. Derzeit werden etwa 60 bis 70 Kleinklärwerke, meist für Vier- bis Zwölf-Personen-Häuser, jeden Monat bei inno-tec gefertigt.

Gamradt beziffert die bisherigen Investitionen im Boizenburger Gewerbegebiet auf rund zwei Millionen Euro, die Zahl der Mitarbeiter auf 24. Demnächst soll die Produktionskapazität aufgestockt sowie die Automatisierung erhöht werden, so dass ab 2004 etwa 45 Kleinkläranlagen pro Woche zugeschnitten, zusammengeschweißt und komplett ausgerüstet werden können.

Bereits jetzt wird an neuen Anwendungen für die Boizenburger Kunststoff-Tonne getüftelt, so Gamradt. Möglich etwa wäre der Bau von stabilen Auffangbehältern für Chemikalien und Öl oder von Warmwasserspeichern für Solarheizanlagen.
Von Grit Büttner.

 

Salz gegen den Gestank

Berliner Zeitung, den 10.11.2003 

Gegen den üblen Gestank aus der Kanalisation im Gebiet um die Pritstabelstraße in Wendenschloss wollen die Berliner Wasserbetriebe mit Natronsalpeter vorgehen. Wie der Sprecher des Unternehmens Eike Krüger der Berliner Zeitung sagte, wird jetzt das biologisch unbedenkliche Salz über eine Förderschnecke in die Kanalisation eingeleitet. Ursache für die Geruchsbelästigung sei der lange Weg, den die Abwässer hätten, bis sie in der Kanalisation ankommen. Anwohner hatten sich seit längerem über die Belästigung beschwert. Der Versuch, den Gestank mit Kalk zu neutralisieren, war fehl geschlagen. (sk.)

 

Warmes Wasser für Guatemala

Münchner Student baut Solaranlage für ein Waisenhaus 

Süddeutsche Zeitung, den 10.11.2003

Selbst für die Babys unter den 330 Waisenkindern gab es bisher nur kaltes Wasser zum Waschen. Doch seit kurzem gehört die eiskalte Dusche für das Waisenhaus in den Bergen Guatemalas, wo es nachts oft bitterkalt wird, der Vergangenheit an. Eine kleine Gruppe junger Freiwilliger – unter ihnen der 22-jährige Münchner Physikstudent und Maximilianeer Tobias Leipprand – hat dem Kinderheim des Vereins „Unsere kleinen Brüder und Schwestern“ mit dem Bau einer Solaranlage zu warmem Wasser verholfen. „Die Kinder waren so froh, früh morgens nicht mehr mit Eiswasser duschen zu müssen“, erzählt Leipprand. „Ich bin sicher, dass dadurch auch die Zahl der Fälle von Erkältungen und Lungenentzündungen zurückgehen wird.“

Leipprand flog nach seinem Abitur im Jahr 2000 nach Guatemala, um dort ein Jahr lang in einem Waisenhaus als Freiwilliger zu arbeiten. Das Heim liegt etwa 40 Kilometer von der Hauptstadt entfernt auf rund 2000 Meter Höhe am Hang des Vulkans Acatenango. Vor allem in der Zeit von November bis März sind dort die Nächte sehr kalt. Nach seiner Rückkehr traf er einen ehemaligen Freiwilligen, der im gleichen Heim gearbeitet hatte: Till Reichardt. Der Student der Umwelt- und Verfahrenstechnik kam auf die Idee, eine solargeheizte Warmwasseranlage für das Heim aufzubauen. Leipprand und Reichardt gewannen Helfer und sammelten 21.000 Euro an Spenden für das nötige Material.

In Guatemala aber stieß das Team auf viele Schwierigkeiten. „Allein das Holz für die Kollektorkästen war kaum aufzutreiben, von den Kupferrohren und dem Lötzubehör ganz zu schweigen“, berichtet der Ingenieur Robert Mack, der die technische Planung übernahm und die Steuerung stiftete. Als letztlich elfköpfige Gruppe bauten sie in den Sommersemesterferien die Kollektoren mit einer Fläche von 80 Quadratemetern komplett selbst: Das Team zimmerte Holzrahmen und montierte darin die Röhren und die aus Deutschland mitgebrachten Kupferabsorberstreifen. Ein Kran hob die Kollektoren auf die Dächer der Schlafsäle. Dann mussten die Anschlüsse zum 6000-Liter-Speichertank und den Duschen hergestellt und die Pumpen installiert werden. Das Warmwasser darin soll für bis zu drei Tage reichen. Im Probebetrieb stieg die Wassertemperatur schnell auf mehr als 50 Grad – nur ein paar Lecks mussten noch abgedichtet werden.

