Juli 2003

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Vor 15.000 Jahren kam der Golfstrom auf einen Schlag in Gang

Schmelzen der Meereisdecke im Südpolarmeer trieb Klimawandel im Norden an.

Bild der Wissenschaft, den 31.07.2003 

Der Golfstrom sprang vor 15.000 Jahren plötzlich an: Als am Ende einer Kaltzeit das Eis auf dem Südpolarmeer schmolz, änderten sich die Dichteverhältnisse des Wassers, und nordwärts gerichtete warme Meeresströmungen kamen in Gang. Das berichten deutsche Klimaforscher in der Fachzeitschrift Nature (Ausg. 424, Nr. 6498).

Der Wissenschaftler Gerrit Lohmann vom Forschungszentrum Ozeanränder in Bremen und sein Kollege Gregor Knorr erstellten am Computer ein Modell des Klima-Umschwungs, der am Ende der letzten Kaltzeit vor etwa 15.000 Jahren begonnen hatte. Als Grundlage nutzten sie Klimadaten, die aus Untersuchungen von Meeresablagerungen stammten. Nach dem Modell strömten durch die südliche Eisschmelze verstärkt warme und salzhaltige Wassermassen in nördliche Richtung.

Dadurch wurde das Nordatlantikwasser immer salziger und vor allem schwerer, weil es die im Süden gespeicherte Wärme an die Atmosphäre abgab. Dies schaltete nach etwa tausend Jahren den Golfstrom wieder an – "quasi auf einen Schlag", wie es Lohmann formuliert. Das durch das Salz und das Erkalten schwere Nordatlantikwasser sank in die Tiefe und floss südwärts ab. An der Oberfläche wurde gleichzeitig verstärkt das warme Wasser aus der Südhalbkugel angesaugt.

Durch den als transatlantische Zentralheizung fungierenden Golfstrom stiegen die Temperaturen im Nordatlantik um mehr als 6 Grad Celsius und ließen das nördliche Eis schmelzen, erklärt Lohmann. Doch das süße und damit leichte Schmelzwasser beeinträchtigte die Pumpe Golfstrom nicht. Allerdings könnte laut Lohmann durch den vom Menschen verursachten Klimawandel das Schmelzen des nördlichen Eises so verstärkt werden, dass der Golfstrom zukünftig tatsächlich ins Stottern gerät. Von Stefanie Offermann.

Aralsee trocknet aus 

Satelliten zeichnen erschütterndes Bild vom Wasserverlust in Zentralasien

London (pte, 30. Jul 2003 18:07) - In 18 Jahren hat die Größe des Aralsees dramatisch abgenommen: Neueste Satellitenaufnahmen von Envisat http://envisat.esa.int beweisen, dass der Binnensee in der Zwischenzeit in zwei kleinere Teile zusammengeschrumpft ist, berichtet BBC-Online http://news.bbc.co.uk . Ursache für die Versalzung und Austrocknung des zentralasiatischen Sees ist die permanente Wasserentnahme für umliegende Baumwollplantagen. Umweltexperten warnen vor weitreichenden Folgen.

Der Aralsee liegt im Grenzgebiet der beiden ehemaligen Sowjet-Republiken und nunmehr selbstständigen Staaten Kasachstan und Usbekistan. Gespeist wird der See allerdings von zwei Flüssen, dem Amu Darya und dem Syr Darya, die Tausende Kilometer weit entfernt im Pamir-Gebirge entspringen. Auf dem Weg durch Zentralsien dient das Flußwasser für große Baumwollplantagen. Die ersten Auswirkungen der Austrocknung des Aral-Sees waren bereits in den 60-er Jahren bemerkbar. Damals verlor der See die Hälfte seiner Größe und drei Viertel seines Volumens.

Ehemalige Fischerdörfer, die dutzende Kilometer vom Seeufer entfernt liegen, zählen zu den offensichtlichsten Indizien des Wasserschwunds. Hinzu kommen großräumige Versalzung und Pestizidrückstände in den Böden, die für die Bevölkerung rund um den See das Leben schwer machen. Obwohl die zentralasiatischen Staaten verschiedene Vereinbarungen zum Schutz des Sees abgeschlossen haben, hat sich die Lage in den vergangenen Jahren dramatisch verschärft. Zahlreiche Bewässerungssysteme für die Baumwollfelder sind derart undicht, dass viel Wasser nutzlos verschwendet wird.

Satellitengestützte Fernerkundung stellt die einzige Methode dar, flächendeckend Informationen über biologische, chemische oder physikalische Parameter in globalem oder regionalem Maßstab in hoher zeitlicher Auflösung zu erhalten. In den vergangenen Jahren wurden daher von verschiedenen Weltraumbehörden satellitengestützte Instrumente zur Beobachtung der Ozeane konzipiert und zum Teil auch bereits in Umlauf gebracht. Eines dieser Instrumente ist das von der Europäischen Weltraumagentur (ESA) entwickelte Medium Resolution Imaging Spectrometer (MERIS), das im Jahr 2002 auf dem Europäischen Umweltforschungssatelliten (ENVISAT) in Umlauf gebracht wurde. Mit Hilfe von MERIS können die Forscher sogar Auskünfte über Planktonströme in Ozeanen erhalten. (Ende)

 

Kläranlage Simmerath als Vorbild

Umweltministerin nahm neue Technologie in Betrieb 

Aachener Nachrichten, den 31.07.2003 

Umweltministerin Bärbel Höhn hat gestern auf der Kläranlage Simmerath eine Demonstrationsanlage mit zukunftsweisender Membrantechnologie in Betrieb genommen. Dabei bezeichnete sie NRW als "deutschlandweit führend" in dieser neuen Klärtechnologie.

Hochrangige Vertreter der Wissenschaft und der Wasserverbände, der Wirtschaft und der Verwaltung waren zugegen, als Dr. Wolfgang Firk, Vorstand des Wasserverbandes Eifel-Rur, von einer "kleinen Angelegenheit mit großer Bedeutung" sprach. Die "kleine Angelegenheit" stand dabei auch buchstäblich für die Technologie, die das junge Aachener Unternehmen Puron mit dem aus Roetgen stammenden Geschäftsführer Klaus Voßenkaul entwickelt hat: Herzstück dieser Abwassertechnik sind nämlich zwei Millimeter dünne Kunststoffröhrchen, deren winzige Poren das Abwasser filtern.

Simmerath sei, so Dr. Firk, seit über 30 Jahren ein "etablierter Standort für die Weiterentwicklung der Abwassertechnik" und werde dies auch in Zukunft sein: Noch in diesem Jahr werde mit dem Bau der neuen Kläranlage in Rurberg begonnen, wo wegen der direkten Einleitung der geklärten Wässer in der Rursee gleichfalls die moderne Membrantechnik angezeigt sei, so Dr. Firk. Mit der nun erfolgreich getesteten Anlage gelinge ein weiterer Sprung in der Abwassertechnik.

Dass Nordrhein-Westfalen in dieser Technologie führend sei, sei auch das Verdienst der Partner dieses Projekts, sagte Umweltministerin Bärbel Höhn und nannte die Aachener Hochschullandschaft mit einer innovationsfreudigen Wissenschaft, daraus erwachsende, kreative und risikobereite junge Unternehmer sowie Abnehmer wie der WVER, die solche Anlagen bauen, als Erfolgsgaranten. Höhn lobte aber auch die Landesregierung, ohne deren Zuschuss - im Falle Simmerath rund eine Million Euro - solche Anlagen und somit die Weiterentwicklung der Technologie nicht möglich sei. Die Abwasserabgabe sei daher vom Land hier sinnvoll eingesetzt, "sie ist eine funktionierende Öko-Abgabe", sagte die Ministerin, die anschließend bei einem Rundgang die Anlage begutachtete.

Für 750 Einwohner

Die Demonstrationsanlage wird als eigenständige Membranbelebungsanlage auf der bestehenden Kläranlage betrieben und bereitet das Abwasser von 750 Einwohnern auf. Der Membrananlage sind die mechanische Vorreinigung der Kläranlage Simmerath sowie eine eigene biologische Reinigung mittels Belebungsverfahren vorgeschaltet.

 

Präzisionsbewässerung auf dem Feld - ein Ausweg aus der Dürre?

Pressemitteilung Institut für Agrartechnik Bornim e. V., 28.07.2003

Wissenschaftler am Institut für Agrartechnik in Potsdam-Bornim (ATB) entwickeln ein auf Sensoren und mathematischen Modellen basierendes Verfahren für eine teilflächenspezifische und damit wassersparende Bewässerung von Feldfrüchten.

Eins ist klar: Das Wetter bleibt nicht wie es ist. Klimaforscher sagen häufigere Dürren für Brandenburg voraus. Die Niederschläge werden von derzeit durchschnittlich 560 mm pro Jahr auf unter 450 mm pro Jahr sinken, die Temperaturen dabei im Jahresdurchschnitt um 1,5? C ansteigen. Dies besagt eine "Studie zur klimatischen Entwicklung Brandenburgs bis zum Jahr 2055", die im Auftrag des Umweltministeriums vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) erstellt und kürzlich veröffentlicht wurde.

Die Landwirtschaft wird auf diese klimatischen Veränderungen mit einer Zunahme der Beregnung der Felder reagieren müssen, um künftig Dürreschäden oder gar Ernteausfälle, wie sie in Folge der lang anhaltenden Trockenheit in diesem Jahr zu verzeichnen waren, zu vermeiden. Dies bedeutet, dass erhebliche Belastungen auf den Landschaftswasserhaushalt zukommen. Das Wasser zur Beregnung stammt meist aus dem Grundwasser. Nach den Erkenntnissen der Studie muss jedoch mit einem Rückgang der Grundwasserneubildung um bis zu 50% gerechnet werden. Bewässerung ist zudem mit erheblichen Kosten für die Landwirte verbunden, u. a. fallen hohe Investitionen für die Installation von Beregnungsanlagen an. Finanziell lohnt sich in Deutschland der Beregnungseinsatz bisher bei nur wenigen Feldfrüchten, hauptsächlich bei Mais und Kartoffeln. Mit dem fortschreitenden Klimawandel kann es nötig werden, auch andere Feldfrüchte zu beregnen: Getreide, Raps, Futtermittel, etc. In der Mark Brandenburg mit ihren sandreichen Boeden wird der Beregnungseinsatz immer öfter nicht nur über Menge und Qualität, sondern auch darüber entscheiden, ob überhaupt etwas geerntet werden kann.

Vor diesem Hintergrund entwickelt das Institut für Agrartechnik Bewässerungsverfahren für den Anbau von Feldfrüchten, die einen bedarfsgerechteren und damit sparsameren Umgang mit dem kostbaren Nass ermöglichen. Die dabei zugrunde liegende Technik beruht auf Kreisberegnungsanlagen, die von einem zentralen Brunnen oder Wasseranschluss gespeist werden und üblicherweise das Wasser über Düsen verlustreich in die Luft sprühen - an heißen Tagen geht ein beträchtlicher Teil des Wassers durch Verdunstung verloren. Wird hier mit Tropfschläuchen das Wasser direkt zu den Wurzeln der Pflanzen geleitet, kann bereits erheblich Wasser gespart werden. Ziel der Bornimer Agrartechniker ist es, die Tropfschläuche oder Düsen jeweils einzeln anzusteuern, um den innerhalb eines Schlages unterschiedlichen Wasserbedarf spezifisch bedienen zu können. Die Wissenschaftler entwickeln dabei eine auf Modellen und kontinuierlichen Messungen beruhende Steuerung, die den Pflanzen auf einer bestimmten Teilfläche des Schlages genau soviel Wasser zuführt, wie an diesem Standort benötigt wird. Kontinuierlich werden von Mini-Wetterstationen am Feldrand lokale Klimadaten gemessen und über Sensoren der aktuelle Pflanzenzustand und die Bodenfeuchte an bezeichneten Punkten erfasst. All diese Daten werden verrechnet und so die Bewässerungssteuerung dem Wasserbedarf des jeweiligen Teilschlags angepasst.

Im Vergleich zur herkömmlichen Beregnung mit Sprühanlagen kann das neue Verfahren eine Wassereinsparung von bis zu 15 % bewirken, das sind jährlich etwa 7,5 Millionen Liter auf einem 50 Hektar großen Feld. Verdunstungsverluste werden minimiert, die Grundwasserneubildung nicht beeinträchtigt. Nebenbei - auch Energie wird gespart, da weniger Wasser aus den Brunnen hoch gepumpt und auf das Feld verbracht werden muss. Insgesamt bringt das neue Verfahren gegenüber der herkömmlichen Beregnung deutliche finanzielle Einsparungen, die für die landwirtschaftlichen Betriebe überlebenswichtig sein kann.

Das Forschungsprojekt ist eines von zwoelf vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Projektträger Jülich (PtJ) im Verbund geförderten Vorhaben, die unter dem Dach des ATB als Kompetenznetz "ProSenso.net" kooperieren. Deren Ziel ist es, innovative Lösungen fuer eine verbesserte Umweltverträglichkeit landwirtschaftlicher Produktionsverfahren bereit zu stellen.

 

Regen-Gebühr drückt Stimmung bei Firmen

Leipziger Volkszeitung, den 28.07.2003 

Der Versorgungsverband Grimma/Geithain rückt von der Einführung des Niederschlagsentgeltes nicht ab. Daran ließ Verbandsgeschäftsführer Lutz Kunath gegenüber LVZ keinen Zweifel. Auch auf Unternehmen kommen damit zum Teil gewaltige zusätzliche Kosten zu.

