Dezember 2002

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Ausgespülte Salzlösung kommt unter die Erde

Schweriner Volkszeitung 19.12.2002

Erdgaslager in den Kraaker Tannen wächst weiter

Pampow / Kraak Für den Erdgasspeicher von Heingas wird nicht nur in den Kraaker Tannen mit Hochdruck gearbeitet, auch an einem alten Bohrloch nahe Pampow herrscht Hochbetrieb. Hier sowie an zwei weiteren Bohrlöchern bei Sülte und in Schwerin-Süd kommt die ausgespülte Salzlösung wieder unter die Erde. "Pro Stunde entsorgen wir derzeit etwa 150000 Liter Sole", informiert Volker Mielisch, einer der Pressesprecher von Heingas. Endstation der salzigen Flüssigkeit ist ein heißer Salzsee in einer Tiefe von 1300 bis 2300 Metern. Dieser wurde zu DDR-Zeiten geothermisch untersucht. Nutzungsmöglichkeiten ergaben sich damals nicht. Übrig blieben nur die Bohrlöcher.

Als 1997 Heingas begann, im Salzstock unter den Kraaker Tannen Hohlräume (Kavernen) auszuspülen, um darin Erdgas zu lagern (SVZ berichtete mehrfach), ergab sich eine Verwendung für diese "Altlasten". Die insgesamt fünf alten Bohrlöcher in der Region wurden saniert, drei für die neue Nutzung umgestaltet. Die ausgespülte Sole kann nun ohne Gefahren für Mensch und Umwelt wieder unter die Erde gebracht werden.

In der ersten Kaverne wird bereits seit Ende 2000 Erdgas gespeichert. Die zweite soll im Frühjahr kommenden Jahres ans Netz gehen. Derzeit entsteht bereits der dritte Hohlraum im Salzstock südlich von Kraak. Daher fällt derzeit auch besonders viel Sole an.

Das für das Ausspülen erforderliche Wasser wird übrigens aus Schwerin in die Kraaker Tannen gepumpt: Es ist das gereinigte Abwasser aus dem Klärwerk Süd. Und vor der Einleitung in den unterirdischen Salzsee wird die Lösung nochmals gefiltert, betont Mielisch: "Eine komplett umweltfreundliche Variante - wir verwenden Brauchwasser und belasten bei der Entsorgung kein Oberflächengewässer."

Werner Mett

 

Frittierfett im Abwasser

Kölner Stadt-Anzeiger Lokales 15.12.2002

Waldbröl - Strafantrag gegen einen bislang unbekannten Umweltsünder hat die Stadt Waldbröl gestellt. Der Täter hatte offenbar über längere Zeit immer wieder Frittierfett ins Abwasser gekippt. Die Folge: Verstopfte Abwasserrohre, ein überlaufender Kanal, verdrecktes Erdreich und ein verschmutzter Bach. Aufgefallen war der Schaden als kürzlich Anwohner die Mitarbeiter des Wasserwerkes nach Happach riefen. Eine weiße Masse verstopfte die Rohre dermaßen, dass die Abwässer aus einem Kanalschacht an die Oberfläche und dann in den naher Bach flossen. Kanalreinigungs- und Saugfahrzeuge mussten eingesetzt werden. Mit Hochdruck wurden die Rohre von der weißen Masse befreit. Außerdem musste verschmutztes Erdreich abgetragen und entsorgt werden. Der finanzielle Schaden sei erheblich hieß es dazu aus dem Wasserwerk. (sp)

Neue Zeiten in Sachen Abwasser 

Schwarzwälder Bote Lokales 12.12.2002

Gemeinderat Mötzingen ebnet Weg für die neue gesplittete Abwassergebühr

Mötzingen. Die Zeiten einer einheitlichen Abwassergebühr in Mötzingen sind zu Ende. Ab dem 1. Januar 2003 bezahlen die Bürger eine so genannte Schmutzwassergebühr - die ehemalige Abwassergebühr - und eine Niederschlagswassergebühr. Einstimmig ebnete der Gemeinderat den Weg für die zweigleisige Abwassergebühr und erließ zugleich eine neue Abwassersatzung.

Kernstück dieser neuen Satzung ist die neue Gebührenfestlegung. Bisher bezahlen die Mötzinger pro Kubikmeter bezogenes Frischwasser einheitlich 3,10 Euro. Nach der neuen Satzung entstehen für die Bürger für das Schmutzwasser Kosten von 1,85 pro Kubikmeter. Dazu kommen im nächsten Jahr 85 Cent Niederschlagswassergebühr je Quadratmeter versiegelte Grundstücksfläche.