Der erfolgreiche Einsatz von Sonnenenergie stieß auf großes Interesse in dem armen Land. „Energie ist teuer und die Umweltverschmutzung immens“, sagt Leipprand. „Wir haben gezeigt, wie man mit einfacher und günstiger Technik Großes erreichen kann. Was wir gebaut haben, können die Leute dort unterhalten.“ Vor allem aber könnten sie eine solche Anlage nun auch nachbauen. Somit biete das Projekt Hilfe zur Selbsthilfe: Die Heimkinder, die beim Bau mitgewirkt haben, könnten nun das Projekt selbst betreuen: „Sie haben jetzt eine Vorstellung davon, was Nachhaltigkeit bedeutet“, betont Leipprand.
Von Sven Loerzer.

 

Tiefere Preise für Abfall und Abwasser

Stadtzürcher Haushalte und Kleinbetriebe profitieren

Neue Züricher Zeitung, den 08.11.2003 

Die Stadt Zürich will die Preise für Abfall und Abwasser senken. Profitieren würden Haushalte und kleinere Betriebe. Mit der Neuordnung der Gebührenregelung will das Tiefbau- und Entsorgungsdepartement das Verursacherprinzip besser verankern.

mju. Vom Tiefbau- und Entsorgungsdepartement der Stadt Zürich erreicht uns die frohe Kunde, dass auch einmal etwas billiger wird. Die Abteilung Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ) hat ihr Gebührenreglement überarbeitet; sie will die Abfall- und Abwasserpreise insbesondere für Haushalte und kleinere Betriebe senken. Weil dem Verursacherprinzip besser Nachachtung verschafft werden soll, werden hingegen die Entsorgungskosten für größere Betriebe ansteigen. Solche Firmen beschäftigen besonders viele Pendler. Und diese nähmen das Papier ihres Znünibrötlis ja nicht wieder mit nach Hause, wie Stadtrat Martin Waser, Vorsteher des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements, vor den Medien erklärte. Über die Vorlage muss nun der Zürcher Gemeinderat befinden. Bei einem Ja würden die geänderten Preise ab 1. Januar 2005 gelten.

Insgesamt würde das ERZ wegen der neuen Gebührenordnung einen zweistelligen Millionenbetrag weniger einnehmen, wie Waser erklärte. Dies ist gemäss Urs Pauli, stellvertretender Direktor des ERZ, tragbar, weil seine Abteilung in den letzten Jahren ihre Effizienz steigern konnte. Mit den neuen Preisen würde die bisherige Quersubventionierung von Haushalten hin zu Betrieben ausgemerzt; der «Züri-Sack» soll etwas billiger, der Grundtarif gesenkt und vereinheitlicht werden (siehe Tabelle). Das ERZ will künftig unterscheiden zwischen Leistungspreisen und Grundgebühren («Infrastrukturpreisen»). Mit Letzteren werden die Kosten der Infrastruktur wie Abwasserkanäle oder Kläranlagen gedeckt. Mit dem Leistungspreis hingegen sollen die Zürcher für die tatsächlich verursachten Kosten aufkommen. Grundgebühr neu pro Wohnung

Privathaushalte bezahlen die Grundgebühr nicht mehr nach Anzahl Zimmer, sondern pro Wohnung; erhoben wird diese üblicherweise vom Vermieter. Bei Betrieben bildet die Anzahl Mitarbeitende die Grundlage für die Erhebung, die bisherige Berechnung aufgrund der belegten Fläche entfällt. In jeder Firma werden die Voll- und Teilzeitpensen zusammengerechnet, pro 100-Prozent-Pensum bezahlen die Unternehmen Fr. 46.- pro Jahr. Neu soll die Leerung eines Containers Betriebskehricht Fr. 9.- kosten, zuzüglich Fr. 0.20 pro Kilogramm. Bisher kam die Leerung eines 800-Liter-Containers auf Fr. 18.- für die Anfahrt zu stehen. Zudem wurden Fr. 6.- für das Leeren sowie Fr. 0.24 pro Kilogramm Müll verrechnet. 30 000 Container für Zürich

Für Abwasser ist eine jährliche Grundgebühr pro Wohneinheit von Fr. 45.- vorgesehen. Bisher wurden durchschnittlich Fr. 85.40 verlangt. Bei Betrieben werden pro 100-Prozent-Pensum neu Fr. 50.- erhoben. Die Meteorwasserkomponente (neu «Infrastrukturpreis Regenabwasser») wird weiterhin Fr. 1.40 pro Quadratmeter kosten. Der Abwasserpreis beträgt neu Fr. 1.80 pro Kubikmeter (bisher Fr. 2.05).