"Wie das ein Unternehmen durchstehen soll, ist mir unerklärlich", sagt Gerd Völkel, Geschäftsführer und Gesellschafter der Emaillierwerk Geithain GmbH.
27 000 Euro soll sich das mittelständische Unternehmen die Ableitung des Regenwassers kosten lassen. Diese Summe steht im so genannten Erfassungsbogen des Versorgungsverbandes, den Völkel wie alle anderen Wasserkunden in den zurückliegenden Tagen erhielt. Damit verdoppelte sich beinahe die Summe, die das Emaillierwerk derzeit für Wasser und Abwasser zahle, so der Geschäftsführer: "Nur damit wir den Verband sanieren, machen wir die Wirtschaft kaputt." 53 000 Quadratmeter misst das Betriebsgelände, die Dachflächen der Lagerhallen lassen viel Wasser zusammen und in den Kanal fließen. Umlegen auf die Kunden könne er die zusätzliche Last beim aktuellen Preisdruck auf dem Markt auf keinen Fall, meint Völkel. Er erwäge, gegen die Forderung vorzugehen. Es könne nicht sein, dass rein ostdeutschen Unternehmen mit ohnehin geringer Kapitaldecke immer neue Steine in den Weg gelegt würden.

Nicht gefallen lassen will sich die Geithainer Mosterei das hohe Niederschlagsentgelt. "Die Forderung ist auf jeden Fall zu hoch", sagt Heike Klein, Geschäftsführerin des Unternehmens Schauß mit Sitz in Seebenisch bei Markranstädt. Ähnliche Probleme habe man auch am Stammsitz. Klein ist indes skeptisch, was die Erfolgsaussichten des unternehmerischen Widerstands betrifft: "Am Ende kommen wir wohl um das Zahlen nicht herum."

Das Niederschlagsentgelt schmeckt auch Arndt Hofmann nicht. Der Geithainer Brennstoffhändler soll runde 400 Euro im Jahr zahlen. "Das ist zwar nicht schön, aber noch im Rahmen", meint er. Sein Glück: Das Wasser, das auf den Lagerflächen anfällt, gelangt nicht in öffentliche Kanäle, sondern versickert. Deshalb zahlt er nur für die Fläche seines Hofes.

Grundsätzlich nicht einverstanden ist die Median-Klinik in Bad Lausick. Das Niederschlagsentgelt ist dabei für Verwaltungsleiterin Christine Ramtke eher das sprichwörtliche Tröpfchen, das das Fass zum Überlaufen bringt. Im Vergleich zum Sommer 2000 - vor dem Beschluss des stets angefochtenen Preismodells - hätten sich Wasser- und Abwasserkosten um 49 Prozent erhöht, rechnet Ramtke vor. Beziehe man das Niederschlagsentgelt ein, liege die Steigerung bei 55 Prozent. Die Ursache hierfür liegt in der Berechnungsgrundlage: Als eine Zählermiete zu zahlen war, fuhr die Klinik deutlich besser als mit der späteren Grundgebühr, da die sich an der Zahl der Zimmer orientierte. 22 500 Kubikmeter Wasser nimmt die Klinik jährlich aus dem Netz. "Unserem Wunsch nach einem Rabatt für Großabnehmer wurde nie entsprochen", äußert Christine Ramtke. Rabatte seien nicht möglich wegen des Gleichbehandlungsgrundsatzes, so die Begründung. Unverständlich, denn mindestens zwei Wasser-Kunden, das Bad Lausicker "Riff" und die Geithainer Wäscherei, kauften günstiger ein.

Wasser als Objekt der Begierde

Konzerne rangeln mit Kommunen um die Marktkontrolle

Frankfurter Rundschau 26.7.2003

Von Joachim Wille

"Wir trinken was Gutes." Na also, endlich mal eine aufbauende Nachricht. Die Hörzu muss es wissen, denn die Redaktion der TV-Zeitschrift hat tief in die Kasse gegriffen, um einen der bisher aufwendigsten Trinkwasser-Tests durchführen zu lassen. Untersucht wurde kürzlich das kühle Nass, das in 270 deutschen Städten von Aachen bis Zwickau aus dem Hahn läuft, und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen: In keinem Fall wurden die strengen Grenzwerte - etwa für Nitrit und Nitrat, Pestizide und Chloroform - überschritten. In vier Städten ist das Wasser der Analyse zufolge sogar völlig frei von Schadstoffen, nämlich in Baden-Baden, Neustadt an der Weinstraße, Bayreuth und Erlangen.

Das deutsche Trinkwasser gilt als "das beste der Welt". So preisen nicht nur die Wasserwerke ihre Leistungen an, auch sonst kritische Umwelt- und Verbraucherschützer erkennen die Qualität des flüssigen "Nahrungsmittels Nummer eins" an - wobei sie allerdings große Sorge um diesen Standard haben, und zwar wegen der auch in Europa festzustellenden Tendenzen zur Privatisierung und Liberalisierung des Wassermarktes. Sie fahren schweres Geschütz auf: Eine Öffnung, wie sie die Weltbank, aber auch EU-Wettbewerbskommissar Frits Bolkestein fordern, führe zur Bildung von kaum noch kontrollierbaren Oligopolen, wettert zum Beispiel der Vizepräsident des Europaparlaments Gerhard Schmid (SPD). Und eine Phalanx von Attac über BUND, Verdi bis zum Verband Kommunaler Unternehmen fordert: "Schluss mit der Liberalisierung der Wasserversorgung". Bisher hätten Privatisierungen in vielen Fällen nicht nur zu Preissteigerungen, sondern auch zu Qualitätseinbußen geführt, warnt BUND-Experte Daniel Mittler.

Neue Gefahr für ein Lehrstück gelungener Umweltsanierung? Tatsächlich sind die Bürger damit, dass die Wasserversorgung in Deutschland als öffentliche, nicht als rein privatwirtschaftliche Aufgabe gilt, in den vergangenen Jahren gut - wenn auch im Vergleich mit anderen EU-Ländern relativ teuer - gefahren. Die Zeiten, in denen Verbraucherschützer etwa wegen zu hoher Nitratwerte davor warnten, Wasser aus bestimmten Regionen für Baby-Tee zu verwenden, sind vorbei. Noch zu Beginn der 90er Jahre hatte ein Trinkwasser-Test nicht nur die Verbraucher, sondern auch die Wasserwerker alarmiert. Inzwischen hält man die Fahne des "Vorbeugungsprinzips" hoch.

"Unsere Branche hat es verinnerlicht, dass es besser ist, die Einträge von Schadstoffen ins Grundwasser zu verhindern, als später das Wasser teuer aufbereiten zu müssen", sagt Andrea Nitsche vom Bundesverband der Gas- und Wasserwirtschaft (BGW). Ebenso habe man die Lehren aus den Trockenperioden - etwa im legendären Hitzejahr 1976 - gezogen, als sinkende Grundwasserspiegel und niedrige Fluss-Stände die Versorgung in Teilen der Republik gefährdeten. Im Hessischen Ried, Wasserlieferant für den Ballungsraum Frankfurt, starb damals ein ganzes Waldgebiet ab. Im Vogelsberg, ebenfalls Reservoir der Main-Metropole, bekamen die Häuser Setzrisse. Ursache: Grundwasserspiegel im freien Fall.

Niemand müsse Sorge haben, dass wegen der Dürreperiode im Frühjahr und Frühsommer besonders im Osten und Süden Deutschlands das Wasser aus dem Hahn knapp werden könnte, sagt jetzt Professor Harro Bode, der Deutschland-Vorsitzende der Internationalen Wasservereinigung. Das hat mit der inzwischen aufgebauten Struktur zu tun: "In Deutschland wird das Trinkwasser zu 73 Prozent aus Grundwasser gewonnen", erläutert der Experte. Nur im Bodensee wird Oberflächenwasser direkt gezapft. Die Grundwasserspeicher aber sind dank zuletzt feuchter Winter gut gefüllt. In einigen Regionen allerdings melden die Talsperren niedrige Stände. Im Sauerland wird die angepeilte Marke derzeit um rund zehn Prozent unterschritten - "keine Gefahr, dass es deswegen zur Trinkwasserknappheit kommt", heißt es indes beim Essener Ruhrverband.

Entwarnung? "Für einen Trinkwassernotstand müssen schon Jahrhundertereignisse passieren", sagt Bode. Die sind im verschärften globalen Treibhausklima zwar nicht mehr auszuschließen. Stärker noch brennen den Wasserwerkern in Deutschland aktuell jedoch die ökonomischen Probleme und das "Bolkestein-Syndrom" unter den Fingern. Denn die Zeiten, da das deutsche Trinkwasser nur von Stadtwerken oder kommunalen Unternehmen gefördert, aufbereitet und in die Häuser gepumpt wurde, sind vorbei. Die Finanznot der Städte und Gemeinden zwang eine Reihe von Kommunen, die Wasserversorgung zumindest teilweise zu privatisieren - und damit wenigstens einmal ordentlich Geld in die Kassen gespült zu bekommen.

Beispiel Berlin: Der Verkauf von 49 Prozent des Versorgers BWB an den französischen Konzern Vivendi (heute Veolia) sowie an RWE und die Allianz brachte 1999 rund 3,3 Milliarden Mark. Private Wasserwerker, zumeist Veolia und sein französischer Konkurrent Suez, sind auch in anderen Ost-Städten wie Rostock und Görlitz dabei, im Westen gilt der Eon-Ableger Thüga mit mehr als 100 Stadtwerke-Beteiligungen als der erfolgreichste Aufkäufer. Eine andere ebenfalls im Markt äußerst potente Eon-Tochter, die Gelsenwasser, steht derzeit - wenn auch nicht ganz freiwillig - zum Verkauf. Die Trennung ist eine Auflage, die mit der umstrittenen Ministererlaubnis für die Fusion von Eon und dem Gasgroßhändler Ruhrgas verbunden war.

Gleich vier Bietergruppen haben sich beworben, darunter die Stadtwerke Bochum und Dortmund, aber auch die Entsorgungsgruppe Rethmann und wieder Veolia, die zusammen mit den Stadtwerken Düsseldorf antritt. Das zeigt: Im Wassergeschäft ist noch Musik, auch wenn Eon Branchenkennern zufolge eher "nur" mit einem Kaufpreis von 800 bis 900 Millionen Euro rechnen kann, nicht mit den einmal als "Oberkante" genannten 1,3 Milliarden. Die Tendenz geht zu den "PPP" - Private-Public-Partnerships, in denen Stadtwerke mit privaten Investoren zusammengehen - und ebenso zum Zusammenschluss von derzeit noch selbstständigen kommunalen Wasserwerken. Nur die größeren Einheiten sind offenbar in der Lage, die hohen Investitionen zu schultern, die nötig sind, um die Vorschriften der jüngst verschärften Trinkwasserverordnung einzuhalten, aufwendige Labors zu betreiben und die Leitungs- und Kanalnetze in Schuss zu halten. Ausgerechnet ein von den Umweltschützern heftig begrüßter Trend verschärft das Problem: Dadurch, dass der Wasserverbrauch nach dem Spitzenwert von rund 145 Litern pro Kopf und Tag in den 90er Jahren auf unter 130 gesunken ist, steigen die Fixkosten pro Liter. Wenn die Preise nicht weiter klettern sollen, muss etwas geschehen.

Kritische Wasser-Experten wie Nik Geiler vom Umweltverband BBU bestreiten, dass zur Effizienzsteigerung das Kapital der großen Konzerne nötig ist, die "mehr den Aktionären als der Belegschaft und der Ökologie" verpflichtet seien. Er nennt als leuchtendes Alternativ-Beispiel die Stadtwerke der Ruhrgebietsstadt Herten. Die beteiligten statt eines Energie- oder Wassermultis die Beschäftigten und Kunden, die Fondsanteile zeichnen konnten, an ihrem Geschäft. Der im Herbst 2002 aufgelegte "Hertenfonds" war ein solcher Renner, dass das Fondskapital verdoppelt werden musste. Die erwogene (Teil-)Privatisierung wurde überflüssig.

Der BBU hat inzwischen nach dem Hertener Modell und analog zu den spartenbezogenen Metall- und Chemie-Fonds einen bundesweiten "Blauen Pensionsfonds" vorgeschlagen, mit dem die Beschäftigten der kommunalen Wasserbetriebe ihre private Alterssicherung ("Riester-Rente") auf eine solide Grundlage stellen und Kapital für die Stadtwerke ansammeln können (www. blauer-pensionsfonds.de).

Beim Branchenverband BGW sieht man den PPP-Boom naturgemäß weniger kritisch. Die Umwelt- und Verbraucherschutzanforderungen seien in Verordnungen und Gesetzen geregelt, "daran müssen sich alle Unternehmen halten", sagt Sprecherin Nitsche. Ganz andere Töne spuckt der BGW jedoch, wenn es um die zweite Stufe in der angeblichen "Modernisierung" des Wassersektors geht, und er weiß sich dabei einig mit den Parteien im Bundestag, mit den Kommunalverbänden, mit den Umweltschützern, dem Umweltbundesamt und sogar den Globalisierungsgegnern. Der Gegner heißt: EU-Kommission und Bolkestein. Der Kommissar greife "alle ollen Kamellen der Wasserliberalisierungsideologen wieder auf", die längst weggelutscht seien, befand der wasserpolitische Sprecher des BGW, Dieter Bongert.

In der Bundesrepublik schien der Versuch, auch in der Wasserwirtschaft die Monopole zu knacken und sie nach dem Modell des Strom-, Gas- und Telekommunkationssektors öffnen zu wollen, in der Tat abgehakt. Der Bundestag wies dieses - auch vom damaligen Wirtschaftsminister Werner Müller gepuschte Ansinnen - im vergangenen Jahr zurück. Eine Modernisierung der deutschen Wasserwerkslandschaft, mehr PPP und größere Einheiten, seien zwar dringend angezeigt.

Beide gängigen Liberalisierungsmodelle seien aber wegen des besonderen Charakters der Versorgung mit dem sensiblen Lebensmittel H2O untauglich: sowohl der Wettbewerb im Markt, wenn mehrere Anbieter (wie beim Strom) ein und dieselbe Leitung benutzen, als auch der Wettbewerb um den Markt, wenn verschiedene Anbieter um das zeitlich befristete Recht zur Wasserversorgung konkurrieren.