Nach dem Grundsatzbeschluss des Gemeinderats am 16. Mai diesen Jahres, eine gesplittete Abwassergebühr einzuführen wurde das renommierte Büro ISW aus Neustetten mit der Kalkulation der gesplitteten Gebühren bis ins Jahr 2007 beauftragt. Im Zuge dieser Untersuchung wurden an alle Grundstückseigentümer Erhebungsbögen versandt, um den Versiegelungsgrad in der Gemarkung Mötzingen zu ermitteln. Auf der Basis der ermittelten Daten wurde in einem komplizierten Berechnungsverfahren, das dem Gemeinderat in seiner letzten Sitzung am Dienstag vorgestellt wurde, die Gebühren-Kalkulation für die nächsten Jahre ermittelt. Ergebnis waren die bereits genannten Zahlen von 1,85 Euro pro Kubikmeter für das Schmutzwasser und 0,85 Euro für den Quadratmeter versiegelte Grundstücksfläche.

Dank der langfristigen und ausführlichen Vorbereitungen können diese beschlossenen Gebühren für die nächsten fünf Jahre unverändert bleiben. "damit ist für die Haushalte ein großes Maß an Planungssicherheit gegeben", wie Bürgermeister Thomas Sprißler hervorhob. Die fast alljährliche Diskussionen im Gemeinderat um eine mögliche Erhöhung der Gebühren habe damit auf fünf Jahre gesehen eine Ende, so Sprißler.

Für die neue Niederschlagswassergebühr sind Anteile an Grundstücken maßgebend, von denen entweder über Regenrinnen oder befestigte Areale Regenwasser in die öffentliche Kanalisation abfließt. Dabei haben die verschiedenen Dachformen der Häuser einen so genannten Versiegelungswert zugesprochen bekommen, der vom Standarddach mit dem höchsten bis zum intensiven Gründach mit dem niedrigsten Versiegelungswert reicht. Auch bei anderen Flächen gibt es eine solche Versiegelungsskala, die vom Asphalt bis zum Porenpflaster reicht. Weitere Sonderregelungen gibt es auch für Zisternen und Muldenversickerung. Zusätzlich wurden auch die Zahlungsmödalitäten fürs Abwasser geändert. Dort stehen jetzt Zahlungen im Vierteljahresrythmus an. Von Sebastian Bernklau

Der Umweltkasper kommt nach Eppelborn

Saarbrücker Zeitung 11.12.2002

Eppelborn (SZ). Premiere in Eppelborn: Vorhang auf für den Umweltkasper mit dem Stück "Wasser ist Leben". Im Auftrag des Entsorgungsverbands Saar (EVS) gastiert das Puppentheater Dieter Kussani am Donnerstag, 19. Dezember, neun und 10.30 Uhr, mit diesem Programm in der Turnhalle der Grundschule. Die Aufführungen sind Teil einer Veranstaltungsreihe, die der EVS für Kindergärten und Grundschulen in 19 saarländischen Kommunen durchführt.

Ziel der Kampagne, so die beiden EVS-Geschäftsführer Karl Heinz Ecker und Reiner Wolf, ist es, die Kinder auf spielerische Weise mit der Bedeutung des Wassers als Lebensgrundlage vertraut zu machen und zu einem nachhaltigen Umgang mit dieser Ressource zu motivieren. Eine Hauptrolle in dem Puppentheater-Stück spielen die beiden personifizierten Wassertropfen Plitsch und Platsch. Die Botschaft des Stücks ist eindeutig: Jede und jeder von uns kann zum vernünftigen Umgang mit unserem Lebensgut Nummer eins Wasser beitragen, indem man es zum einen sparsam gebraucht und zum anderen jede Form zusätzlicher Verschmutzung vermeidet. "Duschen statt Baden", "Nur so viel Wasser abfüllen, wie benötigt wird" oder "Keine Chemikalien ins Abwasser gelangen lassen" sind nur einige der Verhaltensregeln, die das Stück den Kindern vermittelt.

Der Eintritt zu den Vorstellungen ist kostenlos. Alle teilnehmenden Kinder erhalten zudem ein Exemplar der neuen Kaspers Kinder Zeitung. Infos zu den weitere Veranstaltungen bei Puppentheater Dieter Kussani, Tel. (0 68 31) 70 40 25 oder Internet: www.umweltkasper.de .