Zwei Personen in einer Dreizimmerwohnung müssten neu für Abfall und Abwasser jährlich nicht mehr Fr. 609.-, sondern noch Fr. 543.- bezahlen; eine Firma mit zwei Mitarbeitern, einem Container und 120 m[2] Geschäftsfläche hätte nicht mehr Fr. 1004.- zu berappen, sondern Fr. 876.-. In der Vorlage schlägt der Stadtrat vor, dass ihm der Gemeinderat die Kompetenz zur Änderung der Preise innerhalb einer Bandbreite von 10 Prozent übertragen soll. Geplant ist zudem, in den nächsten 3 Jahren in der ganzen Stadt rund 30 000 Abfallcontainer aufzustellen sowie im Raum Wollishofen einen dritten Recyclinghof einzurichten.

 

Abwasser-Streit kocht wieder hoch

Thüringische Landeszeitung, den 06.11.2003 

Der Streit um teilweise existenzvernichtende Wasser- und Abwasserabgaben in Thüringen kocht in alter Heftigkeit erneut hoch. Die Bürgerallianz rechnet damit, dass in den nächsten Monaten in vielen Regionen des Landes neue Bescheide auf den Weg gebracht werden.

Jüngster Konfliktfall: Friedrichroda im Kreis Gotha. Eine Bürgerinitiative droht dort mittlerweile mit drastischen Maßnahmen wie Hungerstreik, Protestplakaten und einer Beschwerde beim Europäischen Sozialforum. Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) wurde bei einem von fast 800 Bürgern besuchten TLZ-Podium in Friedrichroda aufgefordert, sich den Problemen zu stellen.

"Trotz aller gegenteiligen Bekundungen ist in diesem Bereich so gut wie nichts geregelt", beklagt der Vorsitzende der Bürgerallianz, Jörg Delinger. Er verlangt erneut die Offenlegung aller Resultate der Tiefenprüfungen bei den Wasser -und Abwasserzweckverbänden. Das wird bisher vom Innenministerium kategorisch verweigert.

Die Bürgerinitiativen erneuerten landesweit die Forderung, bei den Abwasserzweckverbänden auf die Erhebung von Herstellungsbeiträgen zu verzichten und die Investitionen stattdessen auf die Gebühren umzulegen. Von 178 Zweckverbänden in Thüringen nutzen nach Angaben der Bürgerinitiativen 41 diese Möglichkeit, die finanziellen Lasten auf mehr Schultern zu verteilen.
Von Hartmut Kaczmarek

 

RUB-Maschinenbauer entwickeln neues Verfahren zur Meerwasserentsalzung

Informationsdienst Wissenschaft, den 05.11.2003 

Um aus Salz- Trinkwasser zu gewinnen, brauchen die Bochumer Maschinenbauer kein riesiges Kraftwerk an der Meeresküste: In den Werkhallen der Fakultät für Maschinenbau steht ein eher unscheinbarer Prototyp, der mehr kann als heutige Anlagen. Er basiert auf einem neuen Verfahren, das Sonnenenergie nutzt, die in einem geschlossenen, rückgekoppelten System effizient eingesetzt werden kann. Das äußerst preisgünstige und einfache Verfahren könnte in Zukunft die Trinkwasserversorgung in wasserarmen Ländern verbessern.

Mit Sonnenlicht zum Trinkwasser Bochumer Meerwasserentsalzung nutzt Solarenergie RUB-Maschinenbauer entwickeln neues Verfahren und Prototyp

Um aus Salz- Trinkwasser zu gewinnen, brauchen die Bochumer Maschinenbauer kein riesiges Kraftwerk an der Meeresküste: In den Werkhallen der Fakultät für Maschinenbau steht ein eher unscheinbarer Prototyp, der mehr kann als heutige Anlagen. Er basiert auf einem neuen Verfahren, das der ehemalige Mitarbeiter Dr. Thomas Brendel an der Ruhr-Universität Bochum entwickelt hat. Dabei nutzt er Sonnenenergie, die in einem geschlossenen, rückgekoppelten System effizient eingesetzt werden kann. Das äußerst preisgünstige und einfache Verfahren könnte in Zukunft die Trinkwasserversorgung in wasserarmen Ländern verbessern.

Entsalzung belastet die Umwelt

Das Problem an bisher eingesetzten Verfahren zur Meer- oder Brackwasserentsalzung ist der enorm hohe Energiebedarf der Anlagen. Als Energiequelle dienen meist fossile Brennstoffe wie Öl oder Erdgas - die Belastung des Klimas durch den Ausstoß von Kohlendioxid ist entsprechend hoch. 48 Prozent der weltweiten Anlagenkapazität entfallen auf die Anrainerstaaten des Arabischen Golfs, Meerwasserentsalzung können sich heute fast ausschließlich reiche Länder leisten.