Doch Bolkestein lässt nicht locker. Im "Grünbuch zur Daseinsvorsorge" der Kommission vom vergangenen Mai wird die Versorgung mit dem Lebenselixir als "Dienstleistung von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse" definiert. Auf Deutsch: Es gibt in Bezug auf den Wettbewerb keine Extrawurst. EU-Parlamentarier Schmid kommentiert trocken: "Der hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht." Das Parlament werde den Alleingang des "Ordoliberalen" stoppen. Gegen Bolkestein sei FDP-Chef Guido Westerwelle ja "geradezu ein Verfechter der Planwirtschaft".

Von wegen "Wasser für die Armen"

Die einst hochgelobte Privatisierung der Versorgung in Manila erweist sich als Debakel

Von Uwe Hoering

Frankfurter Rundschau 26.7.2003

Ende Dezember des vergangenen Jahres meldete die Firma Maynilad, zuständig für die Wasserversorgung von zwei Dritteln der zwölf Millionen Einwohner der philippinischen Hauptstadt Manila, "Schwierigkeiten, Versorgungsverpflichtungen einzuhalten und Ziele für die Verringerung von Wasserverlusten zu erreichen". Das war nicht die erste Hiobsbotschaft aus dem Unternehmen. Schon vorher war zu hören, das Management hätte Probleme, Investitionskredite zu beschaffen. Nachdem Maynilad bereits seit März 2001 keine Konzessionsgebühren mehr gezahlt hatte, zog die Firmenleitung jetzt die Notbremse: Sie kündigte den nur fünf Jahre alten Konzessionsvertrag mit dem staatlichen Versorgungsunternehmen MWSS auf. Der Partner MWSS, so Maynilad-Präsident Rafael Alunan, habe seinerseits seine Verpflichtungen nicht erfüllt und damit die Probleme verschuldet.

Dabei hatte Maynilad anfangs alles getan, um den Vertrag zu bekommen. Das Gemeinschaftsunternehmen von Ondeo, der Tochter des französischen Versorgungskonzerns Suez, und der philippinischen Unternehmensdynastie Lopez machte dem staatlichen Versorger ein unwiderstehliches Angebot: Es übernahm 800 Millionen Dollar an Altschulden von MWSS und versprach, bis 2021 mehr als sieben Milliarden Dollar in das teilweise marode Leitungsnetz zu investieren. Innerhalb von zehn Jahren sollte es Wasser für alle geben - Mitte der neunziger Jahre hatte ein Drittel der Einwohner Manilas keinen Wasseranschluss. Der fehlte vor allem in illegalen Siedlungen und ärmeren Vierteln. Die Wasserverluste von 60 Prozent würden halbiert. Und das alles ganz preiswert: Die Wassergebühren wären mit umgerechnet zehn Cent je Kubikmeter nur halb so hoch wie die Tarife von MWSS. Die Übertragung des Betriebs an ein privates, erfahrenes internationales Unternehmen wie Ondeo, so verkündete der philippinische Präsident Fidel Ramos, werde eine "verlässlichere Versorgung zu niedrigeren Preisen" bringen.

Auch die Weltbank, die diese "öffentlich-private Partnerschaft" eingefädelt hatte, lobte: "Die Manila-Konzession hat neue, tatkräftige Akteure auf die Bühne geholt." Die philippinische Hauptstadt wurde zum Vorzeigemodell für ihr Credo, dass private Versorger effizienter seien als öffentliche Unternehmen, marode Wasser- und Kanalisationsnetze in den Metropolen auf der Südhalbkugel auf Vordermann zu bringen und die Versorgung für die ärmeren Bevölkerungsgruppen zu verbessern. Ondeo, eine der Triebkräfte der Globalisierung in der Wasserbranche, schmückt sich in ihren Hochglanzbroschüren denn auch gerne mit dem Versprechen, "Wasser für die Armen" zu bringen.

Die Schwierigkeiten begannen bereits Anfang 1997, kurz nach Vertragsabschluss: Die Asienkrise halbierte den Wert des philippinischen Peso und machte die auf Dollar basierenden Kalkulationen des Unternehmens teilweise zunichte. Maynilad forderte zum Ausgleich höhere Wassertarife - und setzte sie durch, wenn auch erst nach heftigem Widerstand durch die Regulierungsbehörde. Seit Anfang dieses Jahres sind die Wasserpreise doppelt so hoch wie vor der Privatisierung.

Trotzdem machte Maynilad Verluste, was die Kreditwürdigkeit der Firma beeinträchtigte. Grund für die roten Zahlen, erläutert Jude Esguerra, sei allerdings weniger die Asienkrise als vielmehr mangelhaftes Management. Der Wasserexperte der Entwicklungsorganisation IPD kann das mit Zahlen belegen: statt zu sinken, stiegen die Wasserverluste durch Lecks, Diebstahl und unbezahlte Rechnungen weiter. Denn das Unternehmen investierte mit lediglich 82 Millionen Dollar in den ersten fünf Jahren nur ein Viertel der versprochenen Summe in eine effizientere Versorgung. Während die Einnahmen aus dem Wasserverkauf geringer ausfielen als kalkuliert, stiegen gleichzeitig die Betriebskosten - etwa durch hohe Gehälter für ausländische Manager. Gefangen zwischen hohen Kosten und geringen Einnahmen war die Bankrotterklärung unausweichlich.

Beobachter wie Esguerra sehen dahinter allerdings Methode. Die Versprechungen von niedrigen Tarifen, hohen Investitionen und größerer Effizienz waren lediglich "Lockvogelangebote", um den Zuschlag für die Konzession zu bekommen. Statt sie umzusetzen, versuchte Maynilad den einfachen Weg, um Reibach zu machen - durch den Verweis auf äußere Umstände wie die Asienkrise.

Dass Maynilad trotz der Zugeständnisse das Handtuch warf, kommt dem Eingeständnis gleich, dass sich das Unternehmen übernommen hatte. Die Erwartungen, durch den Einstieg in Manila ein schnelles Geschäft zu machen, erfüllten sich nicht. Jetzt soll der Ausstieg lukrativ werden: Mit dem Verweis auf Vertragsverletzungen durch den staatlichen Partner MWSS versucht der private Versorger, vor einer Schiedskommission unter Vorsitz der Internationalen Schlichtungsstelle (Court on Arbitration) eine Entschädigung von 303 Millionen Dollar zu erstreiten. So habe MWSS versäumt, genügend Rohwasser zur Verfügung zu stellen und weitere, notwendige Preiserhöhungen verhindert.

Die Probleme, die Ondeo in Manila hat, sind kein Einzelfall: Die Krise in Argentinien zwang das Unternehmen, 500 Millionen Euro abzuschreiben. Die Kreditwürdigkeit seines dortigen Tochterunternehmens Aguas Argentinos wurde von Standard & Poor's wegen Zahlungsverzugs auf "D" heruntergestuft, was so viel bedeutet wie: ausgesprochen wackliger Kantonist.

 

Flusspegel sinken, Fische ersticken

TAZ, den 24.07.2003 

Von der anhaltenden Dürre besonders betroffene Bauern können laut Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) mit staatlichen Beihilfen rechnen. Nach den Kriterien der EU-Kommission stünden Landwirten mit Ertragseinbußen von mehr als 30 Prozent und Liquiditätsproblemen Hilfen zu. Beides treffe vermutlich für zahlreiche Betriebe in Ost- und Südwestdeutschland zu. Zu früh freuen dürfen sich die Bauern jedoch nicht: Beihilfen würden nur genehmigt, wenn konkrete Erntedaten vorliegen - das allerdings kann noch Wochen dauern. Deshalb fordern immer mehr Bundesländer von der EU und der Bundesregierung Soforthilfen für die Landwirte.

Der sächsische Landwirtschaftsminister Steffen Flath (CDU) sagte der Berliner Zeitung, viele Bauern stünden vor dem Aus. In einigen Regionen seien Ertragseinbußen von 70 Prozent bis hin zu Totalausfällen bei der Ernte zu erwarten. Wolfgang Birthler (SPD), Flaths Amtskollege aus Brandenburg, sagte, sein Land stelle bereits Ausgleichszahlungen zur Verfügung.

Die Dürre wird nicht nur auf vertrockneten Feldern sichtbar, auch die Pegel vieler Flüsse sinken weiter. Der Wasserstand der Spree wird an heißen Tagen vor allem mit Grubenwasser aus den Lausitzer Braunkohletagebauen stabilisiert. Allein im Cottbuser Stadtgebiet stammt inzwischen die Hälfte des Spreewassers aus dem Bergbau.

Die Hitzeglocke hat sich über weiten Teilen Europas festgesetzt. So sind in Österreich Tonnen von Fischen, vor allem Forellen, in Teichen erstickt. Die Fische seien wegen Sauerstoffmangels verendet, sagte Herbert Staudigl von der Arbeitsgemeinschaft der Teichwirte. Viele kleine Flüsse, die die Teiche mit frischem Wasser und Sauerstoff versorgen, seien ausgetrocknet.

In Madrid wird das Trinkwasser knapp, die spanischen Behörden warnten die Bewohner vor Versorgungsengpässen. Die Hitze der vergangenen Wochen habe zu einem rasanten Anstieg des Wasserverbrauchs in Spaniens Hauptstadt geführt, erklärte der örtliche Wasserversorger Canal Isabel II.

Für Deutschland gaben die Experten gestern zumindest in diesem Bereich Entwarnung: Die Trinkwasserversorgung sei durch die anhaltende Dürre nicht gefährdet. "Es gibt keinerlei Grund zur Besorgnis", sagte Harro Bode, Deutschland-Vorsitzender der Internationalen Wasservereinigung. "Wir haben noch reichlich Wasser, auch die sehr gute Qualität wird nicht schlechter." Dem schloss sich die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (ATV-DVWK) gestern auf ihrer Jahrespressekonferenz in Berlin an: "Es ist kein Versorgungsnotstand abzusehen, die Talsperren sind noch gut gefüllt", sagte Hauptgeschäftsführer Sigurd van Riesen. Hermann Hahn, Präsident der ATV-DVWK, berichtete von einzelnen Gemeinden etwa im Allgäu, die ihre Bürger zu einem sparsamen Wasserverbrauch aufrufen. Größere Kommunen seien derzeit aber nicht betroffen. Hahn kann der Dürre sogar etwas Positves abgewinnen: "Jede Trockenperiode erinnert uns daran, dass wir sparsam mit Trinkwasser umgehen müssen." Von Bernd Mickosch.

 

Spätfolgen der Elbeflut

Bild der Wissenschaft, den 23.07.2003 

Nordsee-Muscheln und Fische mit Pestiziden verseucht

Das Hochwasser in der Elbe, das im August vor einem Jahr in Teilen Deutschlands wütete, brachte auch Folgen für die Lebewesen in der Nordsee mit sich. Mit der Flutwelle wurden größere Mengen Pflanzenschutzmittel ins Meer gespült, die Flundern und Miesmuscheln vergifteten, berichtet das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven.

Forscher vom Bundesamt für Seeschifffahrt und vom Institut für Küstenforschung im Forschungszentrum Geesthacht hatten im Oktober erhöhte Schadstoffkonzentrationen im Mündungsbereich der Elbe gemessen. Daraufhin untersuchte die AWI-Forscherin Angela Köhler-Günter Flundern und Miesmuscheln auf erhöhte Schadstoff-Konzentrationen.

"Mit Hilfe von Biomarkern konnten wir bereits kurz nach Eintreffen der Flutwelle im Oktober 2002 krankhafte Veränderungen in den Lebern der Tiere feststellen", so die Forscherin. "Diese Zelltests signalisieren, dass die Zellen der zentralen Entgiftungsorgane überfordert sind. Schwere Leberschäden und Krebs können die Folgen sein." Köhler-Günter fand Hinweise auf die Pestizide Hexachlorcyclohexan (HCH) und Dichlordiphenyldichlorethan (DDD).

Die Wissenschaftlerin stellte allerdings fest, dass die Zellveränderungen im Laufe der folgenden fünf Monate zurückgingen. Eigenartigerweise haben sich die Flundern in der Helgoländer Tiefen Rinne bislang jedoch nicht erholt. Die Forscherin vermutet, dass sich die Schadstoffe in dieser Meeresbodensenke anreichern. Von Ute Kehse

 

Haarpflege mit Hilfe der Natur

Es geht auch ohne Chemie

Stuttgarter Zeitung, den 22.07.2003 

Die Haare sind dem Bundesbürger lieb - und teuer: 35 Euro hat er im vergangenen Jahr für Haarpflegemittel ausgegeben. Allerdings schadet zu viel Chemie auf dem Kopf nicht nur Haut und Haar, sondern auch der Umwelt.

Es ist schon beeindruckend, wie viele Menschen mit ihrer natürlichen Haarfarbe unzufrieden sind: Etwas mehr als ein Drittel der Frauen und schätzungsweise ein Zehntel der Männer färben sich die Haare. Als besonders chic gelten in dieser Saison lindgrün und kirschrot. Vor allem wenn kräftige Farben gewünscht sind, bedienen sich die Färbemittel-Hersteller gerne aus der breiten Produktpalette der chemischen Industrie.

Ohne Chemie kommen auch die meisten Haarpflegemittel nicht aus: Cetearyl Alkohol, Nylon 12, Panthenol, Stearamidopropyl Dimethylamine, Methylparaben, Benzophenone-4, Parfum, CI 47005 - die Bestandteillisten auf dem Etikett lesen sich wie die Inhaltsliste eines Chemikalienschrankes. Nach der Kosmetikverordnung muss der Hersteller die Inhaltsstoffe auflisten, doch für den Laien ist der Informationswert dieser Angaben ziemlich gering. Duftstoffe, die allergische Reaktionen auslösen können, müssen seit März exakt benannt werden, die Angabe "Parfüm" reicht nicht mehr aus. Viele dieser Stoffe bleiben in den Haaren kleben, noch mehr gelangen ins Abwasser.