 

Klärschlamm wird ein "brennendes" Thema

Rhein-Neckar-Zeitung 11.12.2002

MdL Peter Hauk und Landes-Umweltminister Ulrich Müller diskutierten über zukünftige Wege der Klärschlammbehandlung

Neckar-Odenwald-Kreis. Die Zukunft der Klärschlamnibehandlung thematisierten dieser Tage Landtagsabgeordneter Peter Hauk und der Umweltminister des Landes Baden-Württemberg, Ulrich Müller (CDU). Hauk selbst hatte bereits vor über einem Jahr die Landwirte im Neckar-Odenwald-Kreis aufgefordert, mittelfristig auf die Ausbringung von Klärschlamm zu verzichten, Minister Müller bekräftigte diese Forderung. Er empfehle den Kommunen dagegen, mittelfristig auf die thermische Behandlung, sprich Verbrennung von Klärschlamm, zu setzen.

Derzeit, so Peter Hauk, dürften im Neckar-Odenwald-Kreis rund 5000 Tonnen Klärschlamm-Trockenmasse jährlich anfallen. Ein Teil davon werde auf der Deponie "Sansenhecken" gelagert, ein weiterer Teil auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht. Hauk betonte, dass dabei zwar die Grenzwerte eingehalten würden, aber dass es ein Gebot der Vorsicht sei, Böden nicht dauerhaft zu belasten. "Böden haben ein Gedächtnis", so der Landtagsabgeordnete.

Die zunehmende Vielfalt an Gebrauchschemikalien wie etwa Lacken, Löse-, Reinigungs- oder auch Körperpflegemitteln bringen neue Probleme für die Abwasserreinigung mit sich. Auch in ländlichen Gebieten wie im Neckar-Odenwald-Kreis leite praktisch jeder Haushalt somit unbewusst giftige und gefährliche Substanzen in geringen Mengen in den öffentlichen Kanalverkehr ein, die letztlich auch im Klärschlamm landen. Zunehmend werden im Klärschlamm auch Arzneimittel und hormonelle Substanzen nachgewiesen.

"Auch für die Deponierung von Klärschlämmen kommt 2005 das Aus", stellte MdL Peter Hauk mit Verweis auf das Bundesrecht fest. Die Landesregierung setze darauf, dass in den nächsten Jahren Klärschlamm verstärkt verbrannt werde, um dadurch auch Energie zu erzeugen, sagte Minister Ulrich Müller. Die Verbrennungskapazitäten hierfür seien im Land vorhanden, stellte er klar. In Frage kämen Klärschlamm-Monoverbrennungsanlagen, wie auch die Mitverbrennung von Klärschlamm in Steinkohlekraftwerken, Zementwerken, Papierfabriken und Hausmüllverbrennungsanlagen.

Laut Umweltminister Müller habe die Landesregierung die organisatorischen und finanziellen Konsequenzen bei einem Wechsel von der derzeitigen Entsorgungsmethode zur thermischen Entsorgung untersucht. So koste ein Wechsel für Kläranlagenbetreiber, die ihren bereits maschinell entwässerten Schlamm an die Landwirtschaft abgegeben haben, im Mittel vier Cent pro Kubikmeter Abwasser. Kläranlagen, die bisher Nass-schlamm entsorgt haben, müssten mit Mehrkosten von zwölf bis 17 Cent pro Kubikmeter Abwasser rechnen.

Der Minister sicherte dem Neckar-Odenwälder Abgeordneten jedoch auch Landeszuschüsse für notwendige Investitionen einer Umstellung zu. "Die Kapazitäten der thermischen Verwertung von Klärschlamm in Baden-Württemberg sind längst nicht ausgelastet", stellte Umweltminister Müller fest.

Nach MdL Peter Hauk sollten sich die Kläranlagenbetreiber im Neckar-Odenwald-Kreis bereits jetzt um entsprechende thermische Verwertungsmöglichkeiten kümmern und nicht abwarten, bis eine allgemeine Nachfrage einsetze. "Aufgrund der geringen Auslastung sind momentan die Marktpreise für Verbrennungen niedrig. Diese günstige Marktsituation sollte man ausnutzen", so der Landtagsabgeordnete abschließend.

 

Beim Wasser fließt das Wissen zusammen

Hannoversche Allgemeine, den 08.12.2002 

Wenn es um Wasser geht, wissen Ingenieure und Unternehmer in der Region Hannover bestens Bescheid. Jetzt haben sie sich zusammengeschlossen, um gemeinsam auf dem Weltmarkt schlagkräftiger zu werden.