Ein Prototyp aus dem Baumarkt

Das neue Bochumer Verfahren hat hingegen gleich mehrere Vorteile: Es entlastet die Umwelt, es ist klein und platzsparend. "Die einzelnen Komponenten des Prototypen sind herkömmliche Produkte aus heimischen Baumärkten", sagt Juniorprofessor Marcus Petermann vom Lehrstuhl für Partikeltechnologie und Partikeldesign. Insgesamt kostete die Anlage 10.000 Euro, ca. 5.000 entfielen auf Sachkosten und 5.000 auf die Arbeitszeit. "Bei industrieller Serienfertigung ließen sich die Kosten noch deutlich senken", so Petermann.

Und so funktioniert es

Als Trägergas dient Luft, so dass die Anlage insgesamt mit niedrigeren Temperaturen arbeiten kann als herkömmliche Verfahren. Das salzige Wasser wird erwärmt und rieselt durch einen so genannten Verdunstungsbefeuchter, der die einströmende Luft erwärmt und zusätzlich mit Wasserdampf aus dem Meerwasser anreichert. Am Entfeuchter wird die Luft dann kondensiert: Das gewonnene, reine Wasser fließt aus der Anlage heraus, die übriggebliebene Salzlösung (Sole) wird im Kreislauf wieder der Ausgangsflüssigkeit zugeführt.

Leistungsfähig und vielseitig

Das Verfahren ist nun soweit ausgereift, dass es mit wenigen Sonnenkollektoren arbeiten kann. Bei zehn Sonnenstunden ergibt sich bei diesem Verfahren eine Produktrate von 20 Litern Wasser pro Quadratmeter Kollektorfläche und Tag. "Die Anlage ist zwar für Solarenergie konzipiert", sagt Petermann, "sie lässt sich aber auch mit anderen Energiequellen betreiben wie Abwärme, zum Beispiel von Dieselmotoren. Denkbar wäre damit etwa auch ein Einsatz auf Schiffen, um Trinkwasser zu gewinnen." Seinen ersten Einsatz hat der Prototyp jedoch erst mal im neuen Schülerlabor der RUB: Die Anlage ist transportabel und dient in Zukunft auch Schülern, um in Projektwochen mit dem Entsalzungsverfahren zu experimentieren.

Die Quelle des Lebens

In vielen Ländern kann der Bedarf an sauberem Trinkwasser nicht mehr gedeckt werden. Nach Angaben der Vereinten Nationen leiden bereits heute etwa zwei Milliarden Menschen unter einem Mangel an sauberem Trinkwasser. Zwölf Millionen Menschen sterben jährlich an Krankheiten, die durch verunreinigtes Wasser hervorgerufen werden. Während sich die Weltbevölkerung in den vergangenen 70 Jahren verdreifacht hat, ist der Frischwasserverbrauch in dieser Zeit um das Sechsfache gestiegen. "Wasser, die Quelle des Lebens" wird im 21. Jahrhundert daher eines der zentralen Themen sein - bezahlbare und saubere Lösungen wie das Bochumer Verfahren leisten hier einen entscheidenden Beitrag.

 

Antidepressiva im Abwasser beeinträchtigen Fische

Wissenschaft Online, den 05.11.2003 

Antidepressiva im Abwasser können die Gehirnchemie von Fischen durcheinander bringen, so das Ergebnis einer von Bryan Brooks und seinen Kollegen von der texanischen Baylor Universität durchgeführten Studie. Die Forscher hatten drei Fischarten im Pecan Creek auf Spuren der häufig verschriebenen Antidepressiva Fluctin, auch bekannt unter dem Namen Prozac, und Zoloft untersucht.

In Laborexperimenten setzte Brooks Fische unterschiedlichen Konzentrationen an Fluoxetin aus, dem Wirkstoff im Antidepressivum Fluctin. Die Analyse des Hirngewebes ergab, dass die Tiere, die den in der Umwelt vorkommenden Mengen ausgesetzt waren, deutlich veränderte Konzentrationen der Gehirnbotenstoffe Dopamin und Norepinephrin aufwiesen. Die genauen Folgen für das Verhalten der Fische seien noch nicht bekannt, so der Forscher, jedoch hätten die Chemikalien Auswirkungen auf alles - vom Appetit bis hin zur Reproduktion.

Die im Vergleich zu den Laborexperimenten lange Einwirkungszeit sowie das gleichzeitige Vorkommen verschiedenster Antidepressiva in der Natur könnte die Effekte vervielfachen, betont Marsha Black von der Universität von Georgia in Athens. Sie konnte in eigenen Untersuchungen durch Antidepressiva verzögerte Entwicklung sowie Gleichgewichtsstörungen bei Amphibien und Fischen beobachteten.

 

Könner gefragt

Fachleute für Abwasser- und Klärtechnik geschult

Südkurier, den 05.11.2003 

Modernste Abwassertechnik und aktuelle Umweltvorschriften für die Kanaltechnik standen im Mittelpunkt einer eintägigen Fortbildungsveranstaltung für 32 Mitarbeiter von kommunalen Kanalbetrieben und der Wasserbehörde aus dem Kreis Waldshut im Albbrucker Feuerwehrgerätehaus.