"Bei Haarpflegemitteln wie Shampoos oder Spülungen können Konservierungsstoffe wie etwa halogenorganische Verbindungen oder Formaldehyd zu Unverträglichkeiten führen", erklärt Silvia Pleschka von der Berliner Verbraucherinitiative. "Gegen synthetische Duftstoffe, hauptsächlich bestimmte Moschusverbindungen, gibt es oft Allergien. Zudem hat man Hinweise auf eine krebserregende Wirkung. Dass man Moschusverbindungen bereits in Fischen, in menschlichem Fettgewebe und in Muttermilch gefunden hat, zeigt, dass sie in der Umwelt nicht abgebaut werden und sich anreichern", so die Gesundheitsexpertin.

Für Umwelt und Gesundheit problematisch schätzt die Fachreferentin auch chemischen Haarfarben ein: "Die meisten Haarfärbemittel enthalten aromatische Amine. Sie sind stark allergisierend und stehen schon seit Jahren in Verdacht, krebsauslösend und erbgutschädigend zu sein." Daher rät sie: "Unbedingt die Sicherheitshinweise der Hersteller beachten und Handschuhe tragen, damit so wenig Haut wie möglich mit dem Farbcocktail in Berührung kommt."

Glücklicherweise ist für fast jedes Haarproblem in der Natur ein Kraut gewachsen: Rosmarin und Klee helfen gegen Schuppen, Kastanie fördert die Durchblutung der Kopfhaut, Klettenwurzel hilft bei Haarausfall, Sonnenblumenöl und Ackerschachtelhalm pflegen. Einen schönen Glanz bekommen die Haare auch mit alten Hausmitteln. Eine Bier-Ei-Mischung tut einem strapazierten Schopf gut, genauso wie Ölkuren mit Oliven- oder Rizinusöl.

Auch manche Hersteller setzen auf umweltverträgliche Produkte. Weleda zum Beispiel nimmt keine synthetischen Duft-, Konservierungs- oder Farbstoffe. Die Komponenten werden ohne zusätzliche Konservierung so gemischt, dass die Verkeimung minimiert wird. Die Kosmetikkette Body Shop verzichtet auf Tierversuche, forciert naturverträglichen Anbau und unterstützt soziale Projekte in den Erzeugerländern. So wird etwa der Honig für die Haarkosmetik in Sambia nach traditionellen Imkermethoden gewonnen.

Nicht alle Farbwünsche können mit Pflanzenfarben erfüllt werden. Das Kolorieren ohne Chemie ist aufwendiger und im Ergebnis nicht exakt vorhersehbar, weil es vom Grundton und der Beschaffenheit der Haare sowie der Einwirkzeit der pampigen Farbmasse abhängt. Grundstoff für die Pflanzenfärbung ist Henna. Es färbt die Haare je nach Alter der Pflanze rot oder ist farblos. Werden Kamille, Indigo, Salbei oder Kaffee zugemischt, erweitert sich die Palette von gelb über zart-grün und violett bis braun. Eine radikale Typveränderung nach blond oder schwarz ist nicht möglich: Die Farben lagern sich an die vorhandenen Pigmente an und können nur in Nuancen färben.

Es gibt auch Friseurmeister, die sich eine umweltfreundliche Haarpflege auf die Fahnen geschrieben haben. In Stuttgart hat die Familie Bauer, die fünf Friseurläden betreibt, seit 20 Jahren Erfahrung mit Pflanzenfarben. Und auch sonst hat sich der Markus Bauer einiges einfallen lassen, um die Umwelt zu schonen. So nimmt er Wasserabsauger statt Handtücher - die Haare werden in zehn Sekunden entfeuchtet, es wird kein Wasser und kein Waschmittel fürs Handtuchwaschen verbraucht. Zudem werden Shampoos wegen der Tensidbelastung des Abwassers schlicht mit Wasser verdünnt - ein Tipp, den auch andere Friseure auf Nachfrage parat haben. Von Kathleen Spilok

 

USA und Australien kämpfen gegen marine Invasoren 

Ballastwasser aus Schiffen bedroht Umwelt und Gesundheit

Sydney (pte, 21. Jul 2003 17:25) - Insgesamt 33 marine Spezies bedrohen die Gewässer des kleinsten Erdteils Australien. Die invasorischen Tiere können nicht nur in der Natur großen Schaden anrichten, sondern auch die Gesundheit der Bewohner bedrohen, berichtet das australische Forschungsinstitut CSIRO http://www.csiro.au . Gemeinsam mit dem Smithsonian Environmental Research Center in Maryland wollen die Australier Strategien gegen die Eindringlinge ergreifen, die zumeist in Ballastwassertanks großer Frachtschiffe in die Gewässer gelangen.

Zu den Lebewesen, die von den australischen Forschern nun untersucht wurden und deren Gefahr für Umwelt und Mensch als besonders hoch eingestuft wird, zählen unter anderem Fische, Krustentiere, Weichtier und mikroskopisch kleine aber toxische Dinoflagellaten. "In der Geschichte des fünften Kontinents konnten wir 1.300 Spezies ausmachen, die ins Land gekommen sind", so CSIRO-Forscher Keith Hayes. Die Forscher haben eine Liste erstellt, in der die aggressivsten und gefährlichsten Invasoren anhand verschiedener Kriterien bestimmt werden können. "Insgesamt sind 33 Lebewesen darunter, die diese Kriterien erfüllen", erklärt der Experte. Gefährlich im Sinne der Wissenschaftler gelten Arten, die die heimischen Spezies den Lebensraum wegnehmen, das Leben von Fischen oder anderen in Aquakulturen gehaltenen Arten bedrohen oder toxische Algenblüten entwickeln können.

"Tausende von marinen Spezies sind rund um den Globus in Bewegung", so Nic Bax, Marine-Reasearch-Experte bei CSIRO. "Die meisten Arten reisen in Ballaststoffwassertanks in Schiffen um den Globus, leben in Wracks ausländischer Schiffe oder werden von Aquarianern in der Welt verteilt", erklärt der Experte. Gemeinsam mit seinem Kollegen Greg Ruiz vom Smithsonian Institute haben die beiden Staaten ein nationales Sicherheitssystem gegründet, das seinen Sitz in Hobart/Tasmanien hat. Das National Introduced Marine Pest Information System (NIMPIS) soll als Instrument eine gemeinsame Datenbank über gefährliche Invasoren enthalten und weitere Schritte gegen die Verbreitung der Lebewesen entwickeln. (Ende)

 

Wasser-Technologien in Golf-Region gefragt

Thüringische Landeszeitung, den 20.07.2003 

Die Industrie- und Handelkammer Ostthüringen unterstützt Unternehmen in Gera. Produkte und Technologien im Bereich Wasser und Abwasser sind in der Golf-Region besonders gefragt. Unter den herrschenden klimatischen und geologischen Bedingungen können ohne moderne Technologien weder die rasant wachsende Bevölkerung noch die Industrie- und Landwirtschaft dauerhaft und effizient mit Wasser versorgt werden.

Aus Sicht der IHK besteht auf diesem Markt - bei gesicherten Finanzierungen - ein großes Potenzial der Geschäftsmöglichkeiten für Unternehmen aus Thüringen. Dort knüpft das aktuelle Projekt der IHK an. Die Industrie- und Handelkammer Ostthüringen zu Gera unterstützt Unternehmen, die am Aufbau von Geschäftskontakten in der Golf-Region interessiert sind.

30 Unternehmen aus Thüringen informierten sich am 10. Juli bei der Auftaktveranstaltung über Geschäftsmöglichkeiten für kleine und mittlere Unternehmen in der Golf-Region. Schwerpunkt waren dabei die Vereinigten Arabischen Emirate.

Als nächster Schritt ist geplant, Entscheidungsträger aus der Golf-Region einzuladen und ihnen Produkte, Technologien und Know-how der Unternehmen aus Thüringen zu präsentieren. Parallel dazu bereitet die IHK eine Gemeinschaftsbeteiligung an der Messe BIG 5-Show in Dubai vor.
Mehr Informationen: IHK-Geschäftsbereich International, Klaus Kirchner,
Tel. (0365) 8553-123, Fax: 8553-124, E-Mail:kirchner@gera.ihk.de.

 

Wasser sparen durch entkalkte Duschköpfe

Neue Ruhr Zeitung, den 18.07.2003 

Durch das Entkalken des Duschkopfes lässt sich im Bad viel Wasser sparen, ohne dass Komfort und Hygiene darunter leiden müssen. »Sind die Düsen am Brausekopf entkalkt, wird das Wasser feiner versprüht«, sagte Udo Gattenlöhner, Geschäftsführer der Umweltschutzorganisation Global Nature Fund in Radolfzell in Baden- Württemberg, in einem dpa/gms-Gespräch.

Dann fühle sich der Duschende schon bei einer deutlich geringeren Wassermenge, die auf ihn niederprasselt, nass und erfrischt. Wegen der aktuellen Trockenperiode in Deutschland sei es besonders wichtig, mit Trinkwasser sparsam umzugehen.

Dazu trägt laut Gattenlöhner auch bei, Autos oder Motorräder nicht eigenhändig, sondern in einer Waschanlage zu reinigen. »Man braucht viel mehr Wasser, wenn man mit dem Schlauch wäscht.« Zudem sorgen in professionellen Anlagen so genannte Ölabscheider dafür, dass keine Schadstoffe in das Abwasser gelangen. »Letztlich ist das auch gar nicht teurer, denn der Wasserverbrauch zu Hause kostet richtig Geld.«

Im Garten lasse sich Wasser sparen, wenn der Rasen seltener gemäht wird, rät Gattenlöhner. Längere Gräser trocknen an heißen Tagen deutlich langsamer aus als akkurat geschnittene. »Es reicht durchaus, das einmal im Monat zu machen - das ist allein eine Frage der Ästhetik.« Auch auf globaler Ebene können die Verbraucher laut Gattenlöhner zum Wassersparen beitragen, indem sie zum Beispiel vor allem Obst und Gemüse aus heimischem Anbau kaufen. Aus südlichen Ländern importierte Produkte müssten oft unter enormem Aufwand bewässert werden. (dpa/gms)

 

Heilbronn legt 22 Brunnen trocken

Heilbronner Stimme den 18.07.2003 

Die Stadt Heilbronn hat 22 ihrer 49 Brunnen abgestellt. Gesparte Wasser-, Strom- und Wartungskosten sollen immerhin 50 000 Euro ins Haushaltsloch leiten.

Florian und seine Mama sandeln auf einer Palmen-Oase in der Sülmer City. Der Schweiß rinnt in Strömen. Da erblickt die gute Mutter den St.-Georgs-Brunnen. "Der ist unsere Rettung." Doch als das Bübchen über die frisch sanierte Einfassung gehoben wird, kommen ihm die Tränen: Das Becken ist grad' mal zur Hälfte gefüllt, und aus den zwei Röhrchen rinnt es nur kümmerlich.

"Ja", gibt Wolfgang Kresser vom städtischen Hochbauamt ganz offen zu, "da pinkelt es derzeit nur so ein bisschen. Wir haben den Zufluss um die Hälfte gedrosselt." Aber am liebsten hätte er dem Brunnen am Hafenmarktturm das Wasser ganz abgedreht. Nur der Protest umliegender Kaufleute hat die totale Trockenlegung verhindert.

Von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wurde dagegen der Exitus 22 anderer Brunnen im Stadtgebiet. Ihnen wurde das Wasser ganz einfach aus Kostengründen abgedreht. 50 000 Euro hofft das Rathaus dadurch jährlich einzusparen.

Sage und schreibe 217 000 Euro hat Heilbronn noch 2002 in seine 49 Brunnen fließen lassen. Davon schlug Strom mit 21 000 Euro zu Buche, Wasser gar mit 46 000 Euro - obwohl manche Brunnen über eigene Quellen verfügen und andere mit Kreisläufen arbeiten. Dazu Kresser: "Der Verdunstungsverlust ist enorm." Zudem müsse man auch Abwasser zahlen. Dickster Brocken: 150 000 Euro flossen 2002 in Reinigung und Instandhaltung.

"Die Verstopfung ist ein großes Problem", stellt Kresser mit Blick auf Kippen, Papier und sonstigen Müll fest. Fast täglich müssen etwa an der Lohtorstraße die Brunnenputzer anrücken, weiß Betriebsamtsleiter Dieter Klenk. Der nagelneue Wasserlauf ist dauernd verstopft. "Aus Gründen der Stadtbelebung haben wir die Rinne von der Streichliste genommen", erklärt Kresser. Ähnliches gilt für die Fontäne im Alten Neckar.

Das ZEAG-Geschenk kommt die Stadt teuer zu stehen: Neckarwasser kostet zwar nichts, doch die Wartung schluckt 7500 Euro im Jahr. Sparen will man nun durch kürzere Laufzeiten.

Tabu ist die Stilllegung historischer Quellen. So etwa der Siebenröhrenbrunnen mit seiner Wasserrechnung von 9700 Euro im Jahr oder der Fleinertor-Brunnen mit 9500 Euro, aber auch der Komödiantenbrunnen am Kiliansplatz, in dessen kompliziertes Umlaufsystem laut Kresser schon "etliche 10 000 Euro flossen".

