Juni 2002

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Eine Ladung Gift retour geschickt

Greenpeace pumpt Abwässer eines Pestizidherstellers aufs Fabrikgelände zurück - allerdings in gesicherter Form

20.6.2002 - Der Standard.at

Sajobabony/Wien - Vor knapp einer Woche hat Greenpeace sein Regionalbüro in Budapest eröffnet - nun gab es die erste Aktion der Umweltorganisation in Ungarn: Geschützt durch Sicherheitsanzüge pumpten 20 Aktivisten giftiges Abwasser, das der ostungarische Pestizidhersteller EMV in die Theiß-Zuflüsse Babony und Sajo leite, in Fässer und brachten diese zurück zum Firmen-Eingang. Die Fässer kennzeichneten die Aktivisten als "hoch giftig".

Analysen durch das Greenpeace-Labor an der Universität von Exeter in Großbritannien hatten den Angaben zufolge eine große Palette an giftigen Substanzen zu Tage gefördert - darunter chlorierte Herbizide, hieß es in einer Aussendung der Umweltorganisation. Manche der Substanzen seien toxisch für Fische, andere können Krebs verursachen.

Risiken

"Das Hauptproblem sind die chlorierten und andere hochgiftige Herbizide. EMV muss die Produktion auf nicht-chlorierte, weniger toxische Substanzen umstellen, und so rasch wie möglich für eine bessere Abwasser-Reinigung sorgen", forderte Greenpeace-Campaigner Roland Csaki bei der Aktion. Einige der von EMV hergestellten Pestizide seien in Österreich oder Deutschland längst verboten.

EMV ist einer der größten Pestizidhersteller in Ungarn. Die Jahresproduktion umfasst 12.000 Tonnen. Zehn bis 15 Prozent davon sind laut Greenpeace sehr bedenklich. Vor allem chlorierte Herbizide wie Alachlor oder Acetochlor seien ökologisch inakzeptabel. (APA)

 

Wie man Naturschutz mit dem Ablassen von Giftschlamm verbinden kann

Florian Rötzer 20.06.2002 - Telepolis (Glosse)

Eine für Gewässer zuständige US-Behörde hatte einen Geistesblitz

Der Bush-Regierung liegt der Umweltschutz nicht sehr am Herzen. Derzeit wird versucht, im Interesse der Wirtschaft, aber auch des Militärs die bestehenden Umweltschutzgesetze zu durchlöchern oder rückgängig zu machen. Das Verteidigungsministerium kann sich bereits auf zahlreiche Ausnahmen berufen, hat jedoch Anfang Mai, um die "nationale Sicherheit" zu garantieren, die durch zu großen Umweltschutz behindert werde, weitere Ausnahmen gefordert und sich zumindest beim Schutz für gefährdete Arten im Repräsentantenhaus durchsetzen können. Das Army Corps of Engineers, die für die Gewässer zuständige US-Behörde, hat jetzt eine besonders originelle Begründung vorgebracht, weiterhin Giftschlamm in den Potomac einzulassen.

1989 hatte das Corps vom US-Umweltministerium EPA die Erlaubnis erhalten, bis zum Jahr 1993 jährlich 200.000 Tonnen an Giftschlamm durch den C&O Canal National Park in den Potomac einzulassen. Dann kam es zu einer Verlängerung bis zu diesem Jahr. Im März wurde eine neue Genehmigung ausgestellt, obgleich damit das Gesetz für sauberes Wasser und das Gesetz zum Schutz gefährdeter Arten verletzt wird. Dieser Meinung ist selbst der republikanische Abgeordnete George Radanovich aus Kalifornien, der auch der Vorsitzende des Unterausschusses für Nationalparks ist. In dem Giftschlamm, der aus einer Wasseraufbereitungsanlage stammt, seien neben Chloramin auch hohe Anteile an Arsen, Blein, Quecksilber, Kupfer oder Zink zu finden, die die Grenzwerte teils um ein Vielfaches überschreiten. Im Ausschuss für natürliche Ressourcen des Repräsentantenhauses fand gestern dazu eine Anhörung statt.

Nach einem dem EPA vorliegenden Dokument, so die Washington Times, suchte das Army Corps die Einleitung des Giftschlamms angeblich mit einem Argument zu rechtfertigen, das keine "lächerliche Möglichkeit" sei. Der Giftschlamm gefährde nämlich nicht Fische oder andere Lebewesen, sondern schütze sie. Der Mechanismus ist ganz einfach, da der Giftschlamm die Fische zwinge, das verseuchte Gewässer zu verlassen und sich neue Lebensräume zu suchen, würden sie auch den Fischern entkommen, die sie verfolgen. Der Giftschlamm also "schützt in Wirklichkeit die Fische, indem sie nicht zubeißen (und von den Menschen gegessen werden), sondern den Fluss weiter hinauf ziehen und dort ablaichen".

Auch so könnte man also durchaus Naturschutz ganz im Einklang mit den wirtschaftlichen Interessen praktizieren. Radanovich findet freilich die Begründung ziemlich dämlich und ein übles Beispiel für "bürokratische Unfähigkeit und rückwärtsgerichtete Logik".