Städte und Gemeinden haben in den letzten Jahrzehnten landesweit Milliarden ausgegeben, um ihre Kläranlagen und Kanalnetze auf den neuesten Stand zu halten und somit einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Gewässerschutz geleistet.

Damit wuchsen aber auch die Anforderungen an das Betriebspersonal von Kläranlagen und Kanalbetrieb. Tiefbauamtsleiter Bernhard Springmann von der Stadt Schopfheim und Wilfried Geiger vom Landratsamt Lörrach informierten die Teilnehmer über Aktuelles, die TA Siedlungsabfall, Fremdwasserbeseitigung in Kanalnetzen, Personal- und Sachkosten der Abwasserbeseitigung, Geruchsbelästigung in Kanalisationssystemen, Ermittlung von Fehlanschlüssen durch Kanalberauchung. H. Wissler vom Wirtschaftkontrolldienst Waldshut referierte über Schadensfälle aus Sicht des WKD. Vom Landratsamt Waldshut wurden verschiedene Verrechenmöglichkeiten von Investitionen mit der Abwasserabgabe aufgezeigt.

 

Umweltschutz: Know-how-Defizit bei vielen Firmen

Biotechnologische Produktion hilft Geld sparen

Pressetext, den 04.11.2003 

Viele Unternehmen wissen nicht, wie sie umweltfreundliche Verfahren für ihre Produktion einsetzen können. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie des Fraunhofer Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung http://www.isi.fhg.de  gekommen.
http://idw-online.de/public/zeige_pm.html?pmid=71577 

Für die Studie "PIUS-BT" (Produktionsintegrierter Umweltschutz mit Biotechnologie) wurden Firmen aus den Branchen Lebensmittel, Papier, Chemie/Pharma und Textil befragt, warum sie nicht mehr Biotechnologie für Herstellungsprozesse verwenden. Das Resultat: Nur acht Prozent der befragten Firmen setzten solche Verfahren bereits ein, obwohl 41 Prozent angaben, dass sie ihre Produktion gerne umweltfreundlicher gestalten würden.

"Die Unternehmen wissen häufig nicht, welche Möglichkeiten die Biotechnologie bietet", beklagt die Projektleiterin Sibylle Gaisser. Dabei sind viele Verfahren bereits altbewährt. So können zum Bleichen von Jeansstoffen auch Enzyme statt Wasserstoffperoxid eingesetzt werden. Bei der Herstellung von Lebensmitteln hilft der Einsatz von Enzymen Energie zu sparen.

Laut der Studie wird bei der Produktion mit biotechnologischen Prozessen aufgrund des geringeren Energiebedarfs auch Geld gespart und die Qualität der Produkte erhöht. Gut ein Viertel der Befragten sehen einen erheblichen Bedarf an Information und Beratung. Auf Empfehlung von Gaisser sollen deshalb Workshops zum Thema "biotechnische Verfahren bei der Produktion" veranstaltet werden. Weitere Maßnahmen sind Datenbanken, Foren im Internet und Weiterbildungsangebote. Von Wilhelm Bauer.

 

Satelliteninformationen für saubere Seen in Neuseeland

Informationsdienst Wissenschaft, den 03.11.2003 

Veränderungen der Landnutzung führen oft zu ungewollten ökologischen Auswirkungen. Auf der Nordinsel Neuseelands hat sich im Lauf der letzten Jahrzehnte die Wasserqualität des touristisch sehr bedeutsamen Taupo-Sees rapide verschlechtert. Der vermehrte Eintrag des Pflanzennährstoffs Phosphor führt zu verstärktem Algenwachstum und damit zur Trübung des Seewassers. Die vermehrte Algenpopulation vermindert einerseits den Sauerstoffgehalt des Sees und verschiebt andererseits das Gleichgewicht von räuberischen (zumeist auf Sicht jagenden) Fischarten (z.B. Hechte und Barsche) zu Gunsten ihrer Beutefische. Der vermehrte Nährstoffeintrag in den Taupo-See steht offensichtlich in Zusammenhang mit stark erhöhten Schaf- und Rotwildpopulationen im Einzugsgebiet des Sees.

Folge der erhöhten Trittbelastung ist eine Zunahme des erosiven Bodenabtrages im Gewässer. Infolge der höheren Populationsdichte der Tiere sind die abgeschwemmten Bodenpartikel stärker mit Stickstoff und Phosphor befrachtet, was die Eutrophierung des limnischen Ökosystemes beschleunigt. Die Verhältnisse am Taupo-See sind damit ein typisches Beispiel des problematischen Konfliktes zwischen Nutzungsansprüchen der Landwirtschaft und Belangen des Naturschutzes, die wiederum zu großen Teilen auch denen des Tourismus entsprechen.