Nicht trocken gelegt hat man auch die symbolträchtigen Stadtteil-Brunnen. Sang- und klanglos abgeschaltet wurden etliche unscheinbare Wässerchen, die sich bis auf Weiteres mit einer Existenz als Skulptur begnügen müssen. Von Kilian Krauth

 

Extremes Niedrigwasser im Rhein

Ein Kohlefrachter lief bereits auf Grund

Neuß-Grevenbroicher Zeitung, den 18.07.2003 

Der Rhein ist niedrig wie selten. In einigen Bereichen bereitet das Niedrigwasser bereits Probleme. Die Schiffe können nur noch teilweise beladen werden, der Verlust wird allerdings meist ausgeglichen. Wer zu viel lädt, riskiert auf Grund zu laufen. So ist es einem Kohlefrachter in diesen Tagen in Höhe Dormagen passiert. Erst nachdem ein Teil der Ladung von einem anderen Schiff übernommen wurde, kam der Frachter wieder frei.

"Ich hab den Vater Rhein in seinem Bett gesehn.....", heißt es in einem alten Karnevalslied. In der Tat: Von seinem Kiesbett gibt der Strom in diesen Tagen viel frei. Der Wasserstand ist nach der wochenlangen Trockenheit extrem niedrig, seit Februar bleiben die Niederschläge deutlich hinter dem Soll zurück. Der durchschnittliche Pegel bei Köln liegt bei etwa drei Metern. Jetzt ist es fast nur noch die Hälfte. Und das bringt erhebliche Probleme mit sich.

Betroffen ist vor allem die Schifffahrt. Die Frachter, Tanker und Containerschiffe können nicht mehr randvoll beladen werden, fahren mit halber Ladung. "Das macht sich im Umsatz bemerkbar", berichtet Andreas Franzen von dem Stürzelberger Umschlag-Unternehmen UCT. Probleme mit dem Anlanden der Schiffe gibt es nicht, aber mittlerweile bleiben hohe Prozentsätze der Ladungen aus. Noch keine Lieferschwierigkeiten melden auch Bayer und BP Köln mit ihren Tankerbrücken am Rhein.

Olaf Hultsch, Pressesprecher der BP Köln GmbH auf Anfrage gegenüber der NGZ: "Der Betrieb an den Tankerbrücken läuft normal weiter." Ähnlich bei Bayer. Dass die Schiffe zum Teil nur mit halber Fracht fahren, wird durch Mehr-Verkehr ausgeglichen. Rolf Radermacher: "Wir haben an den Tankerbrücken eine höhere Frequenz." Verantwortlich für die Ladung ist der Kapitän. Und der hat in den widerstreitenden Interessen zwischen größerer Fracht und höherem Gewinn auf der einen und der Sicherheit auf der anderen Seite nicht immer das rechte Augenmaß.

So lief vor wenigen Tagen in Höhe Dormagen ein Kohlefrachter auf Grund. Erst nachdem ein Teil der Ladung auf ein eilends angefordertes Schiff umgeladen worden war, konnte der Frachter seine Fahrt fortsetzen. Da das Rheinbett vorwiegend aus Kies besteht, kam es bei diesem Unfall zu keinen nennenswerten Beschädigungen. Allerdings bildet jede Behinderung im Fahrwasser eine erhöhte Gefahrenquelle - es ist ohnehin wohl nur der Kunst der Schiffsführer zu verdanken, dass bei dem dichten Verkehr auf der schmalen Rinne nicht mehr passiert.

Die Ausfälle durch geringere Ladung zahlt übrigens auch der Auftraggeber. Er trägt einen so genannten Kleinwasserzuschlag, ähnlich dem Schlechtwettergeld im Baugewerbe, und gleicht damit etwa 60 Prozent der Ausfälle aus. Probleme bei der Wassergewinnung und -entsorgung für Dormagen gibt es durch das Niedrigwasser nicht: Die Brunnen in Mühlen- oder Tannenbusch schöpfen Grundwasser, und deren Pegel sind nach dem feuchten Winter und dem Grundwasseranstieg durch das Nachlassen der Rheinbraun-Sümpfung ohnehin voll.

Für den Betrieb der Kläranlage in Rheinfeld sieht Thomas Wedowski, Wasserexperte im städtischen Tiefbauamt, sogar Vorteile: "Bei Niederigwasser brauchen wir weniger Strom für die Pumpen, um das Abwasser in den Rhein zu leiten." Dass die Qualität des Rheinwassers durch die Einleitungen qualitativ zu leiden hat - die gleiche Klärwassermenge trifft auf weniger Rheinwasser - glaubt Wedowski nicht: "Das vermischt sich immer noch mit so viel Wasser, dass keine Veränderung festzustellen sein wird."  Von Chris Stoffels

 

Das Heu für den Winter verdorrt

Märkische Allgemeine, den 18.07.2003 

Wenn Helmut Kroll morgens aufs Feld fährt, zieht sein Traktor eine lange Staubfahne hinter sich her. "Blanke Asche" sei die Erde, sagt der Geschäftsführer der Agrar GmbH Altdöbern (Oberspreewald-Lausitz). Die Maiskolben lassen sich kaum erfühlen in ihrem gelben Bast. Auf den ausgedörrten Wiesen stehen nur noch Unkrautstengel. Kroll wird 300 Rinder verkaufen, weil er kein Heu für den Winter machen kann. Eine halbe Million Euro Schaden erwartet der Betrieb.

Helfen kann nur ein dreitägiger Landregen

Eine Hitzewelle rollt derzeit über das Land, und der Staub, der aus den märkischen Feldern aufsteigt, beschäftigt sogar die Talkshows. Was der Unterschied zwischen Brandenburg und der Wüste sei, fragte Entertainer Harald Schmidt kürzlich spöttisch. Und gab sich die Antwort selbst: "Die Wüste lebt."

Auf dem Land sieht es derzeit tatsächlich düster aus. Landwirtschaftsminister Wolfgang Birthler (SPD) von einer "katastrophalen" Lage. Die Hälfte des Getreides ist vernichtet - und die örtlich begrenzten Unwetter von gestern dürften die bevorstehende Ernte lediglich noch aussichtsloser gemacht haben. "Für viele unserer Mitglieder lohnt es sich nicht mehr, überhaupt rauszufahren", sagt Wolfgang Scherfke, Geschäftsführer des Landesbauernverbands. Er rechnet landesweit mit Ernteausfällen von 200 Millionen Euro. Das einzige, was helfen könne, sei ein "ergiebiger, dreitägiger Landregen", so Scherfke. Doch der ist nicht in Sicht.

Leiden müssen auch die Städter. Am Potsdamer Klinikum "Ernst von Bergmann" häuft sich die Zahl der älteren Menschen, die mit Kreislaufproblemen eingeliefert werden. Und weil das Abwasser in der städtischen Kanalisation träge vor sich hin fließt, müffeln die Gullis derart, dass es vielen Cafébesuchern den Eisbecher auf der Terrasse verleidet. Gleichzeitig pumpen die Brunnen der Wasserwerke rund ein Drittel mehr Wasser in die Rohre als im Jahresmittel. "Das meiste geht in die Gärten", sagt Karsten Zühlke, Bereichsleiter für Wassermanagement bei den Potsdamer Stadtwerken.

Ein Bild des Jammers bieten dagegen die Gewässer. Die Oder quält sich nur noch als Rinnsal durch ihr Bett. Bei einem Wasserstand von 98 Zentimetern - normal sind mehr als zwei Meter - konnte man gestern problemlos von Frankfurt ans andere Ufer nach Slubice waten. Güterschiffe können den Fluss nicht mehr befahren und werden auf Kanäle umgeleitet. Auf der Elbe haben Binnenschiffe auch nicht mehr viel Wasser unterm Kiel. In Wittenberge stand der Pegel gestern bei rund 1,30 Metern. Zum Vergleich: Beim Sommerhochwasser im vergangenen Jahr wurden dort 7,35 Meter gemessen. Nach Informationen des Umweltamtes bereitet die niedrige Fließgeschwindigkeit den Flussbewohnern Schwierigkeiten: Manche Muschel wird den Sommer in der sauerstoffarmen Brühe nicht überleben.

Versteppung ist "Unsinn"

Trotz der teilweise verheerenden Auswirkungen der Dürre warnen Fachleute vor einer Dramatisierung. "Niedrige Wasserstände kommen immer wieder vor", sagt Rolf Dietrich, Leiter des Wasser- und Schifffahrtamts Eberswalde (Barnim). Von "größter Trockenheit seit Jahrzehnten" könne nicht die Rede sein", vor dem historischen Oderhochwasser 1997 sei es ähnlich trocken gewesen. Dann sei allerdings die Regenmenge eines ganzen Sommers in wenigen Stunden gefallen.

Aber es ist genau diese Häufung von extremen Wetterereignissen in unseren Breiten, die den Forschern vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) Sorgen machen. Die Wissenschaftler haben errechnet, dass sich die Durchschnittstemperatur deutschlandweit im 20. Jahrhundert um 0,6 Grad, in Brandenburg sogar um ein Grad erhöht hat - und bis 2055 sollen es nocheinmal 1,4 Grad mehr werden - wegen des Treibhauseffekts. Die Folge: Es soll bis zu 20 Prozent weniger regnen und der Niederschlag wird zunehmend in Unwettern niedergehen - also schneller abfließen. "Von Versteppung zu reden ist aber Unsinn", sagt Klimatologe Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe. Allerdings müssten sich Landwirte eines Tages überlegen, ob sie die normalen Fruchtfolgen einhalten könnten.

PIK-Agrarexperte Frank Wechsung hält es für möglich, dass hitzeempfindliche Pflanzen wie der Winterweizen eines Tages durch solche ersetzt werden könnten, die heute in Spanien oder Italien wachsen: zum Beispiel Hartweizen - der Rohstoff für Spaghett. Von Ulrich Wangemann

Haushaltschemikalie als Hormongift - Nonylphenol macht Austern zu sterilen Hermaphroditen

London (pte, 17. Jul 2003 17:35) - Die Substanz Nonylphenol, die in zahlreichen Kosmetika und anderen Produkten enthalten ist, steht schon seit längerem in Verdacht, dass sie hormonell wirkt. Britische Forscher haben nun entdeckt, dass der Stoff Austern zu sterilen Hermaphroditen macht, berichtet BBC-Online http://news.bbc.co.uk . Die Forscher vermuten nun, dass Nonylphenol auch bei anderen Lebewesen schwere gesundheitliche Schäden hervorrufen kann.

Die Wissenschaftler hatten die Auswirkungen der Chemikalie auf pazifische Austern (Crassostrea gigas) in einer kommerziellen Austernzucht in Whitstable in der Grafschaft Kent untersucht. Bei der Auswertung der Ergebnisse stießen die Forscher auf schreckliche Abnormalitäten unter den entwicklungsfähigen Larven der Tiere: Ein Teil der Larven hat die Chemikalie nicht überlebt. Von den Überlebenden entwickelte sich ein Drittel der Larven zu Hermaphroditen, sie hatten sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsorgane. "Und das geschah unter einer realistischen Konzentration der Chemikalie, die nur ein Zehntel der erlaubten Grenzwerte betrug", so Helen Nice von der UK Environment Agency. Die Resultate seien zutiefst beunruhigend, meinte die Expertin. Die Gefahren, dass dieses Umweltgift auch andere Lebewesen in Mitleidenschaft zieht, seien naheliegend.

Die pazifische Auster ist eine von zwei Austern, die in Europa vermarktet werden. Studienleiter Michael Thorndyke glaubt, dass auch andere Weichtiere wie Muscheln und Schnecken, aber auch Krustentiere von Nonylphenol geschädigt werden könnten. Der Forscher warnt davor, dass das Verschwinden von einzelnen Lebewesen aus dem Meer zum Verlust des ökologischen Gleichgewichts führen würde. Umweltorganisationen haben den Stoff Nonylphenol schon länger in Verdacht, dass er wie ein Östrogen wirke.

Nonylphenol (C6 H4 OHC9 H19) ist ein Vorprodukt für Nonylphenolethoxylate (NPEs), der wichtigsten Untergruppe der Alkylphenolethoxylate (APEs). In der Umwelt werden NPEs wieder zu giftigem Nonylphenol abgebaut. APEs sind so genannte Großchemikalien, von denen weltweit jährlich etwa 650.000 Tonnen hergestellt werden für die Verwendung in Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, Lebensmittel-Verpackungen (wie etwa PVC-Folien), Pestiziden (als Emulgatoren), Druck- und Wandfarben und Chemikalien zur Rohöl-Förderung. Der größte europäische Produzent von Nonylphenol und APEs ist die Sasol Germany GmbH. Die Umweltorganisation Greenpeace Deutschland http://www.greenpeace.de hat bereits vor einem Jahr davor gewarnt, dass Nonylphenol in vielen Lebensmitteln enthalten ist. "Die gefährlichen Substanzen werden in Pestiziden und Alltagsprodukten wie Reinigungsmitteln und Verpackungen eingesetzt, aus denen der Stoff sich auf die Lebensmittel überträgt. Die Substanz kann den Hormonhaushalt des Menschen schädigen und Allergien auslösen", berichtet Manfred Krautter, Chemie-Experte von Greenpeace Deutschland. Greenpeace fordert Maßnahmen, damit Nonylphenol nicht mehr in Umwelt, Lebensmittel und Konsumprodukte gelangt. (Ende)

 

Seit 2. Januar kein starker Regen

Ostthüringer Zeitung, den 17.07.2003 

Gravierende Auswirkungen für Landwirtschaft / Trinkwasserversorgung gesichert Von Sandra Fröhlich Lobenstein (OTZ). "Seit dem 2. Januar hat es in Lobenstein keinen starken Regen gegeben", diese Aussage von Wetterstatistiker Jürgen Schaller lässt alle Alarmglocken läuten. Der Lobensteiner zeichnet seit 30 Jahren das Wetterdaten auf. Ein trockenes Jahr wie dieses hat er bisher selten erlebt.