Sie schließen sich zusammen, um auf dem Weltmarkt besser bestehen zu können: Fast 20 Unternehmen aus dem Raum Hannover bündeln ihr Fachwissen in einem Verein, und was sie eint, ist Wasser. Die Region ist ein Ballungsraum für Spezialwissen über das nasse Element. Mehrere Uni-Institute forschen auf international anerkanntem Niveau, zahlreiche Ingenieurbüros haben sich auf Wasserbau spezialisiert, und Fachfirmen für Be- und Entwässerungsanlagen haben sich ebenso hier angesiedelt. Seit einigen Tagen bilden sie das „Kompetenzzentrum Wasser Hannover“.

Ob bei den Planungen zum Neubau des Ägyptischen Museums in Kairo, bei Bewässerungssystemen in Lima, Kläranlagenbau in Belgrad oder Ökoprojekten auf Rügen: Überall mischen Experten aus Hannover mit. Doch die Konkurrenz aus dem Ausland hat sich oft zu Verbünden zusammengeschlossen und kann bei großen Ausschreibungen mehrere Leistungen aus einer Hand anbieten. „Wir versammeln viel Detailkompetenz, die müssen wir aber bündeln und in einer Organisation nach außen tragen“, sagt Gerd Martin, einer der geschäftsführenden Gesellschafter beim Ingenieurbüro bpi Hannover.

Einer ersten Analyse zufolge bieten die mehr als 50 Dienstleister, produzierenden Firmen und Forschungsinstitute, die sich in der Region mit Wasser und Abwasser beschäftigen, mehr als 3500 Arbeitsplätze. Diese Unternehmen wollen sich nun gegenseitig unterstützen und austauschen. Wie beim Hannover-Projekt soll die regionale Bündelung von Fachwissen die Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Das Ziel ist, gegenüber den Konkurrenten auf dem internationalen Markt besser bestehen zu können. Denn es geht um viel Geld. 600 Milliarden Euro werden in diesem Jahrzehnt weltweit in der Wasserwirtschaft investiert, schätzen Experten. Allein in Osteuropa und auf dem Balkan fallen kurzfristig mehrstellige Millionenbeträge für die Sanierung der Kanalnetze an. Meist werden diese Aufträge, die auch mit deutschem Steuergeld gefördert werden, international ausgeschrieben. „Unser Ziel muss es sein, diese Aufträge in die Volkswirtschaft zurückzuholen – am besten natürlich in die Region Hannover“, sagt Knud Gerdes vom Vorstand des neuen Wasser-Vereins, der im Hauptberuf im internationalen Geschäft der PRS Rohrsysteme aus Hemmingen tätig ist.

Hochwasserschutz, umweltverträglicher Umbau von Kanalnetzen, Aufbereitung der immer knapper werdenden Ressource Trinkwasser – in der Wasserwirtschaft warten viele Aufgaben. Vier Institute der Universität Hannover wollen in Kürze dem Zusammenschluss beitreten; die Universität Osnabrück und die Stadtentwässerungen von Sehnde und Hannover stehen ebenfalls auf der Anwärterliste.

Hannovers Umweltdezernent Hans Mönninghoff, von Haus aus Wasserbauingenieur, ist einer der Initiatoren des Projekts. Er hat das Konzept mitentwickelt, nach dem der Verein nur bis zum vierten Jahr öffentliches Fördergeld erhält. „Dann muss die Idee sich selbst tragen, wenn sie am Markt bestehen will“, sagt er. Die frisch gewählte Vorsitzende des Vereins, Uni-Professorin Sabine Kunst, sieht das optimistisch. „Der Verein ist eine prima Sache, weil für alle Beteiligten ein Mehrwert herauskommt.“

 

Plädoyer für totes Holz im Bach 

Heilbronner Stimme, den 08.12.2002 

Nein, es ist keine Faulheit, wenn die Bauhofleute abgestorbenes Holz in Flüsschen und Bächen einfach liegen lassen. Sie tun damit der Natur was Gutes. Darauf wiesen Fachleute bei den Gewässernachbarschaftstagen " Schozach-Zaber-Lein" und "Kocher-Jagst-Sulm" hin.

30 Männer und ein paar Frauen - Bauhofmitarbeiter und Amtsleiter aus Kommunen, die an Schozach, Zaber und Lein und deren Nebengewässern liegen - gucken interessiert in den dahinplätschernden Obergruppenbach. Sie haben einen Morgen voller Theorie in Abstatt hinter sich. Da ist die Exkursion nach Untergruppenbach mit Bauhofmitarbeiter Timo Oechsle eine willkommene Abwechslung. Die Objekte der Begierde sind Äste und Zweige, die im Wasser liegen. "Wichtig ist, dass das Holz nicht abdriftet. Hier ist es sehr gut", lobt Jakobine Biehl. Die Ingenieurin vom Heilbronner Tiefbauamt ist ehrenamtliche Betreuerin bei der Fortbildungsgesellschaft des Wasserwirtschaftsverbandes Baden-Württemberg.