Wissenschaftler/innen des Institutes für Pflanzenernährung und Bodenkunde der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig arbeiten nun mit Kollegen der Neuseeländischen Ressortforschung für Landwirtschaft (AgResearch) zusammen bei der Erforschung der komplexen Zusammenhänge dieser Entwicklung und der Erarbeitung von Landnutzungsstrategien, die eine Harmonisierung der verschiedenen Ansprüche der Landnutzung zum Ziel haben. Im Mittelpunkt der Methodik steht dabei die Auswertung von historischen und aktuellen Bildinformationen von Erdbeobachtungssatelliten, die teilweise noch aus den frühen 70er Jahren, also den Anfängen der Satellitenfernerkundung stammen. Ziel ist es, Schutzzonen um den Taupo-See auszuweisen, in denen nur noch reduzierte bzw. keine Beweidung mehr zugelassen wird.

 

Weniger Schadstoffe in der Luft schützen Wasser und Boden

NGO, den 03.11.2003 

Eine mehrjährige Untersuchung zeigte jetzt: Weniger Schadstoffe in der Luft, zum Beispiel durch verringerte Industrie-Emissionen, können metallische Oberflächen und damit auch Wasser und Boden schützen. Das ist ein Ergebnis eines Projekts der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UN ECE). Luftschadstoffe können die Oberflächen von Werkstoffen, wie zum Beispiel Metallen, schädigen. Das wirkt sich erstens nachteilig auf die Optik und Beschaffenheit der Oberflächen aus, zweitens führt dies zum Eintrag erodierter Metalle in Böden und Gewässer. Ein weiterer Vorteil von geringerer Korrosion: Es werden Materialkosten gespart. Immerhin betragen die berechenbaren Schäden durch Korrosion in Deutschland rund 200 Millionen Euro pro Jahr. Deutschland übernahm für das gesamte internationale Projekt der UN ECE die experimentelle Durchführung sowie die Auswertung für die metallischen Werkstoffe Kupfer und Bronze.

18 Staaten der UN ECE beteiligten sich an 30 Standorten mit einheitlichen Versuchsreihen an dem Projekt. Deutschland war mit vier Standorten in den Städten Berlin, Bottrop (Nordrhein-Westfalen), Langenfeld (Nordrhein-Westfalen) und Waldhof (Niedersachsen) vertreten. In einer vierjährigen Versuchsreihe - von 1997 bis 2001 - wurden die Wirkungen der Luftverunreinigungen auf die Werkstoffe Kupfer und Bronze untersucht. Bereits von 1987 bis 1991 waren an denselben Standorten unter nahezu identischen Bedingungen die gleichen Versuche gemacht worden. Der Vergleich der Ergebnisse zeigt: An allen Standorten haben die Korrosionsraten deutlich abgenommen. Seit den ersten Versuchen vor zehn Jahren verringerte sich die durchschnittliche Konzentration von Schwefeldioxid in der Luft um 75 Prozent; damit ging die Stickstoffdioxid-Konzentration um 40 Prozent zurück. Das verringerte die Korrosion bei Oberflächen aus Kupfer um 24 Prozent und bei Bronze um 44 Prozent.

Dies belegt, dass länderübergreifende Maßnahmen Erfolge bringen. Zukünftig sind auch weitere Minderungen des Schadstoffausstoßes erforderlich und erreichbar. Deshalb fördert die Europäische Union ein Nachfolgeprojekt, in dem u. a. Stoffe wie Salpetersäure und partikelförmige Luftverunreinigungen beobachtet werden. Zudem bearbeitet das Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung mit mehreren Partnern im Auftrag des Umweltbundesamtes das Forschungsprojekt "Ermittlung und Reduzierung des Eintrags der Schwermetalle Kupfer, Zink und Blei aus der Verwendung von Dacheinbauten, Regenrinnen und Fallrohren" mit dem Schwerpunkt technischer Maßnahmen, um diese Metalleinträge in Gewässer und Böden zu verringern.