Am 2. Januar regnete es mehr als 40 Liter pro Quadratmeter. Seitdem fiel mit jeweils gut 10 Litern nur zweimal annähernd so starker Regen. Im Monat Juni regnete es an nur neun Tagen. Im Monatsdurchschnitt waren das 27,8 Liter pro Quadratmeter. "Bei den heißen Temperaturen viel zuwenig Niederschlag", so der Lobensteiner.

Dr. Günter Wohlfarth, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Hochland eG Gahma schätzt die Trockenheit der vergangenen Wochen als bedrohlich für die Landwirtschaft ein. "Die Witterung hat schon zu einer kleinen Katastrophe für die Bauern geführt, wenn es nicht bald ausreichend regnet, kommt es zu einer großen Katastrophe."

Auf Beregnungssysteme, wie zu Zeiten der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) können die Agrarbetriebe nicht mehr zurückgreifen. "Wir sind auf den Regen angewiesen und hoffen, dass es bald zu einer ordentlichen Dusche kommt", so Wolfarth. Bei der Getreideernte sei das Ausmaß der Schäden deutlich geworden. Die Futterpflanzen sind schlecht entwickelt und auch der Mais droht größeren Schaden zu nehmen.

Der Zweckverband "Wasser und Abwasser Lobensteiner Oberland" (WALO) teilt mit, dass trotz des wenigen Regens keine Mängel in der Trinkwasserversorgung zu erwarten sind. "Die Zuläufe sind zwar zurückgegangen, aber es ist genügend Wasser da", erklärte der kaufmännischer Leiter, Reinhold Wagner.

In den Quellgebieten wie Mühlberg und Titschendorf werden die Zuläufe und Wasserstände täglich gemessen. "Sobald ein Engpass erkennbar ist, wird die Trinkwasserversorgung mit Wasserwagen abgesichert", versichert Wagner. Durch die Sparsamkeit der WALO-Kunden wird auch im Sommer recht wenig Wasser verbraucht. "Zu DDR-Zeiten haben wir in Lobenstein täglich einen Verbrauch von rund 2400 mþ Wasser gezählt. Gegenwärtig werden am Tag etwa 860 mþ Wasser abgenommen.

Das Staatliche Umweltamt in Gera beobachtet voller Sorge die Pegel der öffentlichen Gewässer. "Die Niederschläge fehlen, deshalb sind auch die Zuläufe zurückgegangen. Der Wassermangel hat Auswirkungen auf die gesamte Vegetation", beschreibt Leiter Dr. Jörg Lotze die Komplexität der anhaltenden Trockenheit. Die Problematik beschäftigt auch den Fachdienst Umwelt der Kreisverwaltung. Gestern prüfte Leiter Frieder Wenzel beispielsweise den Wasserstand im Rabisbach bei Neundorf. Dieser ist fast ausgetrocknet.

 

Rückgang des Wasserverbrauchs lässt Gullis zum Himmel stinken

Berliner Morgenpost, den 16.07.2003 

Die Sonne brennt, kein Lüftchen regt sich - nur aus den Gullis ziehen Schwaden infernalischer Gerüche durch die sommerlichen Straßen der Stadt. Jedes Jahr aufs Neue belästigt Gestank aus der Kanalisation das Wohlbefinden von Passanten und Anwohnern an vielen Ecken. Dagegen könnte etwas getan werden: Die Berliner Wasser Betriebe (BWB) müssten mit ihren Rüssel-Tankwagen anrücken und die Rohre mit Frischwasser spülen. Früher habe man das turnusmäßig an sensiblen Stellen getan, heute nur noch bei Bedarf, wenn es besonders schlimm ist, sagt BWB-Sprecher Stefan Natz.

Schließlich würden die Kosten der Reinigungseinsätze den Gebührenzahlern aufgelastet. Schuld an dem Übel sind der wegen sparsamen Umgangs mit dem Nass und dem Zusammenbruch der Industrie sinkende Wasserverbrauch und die überdimensionierten Kanäle, die zu selten von Abwasser gespült werden. Laut BWB stinkt es besonders in zentralen Stadtvierteln, wo zwar viele Menschen arbeiten und essen, aber wenige wohnen und mit ihrem Duschwasser die Rohre reinigen: etwa am Kurfürstendamm, Alexanderplatz oder Gendarmenmarkt. Viele Restaurants verschärften das Problem, weil für sie keine Fettabscheider vorgeschrieben seien. So lande das Fett im Abwasserkanal, setze sich ab, fange an zu schimmeln und zu riechen. jof

 

Wasser in der Nähe eines Schwarzen Lochs gefunden

Pressemitteilung Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., 16.07.2003

Deutsch-italienisches Radioastronomen-Team entdeckt mit dem Effelsberger 100-Meter-Radioteleskop den bisher am weitesten entfernten Megamaser

In der Radiogalaxie 3C403 wurde eine Quelle entdeckt, bei der die Intensität der Strahlung einer einzigen Spektrallinie tausendfach stärker ist als die der Sonne im gesamten Spektralbereich. Die intensive Strahlung eines Wasserdampf-Masers hat ihren Ursprung in der direkten Nachbarschaft eines Schwarzen Lochs. Andrea Tarchi und Marco Chiaberge vom Istituto di Radioastronomia (IRA) in Bologna sowie Christian Henkel and Karl Menten vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn beobachteten zum ersten Mal eine solche Emission in einer "klassischen" Radiogalaxie, bei der ein Schwarzes Loch von vielen Millionen Sonnenmassen Energie bis in eine Entfernung von mehr als 100 000 Lichtjahren aussendet. Dieser Wasser-Megamaser ist etwa 750 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt.

 

Alle warten auf Regen

Trockenperiode lässt Erträge in der Landwirtschaft schrumpfen - Trinkwasser gibt es fast überall (noch) genug

Appenzeller Zeitung, den 16.07.2003 

In manchen Orten gehen die Trinkwasservorräte zur Neige, Bäche müssen ausgefischt werden und Autowaschen wird verboten. Sonnenanbeter mögen sich über das Sommerwetter freuen, für andere aber wird es zum Albtraum.

Bereits der Juni ging mit hohen Temperaturen und geringem Niederschlag in die Geschichte ein. Nun lässt der Regen auch im Juli auf sich warten. Das ausbleibende Nass ist das eine Problem, die hohen Temperaturen das andere. Gemäss Reto Denoth, stellvertretender Leiter der Sektion Gewässernutzung vom Amt für Umweltschutz des Kantons St. Gallen, verdunsten an einem Tag sechs Liter Wasser pro Quadratmeter. Rasen bewässern verboten

Was das Trinkwasser betrifft, ist die Situation in einzelnen Gemeinden Appenzell Ausserrhodens und des Thurgaus prekär. Erst gestern wurden die Bewohner von Trogen mittels Flugblätter darauf aufmerksam gemacht, dass es ab sofort verboten sei, Schwimmbäder neu zu füllen, Autos zu waschen oder den Rasen zu bewässern. Die meisten der betroffenen Gemeinden beziehen ihr Trinkwasser von Quellen. Diese sind gemäss Paul-Otto Lutz vom Amt für Umweltschutz im Kanton Appenzell Ausserrhoden bereits bis auf ein Drittel oder gar auf ein Viertel zurückgegangen. Im Thurgau ist es untersagt, Wasser aus Fliessgewässern zu entnehmen. Bewilligungen werden nicht mehr erteilt. Im Kanton St. Gallen hingegen sind die Behörden unbürokratisch: Landwirte dürfen nach wie vor Wasser aus größeren Gewässern abpumpen, solange sie noch genügend Wasser führen. Kartoffeln mit Missbildung

Besonders die Landwirtschaft hat unter der Trockenperiode zu leiden. Bei der Getreideernte, die zurzeit in vollem Gange ist, zeichnen sich Ertragseinbussen ab. «Pro Are Land wird dieses Jahr deutlich weniger Getreide geerntet als im Vorjahr», erklärt Walter Hotz von der Meyerhans Hotz AG, welche die Getreidesammelstelle in Bürglen betreibt. Wie groß die Einbussen sein werden, lasse sich noch nicht beziffern. Bei Kartoffelbauern, die ihre Felder nicht bewässern, ist Regen nicht unbedingt erwünscht. «Niederschlag führt dazu, dass sich Wachstumsrisse in Kartoffeln bilden», sagt Hermann Brenner von der Fachstelle für Pflanzenschutz und Ökologie am Landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg. «Zudem altern die Kartoffeln durch die Hitze schneller und bilden frische Knollen, welche zu Missbildungen führen.» Dadurch seien die Kartoffeln von mangelhafter Qualität, fänden kaum Abnehmer und müssten als Futterkartoffeln verkauft werden. Vorfall im Elektrizitätswerk

Wenn das Wasser knapp wird, wird es auch für die Fische in kleineren Gewässern eng. «Der Fischbestand muss abgefischt und in größere Gewässer gebracht werden», erklärt Mario Rowa, Fischereiaufseher des Kantons St. Gallen. «Wenn diese Möglichkeit nicht besteht, bringen wir die Fische in die Fischzucht Rorschach.» Kürzlich wurde Rowa wegen eines Notfalls zum Elektrizitätswerk Kirchberg gerufen. Weil das Wasser spärlich fließt, wird weniger Strom produziert. Das merkte der Verantwortliche für das Elektrizitätswerk nicht und schaltete die Maschinen auf Hochbetrieb. «In Kürze war das gesamte Stauwehr leer.» Der fehlende Niederschlag macht auch den Wäldern zu schaffen. «Wenn Bäume zu wenig Wasser bekommen, sind sie geschwächt und somit eine leichte Beute für Borkenkäfer», sagt Thomas Brandes, stellvertretender Oberförster des Kantons St. Gallen. Auf Grund der Trockenheit gilt im Wald: kein Feuer außerhalb von Feuerstellen machen. Rasen bewässern verboten

Die Trockenheit lässt Flüsse zu Bächen werden. Wenn dann noch geklärtes Abwasser in die Flüsse fließt, verschlechtert sich die Wasserqualität. «Die Bakterien im Abwasser können eine Sommergrippe hervorrufen», sagt der St. Galler Kantonschemiker Hans-Rudolf Hunziker. Er rät, in Fliessgewässern besonders mit Kleinkindern vorsichtig zu sein. «Seen und Weiher sind unbedenklich.» Von Sarah Gerteis

 

Mehr Fischer, weniger Fische Dramatische Fangeinbußen bei kommerziellen Spezies

Honolulu (pte, 15. Jul 2003 15:25) - Nicht nur im Nordatlantik steht die Fischfang-Industrie vor dem Kollaps. Auch im pazifischen Ozean melden Fischer dramatische Rückgänge der Fangquoten. Besonders betroffen sind die Meeräschen: dort fielen die Fangquoten von 1955 bis 2002 um 91 Prozent. Aber auch andere kommerziell befischte Arten sind um 75 Prozent zurückgegangen, berichtet der Honolulu Advertiser http://thehonoluluadvertiser.com  .

"Wir brauchen keine Statistik. Fest steht, dass die küstennahe Fischerei des 50. Bundesstaates in einer schweren Krise steckt", so der Fischer Jack Gushiken. Schuld an der Misere sind verschiedene Faktoren: Zum einen gibt es keine Schonzeiten für die Fische, zum anderen sind die Fangmethoden mit engmaschigeren Netzen immer effektiver geworden. Hinzu kommt noch der Faktor Umweltverschmutzung und Zerstörung der Riffe durch ankernde Boote und Schiffe und kommerzielle Taucher, die mit Harpunen auf Fischfang gehen. Die Entnahme vom immer mehr geschlechtsreifen Fischen drängt viele Spezies an den Rand des Aussterbens. Betroffen von der Abnahme der ökologischen Vielfalt sind aber nicht nur kommerziell gejagte Fischarten wie der Zoologe und Autor zahlreicher Bücher über Fischarten in Hawaii Jack Randall berichtet. "Seit meinem ersten Tauchgang in den 50-er Jahren, bei dem es noch viele Rifffische gab, hat sich viel verändert. In der Zwischenzeit sind Papageienfische zum Beispiel eine Seltenheit geworden", so der Experte.

An der Nordküste von Kauai sind nach Angaben von Gushiken die Folgen der Überfischung am deutlichsten zu spüren. Treibnetze, die hunderte Meter lang sind und über Nacht im Wasser bleiben, sind ein Grund. Ein anderer Grund für die immer geringere Zahl an Fischen sind einfach bessere Fangmethoden und immer mehr Fischer. "Es ist modern geworden Papageienfische in der Nacht mit Speer zu jagen", so Gushiken. "Auch die Preise für große Kunststoffnetze, die als Treibnetze verwendet werden, sind in den vergangenen Jahren immer weiter nach unten gegangen. Der Verlust eines Netzes macht heute nichts mehr aus", so Rick Gaffney, Vorsitzender des West Hawaii Fishery Council. Offensichtlich ist auch, dass die Fische kleiner werden und weniger Eier produzieren als vor 20 oder mehr Jahren, bestätigt Randall. "Eine 71 cm große Stachelmakrele produziert mehr als 80 Mal so viele Eier wie eine 30 Zentimeter große." Deshalb sei es unbedingt notwendig größere Fische zu schützen, denn sie sorgen für den Erhalt der Spezies, erklärt der Experte.

Die staatliche Division of Aquatic Researches, die Agentur, die für die Ressourcen des Meeres verantwortlich ist, wird demnächst strengere Vorschriften erlassen, die die Ausbeutung der Küstengewässer verhindern soll. Beschränkungen der Netzgrößen, Einrichtung von Schutzzonen und saisonale Fangverbote sollen die Fischbestände retten, erklärt die Meeresbiologin Kimberly Lowe, die das Programm betreuen soll. Einig sind sich die Umweltschützer und Fischer über den Umfang der Maßnahmen aber nicht. Während die einen die Abschaffung der Treibnetze fordern, sehen die Fischer die Errichtung von Schutzzonen als Angriff auf das Recht der freien Entnahme der natürlichen Ressourcen des Meeres. Sicher ist für die Experten aber nur eines: Rasch zu handeln. (Ende)

 

Ein Gerät rümpft die Nase

Kölner Stadt Anzeiger, den 15.07.2003 

Zwei Forscher der Uni Bonn haben eine chemische Spürnase entwickelt. Die Entwicklung soll helfen, zwischen Wohlgeruch und Gestank zu unterscheiden. Ein Einsatzfeld könnte die Automatisierung von Geruchsbekämpfungsanlagen sein.