Die Gesellschaft organisiert seit einigen Jahren so genannte Gewässernachbarschaftstage für "Gewässer zweiter Ordnung" - das sind kleinere Flüsse und Bäche. Vor einigen Tagen war der Bereich Kocher-Jagst-Sulm dran, nun das Gebiet Schozach-Zaber-Lein. "Ziel und Zweck ist es, Neuerungen im Wasserrecht bekannt zu machen", sagt Biehl. Außerdem gibt's immer ein Schwerpunktthema. Dieses Mal eben "Totholz in Fließgewässern".

"Außerhalb der Orte sollte man Äste, Zweige und Stämme im Wasser lassen", erklärt die Fachfrau. Groß sei der ökologische Nutzen: "Das Holz ist Lebensgrundlage für viele Tiere. Zum Beispiel Fliegen, Mücken und Biber." Auch verändere das tote Holz im Lauf die Dynamik des Gewässers - "es entsteht also ein natürlicher Verlauf".

Und eben das sei mittlerweile gewünscht. "Klar gibt's noch vielerorts die Einstellung: Der Bach muss ausgeputzt und sauber sein. " Dieses Bewusstsein zu verändern, ist Ziel des Fachtages. " Weniger ist mehr" und "Lassen statt machen": Mit solchen Schlagworten appelliert Biehl an die Teilnehmer. Beim Abstatter Bauhofleiter Roland Walter ist die Botschaft längst angekommen. " Das Problem ist, das an die Bürger ranzubringen, vor allem an die älteren ", sagt Walter.

"Die nennen das Verwahrlosung." Auch den großen Nachteil des Totholzes bringt Jakobine Biehl zur Sprache: "Es kann sich vor Brücken stauen." Besonders bei Hochwasser sei das gefährlich. Deshalb rät sie, das Holz nur abseits der Orte im Wasser zu lassen und so genannte "Totholzfänger", Rechen zum Beispiel, einzubauen.

Wie ist's eigentlich um die Wasserqualität in den kleineren Flüsschen des Landkreises Heilbronn bestellt? "Mittlerweile recht gut." Vorbei die Zeiten, als Abwasser wesentlich unkontrollierter eingeleitet wurde. "Mittlerweile braucht man für jede Einleitung eine wasserrechtliche Genehmigung." Von Anja Kemmler

 

Schriesheim ist wieder Vorreiter im Ländle

Diesmal mit der so genannten "getrennten Abwassergebühr" - Wer viel zubetoniert, muss auch viel bezahlen - Flieger startet im Februar

Rhein-Neckar-Zeitung, den 06.12.2002 

Schriesheim. Das Lob an die Schriesheimer Stadtverwaltung kam diesmal von den Grünen. "Toll, damit ist Schriesheim Vorreiter im Ländle", so bescheinigte Stadtrat Robert Hasenkopf-Konrad am Mittwochabend im Gemeinderat. Das Gremium führte mit großer Mehrheit die so genannte "getrennte Abwassergebühr" ein. Kernpunkt: Wer viel Erdoberfläche versiegelt, muss auch viel Abwassergebühr bezahlen.

Es war wie so oft bei einer guten Idee: Sie hat am Ratstisch viele "Väter". Ausgerechnet die CDU freute sich mit ihrem Fraktionssprecher Siegfried Schlüter: "Das haben wir uns schon lange gewünscht." Robert Hasenkopf erklärte: "Daran haben wir schon immer geglaubt." Und SPD-Stadtrat Rainer Dellbrügge proklamierte: "Eine lange Forderung der SPD." Wie auch immer, jedenfalls fanden durch die Bank alle Stadträte die neue Gebühr "ökologisch sinnvoll und gerecht", wie es wiederum Rainer Dellbrügge formulierte. Dass vier Freie Wähler (Dr. Herbert Kraus, Dr. Wolfgang Metzger, Waltraut Becker und Dieter Knopf) dennoch gegen die Umstellung stimmten, hatte laut Kraus einen anderen Grund: Um gerecht zu ermitteln, auf welchen Grundstücken welche Flächen versiegelt sind, muss die Stadt eine aufwendige Erhebung in Auftrag geben. Ein Flugzeug muss über der Stadt kreisen und alles computergenau erfassen. Das kostet die Stadt 220000 Euro. "Das ist uns zum jetzigen Zeitpunkt und bei unseren ungewissen Finanzen zu viel", erklärte der FWV-Sprecher.