 

Wissenschaftler befürchten Wassermangel

Ostseezeitung, den 03.11.2003 

Im Jahr 2025 könnte ein Drittel der Menschheit unter Wasserknappheit leiden. Im südlichen Afrika werde die Zahl der Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser bei unveränderter Politik auf etwa 520 Millionen ansteigen, warnten Forscher eines internationalen Wasserprogramms gestern in Nairobi. „Der Verlust von Ernten in Afrika könnte so groß sein wie die Getreide-Ernte von Indien und den USA zusammen“, sagte Frank Rijsberman, Vorsitzender des „Challenge Programms für Wasser und Lebensmittel“. Die daran beteiligten Forscher wollen Strategien für eine sinnvollere Wassernutzung entwickeln. Damit die gleichen Ernten mit weniger Wasser erreicht werden, sollen beispielsweise weniger durstige Pflanzenarten gezüchtet oder Landwirtschaft mit Fischzucht kombiniert werden. (dpa)

 

EU leitet Maßnahmen gegen zehn Mitgliedstaaten ein

ATV, den 03.11.2003 

Die Europäische Kommission hat beschlossen, weitere rechtliche Maßnahmen gegen Frankreich, das Vereinigte Königreich, Portugal, Italien, die Niederlande, Spanien, Irland, Belgien, Luxemburg, Griechenland und Schweden wegen Nichteinhaltung der Gewässerschutzvorschriften der EU einzuleiten. Folgende Mitgliedstaaten wurden aufgefordert, Urteilen des Europäischen Gerichtshofs, betreffend die Gewässerschutzvorschriften, nachzukommen: Frankreich (Badegewässer), Belgien (Trinkwasser) und Luxemburg (Nitrate). Wird einem Urteil des Gerichtshofs nicht nachgekommen, kann gegen den betreffenden Mitgliedstaat ein schweres Zwangsgeld verhängt werden. Außerdem hat die Kommission beschlossen, gegen folgende Mitgliedstaaten vor dem Europäischen Gerichtshof Anklage wegen Nichtumsetzung von Gewässerschutzvorschriften zu erheben: Irland (Grundwasser), Frankreich (Trinkwasser, Bretagne), Spanien (kommunale Abwässer, Badegewässer und Muschelgewässer, Galizien) und Griechenland (Behandlung kommunaler Abwässer bei Athen). Das Vereinigte Königreich, Portugal, Italien und die Niederlande wurden aufgefordert, die EU-Vorschriften für die Behandlung von kommunalem Abwasser besser umzusetzen. Frankreich erhielt eine Aufforderung bezüglich des verunreinigten Trinkwassers im Gebiet von Deux-Sèvres. Diese Aufforderungen ergehen in Form einer letzten schriftlichen Mahnung (“mit Gründen versehene Stellungnahme”).

Niedrigwasser der Ober-Elbe gefährdet Deiche

Nordwest Zeitung, den 03.11.2003 

Das bis in die Frostperiode hinein anhaltende Niedrigwasser der Ober-Elbe bringt für den Bereich östlich von Lauenburg (Kreis Herzogtum Lauenburg) große Gefahren mit sich. „Durch den niedrigen Wasserstand kühlt das Wasser der Elbe schneller ab, es kann sich so eher Eis bilden, das dann die Deiche beschädigen könnte“, sagte die Leiterin des Lauenburger Wasser- und Schifffahrtsamtes, Bettina Kalytta. Ein Anstieg des Pegels, der die Lage entschärfen würde, sei nicht in Sicht. Seit Juni ist der Wasserstand der Ober-Elbe extrem niedrig.

 

Naturnahe Fließgewässer helfen bei Niedrigwasser

ATV, den 03.11.2003 

Extreme Abflüsse haben nicht nur negative Folgen. Vielmehr können Hochwasserereignisse naturnahe Gewässerstrukturen fördern. Die dadurch neu entstandenen Uferabbrüche und neu entstandene Sandbänke dürfen nicht wieder durch Menschenhand beseitigt werden. Hierauf macht die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (ATV-DVWK) ein Jahr nach dem verheerenden Hochwasser an Elbe und Mulde aufmerksam.

Naturnahe Gewässerstruktur wichtig bei Niedrigwasser

Wie wichtig naturnahe Gewässerstrukturen zum Erhalt eines intakten Fließgewässerzustandes sind, zeigt die extreme Witterungslage dieses Sommers. Im krassen Gegensatz zum Sommer 2002 hat die anhaltende Hitzewelle vielerorts zu extremen Niedrigwasserverhältnissen in den Gewässern geführt. Besonders die Lebensgemeinschaften der stauregulierten, ausgebauten und begradigten Gewässer, allen voran die Fische, leiden besonders unter diesen Verhältnissen. Häufig haben geringe Wasserführung, Sauerstoffmangel und Überhitzung das Absterben ganzer Fischbestände zur Folge.

In strukturreichen Gewässern hingegen werden die Extreme gedämpft. Hier sorgen abwechselnde Fließgeschwindigkeit und über Kiesbänke plätscherndes Wasser für Sauerstoffanreicherung. Gehölze beschatten das Gewässer und verhindern so eine übermäßige Erwärmung des Wasserkörpers. Bei extremer Niedrigwasserführung finden Fische und andere Lebewesen in den tiefen Kolken immer genügend Wasser, um die Trockenperioden zu überdauern. Hochwasser kann, so gesehen, auch positive Folgen haben.