 

Wohin mit dem Abwasser in Wohnmobilen? In Deutschland rund 1300 komplette Entsorgungsstationen

(ADAC 18.06.2002) Wohin mit dem Abwasser und dem WC-Tank-Inhalt? Für die deutschen Wohnmobil-Fahrer stellt sich die Frage häufig nicht mehr. Allein 665 Campingplätze in Deutschland verfügen inzwischen über eine komplette Ent- und Versorgungsanlage, bestehend aus Entleerungsplatz für den Abwasser- und Fäkaltank, Ausguss für die Cassettentoilette und Wasserzuleitung für den Frischwassertank. Weitere 600 solcher Einrichtungen finden sich in Städten, unter anderem an Wohnmobilplätzen, bei Kläranlagen und an Tankstellen.

Eine aktuelle Übersicht gibt das neue ADAC-Faltblatt "Entsorgungsstationen für Wohnmobile in Deutschland", das ab sofort kostenlos in allen ADAC-Geschäftsstellen erhältlich ist. Ein weiteres kostenloses ADAC-Merkblatt "Entsorgungsstationen für Wohnmobile in Europa" enthält Informationen für 22 Urlaubsländer, mit Länderskizzen und Ortsangaben. Aufgeführt sind alle Campingplätze mit Entsorgungseinrichtungen, aber auch Stationen an Tankstellen oder in Orten. In einigen Ländern sind Touristen-Regionen in den Grafiken mit einer Rasterfläche versehen. Das bedeutet, dass dort die Entsorgung für Wohnmobile an Campingplätzen flächendeckend ist.

Wer die Umwelt schonen will, sollte die Toilette im Wohnmobil möglichst ohne Sanitärflüssigkeit benutzen. Wer auf Sanitärflüssigkeit nicht verzichten kann, sollte nur kläranlagenverträgliche Sanitärzusätze mit dem "Blauen Engel" verwenden. Der WC-Tank-Inhalt darf nur in den dafür vorgesehenen Stationen entsorgt werden. Eine Entleerung in Straßengullys oder in die freie Natur ist strafbar.

 

Bürger-Ärger wegen Niederschlagsgebühr

DEWEZET 12.6.2002

Klein Süntel (af). Die Emotionen schlugen hoch, als Bad Münders Bürger zu Wort kamen: Rund 50 waren zum Infoabend nach Klein Süntel in die „Schöne Aussicht“ gekommen; es ging ums Aufspalten der Abwassergebühr in eine Schmutzwasser- und eine Niederschlagsgebühr. De facto: Viele Bürger müssen in Zukunft tiefer in die Tasche greifen.

Wie kann man die Niederschlagsgebühr umgehen? Auch Heinz Bokker (r.) hat Fragen an Andreas Irmer von der OEWA. Foto: af

Grund: Die neue Niederschlagsgebühr wird 44 Cent pro Quadratmeter versiegelter Fläche kosten; der Betrag pro Kubikmeter Schmutzwasser bleibt bei 2,43 Euro. Mit dieser Gebührenanpassung soll nicht nur die Menge des Trinkwassers bei der Berechnung der Abwassergebühr berücksichtigt werden, sondern ebenso die Größe der versiegelten Flächen, zu denen auch Dachfläche und Hofbepflasterung gehören – Flächen also, die das Regenwasser an seiner Versickerung im Boden hindern. So läuft das Wasser nicht über die Kanalisation ab. Immerhin, für einige Besucher gab es gute Nachrichten: „Wenn bei mir kein Regenwasseranschluss besteht, zahle ich dann gar keine Niederschlagsgebühr?“, wollte Peter Nehmann wissen. „Nein“, so Dradutin Trajlovic von der Kämmerei der Stadt Bad Münder, „dann sind Sie nicht gebührenpflichtig.“ Allerdings ist das nicht die Regel, denn fast jeder Grundstückseigentümer hat versiegelte Flächen und ist eben am Kanalsystem angeschlossen. Das bedeutet, dass auf ihn besagte 44 Cent als Gebühr zukommen. Und der Gartenteich als Auffangspeicher für Regenwasser gilt nicht… „Bei uns im Neubaugebiet wurde schon eine Sickerfläche angeschafft – wieso sind wir trotzdem von der Gebührenerhöhung betroffen?“, wollte ein Bürger wissen. „Es geht darum, dass Abwasserkanäle vorhanden sind, die bereits Geld gekostet haben“, erklärte Trajlovic. So seien bis 2001 aus den vorgesehenen 2,4 Millionen Euro 7,5 Millionen Euro geworden, die man zu großen Teilen investieren musste, „um den desolaten Zustand der Kanäle wieder zu beheben“, sagt Ulrich Suckert, Chef der Abwasserentsorgungsgesellschaft Bad Münder (AGM). „Bei schlechtem Wetter ist Wasser von außen in die Kanäle eingedrungen, in die Kläranlage gelaufen, und die ist dann übergelaufen. Wir mussten undichte Kanäle sofort sanieren“, verteidigte Suckert die Einführung der Niederschlagsgebühr. Das sei das Resultat davon, dass in den vergangenen Jahrzehnten die Investitionen der Stadt Bad Münder in die Kanalisation von der jeweiligen Haushaltslage diktiert wurden, „beziehungsweise kein Geld eingesetzt wurde, wenn keines da war“. Auch die neuen Kanäle im Neubaugebiet hätten Geld gekostet, erläuterte Andreas Irmer von der OEWA Wasser und Abwasser GmbH, die mit 49 Prozent an der AGM beteiligt ist, „die waren vielleicht sogar teurer.“ „Aber bei uns hat sich das niemand angesehen“, entgegnete Kurt Kirschning. Tatsächlich fanden sich Bürger, die im Januar 2000 keine Benachrichtigung erhalten hatten oder deren schriftliche Beanstandungen nicht beantwortet wurden. Dem will Trajlovic jetzt nachgehen. Einen Rat hatte Irmer noch parat: „Bevor Sie viel Geld in Entsiegelungen investieren, um der Niederschlagsgebühr zu entgehen, rechnen Sie sich das genau durch. Unter Umständen rentiert sich das für Sie nicht.“ Wer noch Fragen zum Thema Niederschlagsgebühr hat, kann sich entweder bei der Stadt unter 0 50 42/9430 oder bei der OEWA unter 0 50 42/93 57 90 melden.