Allen anderen ist es das wert. Wenn die Überfliegung beendet und die Grundstücke erhoben sind, werden die Schriesheimer nicht mehr so viel Abwasser bezahlen wie sie Frischwasser entnommen haben. Allein die versiegelten Flächen sind entscheidend, denn dort sammelt sich das Wasser, wie Schriesheims Kämmerer Volker Arras am Mittwochabend noch einmal veranschaulichte, und fließt in wahren Massen in die Kanalisation. Betroffen dürften vor allem die Supermärkte sein, in denen bislang nur wenig Wasser verbraucht wurde. Die Gebühren waren entsprechend niedrig, obwohl auf den großen Parkplätzen massenweise Regenwasser am Versickern gehindert wurde und die Kanäle belastete. "Endlich gilt das Verursacherprinzip", freute sich CDU-Sprecher Siegfried Schlüter.

Bürgermeister Peter Riehl und sein Kämmerer waren sichtlich stolz auf diese Neuerung - wissen sie doch um die Probleme einer durch Regenwasser überlasteten Kanalisation. Beide haben noch einen anderen Plan. Im Neubaugebiet "Nord", in dem im nächsten Jahr die Bagger rollen sollen, wollen sie zwingend Zisternen vorschreiben, in denen Regenwasser zur weiteren Nutzung gesammelt werden soll. Diesen Zwang, sagen sie, können sie aber juristisch nur durchhalten, wenn es bis dahin die getrennte Abwassergebühr gibt.

Riehl räumte nach der Sitzung im Gespräch mit Bürgern ein, dass die neue Regelung vieler Einzelabsprachen bedarf. Was ist zum Beispiel mit dem Bauernhof, der zwar große Dachflächen hat, das Regenwasser aber schon immer zum Versickern ableitet? Oder mit dem Altstadtbewohner, der zwar den ganzen Hof versiegelt hat, aber sein Regenwasser sammelt und im eigenen Garten verwendet oder sich gar eine Brauchwasser-Anlage gebastelt hat.

Der Rathauschef versicherte, dass die Firma nach der Computererhebung individuelle Gebührenbescheide an die Verwaltung weiterleiten wird. Der Flieger soll im Februar starten, solange die Bäume noch kahl sind. Dann wird die Erhebung umso genauer. Von Roland Kern

 

Abwasser der Klinik auf dem Prüfstand

Der Verbrauch an Desinfektions- und Waschmitteln am Böblinger Kreiskrankenhaus ist enorm

Stuttgarter Zeitung, den 04.12.2002 

Das Abwasser aus dem Kreiskrankenhaus Böblingen enthält keine Stoffe, die das Grundwasser gefährden könnten. Das versichert das Landratsamt nach einer gründlichen Untersuchung der Abwasserströme.

Ist Abwasser aus Krankenhäusern gefährlich? Darüber liegen in Baden-Württemberg bisher kaum gesicherte Erkenntnisse vor. Das Wasserwirtschaftsamt im Landratsamt Böblingen, das zuständig ist für die wasser- und abfallrechtliche Überwachung von Krankenhäusern und Arztpraxen im Kreis, hat die Probe aufs Exempel gemacht: In allen Abteilungen der Böblinger Klinik, die jährlich mehr als 85 000 Kubikmeter Wasser verbraucht, wurde genau überprüft, welche kritischen Stoffe ins Abwasser gelangen könnten.

Im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags hat Kurt Knöller, der Leiter des Wasserwirtschaftsamts, Entwarnung gegeben: "Wir haben nirgendwo gravierende Mängel entdeckt." Die Wasserschutzmaßnahmen des Krankenhauses seien vorbildlich, erklärte der Baudirektor. Nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern auch im eigenen wirtschaftlichen Interesse des Krankenhauses sollte der hohe Qualitätsstandard aber noch weiter optimiert werden, empfiehlt der Amtsleiter Kurt Knöller.

Nicht wenige der im medizinischen Bereich eingesetzten Stoffe wie Arzneimittel, Laborchemikalien sowie der Desinfektions- und Waschmittel gelten als wassergefährdend. Die Größenordnung der verbrauchten Mengen sei beachtlich, wie Baudirektor Knöller im Ausschuss berichtete. So setze das Böblinger Krankenhaus jedes Jahr etwa 18 000 Liter an Desinfektionsmitteln ein. Die Wäscherei, die auch das Herrenberger Krankenhaus betreut, verbraucht etwa 21 Tonnen Waschmittel. Hinzu kommen knapp 9000 Liter Spülmittel und 550 Liter Klarspüler in der Küche. Im Labor fallen nahezu 4000 Liter cyanidhaltiges Abwasser an, das in einer im Krankenhaus installierten Reinigungsanlage entgiftet wird, bevor es zum Klärwerk weitergeleitet wird.