Bonn - So manchem Schweinezüchter und Geflügelhalter, so manchem Chemiefabrikanten oder Betreiber einer Mineralölraffinerie dürfte noch kräftig stinken, was die beiden Wissenschaftler Peter Boeker aus Bonn und Tim Hamacher aus Neunkirchen-Seelscheid entwickelt haben: Hamacher, Mitglied der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Bonner Universität, sowie sein Kollege Boeker an der Landwirtschaftlichen Fakultät haben eine chemische Spürnase mit Namen „OIfaSens“ zur Anwendungsreife gebracht, mit der sich zuverlässig über lange Zeiträume hinweg störende und belästigende Gerüche messen lassen.

Ob am Schornstein eines Kraftwerks, ob an den Gullydeckeln eines städtischen Kanalnetzes angebracht, ob vor die Lüftungen einer Großbäckerei oder neben Gärbecken einer Kläranlage oder vor die Fritteuse einer Imbissbude montiert - das neuartige Schnüffelgerät vermag die Ausdünstungen höchst unterschiedlicher Geruchs-Produzenten objektiv zu überwachen. Damit haben Boeker und Hamacher ein alltagstaugliches Gerät erfunden, das gleichsam als „Schlichter“ in Auseinandersetzungen zwischen geruchsgeplagten Bürgern und Verursachern eingesetzt werden kann.

Andererseits liefert „OlfaSens“ den Produzenten von Gestank die messtechnische Handhabe, Geruchsemissionen im Vorhinein zu bekämpfen und solchermaßen Geld zu sparen. Etwa wie die Stadt Wien, die jährlich Hunderttausende von Euro ausgeben muss, um den Gestank ihrer Abwasserkanäle innerhalb der Stadt mittels chemischer Zusätze im Abwasser in Grenzen zu halten. Die neuen Spürgeräte aus Bonn können helfen, diese Kosten wesentlich zu verringern. Der wirtschaftliche Nutzen, den die neu entwickelten Sensoren zeitigen können, kann noch gar nicht voll eingeschätzt werden.

Gleichwohl haben die Verantwortlichen des „Verbandes Neues Unternehmertum Rheinland“ (NUK), der vom Gerling-Konzern, der Unternehmensberatung McKinsey und der Sparkasse Köln gegründet wurde, um innovative Unternehmen in der Region zu fördern, den Wert der Erfindungen als herausragend erkannt. „OlfaSens“ wurde jetzt im Zuge des NUK-Innovations-Wettbewerbes mit dem ersten Preis bedacht.

Mit ihrer chemischen Spürnase haben die Bonner Wissenschaftler technische Erleichterung auf einem Gebiet geschaffen, das den Gesetzgeber und seine beauftragten Experten bislang vor schwere Probleme stellt. Innerhalb des bundesweiten Immissionsschutzes und seinen regelnden Gesetzen und Verordnungen, haben die Fachleute bis heute letztlich nicht vermocht, das weite Feld der Geruchsbildung einheitlich und „gesetzesfest“ zu normieren. Das hat einen schlichten Grund: Was dem einen Bürger stinkt, mag der Nachbar gar als Wohlgeruch empfinden. Und „Düfte“ gibt es, die den einen angeekelt die Nase rümpfen lassen, während sie ein anderer gar nicht mehr wahrnimmt - weil er von Berufs wegen von ihnen umgeben ist. Im Übrigen: Die Arbeiterin am Verpackungsband einer Schokoladenfabrik kann den Pralinenduft nicht mehr ausstehen, während die Schokodüfte vielen angenehm in der Nase kitzelt.

Die NRW-Landesregierung hat 1998 eine „Geruchsimmissions-Richtlinie“ (GIRL) erlassen, und deren regulierenden Duft haben die Gesetzgeber anderer Bundesländer mittlerweile anerkennend beschnuppert. Diese Richtlinie beschreibt zumindest aufgrund zeitlicher Kriterien, was dem Bürger als penetrant empfundene Geruchsbelästigung vorenthalten bleiben muss. Das sind Geruchsintervalle, die öfter als zehn Prozent aller „Jahresstunden“ als belästigend wahrgenommen werden (können). Über die Intensität sagt die Richtlinie nichts aus - aus gutem Grund: Bernhard Prinz und Ralf Both, Experten des NRW-Landesumweltamtes, haben das Problem im Beitext zur Richtlinie benannt: „Bei den Gerüchen ist trotz aller Bemühungen zur Objektivierung . . . der Mensch als Signaldetektor ein mehr oder weniger unzuverlässiger und unberechenbarer Faktor geblieben . . .“

In Bonn ist Tim Hamacher und Ralf Boeker jedenfalls jener Geruch in die Nasen gestiegen, den man schlicht als Morgenluft bezeichnen kann: Sie haben sich einzelne Elemente des Gerätes patentieren lassen und sind voll mit der Gründung eines Unternehmens zur Herstellung der chemischen Spürnase beschäftigt. Sowohl Industrieunternehmen wie auch eine große Zahl von Kommunen haben bereits Witterung aufgenommen. „Das Interesse an dem Gerät“, so sagt es Ralf Boeker, „übertrifft unsere Erwartungen.“ Von Thomas Aghate

 

Konzerne zeigen Interesse an Mindener Abwasser

Gelsenwasser AG war schon da / Prima Einnahmemöglichkeiten oder kostspieliges Unterfangen?

Mindener Tageblatt, den 11.07.2003 

Vor dem Hintergrund der allgemeinen finanziellen Lage der Stadt wird im Rathaus hinter verschlossenen Türen über den Verkauf der Mindener Stadtentwässerung nachgedacht.

Die Interessenten an den Abwasseranlagen der Weserstadt stehen nach MT-Informationen mehr oder minder Schlange. Die finanziell desolate Situation vieler Städte und Gemeinden lockt international agierende Wasserunternehmen, bei den Kommunen anzuklopfen und über die vermeintlichen Vorteile des Abwasserverkaufes zu informieren. Dieses besonders, nachdem das so genannte "Bremer Modell", in dem die Hansestadt ihr Abwassersystem an einen privaten veräußert hat, angeblich nur Vorteile bringe.

Auch in Minden hat es bereits erste Gespräche gegeben. Die zum Energieriesen Eon gehörende Gelsenwasser AG (2002: 247 Millionen Euro Umsatz), die der Energiekonzern gerade für rund eine Milliarde Euro veräußern will, hat, so unbestätigte MT-Informationen, (unverbindlich) über Verkaufsmöglichkeiten der Stadtentwässerung informiert. Ein für die Weserstädter nicht uninteressantes Thema, nachdem der von der FDP- Fraktion wieder ins Gespräch "Eigenbetrieb Abwasser" zurzeit aus Haushaltsgründen nicht realisierbar ist, weil bei einem Eigenbetrieb dem Stadthaushalt dringend benötigte Gelder entzogen würden.

Die gängigen Verkaufsmodelle, die von Wasserriesen wie Gelsenwasser vorgestellt werden, sehen - vereinfacht dargestellt - eine 49-prozentige Beteiligung des Unternehmens an der Stadtentwässerung vor. Bei einem Schätzwert von rund 80 Millionen Euro für das Abwassersystem und die Kläranlage in Minden würden gut 39 Millionen Euro in die Stadtkasse fließen. Ein Betrag, der angesichts der Stadtfinanz-Situation geplagte Politikeraugen glänzen lässt. Erste Bedingung der interessierten Unternehmen nach einen Verkauf: Sie übernehmen die Geschäftsführung.

Grundsätzlich gehen die interessierten Unternehmen davon aus, dass bei den Stadtentwässerungen ein Einsparpotenzial von rund 15 Prozent vorhanden ist. Das wiederum sorgt dafür, dass die Abwassergewinne noch stärker sprudeln - ein für Unternehmen wie Gelsenwasser wichtiger Faktor.

Geschlossen werden die Verträge für zwei Jahrzehnte. Dann muss die Stadt die Entwässerung zurückkaufen. Gerade diese Regelung wird im Mindener Rathaus nach vorliegenden Informationen sehr skeptisch betrachtet. Denn die Frage ist vor allem: In welchem (maroden) Zustand bekommt die Stadt "ihre" Entwässerung zurück? Was muss die Kommune dann zahlen? Viel Diskussionsstoff für die Mindener, der nicht ausschließen lässt, dass zunächst glänzende Politikeraugen nach 20 Jahren dicke Tränen vergießen, wenn ihnen die dann wieder erworbene Stadtentwässerung sehr teuer zu stehen kommt. Von Hans-Jürgen Amtage

 

Hormone in Gewässern

Salzburger Nachrichten Vermischtes 11.7.2003

Eine im internationalen Vergleich geringe Belastung heimischer Gewässer mit Hormonen und hormonell wirkenden Substanzen ortet die Studie "Austrian Research Cooperation on Endocrine Modulators" (ARCEM). Eine Gefährdung von Menschen durch Hormone im Trinkwasser sei demnach auszuschließen, sagt Thomas Jakl vom Umweltministerium.

Hormone

und hormonartige Chemikalien setzen aber unseren Fischen zu. Ein guter Teil der hormonwirksamen Stoffe gelangt durch menschliche Ausscheidungen von Medikamenten ins Wasser. So gelangen jährlich österreichweit 16 Kilogramm 17beta-Östradiol (Hormonersatztherapie), 32 Kilogramm Östron und 300 Kilogramm Östriol in die Gewässer. Nonylphenol - auch dieser Stoff wirkt auf die Hormonsysteme von Mensch und Tier - kommt über Pflanzenschutzmittel, Kleber, Lacke und Kunststoffzusätze in die Umwelt.

Die Schätzungen,

wie viel davon in die Gewässer gelangt, gehen weit auseinander. Bis zu zehn Tonnen pro Jahr können in die Oberflächengewässer und bis zu einer Tonne ins Grundwasser gelangen. Hormone im Wasser wirken bereits in Konzentrationen auf Mensch und Tier, die bis vor wenigen Jahren in den Labors noch gar nicht nachgewiesen werden konnten.

Bis heute

sind erst wenige Labors europaweit in der Lage, weniger als ein Nanogramm pro Liter (ein Nanogramm ist der milliardste Teil eines Gramms) nachweisen zu können. Daneben wurden auch Fische genau unter die Lupe genommen, sie gelten als besonders sensibel für diese Wirkstoffe.

So ist bekannt,

dass Östrogenwirksame Substanzen zur "Verweiblichung" männlicher Fische führen können. Die Männchen produzieren dann mehr oder weniger Eidotter-Proteine. Im Falle der Schwechat stellten die Wissenschafter über mehrere Fangperioden eine Beeinträchtigung der männlichen Geschlechtsorgane und der Geschlechtsreife fest.

 

Anthropologie Ozon zerstört Antibiotika in Abwässern

09.07.2003 - wissenschaft.de

Tuberkulose, Scharlach oder Entzündungen von Lungen, Harnwegen und Hirnhäuten. Mit modernen Antibiotika haben diese Krankheiten ihren Schrecken verloren. Doch dieses Schwert gegen viele dieser ohne Behandlung tödlichen Infektionen droht stumpf zu werden. Zunehmend berichten Ärzte weltweit über zunehmende Resistenzen bakterieller Erreger - von Pneumokokken über Staphylokokken bis hin zum Mycobacterium tubercolosis. Denn mit Tausenden von Tonnen jährlich allein in der EU werden Antibiotika übermäßig und besonders bei Erkältungen oft auch völlig unnötig verschrieben. Die in 50 bis 70 Prozent der Fälle falsche Anwendung der - noch - hochwirksamen Medikamente gibt den Bakterien die Chance, sich gegen die Todfeinde Antibiotika zu wappnen. Sie verändern über fünf bis zehn Generationen ihr Erbgut und können dadurch die Zerstörung ihrer Zellmembranen oder die Unterbrechung der lebenswichtigen Eiweiß-Synthese verhindern. Hier klicken!

Neben den Verschreibungsfehlern scheint sich langsam eine weitere Ursache für die Resistenzbildung herauszuschälen. Über Krankenhausabwässer und Ausscheidungen der Patienten gelangen Antibiotika und ihre Abbauprodukte, die Metabolite, verstärkt in die Umwelt. "An einigen Stellen wurden schon im Grundwasser Rückstände von Arzneimitteln und Antibiotika nachgewiesen", berichtet Thomas Ternes von der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz. In Klärwässern und Flüssen tauchen Hormone von Antibabypillen und Antibiotika-Moleküle in teilweise steigenden Konzentrationen auf.

Nach Meinung einiger Experten finden Staphylokokkus und Co. in dieser natürlichen Umgebung gute Bedingungen, sich langsam an die verteilten Antibiotika anzupassen und könnten so leichter eine Resistenz aufbauen. "Doch erwiesen ist dieser Zusammenhang nicht", schränkt Klaus Kümmerer, Antibiotika-Experte an der Uniklinik Freiburg ein. "Ein größeres Risiko sehe ich in der Verbreitung von bereits resistenten Keimen über den Wasserkreislauf."

Nun hat Ternes die Abwässer von Krankenhäusern, Pharmaproduzenten und Kommunen ins Visier genommen. Im Rahmen des Europäischen Forschungprojektes Poseidon hat er mit weiteren Instituten in Frankreich, Finnland, Spanien, Polen und der Schweiz ein Verfahren entwickelt, Antibiotika und Hormone bereits in der Kläranlage zu vernichten.