Futtermittel statt Abwasserproblem - Erfolgreiches Transferprojekt der FH Mannheim

Informationsdienst Wissenschaft: Datum der Mitteilung: 05.06.2002 Absender: Prof. Joerg M. Fliege Einrichtung: Fachhochschule Mannheim - Hochschule für Technik und Gestaltung Kategorie: überregional Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte Biologie und Biotechnologie, Chemie und Biochemie, Maschinenbau und Verfahrenstechnik, Wirtschaft

Eine Schokoladenfabrik in Mexiko sollte eine Abwasseraufbereitungsanlage bauen. Statt dessen werden nun die Rückstände zu Tierfutter verarbeitet.

"Öko-Effizienz" nennt sich ein internationales Projekt der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit in Eschborn, an dem Prof. Dr. Peter M. Kunz, Leiter des Instituts für Biologische Verfahrenstechnik an der FH Mannheim mitarbeitet. Es geht hierbei um möglichst sparsamen Einsatz von Rohstoffen, Wasser und Energie bei weitestgehender Schonung der Umwelt. Prof. Kunz ist als Experte auf diesem Gebiet in einigen Ländern Lateinamerikas maßgeblich engagiert.

Ein solches Teilprojekt ist jetzt gerade zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen. Die Abwasser-Aufbereitung hat in diesen Ländern nicht den Stellenwert wie bei uns. Im Hinblick darauf war es durchaus nicht alltäglich, dass eine Schokoladenfabrik in Mexiko-Stadt von den Behörden die Auflage erhielt, eine Abwasseraufbereitungsanlage zu installieren. Nun ist zur eigentlichen Herstellung von Schokolade gar kein Wasser erforderlich, das beanstandete Abwasser entsteht vielmehr bei der regelmäßig erforderlichen Reinigung der Gussformen für die verschiedenen Schokoladenartikel und Teilen der Produktionsmaschinen.

Im Rahmen des Projekts hatte die Firma bereits aufgrund von Änderungsvorschlägen des Professors umgerechnet etwa 100.000 EUR pro Jahr an Wasser, Dampf, Druckluft und Strom einsparen können; als letzte Maßnahme stand nun noch die Lösung des Abwasserproblems an. Prof. Kunz: "Die Idee lag ganz nahe: Es war doch ein Jammer, die nahrhaften Kohlenhydrate einfach durch die Kanalisation zu spülen - von den Problemen im Kanalnetz und der Umweltbelastung ganz zu schweigen".

Die Firma richtete eine zentrale Spülküche ein, in der jetzt alle Teile einmal mit leicht salzsäurehaltigem Wasser, dann mit leicht natronlaugehaltigem Wasser gereinigt werden. Beide schokoladehaltigen Spülwässer werden anschließend gemischt, wobei aus den restlichen Säure- und Lauge-Anteilen im Sammelbecken Kochsalz entsteht.

Die Mixtur wird dann auf das Dach der Spülküche gepumpt und dort mit der Abwärme aus den Schmelzkesseln und Sonnenenergie eingedickt, bis sie die Konsistenz von Mousse-au-Chocolat hat und auch so aussieht. Dieser Masse werden noch weitere Rückstände aus der Kakaobohne beigemischt; sie eignet sich dann hervorragend als Zusatz zu Tierfuttermitteln. Der Salzgehalt von etwa 1% ist dabei sogar ein Vorzug, da Tieren ohnehin über das Futter und über sogenannte "Lecksteine" Salz zugeführt werden muss.

Statt eines durch eine kostenintensive Aufbereitung beseitigten Abwasserproblems besitzt die Firma nun eine sogar noch Gewinn abwerfende Tierfutter-Produktionsanlage - andere Schokoladenfabriken sind bereits dabei, diese elegante Lösung zu übernehmen.

 
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