In der Abteilung für Radiologie und Nuklearmedizin in Böblingen ist keine Abwasserbehandlung mehr notwendig. Radioaktives Abwasser fällt nicht an. Und silberhaltiges Abwasser gibt es auch kaum mehr, seitdem auf digitale Bildverarbeitungssysteme umgestellt wurde. Für die halogenhaltigen Röntgenkontrastmittel, die in der Nuklearmedizin verwendet werden, ist allerdings kein Ersatz möglich. Im Rahmen der Überprüfung hat das Wasserwirtschaftsamt dafür gesorgt, dass in der zentralen Desinfektionsanlage keine formaldehydhaltigen Mittel mehr verwendet werden. Auch diese Maßnahme soll zur Verbesserung der Abwasserqualität beitragen.

Im ersten Quartal 2003 wird das Wasserwirtschaftsamt auch die Kreiskrankenhäuser in Leonberg und Herrenberg sowie das Städtische Krankenhaus Sindelfingen abwassertechnisch unter die Lupe nehmen. Diese drei Krankenhäuser profitieren dabei von den in Böblingen gewonnenen Erkenntnissen. Von Joachim Männich

 

Klärschlamm stärker belastet ?

Abwasser kann immer besser gereinigt werden. Das heißt gleichzeitig, dass der Klärschlamm stärker belastet ist. Das könnte die Abwassergebühren in die Höhe treiben.

Südwest-Presse, den 03.12.2002 

STUTTGART Klärschlamm wird heute noch vielfach in der Landwirtschaft als Düngemittel eingesetzt. Das soll sich nach dem Willen des baden-württembergischen Umwelt- und Agrarministeriums ändern; denn je besser Abwasser gereinigt werden kann, desto mehr Schadstoffe - Rückstände von Schwermetallen oder Arzneimitteln etwa - landen im Klärschlamm. Der Schlamm müsse künftig verbrannt werden: "Wir sollten die mühsam dem Abwasser entzogenen Schadstoffe nicht anschließend wieder auf Äckern und beim Landschaftsbau ausbringen", sagten Umweltminister Ulrich Müller und Landwirtschaftsminister Willi Stächele (beide CDU).

Eine vollständige Verbrennung des anfallenden Schlamms koste jährlich rund 16,5 Millionen Euro zusätzlich, schätzen die Ministerien. Das werde sich in den Abwasserkosten spiegeln.

Die meisten Gemeinden im Land könnten ihre entwässerten Schlämme ohne zusätzlichen technischen Aufwand verbrennen lassen, sagten die Minister weiter. In diesen Fällen beliefen sich die Mehrkosten auf rund 65 Euro pro Tonne Klärschlamm. Die Bürger müssten mit 4 Cent pro Kubikmeter Abwasser mehr rechnen.

In kleineren Kläranlagen, die den Schlamm vor der Verbrennung entwässern lassen müssten, fielen Mehrkosten von rund 220 Euro pro Tonne Klärschlamm an. Für die Bürger bedeute das, dass sie pro Kubikmeter Abwasser 17 Cent mehr bezahlen müssen.

Jährlich fallen im Südwesten bei den 1130 kommunalen Kläranlagen rund 310 000 Tonnen Klärschlamm an. Im vergangenen Jahr wurde rund ein Drittel verbrannt, etwa 190 000 Tonnen brachten die Bauern auf Äckern aus, und 20 000 Tonnen wurden deponiert.

 

Infraserv Höchst Abwasseranlage für Insulinproduktion

Frankfurter Rundschau, den 03.12.2002 

Im Industriepark Höchst entsteht für zehn Millionen Euro eine neue Abwasseranlage. Sie dient dazu, dass Abwässer aus der Insulinproduktion zusammen mit anderen entsorgt werden können.

FRANKFURT. Die neue Abwasservorbehandlungsanlage wird im Süden des Industrieparks Höchst gebaut und soll Ende 2003 in Betrieb genommen werden. Wie Infraserv, Betreiberfirma der Chemie- und Pharmafirmen-Heimstatt, weiter mitteilt, investiere sie mehr als zehn Millionen Euro in die Anlage. Die Planung dafür habe sie an das auf Abwasseranlagen spezialisierte, im Industriepark ansässige Unternehmen Siemens Axiva vergeben.