Die ersten Ergebnisse präsentierte er nun auf einer Fachtagung im schwedischen Göteborg. "Reaktionsfreudiges Ozon oxidiert Hormonrückstände und Antibiotika äußerst effektiv. Nach wenigen Sekunden werden die Substanzen vollständig umgesetzt und können so im Abwasser unschädlich gemacht werden", so Ternes. "Unser Verfahren läuft in der Pilotanlage in Braunschweig schon sehr vielverprechend. Sowohl Kommunen also auch Industrie könnten von diesen Erfahrungen profitieren."

Auf eine vergleichbare Methode griffen bisher nur Wasserwerke bei der Reinigung des wichtigsten Lebensmitteln überhaupt, dem Trinkwasser, zurück. Dieser Prozess unmittelbar vor der Einspeisung ins Wassernetz kommt zwar dem Menschen zu Gute, doch die Umwelt profitiert von diesem so genannten "End-of-Pipe"-Verfahren nicht. "Das Wissen darüber, was mit Antibiotika nach ihrem Einsatz geschieht, wenn sie in die Umwelt gelangen, war bisher sehr beschränkt", unterstreicht auch EU-Forschungskommissar Philippe Busquin die Notwendigkeit dieser Arbeiten. Denn aktuelle Studien zeigen, dass neben der vermuteten Resistenzbildung der Bakterien in heimischen Gewässern auch eine Anreicherung der Hormone und Antibiotika-Substanzen über die Nahrungskette drohen könnte. Wie giftig diese unerwünschten Stoffe auf Algen, wirbellose Tiere und Fische wirken, entzieht sich bisher weitgehend der Kenntnis der Forscher. Dieses Ziel verfolgen vor allem italienische, französische und schwedische Biologen im parallel laufenden EU-Projekt Rempharmawater.

Eine tickende Zeitbombe vermuten viele EU-Bürger in den vielen Arzneimitteln und Antibiotika, die bei der intensiven Viehhaltung auf unserem Kontinent verwendet werden. Doch hier scheinen sich die Gefahren in Grenzen zu halten. "Insgesamt beruhigen unsere Ergebnisse und zeigen, dass die Antibiotika-Konzentrationen in Böden und Wasser viel höher sein müssten, um einen Effekt auf die Umwelt haben zu können", berichtet Alistair Boxall vom EU-Projekt Eravmis . So scheinen natürliche Abbauprozesse dieser in der Tierhaltung verwendeten Substanzen über UV-Strahlung und chemische Reaktionen in Gülle und Boden effektiv genug zu sein, um kein Risiko entstehen zu lassen.

"So sinnvoll all diese Untersuchungen im Abwasser oder in der Tierhaltung sein mögen, am besten können wir einer Resistenzbildung durch einen vernünftigen Umgang mit Antibiotika vorbeugen", sagt Kümmerer. Denn im menschlichen Körper stoßen die Bakterien auf die besten Bedingungen, im Laufe ihrer schnellen, evolutionären Entwicklung dem Angriff von Antibiotika standzuhalten. Der allzu schnelle Griff zur Tablettenschachtel und das zu frühe Absetzen der Therapie unterstützen die kleinen Erreger in ihrem Lebenskampf am besten. "Hier sind Ärzte und Patienten zu gleichen Teilen gefordert, den Missbrauch von Antibiotika zu vermeiden", so Kümmerer. - Jan Oliver Löfken

 

Kreuzfahrt mit dem Umweltplus - Pfiffige Ökotechnik im Schiff

Stuttgarter Zeitung 8.7.2003

Eine Seefahrt, die ist lustig, heißt es. Doch nach wie vor sind viele Schiffe alles andere als umweltfreundlich unterwegs. Das muss aber keineswegs so sein, wie manche Reedereien beweisen, die ihre Kreuzfahrtschiffe mit modernster Umwelttechnik ausrüsten.

Von Kathleen Spilok

Während die Reiseindustrie momentan durch eine Krise schippert, herrscht bei den Kreuzfahrern alles andere als Flaute. Im vergangenen Jahr buchten knapp eine halbe Million Reiselustige ihren Urlaub auf dem Schiff. Prinzipiell ist dies für die Umwelt eine erfreuliche Entwicklung, denn Schiffe sind in ihrer Kohlendioxid-Bilanz aus Umweltsicht günstiger als Flugzeuge oder Autos. Dennoch sind Seefahrten unter Umweltgesichtspunkten keineswegs völlig unproblematisch. Viele Ozeanriesen gehen nämlich in besonders empfindlichen Regionen auf Tour, fahren zu abgelegenen Inselgruppen oder besuchen die Antarktis oder Alaska.

Ein generelles Problem ist, dass bisher die Schiffsrümpfe mit Tributylzinn(TBT)-haltigen Anstrichen vor Muschel- und Algenbewuchs geschützt wurden. Die Chemikalie ist überaus giftig für viele Meeresbewohner. Seit Jahresbeginn gilt ein europaweites Anwendungsverbot in der Berufsschifffahrt, Übergangsfristen für bereits aufgetragene Farben bis 2008 werden die Belastung der Meeresumwelt mit TBT aber nur langsam zurückgehen lassen. Auch der Müll geht noch oft genug schlicht über Bord und findet sich dann an den Urlaubsstränden wieder.

"Unausgeschöpfte Möglichkeiten, die Belastung der Umwelt zu verringern, sind bei der Schifffahrt besonders groß", meint Volker Brenk vom Umweltbundesamt - und fügt an: "Die internationalen Vereinbarungen zur Reinhaltung der Meere stellen einen globalen Kompromiss auf sehr niedrigem Niveau dar. Und trotzdem gibt es Staaten, die auch die niedrigen Umweltstandards nicht durchsetzen. So wird verantwortungslosen Reedern die Möglichkeit gegeben, ihre Transportkosten zu Lasten der Umwelt auf ein Minimum zu senken." Auch die Passagierschifffahrt hinterlässt Spuren in der Umwelt: 8000 bis 10 000 Kilogramm Speisereste, zwischen zwei und vier Kubikmeter Plastik, rund zwei Kubikmeter Pappe und Papier, um die 10 000 Glasflaschen und noch einmal so viele Dosen, 1,2 Millionen Liter Schmutzwasser - das ist die Tagesbilanz eines Luxusliners mit 2000 bis 3000 Gästen.

Allerdings ist gerade in der Kreuzschifffahrt die Nachfrage nach umweltverträglichen Schiffen durchaus vorhanden. So baut etwa die Papenburger Meyer-Werft Treibstoff sparende Turbinen für den schadstoffarmen Schiffsantrieb ein. Eine Müllverbrennungsanlage mit Abgasfilter beseitigt die brennbaren Abfälle auf See. Wasser stammt aus Meerwasseraufbereitungsanlagen, Abwasser wird biologisch gereinigt. Die Waschmaschinen laufen mit gesammeltem Kondenswasser aus den Klimaanlagen. "Die eingebaute Umwelttechnik kostet pro Schiff drei bis vier Millionen Euro", rechnet Günther Kolbe von der Papenburger Werft vor.

Auch deutsche Reeder und Reiseanbieter fahren mit solch ausgeklügelten Reinhalte- und Verwertungstechnologien Pluspunkte ein. "Bei uns gehen jetzt Umweltoffiziere an Bord, die das Umweltmanagement in der Praxis voranbringen sollen", erklärt beispielsweise Ulrich Went, Umweltbeauftragter von Seetours. Für den umweltbewussten Kreuzfahrer empfiehlt es sich daher, die ökologischen Bemühungen des Veranstalters und der Reederei im Prospekt nachzulesen oder im Reisebüro danach zu fragen.

Risiko-Abwässer in Elbe geleitet

Frankfurter Rundschau 3.7.2003

Grüne werfen Hamburgs Senat Umweltkriminalität vor

Beim Ausbau des Airbus-Werkes in Hamburg-Finkenwerder sind im vergangenen Jahr wahrscheinlich rechtswidrig hochbelastete Abwässer in die Elbe eingeleitet worden. Das geht aus einer Antwort des Hamburger Senats auf eine Anfrage des GAL-Umweltexperten Christian Maaß hervor.

Von Karsten Plog

HAMBURG, 2. Juli. Maaß sprach am Mittwoch von "schwerer Umweltkriminalität unter den Augen des Senats". Aus der Antwort geht hervor, dass die so genannte Realisierungsgesellschaft für die Werkserweiterung in der Zeit vom 1. Juli bis zum 16. Oktober des vergangenen Jahres insgesamt knapp 143 000 Tonnen Abwasser in einen Nebenkanal der Elbe eingeleitet hat. Der zulässige Grenzwert von zwei Milligramm Ammonium-Stickstoff pro Liter sei dabei im Durchschnitt um mehr als das Zehnfache überschritten worden.

Besonders schwer wiegt dabei nach Ansicht des GAL-Politikers, dass die Einleitung mitten im Sommer stattgefunden habe und damit zu einem Zeitpunkt, als die Unterelbe ohnehin wegen eines Sauerstofflochs am Rande eines großen Fischsterbens gestanden habe. Damals hatten Mitarbeiter der Gewässergütestelle Elbe vor einem Fischsterben gewarnt, weil die Sauerstoffkonzentration des Stromes auf Grund des schweren Elbehochwassers unter den kritischen Wert von drei Milligramm pro Liter gefallen war.

Die Realisierungsgesellschaft hatte die Einleitungen mit ungenügenden Entsorgungs- und Transportmöglichkeiten begründet. Das lässt die GAL nicht gelten. Maaß: "Die Gesellschaft hat ein absehbares Entsorgungsproblem schlicht ignoriert und keine Vorsorge für die Abwasserentsorgung getroffen, obwohl dies rechtlich zwingend gewesen wäre." Um Kosten zu sparen, habe man das Abwasser einfach in die Elbe geleitet "und darauf vertraut, dass der Umweltsenator schon still hält". Das sei "ein unglaublicher Vorgang, der strafrechtliche, personalrechtliche und politische Konsequenzen haben muss". Maaß möchte jetzt wissen, warum die Umweltbehörde erst so spät eingegriffen hat. Nach GAL-Angaben wurde die Behörde erst am 1. Oktober tätig, als die Bauarbeiten fast beendet gewesen seien und die Sauerstoffknappheit zurückgegangen war.

Maßgeschneiderte Flockungsmittel klären Abwasser

Pressemitteilung Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" e.V. (AiF), 01.07.2003

Die AiF im Jahr der Chemie: Eine Innovation aus der industriellen Gemeinschaftsforschung - ab Anfang Juli zu sehen auf dem Ausstellungsschiff "MS Chemie"

Die Filtration ist eine einfache und weit verbreitete Methode, um Trübstoffe aus Abwasser zu entfernen. Ein Problem bilden dabei feinteilige (Nano-)Substanzen, die auf Grund der Entwicklung immer neuer Nanomaterialien immer häufiger in industriellen Abwässern vorkommen. Partikel, die kleiner als ein Mikrometer sind (Kolloide), sind schwer zu filtern: Sie sinken nur sehr langsam auf den Boden, weil sie so klein sind und weil sie sich aufgrund ihrer negativen elektrischen Ladung "auf Abstand" halten. Mit Unterstützung der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" (AiF) haben Wissenschaftler am Institut fuer Polymerforschung Dresden ein neues Verfahren zur Regulierung der Stabilität von feinverteilten Partikeln in Flüssigkeiten (Dispersionen) entwickelt.

Um Abwässer zu klären, die mit winzigen Partikeln verunreinigt sind, kommen Flockungsmittel zum Einsatz. Mit ihrer Hilfe verbinden sich die Kolloide zu größeren und schwereren Flocken, die sich schneller absetzen können und leichter herauszufiltern sind. Die Groesse und Struktur der Flocken ist je nach eingesetztem Mittel ebenso unterschiedlich wie die Geschwindigkeit, mit der sich die Partikel verbinden. Die Dresdner Forscher haben verschiedene organische, wasserlösliche Polymere (Polyelektrolyte) natürlicher und synthetischer Herkunft sowie Polymerkombinationen auf ihre Flockungseigenschaften untersucht. Ihre Untersuchungen ermöglichen die gezielte Auswahl und das Maßschneidern von geeigneten Polyelektrolyten für spezifische Einsatzgebiete und die Optimierung herkömmlicher Verfahren. Dazu zählen die Freihaltung von Wasserstrassen und die Aufbereitung von Trinkwasser.

Dispersionen entstehen aber auch in zahlreichen anderen technischen Prozessen und kommen in unzähligen Varianten in der Natur vor. Daher sind effektive Verfahren zur Trennung der enthaltenen Stoffe (Flockung) ebenso wie zum Erhalt der Feinverteilung (Stabilisierung) von übergreifender wirtschaftlicher und ökologischer Bedeutung.

Die Beibehaltung der Teilchenfeinverteilung ist beispielsweise bei der Stabilisierung von Farbstoffpigmenten in der Textil- und Lackindustrie von Interesse. Moderne industrielle Einsatzgebiete von Dispersionen wie die Mikroverkapselung für die langsame Freigabe von Wirkstoffen in Medizin, Kosmetik und Landwirtschaft stellen zusätzliche Anforderungen an die gezielte Steuerung der Dispersionsstabilität. Mit Hilfe der Dresdner Wissenschaftler können sie jetzt besser gemeistert werden.

Die Forschungsergebnisse werden auch auf dem Ausstellungsschiff "MS Chemie" zum Jahr der Chemie präsentiert, das von Anfang Juli bis Ende September zahlreiche Rheinhäfen anlaufen wird. Initiiert wurden sie von der Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie (DECHEMA), einer der über 100 Forschungsvereinigungen der AiF. Mit Hilfe der neuen Erkenntnisse können besonders die in der DECHEMA engagierten mittelständischen Betriebe rasch auf die Erfordernisse des "Nano-Zeitalters" reagieren.

 

 
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