 

Flussgebietsgemeinschaft Weser gegründet

ATV, den 03.11.2003 

Die Umweltminister der sieben Weser-Anrainer-Länder Bayern, Bremen, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben am 7. Juli 2003 in der hessischen Weserstadt Bad Karlshafen eine Verwaltungsvereinbarung unterzeichnet, mit der die “Flussgebietsgemeinschaft Weser” gegründet wurde, die die ARGE Weser (Arbeitsgemeinschaft zur Reinhaltung der Weser) ablöst. Hessen hat für die nächsten vier Jahre den Vorsitz in dieser länderübergreifenden Arbeitsgruppe. Hessen werde sich als Weser-Oberlieger in den vier Jahren seines Vorsitzes schwerpunktmäßig der Verbesserung der Gewässerstruktur widmen, so Umweltminister Wilhelm Dietzel. Durch die Unterzeichnung der Verwaltungsvereinbarung “Flussgebietsgemeinschaft Weser” wird die bisherige “Gütestelle Weser” in Hildesheim in “Geschäftsstelle Weser” umbenannt. Die Weser ist der einzige deutsche Strom, den Deutschland mit keinem Nachbarland teilt, dessen Schutz also allein in nationaler Verantwortung liegt.

Wird der warme Ozean das Eis in der Antarktis schmelzen?

 Telepolis, den 02.11.2003 

In der Antarktis sind zwei riesige Eisplatten weggebrochen. Ist dies ein Zeichen für eine Erwärmung des Ozeans oder der Luft?

Das Schelfeis der Antarktis hat sich seit 1980 um etwa 300 km2 jedes Jahr verringert. Und hinzugekommen sind zwei katastrophale Ereignisse, nämlich im Januar 1995 und im Februar 2002, als zwei Teile von der Larsenhalbinsel abbrachen und innerhalb weniger Wochen verschwanden. 2000 m2 und 3200 m2 waren die Abschnitte insgesamt und reduzierten den Rest zu Larsen-C, der Eisfront der noch erhaltenen Struktur. Der Verlust entspricht der Größe von Luxemburg.

Was hat zu dieser Schelfeisveränderung geführt? Als erste Erklärung bot sich die Temperaturerwärmung in dieser Region an. Im letzten halben Jahrhundert stieg die Temperatur um 0,5 °C pro Jahrzehnt, und damit 10x schneller als der globale Trend. Dennoch reichte diese Erklärung allein nicht aus. Andrew Shepherd und Mitarbeiter von der University of Cambridge stellten sich der Frage und gingen bei ihren Überlegungen von einer Ozeanerwärmung unterhalb des Eises aus. Ihre Ergebnisse veröffentlichen sie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Science.

Das Team wertet Satellitendaten von 1992-2001 (Satelliten ERS-1 und ERS-2) aus, und zwar die Höhenangaben für die Oberfläche des Schelfeises. Die nördlichen Regionen des sogenannten Larsen-C- Abschnittes hatten den größten Verlust an Oberfläche mit bis zu 0,27 Metern pro Jahr. Die Langzeitberechnungen aus dieser neunjährigen Periode ergeben einen O,32 Meter Verlust jährlich für die Eisberge. Aber das ist nicht ausreichend als Erklärung für die Veränderungen.

Deshalb müssen Temperaturdaten vom Tiefwasser hinzukommen. Die Forscher finden für das Filchner-Ronne Schelfeis eine Auftauung von 0,19 Metern jährlich. Diese Veränderungen werden verstärkt, wenn warmes Wasser nahe zur Eisschicht hinzukommt. Die einzigen vorhandenen Tiefwassertemperaturen stammen von der Weddell Sea Deep Waters, welche sich in den letzten dreißig Jahren erheblich erwärmte. "0,65 °C wärmer als der Schmelzpunkt des Eises", erklärt Andrew Shepherd. Dennoch: die Tiefwassertemperaturdaten von Andrew Shepherd sind nicht ganz unumstritten, weil sie nicht ausreichend ermittelt wurden.

Wenn die Ausdünnungen von Larsen-C zunehmen, werden insofern vielleicht in 100 Jahren hier ähnliche Ereignisse ablaufen, wie jene, die heute Larsen-A und Larsen-B zum Verschwinden gebracht haben. Andere Forscher, wie etwa Ted Scambos, sind zurückhaltend: "Satellitendaten sind unpräzise, und Larsen-Wasser war nicht wirklich wärmer geworden", sagt er. Wenn sich aber die Daten bestätigen, könnte die Hypothese in eine Erklärung umschlagen: das Schelfeis der Antarktis ist ebenfalls abhängig von der Ozean-Erwärmung. Dann wäre mit einem erheblichen Anstieg des Meereswasserspiegels in den warmen Jahrzehnten zu rechnen. Von Herbert Hasenbein.

 
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