Nach Auskunft von Infraserv wird die neue Anlage das Abwasser aus der Produktion von inhalierbarem Humaninsulin so vorbehandeln, dass es mit dem Abwasser anderer Firmen in die zentrale Abwasserreinigungsanlage fließen könne, ohne den Reinigungsprozess dort zu beeinträchtigen. Im Sommer 2001 nahm Diabel, eine gemeinsame Firma der Pharmariesen Pfizer und Aventis, im Industriepark die weltgrößte Anlage zur Herstellung von inhalierbarem Humaninsulin in Betrieb. Aventis plant eine zweite Anlage in ähnlich großem Stil. Daher, so Infraserv, sei ein neues Abwasserreinigungskonzept erforderlich.

Die geplante Anlage arbeite so: Spezielle Bakterien reinigten das Abwasser unter Sauerstoffausschluss. Der Schmutz im Wasser werde zu Biogas umgesetzt, das zu vier Fünftel aus Methan bestehe. Damit würden Gasmotoren für drei zur Anlage gehörige Blockheizkraftwerke betrieben. Deren Leistung von bis zu 1,5 Megawatt übersteige den Eigenbedarf der Abwasseranlage. Den Überschuss speise man ins Stromnetz. Die Abwärme aus den Gasmotoren schaffe die für die Bakterien nötige Temperatur. Die neue Anlage komme somit ohne Zufuhr von Energie aus. loi

 

Schilf auf die Beete

Märkische Allgemeine, den 01.12.2002

Nasskalt war es am Samstag in dem kleinen Ort an der B 246. Kein Hinderungsgrund für 33 Männer in Nähe des Gewerbegebiets, Tausende von Schilfpflanzen einzusetzen - der letzte Schritt zur Fertigstellung der Pflanzenkläranlage Nunsdorf. "Seit 1992 kämpfen wir darum", erzählt Bürgermeister Gerhard Fredrich. "Es gibt genug Kleinkläranlagen in Brandenburg, warum sollte unser Ort nicht so etwas machen?" Jedoch - ohne Rechtsanwälte ging es nicht. Im August 2002 lag schließlich die Genehmigung zum Bau vor. Eine solche Anlage gilt als naturnahes Verfahren zur dezentralen Abwasserreinigung - besonders günstig für Nunsdorf mit seinen 310 Einwohnern. "Ein bewährtes System", meint der Bürgermeister. Wie funktioniert es? Aus dem Abwasser - in Nunsdorf kommt es nur aus Haushalten, nicht aus dem Gewerbegebiet - werden in zwei Absatzbecken die groben Rückstände ausgefiltert, dann gelangt das Wasser über Pumpenschacht und Drainagerohre in die beiden jetzt mit Schilfpflanzen bestückten 160 Quadratmeter großen Beete. Diese wurden zuvor mit Teichfolie ausgelegt und mit drei Kiesschichten befüllt - in Eigenleistung, eine Firma übernahm die Anlage der Becken. Vier Pflanzen gehören auf ein Quadratmeter. Sie sorgen mit ihrem Wurzelwerk für durchlässigen Boden und helfen, das Wasser zu filtern. Bakterien bauen Inhaltsstoffe ab. Das gereinigte Wasser aus der als wartungsarm und kostengünstig geltenden Anlage soll, so Fredrich, in den Nuthegraben fließen und für die Landwirtschaft genutzt werden. "Das Abwasser machen wir selbst", betont er die Eigenständigkeit von Nunsdorf, leider gilt das auch für die Finanzierung. Die Kosten für die Anlage schätzt Fredrich auf 117 000 Euro, welche die Gemeinde trägt. Fördermittel gab es nicht, die Pflanzen hat die Kommune selber bezahlt. Zunächst, so meint der Bürgermeister, würde aufgrund der Investitionen die Abwasserentsorgung teuerer werden, auf lange Sicht aber günstiger gestalten: "Das Wasser bleibt hier und die Anlage wird sich auf die Dauer amortisieren." Die Pflanzaktion - eigentlich auf zwei Tage angesetzt - war am Samstag schon nach knapp vier Stunden beendet, was nicht am schlechten Wetter lag, sondern am Einsatz der vielen freiwilligen Helfer aus Nunsdorf. "Das ist doch für die Dorfgemeinschaft", sagt einer von ihnen. Frank Gellenthin wohnt seit 1994 in Nunsdorf und fühlt sich gut aufgenommen. "Außerdem macht die Aktion Spaß und für Essen und Trinken ist auch gesorgt." Gut findet er, dass das Wasser im Ort bleibt und vielleicht würden auch die Abwasserpreise sinken. Von Ursula Czerlinski

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